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Hakanaki stand am Ufer und starrte dem Boot nach, bis es von der Dunkelheit aufgesaugt wurde. Als er die Hand in die Tasche steckte, raschelte der Zettel zwischen seinen Fingern.

Langsam ging er zu Dr. Yamamaschi zurück, der ungeduldig auf ihn wartete.

«Nun?«fragte er.

«Sofort zu General Simanuschi. «Dr. Hakanaki fuhr sich über die Augen. Sein blasses Gesicht mit den dunklen Schatten unter den Augen war wie eingefallen.»Wenn Sie nicht bei mir wären, Yamamaschi«, sagte er leise,»würde ich glauben, ich träumte noch immer…«:

Wenig später raste der kleine Sportwagen dem Stadtrand von Tokio entgegen.

Der Ruko floß träge durch das Schilf. In den Blumenbooten kicherten die Mädchen. Ein Betrunkener zankte sich mit einem bellenden Hund.

Etwas oberhalb der Boote lag im Dickicht eine alte Hütte. Sie diente früher als Stapelplatz für Stockfische. Jetzt war sie verlassen und verfiel langsam.

In ihrem Innern tickte zu dieser Stunde ein kleines Gerät. Es tickte merkwürdige Zeichen hinaus in den Äther. Ein Mann lag auf dem Bauch vor dem Apparat und bediente die Taste.

Und in der Kolchose bei Ljebjashie nahm man die Zeichen auf und schrieb sie verwandelt auf ein Stück Papier.

«Auftrag erfüllt«, stand darauf.

«An B 93 Achtung: Auftrag erfüllt…«

*

Heinz Behrenz brauchte in dem Hügelgelände von Las Vegas nicht lange zu suchen. Der Plan, den er in Nagoi bekommen hatte und den die japanische Zentrale in New York ausgearbeitet hatte, war hervorragend. Er bezeichnete genau die Stelle, wo in einem Seitental, angelehnt an den Berg, eine schmale Hütte stand, äußerlich aussehend wie ein Schober oder eine Abstellaube für Feldgeräte. In ihrem Innern stand ein schneller, gepanzerter Studebaker, dessen Radioanlage und Antenne gleichzeitig ein Kurzwellensender war, eingerichtet zum Morsen wie zum Sprechfunk. Ein Mikrofon befand sich am Armaturenbrett unter der Uhr, unsichtbar selbst dem kritisch forschenden Auge.

Die Gegend war einsam und nicht begangen. Die Straße nach Watrous führte 500 Meter hinter zwei Hügeln vorbei, die jede Sicht in dieses Tal abdeckten.

Heinz Behrenz schloß die Tür der Hütte auf und betrachtete den Wagen. Ein Gefühl wie Komik überkam ihn. Da steht man mit vierundzwanzig Dollar in der Tasche und hat einen Wagen für einige tausend. Man kann in Amerika herumfahren, so lange das Benzin reicht, — es werden immerhin mit dem Reservetank und den gefüllten Kanistern im Kofferraum gute 1000 Kilometer sein —, und wenn man dann auf der Straße stehenbleibt, weil das Benzin verbraucht ist, kann man ein Feuerchen anlegen und den guten Studebaker in die Luft jagen. Ihn mit dem Kurzwellensender und den eingebauten Panzerplatten zu verkaufen, wäre unmöglich.

Sinnend stand Heinz Behrenz vor dem Wagen. Meine letzte Tat für Japan, dachte er. Ich melde mich ab und werde Landarbeiter irgendwo, wo es Dollars zu verdienen gibt. Ich habe einen Paß auf James Nichols, ich bin Amerikaner, in Durham geboren, neunundzwanzig Jahre alt, von Beruf Bauarbeiter, im Augenblick ohne Arbeit und hungrig wie ein Grisly im Winter. Na ja — es wird sich zeigen, ob der goldene Westen wirklich golden ist.

Er setzte sich hinter das Steuer und fuhr den Wagen langsam hinaus in die Schlucht. Dann schaltete er den Sender auf Sprache um und suchte die Wellenlänge von Nagoi. Als er sie gefunden hatte, klopfte er gegen das Mikrofon und sagte laut:»Hier B 12. Hier B 12. Meldet euch.«

Der Hebel flog herum. Eine Stimme, fern, durch Störungen schwankend und zitternd, geisterte aus dem Lautsprecher.

Heinz Behrenz beugte sich vor und lauschte. Er erkannte Dr. Hakanakis Stimme und mußte lächeln. Hakanaki, dachte er. Jetzt um diese Zeit? Das war ungewöhnlich. Was wird er sagen, wenn ich ihm melde, daß ich Schluß mache mit ihm und der ganzen Schweinerei, die man Atomzeitalter nennt?

«Wir hören«, sagte die Stimme.»Wir hören B 12! Warum bisher so schweigsam? Ist etwas vorgefallen?«Heinz Behrenz legte den Hebel um.

«Nein, Dr. Hakanaki. Ich war in Los Alamos und habe es verlassen. Endgültig verlassen. Ich befinde mich jetzt an Platz 5 des Planes. Und ich werde auch nicht mehr nach Los Alamos zurückkehren. Ich will nicht mehr, hören Sie, Dr. Hakanaki? Ich will nicht mitschuldig sein an der Angst der Menschheit.«

Der Hebel flog herum. Im Apparat knackte es. Dr. Hakanaki antwortete nicht. Dann, als sei eine Störung gewesen, kam wieder die Stimme.

«Auftrag in Los Alamos für Sie erledigt. Neuer Auftrag unter eilt: Suchen Sie Mabel Paerson. Mabel Paerson ist von zwei Russen, Zanewskij und Gregoronow, entführt worden.«

«Was?«schrie Heinz Behrenz. Er vergaß, den Hebel auf Senden herumzulegen.»Mabel Paerson entführt?«Die Tragweite dieser Meldung fiel über ihn wie ein gewaltiger Schlag. Er duckte sich und riß den Hebel herum.

«Auftrag verstanden«, sagte er stockend.»Ich werde Mabel suchen. Was soll mit ihr geschehen?«Hebel rum… die Stimme:

«An Prof. Paerson zurückgeben, sonst nichts. Wenden Sie sich an das Gemüsegeschäft Pierre Verneuille in El Paso. Dort liegen 2000 Dollar für Sie. «Hebel rum.

«Danke, Dr. Hakanaki. «Heinz Behrenz sank mit dem Kopf an die Frontscheibe des Wagens.»Ich werde alles versuchen. Ende.«

Er stellte den Sender ab und starrte auf die Uhr, hinter der sich das Mikrofon befand. Leise tickte sie… der Zeiger kroch über das weiße Zifferblatt.

Mein neues Leben, dachte er. Das ist es! Nicht Arbeiter auf einer Farm für einen Dollar die Stunde, sondern Hetzhund Japans für zweitausend Dollar. Hetzhund nach einem Mädchen, das der Schlüssel zur Weltherrschaft werden soll.

Die blonde Mabel, der er in Los Alamos sehnsüchtig nachschaute.

Es gibt keine Ruhe auf dieser Welt, dachte er. Es wird immer Jäger und Gejagte geben. Immer. Wie sagte doch der Alte in Los Alamos? Alles ist eigentlich nichts. Nur das, was man selbst schafft, ist etwas, und das sollte man festhalten, darum sollte man leben. Und das Etwas ist jetzt die Welt, deren Leben man angreifen will, angreifen durch ein junges, blondes Mädchen…

Heinz Behrenz richtete sich auf. Mit einem Ruck riß er den Zündschlüssel herum. Der schwere Motor heulte auf. Mit einem Satz schoß der Wagen vorwärts, holperte über den Feldweg und bog auf die Straße ab.

Das gewalzte Band unter sich, zitterte er und raste dann nach Süden, der newmexikanischen Wüste entgegen, zur Südgrenze Amerikas, nach El Paso.

Der Motor sang und fraß hungrig die Kilometer in sich hinein. Über der Straße hing flimmernd die heiße Luft.

Wie soll ich Mabel Paerson finden, dachte Heinz Behrenz verwirrt. Wo soll ich sie suchen. Ich weiß doch gar nicht, wo sie ist. Mein Gott, Amerika ist groß. Wie soll ich sie jemals finden?

Sie muß in der Nähe von Los Alamos sein, dachte er. Man kann sie nicht weit transportiert haben, wenn sie als Druckmittel dienen soll. Sie muß irgendwo in den Canons des Colorado stecken. Ich werde von El Paso zurückfahren und systematisch suchen.

Es wurde Abend.

Die Nacht stieg über die Wüste.

Wie ein glühender Pfeil schoß der Wagen nach Süden.

*

In dieser Nacht standen, von wild wuchernden Büschen umgeben, zwei Männer im Südcanon von Gleenwood Springs. Sie hatten die Mäntel eng um sich geschlagen und lehnten gegen eine Felsnase. Der eine von ihnen, ein großer Mann mit dunklem Hut, rauchte eine Zigarette, während der zweite, ein älterer, dicker Mann, nervös von einem Bein auf das andere trat.

Die Nacht war dunkel. Dicke Regenwolken verdeckten den Mond und zogen tief und langsam über die Canons von Colorado. Die Steine und der sandige Boden reflektierten die am Tage aufgespeicherte Sonnenhitze und machten die Luft in der schmalen Schlucht stickig und atembeklemmend.

«Man hat uns falsch bestellt, Dr. Bouth«, sagte der kleine Dicke flüsternd.»Nach meiner Uhr müßten die Russen schon hier sein.«