Выбрать главу

Emes sagte:»Es ist mir eine Ehre, Sie an Bord begrüßen zu dürfen, Sir. «Auch in der Stimme lag Wachsamkeit und Schärfe, als hätte er die Worte für diesen Anlaß vorher eingeübt.»Obwohl ich annehme, daß Sie Phalarope besser kennen als ich. «Hinter den gelassenen Augen schien sich ein Schleier herabzusenken, als bedaure er, schon zuviel gesagt zu haben. Er wandte sich halb zu seinen Offizieren, um sie Bolitho vorzustellen, aber sein Blick irrte schon weiter, suchte Fehler oder Mängel, irgend etwas, das seiner Schiffsführung ein schlechtes Zeugnis ausstellen mochte.

Bolitho konnte verstehen, daß ein Kommandant auf seinen neuen Admiral den besten Eindruck machen wollte, hing doch vielleicht sein Wohl und Wehe in der Zukunft davon ab. Aber er erriet, daß bei Emes noch mehr dahintersteckte. Daß er mit 29 Jahren schon Kapitän war und ein eigenes Schiff kommandierte, hätte ihn mit Stolz und mehr Selbstvertrauen erfüllen müssen.

Kurz und sachlich fuhr Emes fort:»Und auch meinen Ersten dürften Sie besser kennen als ich, Sir. «Er machte einen Schritt zur Seite, als wollte er Bolithos Reaktion beobachten.

Bolitho rief:»Adam! Das ist eine Überraschung.»

Leutnant Adam Pascoe wirkte in seiner Freude und Verlegenheit noch jünger als einundzwanzig.»Ich — tut mir leid, Onk… Sir«, stammelte er errötend.»Ich hatte keine Gelegenheit mehr, dich zu benachrichtigen. Meine Ernennung kam völlig überraschend, und ich mußte mit der ersten Post nach Irland aufbrechen.»

Sie musterten einander prüfend, als wären sie Brüder, nicht Onkel und Neffe.

Verlegen fügte Pascoe hinzu:»Sobald ich gehört hatte, auf welchem Schiff ich Dienst tun sollte, konnte ich kaum noch an anderes denken, muß ich gestehen.»

Bolitho schritt weiter und begrüßte den Zweiten und Dritten Offizier, den Master, den Schiffsarzt und den Hauptmann der Seesoldaten. Hinter ihnen standen die Midshipmen und viele Decksoffiziere, umgeben von den dichtgedrängten Reihen neugieriger Matrosen, alle so überrascht über den unerwarteten honen Besuch gleich bei ihrem ersten Einsatz, daß ihnen die private Wiedersehensszene an der Schanzkleidpforte entging.

Bolitho ließ den Blick übers obere Batteriedeck wandern, bemerkte die sauber aufgeschossenen Leinen und das straffe Rigg. Er erinnerte sich an das Gefühl, als er zum erstenmal den Fuß an Bord dieses Schiffes gesetzt hatte.

Schließlich räusperte er sich.»Lassen Sie die Männer wegtreten, Kapitän Emes, und gehen Sie in Luv von Styx auf Position. «Die Überraschung in Emes' Augen entging ihm.»Allday«, fuhr er fort,»schick die Gig zurück. Du selbst bleibst bei mir.»

Die Menge der Umstehenden löste sich in ein systematisches Chaos auf, als die Pfeifen das Signal zum Wegtreten gaben. Innerhalb von fünf Minuten hatte Emes die Untersegel und Bramsegel wieder anbrassen lassen; obwohl einige Seeleute auf die Kommandos noch langsam und sogar ungeschickt reagierten, war doch nicht zu übersehen, daß an Bord offensichtlich hart exerziert worden war, seit die Phalarope ihren Heimathafen verlassen hatte.

«Prächtiges Schiff, Sir«, meinte Browne mit einem Blick auf die hart in die Brassen einfallenden Seeleute.

Bolitho schritt das Luv-Seitendeck hinunter, wobei er weder die neugierigen Blicke der Seeleute rundum bemerkte noch Emes' Schatten hinter ihm.

Aber plötzlich blieb er stehen und deutete auf eine Stelle unterhalb der gegenüberliegenden Laufplanke. Kein Wunder, daß ihm das Schiff verändert schien: Statt der gewohnten Zwölfpfünder standen gedrungene Karronaden an den Stückpforten. Zwar wurden Karronaden oder» Zerschmetterer«, wie sie von den Seeleuten respektvoll genannt wurden, fast auf jedem Kriegsschiff gefahren, gewöhnlich vorn am Bug auf jeder Seite eine. Sie wurden mit bis zu 68 Pfund schweren Kartätschenkugeln geladen, die beim Aufprall zerplatzten und den Feind mit einem mörderischen Eisenhagel überschütteten, beispielsweise bei einem Schuß in das ungeschützte Heck. Aber eine ganze Schiffsbatterie nur aus Karronaden? Niemals! Zwar hatte man vor kurzem auf einer anderen Fregatte, der Rainbow, einen entsprechenden Versuch unternommen, aber es war ein Mißerfolg gewesen und im Nahkampf sogar ausgesprochen gefährlich für die eigenen Leute.

Emes beeilte sich zu erläutern:»Sie waren schon montiert, bevor ich die Aufsicht über die Wiederausrüstung des Schiffes erhielt, Sir. Wie ich hörte, entschloß man sich für Karronaden, als Phalarope für diesen Sektor hier bestimmt wurde. «Er machte eine Geste zum Achterdeck hin.»Aber ich habe immer noch acht Neunpfünder, Sir.»

Bolitho war Emes' defensiver Ton nicht entgangen. Er bemerkte nur:»Admiral Sir George Beauchamp muß gründlicher vorausgeplant haben, als ich vermutete. «Als Emes darauf nicht mit der Wimper zuckte, schloß Bolitho, daß er von ihren Einsatzbefehlen noch nichts wußte.

Ein Midshipman rief: «Styx signalisiert, Sir.»

Emes blaffte:»Komme sofort. «Aber es klang Erleichterung durch.»Wenn Sie mich jetzt entschuldigen, Sir?»

Bolitho nickte und schritt weiter das Seitendeck hinunter, hörte im Geist für immer verstummte Stimmen, sah fast schon vergessene Gesichter wieder vor sich.

Ein sauberes, diszipliniertes Schiff mit einem Kommandanten, der keinerlei Mätzchen duldete. Immer noch konnte er es kaum glauben, daß Pascoe hier Erster war. Als hätte er das alte Schiff von ihm geerbt. Jedenfalls war sein sehnlichster Wunsch damit fast verwirklicht, sagte sich Bolitho. Ihm selbst wäre es in dem Alter nicht anders gegangen.

Allday hinter ihm murmelte:»All diese Karronaden, Sir — wenn sie eine Breitseite abfeuern muß, zerreißt es ihr den Bauch.»

An der Back verhielt Bolitho, eine Hand auf einem abgewetzten Handlauf.»Hier hast du gestanden, Allday, damals bei den Sain-tes.»

Allday sah sich auf dem schrägliegenden Deck um.»Aye, Sir. Ich und ein paar andere. «Aber dann riß er sich aus seiner Melancholie.»Gott, haben uns die Franzosen an dem Tag eingeheizt, das muß der Neid ihnen lassen! Ich sah den Ersten fallen und kurz darauf den Zweiten. Mr. Herrick, jung, wie er damals war, mußte ihren Platz einnehmen, und ich selbst dachte mehr als einmal, mein letztes Stündlein hätte geschlagen. «Er schaute in Bolithos überschattetes Gesicht.»Ich sah auch Ihren Bootsführer sterben, den alten Stockdale. Als er Ihnen den Rücken deckte, vor dem Feuer der französischen Scharfschützen.»

Bolitho nickte schmerzlich. Er hatte nicht einmal bemerkt, daß Stockdale sich für ihn geopfert hatte.

Allday rang sich ein trauriges Grinsen ab.»Damals schwor ich mir, Sir, wenn Sie am nächsten Tag noch lebten, dann wollte ich Stockdales Stelle bei Ihnen einnehmen. Seitdem habe ich das zwar mehr als einmal bedauert, Sir, aber trotzdem…»

Pascoe kam die Leiter vom Batteriedeck heraufgeklettert.»Kapitän Emes hat mich abgestellt, Sir, Sie durchs Schiff zu führen. «Verlegen lächelnd blickte er sich um.»Ich nehme an, sie hat sich ziemlich verändert?»

Bolitho warf einen Blick nach achtern und sah Emes' Gestalt sich dunkel vom blauen Himmel abheben. Wahrscheinlich beobachtete er sie und fragte sich, welche Vertraulichkeiten sie austauschten, an denen er nie teilhaben würde. Bolitho kam sich schäbig vor, aber er mußte einfach fragen.

«Hast du Mrs. Laidlaw gesehen, Adam?»

«Nein, Sir. Ich mußte noch vor ihrer Rückkehr aufbrechen. Aber natürlich habe ich einen Brief für sie hinterlassen.«»Danke.»

Nun war er doch froh, daß er Pascoe von seinem Vater erzählt hatte. Andernfalls.

Als könne er Gedanken lesen, sagte sein Neffe:»Als Vater während der amerikanischen Revolution gegen uns kämpfte, hat er doch auch dieses Schiff hier angegriffen. Ich habe lange darüber nachgedacht und nachzuempfinden versucht, was das für euch beide bedeutet hat.«Ängstlich starrte er Bolitho an, dann sprudelte er hervor:»Egal, ich wollte unbedingt an Bord, Onkel. Notfalls auch als rangniedrigster Offizier.»