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„Die Kommunistische Internationale begrüßt den Kampf der KP Polens für das Recht der freien Selbstbestimmung der Bevölkerung Oberschlesiens und des polnischen Korridors bis zur Loslösung von Polen, und für das Recht der Danziger Bevölkerung zum freiwilligen Anschluß an 77

Deutschland. Sie begrüßt den Kampf der KP Frankreichs für das Selbstbestimmungsrecht des Volkes Elsaß-Lothringens bis zur Lostrennung von Frankreich, und für die Befreiung des Saargebiets von imperialistischer Besetzung. Sie begrüßt den Kampf der KP Belgiens für das Selbstbestimmungsrecht des flämischen Volkes sowie der Bevölkerung von Eupen-Malmedy bis zur Lostrennung von Belgien.“ 98

98 Kern, Seite 83

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TEIL 2

DIE JAHRE DER ANSCHLÜSSE

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Die Jahre der Anschlüsse

Die Volksabstimmung an der Saar

Die deutsche Wehrhoheit im Rheinland

Der Anschluß Österreichs

Die Vorgeschichte Die deutsch-österreichische Wiederannäherung

Das Nachkriegsösterreich

Dr. Schuschniggs „Volksabstimmung“

Die Wiedervereinigung

Stresa, Abessinien und die Achse-Rom-Berlin

Amerika im Hintergrund

Der Anschluß der Sudetengebiete und die Unterwerfung der Tschechei Die historischen Wurzeln der Tschechoslowakei

Die Tschechoslowakei als Vielvölkerstaat

Die Sudetendeutschen

Die deutsche Einmischung in die tschechische Sudetenkrise

Die tschechoslowakische Eskalation Englands und Frankreichs Einmischung Chamberlains erster Vermittlungsversuch und Benešs Vorschlag

zur Aussiedlung der Sudetendeutschen

Roosevelts Rettungsversuch

Das Einlenken der Tschechen

Das Treffen in Bad Godesberg vom 22. bis 24. September 1938

Benešs Sowjet-Plan

Die Münchener Konferenz vom 29. bis 30. September 1938

Der Wiener Schiedsspruch vom 2. November 1938

Die Reichskristallnacht am 9. November 1938

Der Irrtum mit der „freien Hand im Osten“

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Der Zerfall der Tschechoslowakei

Die Tschechei wird zum Protektorat

Die Garantie, die es nie gab

Der Anlaß zum Zweiten Weltkrieg

Die Rückgabe Memels

Die offene koloniale Frage

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DIE JAHRE DER ANSCHLÜSSE

Die Siegermächte des Ersten Weltkriegs geben Europa eine neue territoriale Ordnung, die nicht lange hält. Mit der Zerschlagung des Habsburger und des Osma-nischen Vielvölkerstaats und der Verkleinerung des Deutschen Reichs entstehen neue Staaten, die teils aus dem historischen Zusammenhang gerissen, teils selbst mit den Problemen des Vielvölkerstaats belastet und teils mit Großmachtträumen im Gepäck die neue Ordnung sprengen.

Deutschland verliert mit dem Versailler Vertrag eine nicht geringe Zahl von deutsch bewohnten Regionen an den Rändern des alten Deutschen Reichs. Österreich bleibt nur als Rumpf des Habsburger Reichs mit dem deutschsprachigen Kern des früheren Vielvölkerstaats erhalten. Das neue Polen übernimmt die Herrschaft über zwei Millionen Deutsche. Zur neugeschaffenen Tschechoslowakei gehören über dreieinhalb Millionen Deutsch-Böhmen, die sich seit Anfang des Jahrhunderts Sudetendeutsche nennen. Zum Versailler Erbe gehört auch die Räumung einer Reihe deutscher Grenzregionen von deutschem Militär.

Im Nachkriegsdeutschland und in Nachkriegsösterreich versuchen Parlamente und Regierungen seit 1919, die Hoheit im eigenen Lande wiederzugewinnen, das Selbstbestimmungsrecht des Volkes durchzusetzen und die Verteidigungsfähigkeit nach außen wieder aufzubauen. Die Auseinandersetzungen um die von den Siegern hinterlassene Ordnung prägen die 20er Jahre des 20. Jahrhunderts, ohne daß sich wesentliches tut. Die Bemühungen des Deutschen Reichs um die Verteidigungsfähigkeit und die Weigerung der Sieger, ihren in Versailles eingegangenen Verpflichtungen zur Abrüstung der eigenen Armeen nachzukommen, sind einem späteren Kapitel dieses Buches vorbehalten. Doch es sei hier schon erwähnt, daß Briten, Franzosen, Polen, Tschechen, Belgier und Italiener den Versailler Versuch, die Nachkriegsordnung in eine europaweite Abrüstung einzubetten, selber ruinieren, ehe Deutschland 1933 damit anfängt,

„die Fesseln von Versailles“ abzustreifen.

Die Sieger versäumen es in den 20er Jahren, die Versailler Ordnung von sich aus so nachzubessern, daß Deutschland, Österreich und Ungarn damit hätten leben können. Sie überlassen es statt dessen den drei besiegten Ländern, dies selbst zu tun. So werden das Saarland wieder eingegliedert, das Rheinland mit deutschem Militär besetzt und Österreich, die Sudetengebiete und das Memelland an Deutschland angeschlossen. Nichts davon ist ein freiwilliges Geben der Siegerstaaten. Es ist vielmehr der erst sanfte und später harte Druck aus Deutschland, der die Dinge ändert. Doch der Krug geht – wie das Sprichwort sagt – so lang zu Brunnen, bis er bricht. Die Sieger, die nicht von sich aus geben, sondern die nur gezwungenermaßen nachgeben, fühlen mit der Zeit, daß ihnen der Sieg von 1918

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durch die Finger rinnt. Als Deutschland unter Hitler 1939 die Tschechei ihrer Selbständigkeit beraubt und zum Protektorat erklärt, zerbricht der Krug, noch ehe die letzten Schäden von Versailles ganz beseitigt sind. Als Deutschland die Tschechei besetzt, drängt sich den Siegern eine neue Perspektive auf. Sie sehen die Rheinlandbesetzung und die Anschlüsse Österreichs und der Sudetengebiete in der Rückschau als den langen Anlauf Deutschlands erst für eine Vormachtstellung in Europa an und dann sogar für Deutschlands Weltherrschaft1. Die Angst der Sieger davor verhindert 1939 den Anschluß Danzigs und die Lösung der Transitwegefrage durch den Pomerellen-Korridor im Einvernehmen zwischen dem neuen Polen und dem Deutschen Reich. So ist der Blick auf die Jahre von 1935 bis 1939 unumgänglich, wenn man verstehen will, wieso der Streit um Danzig, um den Anschluß einer einzigen deutschen Stadt, so schnell und überhaupt zu einem neuen Weltkrieg führt.

Die Volksabstimmung an der Saar

Der erste Anschluß fällt Hitler sozusagen in den Schoß. Während der Siegerkonferenz in Versailles hat der französische Ministerpräsident Clemenceau wiederholt versichert, daß die Saarländer französischer Abstammung seien und, soweit doch von deutscher Herkunft, Bürger Frankreichs werden wollten2. So jedenfalls notiert das der französische Historiker und Politiker Jacques Benoist-Méchin in einem seiner Bücher. Trotz des festen Willens der Franzosen findet ihre Absicht, auch das Saargebiet zu schlucken, in Versailles keine Mehrheit. Die Russen, die ihnen die Saar im Geheimvertrag von 1917 zugesichert hatten, sind in Versailles nicht mehr dabei. Und US-Präsident Wilson sowie der englische Premier Lloyd George sind nicht damit einverstanden, daß Clemenceau das Saarland samt Be-völkerung und Bodenschätzen annektiert. Als Kompromiß der drei großen Siegermächte wird das Saarland zunächst für 15 Jahre unter die Verwaltung des Völkerbunds gestellt. Dann erst soll nach einer Volksabstimmung entschieden werden, ob es auf Dauer französisch, selbständig oder wieder deutsch wird. Eine fünfköpfige, international besetzte „Saarkommission“ soll das Saarland in diesen 15 Jahren im Auftrag des Völkerbunds regieren. Die Saarkommission steht unter dem Vorsitz eines französischen Präsidenten. Sie entpuppt sich bald als alleinige Vertretung französischer Interessen. Das ändert sich auch nicht, als das kanadi-sche und das deutsche Mitglied der Kommission deshalb aus Protest dies Gremium verlassen. Die Verhältnisse an der Saar verschlimmern sich dadurch nur noch weiter zum Schaden der betroffenen Bevölkerung. Frankreich schaltet und waltet de facto als neuer Herrscher an der Saar. Die Proteste der angestammten 1 Lord Halifax z.B. spricht am 20. März 1939 vor dem Oberhaus von „Deutschlands ehrgeizigen Weltherr-schaftsplänen“