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»Freddy, war dein Stiefbruder Malcolm etwa heute morgen noch bei dir?« frage ich sofort.

»Ja, der war da«, antwortet er ungeduldig. »Aber Pamela, ich habe jetzt wirklich keine Zeit mehr. Das Taxi wartet schon. In einer Stunde geht mein Flugzeug. Bis nächste Woche –«

»Freddy!« rufe ich verzweifelt. »Dein Gepäck! Du mußt sofort nachsehen –«

Aber er hat schon abgehängt. Mein Gott! Was soll ich nur tun? Die Polizei alarmieren? Die würden mich doch nur auslachen!

Ich bin mitten in der City, und Freddy wohnt nur zehn Autominuten vom Flughafen entfernt. Dreimal sause ich noch bei Rot über die Kreuzung und übertrete mit meinem Mini-Morris sämtliche Geschwindigkeitsbeschränkungen.

Aber ich muß es schaffen! Ich muß! Dreihundert Menschen fliegen mit dieser Jumbo-Jet nach New York!

Als ich durch die Halle renne, werden die Passagiere für Flug Nummer B 609 um 11 Uhr 03 nach New York gerade per Lautsprecher aufgerufen. Ich haste durch die Paßkontrolle und höre Beamte hinter mir wütend rufen.

»Freddy!«

Ich erwische ihn, als er mit seinem Bordkoffer gerade zum Ausgang schlendert. Er starrt mich ganz verblüfft an.

»Hat dir Malcolm etwas mitgegeben?« rufe ich atemlos.

Er nickt erstaunt. »Ja, für seine Freundin eine Schachtel Weinbrandpralinen. Die sind drüben verboten, und ich habe sie hier –«

Da zerre ich schon den Reißverschluß der Außentasche seines Bordkoffers auf und ziehe die Schachtel im bunten Geschenkpapier hervor.

»… die Uhr … buntes Papier … nicht mitnehmen«, höre ich die Geisterstimme der Frau aus dem Meer wieder raunen.

Und als ich die Schachtel jetzt ans Ohr halte, höre ich auch ganz deutlich ein dumpfes Ticken!

Polizeibeamte umringen uns inzwischen schon. Ich halte ihnen die Schachtel im bunten Geschenkpapier hin und gebe eine hastige Erklärung.

Zehn Minuten später haben wir die schreckliche Gewißheit. Die ›Pralinenschachtel‹ enthält eine Zeitzünder-Uhr und eine hochexplosive Sprengladung, die die Jumbo-Jet in zwei Stunden mit über dreihundert Menschen an Bord hoch über dem Atlantik zerrissen hätte.

Seither ist mir die Frau aus dem Meer nie mehr erschienen. Vielleicht weil der Mord an ihr jetzt seine Sühne findet. Man hat Freddys Stiefbruder Malcolm verhaftet. Er steht unter Mordanklage, nachdem festgestellt wurde, daß er auf Freddys Leben für den Flug nach New York eine Unfallversicherung in Höhe von zwanzigtausend Pfund abgeschlossen hatte.

Genauso hoch hatte Malcolm seinerzeit die Insassenversicherung abgeschlossen, bevor er die bedauernswerte Myrna am 12. Oktober 1970 mit der versteckten Zeitzünderbombe an Bord seines Motorbootes in ihren sicheren Tod schickte.

Seither macht Freddy keine spöttischen Bemerkungen mehr, wenn von Geistern und Stimmen aus dem Jenseits gesprochen wird. Ich habe auch keine spiritistische Sitzung mehr mitgemacht. Ich habe Angst – vor meinen eigenen übersinnlichen Fähigkeiten.