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Porter sah durch die Nebel, die vor seinen Augen kreisten, den blinkenden roten Punkt näherkommen. Herausfordernd und lockend. Noch zwei Meter! Jimmy, das schaffst du doch! Zwei Sprünge, und dann mit der Faust drauf! Soviel Kraft hast du doch noch. Zeig es ihnen, Jimmy! Ich gebe dir mein Ehrenwort. o Scheiße, Scheiße! Auch Jack Nicholson ist nur ein Scheißkerl. Alle, alle sind es. alle sind wert, jetzt zu krepieren.

Porter kroch über den Boden, schweißüberströmt, mit schrecklich aufgerissenem Mund, mit hervorquellenden Augen. Ab und zu wälzte er sich auf die Seite und stieß mit dem offenen Mund in den Raum.

Luft! Luft! Luft!

Aber da war nichts mehr. doch über ihm rauschte es monoton weiter, und dieses Etwas zog gnadenlos den Sauerstoff aus dem Raum.

«Schweine«, wimmerte Porter.»Ihr Schweine.«

Der rote Knopf. Der rote Knopf!

Er streckte den Arm aus, spreizte die Finger wie einen Fächer, starrte auf den lockenden roten Punkt. Es fehlte knapp ein halber Meter.

Noch einmal bäumte sich Porter auf, aber er gewann keinen Zentimeter mehr. Er kam nur ein wenig vom Boden hoch, fiel dann aber in sich zusammen und schlug mit der Stirn gegen die Stahlplatten.

Das letzte, was er wahrnahm, war das satanische Rauschen der Filteranlage. Es klang wie das Dröhnen einer Riesenorgel.

Im Filterraum schaltete Leutnant Surakki den Lautsprecher aus. Chief McLaren sah Nicholson an. Er schluckte krampfhaft.

«Ich glaube, Sir, wir haben ihn soweit! Das war eindeutig ein Fall.

Er ist außer Gefecht. Soll ich Frischluft geben?«

«Ganz schwach, Victor. Rot ausschalten! Los, zum Torpedoraum.«

McLaren drehte das Absaugventil zu und die Frischluft um zwei Radumdrehungen auf. Dann rannte er den andern nach zum Bug des Bootes und hinunter zu T I.

Hynes und Fairbanks drehten gerade das Schott auf, als McLaren sie erreichte. Nicholson stand sprungbereit an der Seite. Wenn das Schott aufschwang, wollte er mit einem Satz in den Raum.

«Sir, bedenken Sie bitte, daß kaum Luft drin ist!«sagte McLaren.

«Um Porter zu holen, reicht sie!«

Nicholson ließ sich nicht abhalten. Er ging in den Torpedoraum. Die Luftleere stemmte sich ihm entgegen, als wäre sie eine Mauer. Er sah Porter einen halben Meter vor dem Abschußhebel liegen, beide Arme nach dem roten Knopf ausgestreckt, mit gespreizten Fingern. Aus Mund und Nase war Blut gekommen. Die Augen waren gläsern und starr.

Nicholson stieg zurück in den Flur und atmete tief durch. Surakki, Hynes, Fairbanks und zuletzt McLaren blickten kurz in den Raum und wischten sich dann übers Gesicht, jeder mit der gleichen Handbewegung, als gehöre das zum Reglement.

«Das war knapp!«sagte Nicholson keuchend.»Keinen halben Meter entfernt. Jungs — haben wir ein Schwein gehabt. «Er schloß die Augen, preßte das Gesicht gegen die Wand und wunderte sich, daß er nicht einfach zusammenklappte.

Auch ein Commander darf Nerven haben.

Für Porter kam die Hilfe zu spät. McLaren, der in den Torpedoraum stieg, drehte ihn auf den Rücken und kam dann zurück.»Irgendwelche Adern im Kopf sind ihm geplatzt«, sagte er.»Ich wollte ihn nicht töten, Sir, nur betäuben.«

«Ich weiß. «Nicholson wandte sich zum Gehen.»Ich weiß, Victor. «Er blieb stehen und sah sich um.»Surakki!«

«Sir?«

«Für alle heute ein dickes Steak. Sagen Sie der Küche Bescheid. Mich lassen Sie in Ruhe… ich möchte heute nichts mehr hören und se-hen!«

Die Offiziere grüßten. Nicholson starrte sie an, als sehe er sie zum erstenmal. Hinter ihnen war die Schottür, im trüben Licht lag Porter auf dem Boden. So einfach ist es, eine Weltkatastrophe auszulösen, oder… zu verhindern.

Nicholson schüttelte den Kopf. Er drehte sich um und ging mit schweren Schritten hinaus.

In der Nacht fummelte Leutnant Hynes so lange an Nicholson herum, bis dieser aus bleiernem Schlaf erwachte. Hynes' Gesicht strahlte, als habe er die schönste Frau der Welt ins Bett bekommen.

«Das müssen Sie sich anhören, Sir!«sagte Hynes. Es klang geradezu begeistert.»Das ganze Boot steht kopf, aber auf Strümpfen und lautlos! Es ist kaum zu fassen! Die Russen tauchen und ziehen ab! Wir haben das Fluten ihrer Tanks ganz klar im Gerät. Sie lassen ihre Maschinen donnern. Es ist eine wahre Pracht! Sie haben es geschafft, Sir! Gratuliere!«

«Ich habe Glück gehabt, Hynes, das war alles!«Nicholson schwang sich aus dem Bett, zog die dicken Wollsocken wieder über und setzte seine Mütze auf. Daß er nur ein Unterhemd und eine Hose anhatte, tat der Disziplin keinen Abbruch.

Im Sonarraum empfingen ihn lachende Gesichter. Die Männer preßten die Hände zusammen und schüttelten sie stumm. Gratulation, Commander.

«Laßt den Quatsch, Jungs«, sagte Nicholson gerührt.»Es hätte auch anders kommen können. Was macht der Russe?«

«Er ist getaucht, Sir, und er fährt jetzt ziemlich schnell ab. «Der Obermaat an der Abhörzentrale beobachtete den Computer, der die Töne sofort in Maße umrechnete. Ein technisches Wunderwerk.»Sie haben volle Fahrt voraus, Sir. Scheint so, als habe man sie weggerufen. Sie fahren auf neunzig Fuß Tiefe. Entfernung von uns jetzt schon vierhundert Meter. Sie nehmen keinerlei Rücksicht und machen einen Heidenkrach! Sie scheinen wirklich zu glauben, daß nur sie allein hier sind.«

Nicholson lachte. Ich könnte brüllen vor Freude, dachte er. Es ist ein unglaubliches Gefühl, mit vierzig Jahren das Leben geschenkt zu bekommen.

«Wir warten bis zum Morgen!«sagte er gelassen.»Surakki, lassen Sie das Boot um neun Uhr klar zur Fahrt machen. Wenn der Russe bis dahin weit genug abgelaufen ist, tauchen wir auf.«

«Aye, aye, Sir!«Surakkis Gesicht war wie eine Sonne.»Sir, ich soll Ihnen von der Mannschaft bestellen, daß sie mit Ihnen auch durch die Hölle geht!«

«Das habe ich nicht anders erwartet, Surakki! Sagen Sie der Mannschaft, über Selbstverständlichkeiten spricht man nicht!«

Er nickte und verließ den Sonarraum. Surakki, Hynes und die anderen Männer strahlten.

«Jetzt ist er wieder der Eisenfresser!«sagte Hynes glücklich.»Ich sage euch, der Trip unter den Nordpol wird ein Vergnügen sein!«

Um neun Uhr früh meldete die Abhörzentrale, daß der Russe nicht mehr zu orten sei. Auch das Sonar lief leer… das Meer war frei.

«Klar zum Auftauchen!«befahl Nicholson. Von den Abteilungen kam das Echo zurück, jetzt so laut und klar wie sonst.

«Klar zum Auftauchen, Sir!«

Durch das Boot lief ein Zittern, als die Maschinen wieder liefen. Vom Atommaschinenraum meldete sich Chief Collins.»Das klingt für mich wie eine Oper!«sagte er enthusiastisch.»Commander, so ein stiller Sarg ist schrecklich. Ich kann mich nicht daran gewöhnen! Wenigstens nicht zu Lebzeiten.«

«Dann werden wir das unter dem Nordpol üben, Frank!«Nicholson lachte, alle im Boot hörten es durch die Rundsprechanlage mit.»Und jetzt laßt uns den Himmel sehen!«

Unter einer hohen Schaumkrone tauchte die POSEIDON I auf. Das Meer war still und kaum bewegt, und so stieß der Turm an das Tageslicht, als gebäre das Meer eine neue Insel. Nicholson wartete im Turm, bis er durch die dicken Bullaugen den Tag sah, schraubte den Einstieg auf und kletterte auf die Brücke.

Die eiskalte Luft war das köstlichste, was er je eingeatmet hatte. Er breitete die Arme aus und sog sie ein, dann blickte er hinüber zur Küste und hob das Fernglas an die Augen. Hinter ihm kletterten Surakki und Hynes ans Licht, nachdem sie ihr >Erlaubnis zum Betreten der Brücke< gerufen hatten.

«Kommt rauf, Jungs!«sagte Nicholson.»Von heute ab werde ich jeden Krümel Erde lieben!«Er tastete die Küste ab, aber er sah keinerlei Bewegung. Auch Surakki, der sofort zum Land blickte, sah nichts.

«Völlige Ruhe!«sagte Surakki.»Wenn sie noch da wären, würden sie sich jetzt bemerkbar machen. Sie könnten uns sehen.«

«Vielleicht sind sie wegen der Russen weiter hinein ins Land gezogen. Funkraum, bitte Verbindung zum Landkommando herstellen!«