Выбрать главу

»Ich spreche nicht von Haß«, sagte Louise. »Ich spreche von Ehre. Unsere Männer können nicht für einen Rife arbeiten, für welchen auch immer. Es sind Brutus' Söhne und Cassius' En­kel, und sie haben unsere Leute umgebracht, zwei Generationen hintereinander.«

»Ich weiß.« Julias Stimme wurde matt. »Aber wo kriegen wir das viele Geld her?«

Louise fröstelte. »Laß uns wieder einsteigen.«

Sie stiegen ins Auto und legten die Decke über die Beine. Louise schlug die Arme um sich, um warm zu werden.

»Bis jetzt sind alle Ideen von mir gekommen«, sagte Julia. »Wird Zeit, daß du mal eine hast.«

»Bekleidungsgeschäft.«

»Nicht schlecht. Wir haben einen ausgezeichneten Ge­schmack.«

Louise machte einen Rückzieher. »Bloß, wir haben kein Geld für Kleider, um den Betrieb aufzunehmen.« »Wohl wahr.« Eine schreiende Eule schreckte Julia auf. »Laß uns hier verschwinden.«

Sie fuhren durch die samtig schwarze Nacht.

»Mit vollem Bauch kann ich besser denken«, knurrte Julia.

»Wohin willst du?«

»Das Dolley Madison ist zu weit weg.« Julia liebte das kleine Restaurant an einem Bach auf der Pennsylvania-Seite. »Das Blue Hen ist gut, aber ein bißchen teuer.«

»Laß uns zu Cadwalder gehen.«

»Hmm, wir sollten lieber eine Weile verstreichen lassen, be­vor wir uns da wieder reinwagen.«

»Ich fahr mal vorbei.« Entschlossen fuhr Louise langsam den Emmitsburg Pike entlang, der auf den Runnymede Square mündete. Auf dem Platz angekommen, sauste sie, bloß um Ein­druck zu machen, um die Nordseite herum und kam direkt vor dem Drugstore zum Stehen.

»Chessy.« Juts bemerkte Chesters Wagen, der vor dem Ein­gang parkte.

»Und ich geh mit dir jede Wette ein, daß Paul bei ihm ist.«

»Verdammt. Ich habe wirklich Hunger, aber keine Lust, ihn zu sehen.«

Louise fuhr weiter, für den Fall, daß Pearlie aus dem großen Fenster sah. Sie steuerte die Bäckerei an. »Doughnuts sind bes­ser als gar nichts.«

»Stimmt«, pflichtete Julia ihr bei.

Millard Yost machte ein langes Gesicht, als die Schwestern Hunsenmeir sich durch die Tür schoben. Er rang sich ein »Hal­lo, Mädels« ab.

»Hallo, Millard«, erwiderten sie.

»Na, will mal hoffen, daß ihr euch heute vertragt.« Er lachte nervös und trommelte mit den Fingern auf die teuren Glas­schaukästen.

Louise lachte. »Wir halten zusammen wie Pech und Schwe­fel.«

»Und haben Hunger. Wir nehmen ein Dutzend glasierte Doughnuts, sechs Cake-Doughnuts und sechs mit Schokogla­sur.« »In Ordnung.« Unverzüglich machte er sich daran, den Auf­trag auszuführen.

»Und zwei Kaffee.«

»Schatz.«, rief er.

Lillian, seine Frau, kam von hinten herein. Die Yosts wohnten hinter dem Laden. »Was gibt's?«

»Kannst du den Mädels zwei Kaffee geben, während ich das hier erledige?«

»Hey, Millard, willst du uns etwa loswerden?«, witzelte Julia.

»Aber nein«, log er.

»Im Ernst, was bei Cadwalder passiert ist, war, hm.«, Juts sah Louise an und beschloß, es nicht näher auszuführen, ». bedauerlich.«

»Hier.« Er reichte die Doughnuts in einer glänzenden weißen Papiertüte herüber, während Lillian ihnen Kaffee in Porzellan­bechern gab.

»Wir können eure Becher aber nicht mitnehmen.«

»Ach was, behaltet sie einfach.« Millard gab ihnen das Wech­selgeld heraus.

»Können wir nicht hier essen?«, fragte Louise.

Lillian zeigte auf die Uhr. »Ladenschluß.«

»So, Mädels, ihr geht jetzt und behaltet die Becher.« Millard schob sie zur Tür heraus und schloß ab, als Julia gerade den hinteren Fuß aufs Pflaster setzte.

Sie stiegen wieder ins Auto. »Himmel, Schwesterherz, glaubst du, von jetzt an sind sie alle so?«

Louise schnappte sich einen Schokoladendoughnut. »Sie wer­den es irgendwann vergessen.«

»Vielleicht gehen wir lieber nicht mehr zusammen wohin.«

»Ich finde trotzdem, daß es so schlimm gar nicht war. Wenn bloß der gräßliche Popeye Huffstetler nicht gewesen wäre.«

»Hm, auch wenn er das Bild nicht in die Zeitung gesetzt hätte, es hätte sich wohl herumgesprochen.« Juts seufzte.

»In derTrumpet war nur eine schmale Spalte. Wir gehen von jetzt an in Pennsylvania einkaufen.«

»Sie wollen nicht zugeben, daß derClarion sich den Knüller geschnappt hat.« Der glasierte Doughnut zerging ihr auf der Zunge. »Wheezer, wir können die Becher nicht behalten.«

Louise betrachtete die schweren weißen Becher mit dem schmalen dunkelgrünen Streifen am oberen Rand.

»Ist dein Doughnut schlecht?« Sie merkte, daß Juts sich nicht gut fühlte.

»Nein. Die besten Doughnuts in Maryland. Es ist bloß, ich wünschte, Chessy würde nicht so hart arbeiten, und jetzt muß er auch noch abends ran. Bloß weil.. .du weißt schon.«

»Ja. Du hättest dich nicht über mein Alter lustig machen sol­len, und du hast mir meinen Hut geklaut.«

Juts trällerte: »Wenn du ihn wiederhaben willst, steig aufs Dach, und ich stoß die Leiter weg. Mal sehen, wie lange du da oben hockst.«

Louise wollte schon wieder wütend werden, fing sich aber gleich. Sie fing außerdem einen Blick ihres Mannes im Rück­spiegel auf. Mit finsterer Miene kam er direkt auf sie zu, Chessy im Schlepptau. »Oh-ha.« Sie reichte ihrer Schwester ihren halb­vollen Becher und ließ den Motor an, doch Pearlie, ein drahti­ger, flinker Bursche, packte den Türgriff, bevor sie losfahren konnte.

»Ich sollte dir das Fell gerben«, sagte er. Die Yosts taten in ihrem Laden unterdessen, als würden sie Geld zählen.

»Du bist so süß, wenn du wütend bist.«

Er öffnete die Tür, langte ins Auto und stellte die Zündung ab. »Wenn du mir auch noch die Kupplung ruiniert hast, Louise, schließ ich dich im Haus ein, bis du gelernt hast, dich zu be­nehmen.«

Juts sagte nichts. Chessy stand draußen neben ihrer Tür, die Arme vor seiner breiten Brust verschränkt. Sie lächelte ver­schämt, öffnete die Tür und reichte ihm einen Doughnut. Ob­wohl er eben einen Hamburger mit allen Schikanen verzehrt hatte, konnte er noch mehr essen.

»Mürbeteig. Deine Lieblingssorte.«

»Wo seid ihr gewesen?«

»Nirgends.« Juts aß mit Unschuldsmiene noch einen glasier­ten Doughnut.

»Louise, geh endlich vom Steuer weg«, sagte Pearlie.

»Ich muß meine Schwester nach Hause fahren.« »Nein, mußt du nicht. Chessys Wagen steht gleich da drü­ben.«

Louise rutschte neben ihre Schwester. Ihre Nähe tat ihr wohl. Juts stieg nicht aus, obwohl Pearlie sich hinters Steuer plump­sen ließ.

»Komm jetzt, Juts«, forderte Chessy sie behutsam auf.

»Moment noch. Wir fühlen uns hundeelend.« Juts ließ den Kopf hängen. Sie fühlte sich elend, aber so elend nun auch wie­der nicht. Louise stieß sie mit dem Ellenbogen an. Juts hob ruckartig den Kopf. »Wir wollen nicht, daß ihr abends arbeitet. Es ist nicht bloß wegen Rifes Rüstungsfabrik. Ihr arbeitet beide so schwer, wir kriegen euch ja kaum noch zu sehen.«

Chessy lehnte sich an die offene Beifahrertür. »Tja, Schatz, wenn ihr Mädels zusammen seid, könnt ihr euch nun mal nicht benehmen. Jemand muß die Rechnungen bezahlen.«

»Es war dumm von uns. Bloß wegen einem dämlichen Hut.« Louises Zerknirschung klang echt.

»Wir werden ihn uns teilen«, bot Juts an, wünschte jedoch umgehend, sie hätte ihren großen Mund gehalten; denn Louise strahlte.

»Damit ist Cadwalder noch nicht bezahlt.« Pearlie hatte sich seinem Schicksal ergeben: abends arbeiten und mit einer über­spannten Frau leben - doch schließlich sagte man ja, daß alle Frauen überspannt seien.

»Ich verkauf den Hut an Bear's zurück«, bot Louise halbher­zig an.

»Wir haben uns entschieden«, verkündete Juts in erstaunlich Achtung gebietendem Tonfall. »Wir sind die Missetäterinnen, und wir sind es, die die Schuld abzutragen haben. Wir gründen ein Geschäft.«