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Grigor sagte nichts. Er verzog auch keine Miene. Er hörte einfach nur zu.

»Ich will, dass Humphries Space Systems die volle und ausschließliche Kontrolle über die Lieferungen an die Felsenratten übernimmt.«

Grigor stand reglos da; sein Blick war ausdruckslos.

»Die ausschließliche Kontrolle«, wiederholte Humphries. »Haben Sie das verstanden?«

Grigors Kopf senkte sich in der Ahnung eines Nickens.

»Was ist Ihrer Ansicht nach zu tun?«, fragte Humphries.

»Um die ausschließliche Kontrolle zu erlangen«, sagte Grigor in einer kehligen, gutturalen Stimme, die irgendwie angestrengt und schmerzerfüllt klang, »müssen Sie ihre Konkurrenten eliminieren.«

»Ja, aber wie?«

»Es gibt viele Möglichkeiten. Eine davon ist die Anwendung von Gewalt. Ich vermute, aus diesem Grund haben Sie mich auch nach meiner Meinung gefragt.«

Humphries hob die Hand und sagte scharf: »Ich habe nichts gegen Gewalt, aber dieser Fall muss mit größter Diskretion behandelt werden. Es darf nicht der geringste Verdacht aufkommen, dass Humphries Space Systems etwas damit zu tun hat.«

Grigor nahm sich eine kurze Bedenkzeit. »Dann müssen die Maßnahmen gegen einzelne Prospektoren gerichtet werden anstatt gegen Helvetia selbst. Wenn die Kunden eliminiert werden, wird die Firma eingehen.«

Humphries nickte. »Ja«, sagte er. »Exakt.«

»Das wird aber einige Zeit dauern.«

»Wie lang?«

»Ein paar Monate«, sagte Grigor. »Vielleicht auch ein Jahr.«

»Ich will, dass das schneller erledigt wird. Ich habe kein Jahr Zeit.«

Grigor schloss für einen Moment die Augen und sagte: »Dann müssen wir uns darauf einstellen, dass die Gewalt eskaliert. Zuerst die einzelnen Prospektoren, dann das Personal und die Einrichtungen auf Ceres selbst.«

»Einrichtungen?«

»Ihr Konkurrent baut dort doch ein Orbital-Habitat, oder?«

Humphries musste ein zufriedenes Grinsen unterdrücken. Grigor hat die Lage bereits studiert, sagte er sich. Gut.

Weil von seinem Arbeitgeber keine Antwort kam, fuhr Grigor fort: »Eine Unterbrechung des Habitatprojekts wird den Mann diskreditieren, der es gestartet hat. Auf jeden Fall wird es beweisen, dass er nicht einmal seine eigenen Leute zu schützen vermag.«

»Es muss unbedingt wie ein Unfall aussehen«, verlangte Humphries. »Ich darf auf keinen Fall damit in Verbindung gebracht werden.«

»Keine Sorge«, sagte Igor.

»Ich mache mir nie Sorgen«, sagte Humphries unwirsch. »Dazu besteht kein Grund.«

Zuckerbrot und Peitsche, sagte Humphries sich, als Grigor das Büro lautlos wie ein Gespenst verließ. Diane wird das Zuckerbrot reichen. Grigors Leute werden die Peitsche schwingen.

Die Lady of the Lake

Einen Monat später

»Oh Randy«, stöhnte Cindy, »du bist so groß.«

»Und hart«, ergänzte Mindy.

Randall McPherson lag auf dem Kissenstapel, während die nackten Zwillinge seine Haut streichelten. Manche Männer mochten Sex in der Schwerelosigkeit, doch Randy hatte die Rotation seines Schiffs für das Schäferstündchen mit den Zwillingen fast auf ein volles irdisches Ge beschleunigt. Sein Partner, Dan Fogerty, beschwerte sich zwar über die Treibstoffkosten für die Beschleunigung des Schiffes, doch Randy hatte sein Genörgel einfach ignoriert. Fogerty war den Bergleuten auch als Fatso Fogerty bekannt, denn er hatte sich in der Schwerelosigkeit derart gehen lassen, dass er aufgegangen war wie Hefeteig. McPherson verbrachte viele Stunden seiner Freizeit in der Trainings-Zentrifuge des Schiffs oder beschleunigte gleich die Drehbewegung des ganzen Schiffs, um in Form zu bleiben. Fogerty konnte sich in McPhersons Augen glücklich schätzen, dass er einen so umsichtigen Partner wie ihn hatte.

Die Zwillinge befanden sich eigentlich auf Ceres, doch das Virtuelle Realitätssystem funktionierte ziemlich gut. Es trat nur eine unmerkliche Verzögerung auf zwischen einer ›Anfrage‹ von Randy und einer Reaktion in Form eines Lächelns oder einer aufreizenden ›Handreichung‹ von Cindy und Mindy.

Deshalb war Randy mehr als nur ein wenig verstimmt, als Fogertys Stimme in seine Dreiwege-Phantasie schnitt.

»Ein verdammtes Schiff nähert sich uns!«

»Was?«, sagte McPherson unwirsch und setzte sich so abrupt auf, dass die VR-Abbildungen der Zwillinge sich noch immer auf den Kissen räkelten, obwohl er gar nicht mehr zwischen ihnen lag.

»Ein Schiff«, wiederholte Fatso. »Sie wollen an uns andocken.«

McPherson murmelte eine Reihe von Herzen kommender Flüche, derweil die Zwillinge reglos und mit leerem Blick dalagen.

»’Tschuldigung, Ladies«, sagte er und stieg aus dem Bett. Er war halb verlegen, halb wütend. Er nahm die VR-Brille ab und sah wieder die wirkliche Welt: eine triste kleine Kabine in einem Seelenverkäufer von Schiff, das nach dem vierzehnmonatigen Flug durch den Gürtel dringend eine Generalüberholung benötigte.

McPherson schälte sich unbeholfen aus dem VR-Sensoranzug und zog seinen Overall an. Dann ging er zur Brücke hinauf und brüllte: »Fatso, wenn das wieder einer von deinen gottverdammten Scherzen ist, gibt’s was hinter die Ohren, dass du die Englein singen hörst!«

Er schlüpfte durch die Luke in die beengte, brühwarme Brücke. Fogerty quoll förmlich aus dem Pilotensitz; die eine Hand umklammerte eine halbe Fleischpastete, und der Rest war über sein Kinn und die Vorderseite des Overalls verteilt. Er war kugelrund und dehnte das ausgebleichte orangefarbene Gewebe des Overalls derart, dass McPherson an einen überreifen Kürbis erinnert wurde. Und er roch auch so; und beim würzigen Aroma der Fleischpastete drehte McPherson sich schier der Magen um. Ich rieche sicher auch nicht viel besser, sagte McPherson sich und versuchte sich zu beherrschen.

Fogerty drehte sich halb auf dem knarrenden Stuhl um und deutete mit einem dicken Finger aufgeregt auf den Hauptbildschirm. McPherson sah den zwei Kilometer langen dunklen, ungleichmäßigen Felsbrocken, den sie soeben mit Beschlag belegt hatten — und ein silbriges Raumschiff, das zu elegant und neu aussah, um das Schiff eines Prospektors zu sein.

»Ein Bergbauteam?«, fragte Fogerty.

»Jetzt schon?«, fragte McPherson schroff. »Wir haben doch gerade erst unseren Anspruch angemeldet, aber noch keine Bergleute kontaktiert.«

»Nun, hier sind auf jeden Fall welche«, sagte Fogerty.

»Das ist aber kein Bergbauschiff.«

Fogerty zuckte die Achseln. »Soll ich ihnen die Erlaubnis erteilen, an Bord zu kommen?«

McPherson musste sich an der Körperfülle seines Partners vorbeiquetschen, um auf den rechten Sitz zu gelangen. »Wer, zum Teufel, ist das? Und was machen sie ausgerechnet hier? Sie könnten doch den ganzen Gürtel abgrasen; wieso wollen sie gerade uns den Fund streitig machen?«

Fogerty grinste seinen Partner an. »Dann fragen wir sie doch einfach.«

Unwillig aktivierte McPherson den Kommunikationskanal. »Hier ist die Lady of the Lake. Bitte identifizieren Sie sich.«

Zunächst erschienen bunte Schlieren auf dem Bildschirm, und dann nahm das dunkle Gesicht eines Manns Gestalt an. Mit seinen hohen Wangenknochen und den tief liegenden Augen mutete er McPherson irgendwie orientalisch an.

»Hier ist die Shanidar. Wir haben eine Kiste mit Video-CDs, die wir so oft gesehen haben, dass wir die Dialoge schon auswendig können. Habt ihr welche zum Tauschen?«

»Welche Videos habt ihr?«, fragte Fogerty neugierig. »Wie alt sind sie denn?«

»Die meisten sind Privatvideos. Muy piquante, wenn du weißt, was ich meine. So etwas bekommt ihr nicht über die normalen Kanäle. Sie waren topaktuell, als wir Selene vor einem halben Jahr verlassen haben.«

Bevor McPherson noch etwas zu erwidern vermochte, sagte Fogerty mit einem Doppelkinn-Grübchen-Lächeln: »Wir können eins zu eins tauschen, aber unsere sind älter.«