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Sie kam mit gerösteten Erdnüssen und noch zwei Cola zu Louise zurück. Louise stieg aus. Frierend kauerten sie sich unter das Vordach, aßen und tranken.

»Verdammt, das wird ja ekelhaft«, klagte Juts. »Findest du nicht auch, daß der Frühling Hoffnungen weckt und wumms, liegt man wieder am Boden? Ähnlich wie meine Orioles. Ich kauf mir dieses Jahr eine richtige Baseballkappe.«

»Quatschen macht dick und Schlägerschwingen schlank. Das hat Aimes immer gesagt.«

Juts wischte sich die Hände ab, und das Salz fiel herunter wie kleine Funken. »Ich kann den Spätsommer nicht erwarten, wenn ich geröstete Erdnüsse kriege. Was gibt es Besseres?«

»Mommas Brathuhn.«

»Hmm.« Juts hüpfte ins Auto. »Komisch, woran man sich er­innert. Das hat Aimes tatsächlich gesagt, nicht? Ich erinnere mich, daß er gesagt hat:>Was man nicht in der Hand hat, kann man nicht halten.<«

Sie fuhren nach Runnymede zurück. Juts war ungewöhnlich still.

»Bist du besorgt?«

»Weswegen?«

Louise antwortete: »Weil wir ein Geschäft gründen. Es gibt viel zu tun.«

»Nein.«

»Sieht dir nicht ähnlich, so still zu sein. Du bist dieser Tage wie eine Glühlampe, Julia, gehst ständig an und aus.«

»Ich lasse meine Gedanken schweifen.« Sie verlagerte das Gewicht. »Ich weiß nicht. Ich hab ein komisches Gefühl.«

»Daß jemand stirbt?« Louise malte sich gern Katastrophen in üppigen Ausmaßen aus.

»Nein.«

»Hast du Schwarzdrosseln an dein Fenster picken sehen?«

»Für eine Katholikin bist du ganz schön abergläubisch.«

»Bin ich nicht, aber alle Welt weiß, wenn eine Schwarzdrossel an dein Fenster pickt, stirbt jemand, und zwar bald.«

»Nein, ich glaube nicht, daß jemand sterben wird. Nein.« »Ist deine Periode ausgeblieben?« Louise hob hoffnungsvoll die Stimme.

»Nein. Und hör auf, mich zu löchern.«

»Ich löchere dich nicht.« Louise atmete ein, und ihre Stimme senkte sich zur Tonlage für wichtige Mitteilungen. »Aber ich weiß, daß keine Frau richtig vollkommen und glücklich ist, solange sie keine Kinder hat.«

»Mary und Maizie reißen dich regelmäßig zu Freudensprün­gen hin.«

Louise tat diese sarkastische Bemerkung naserümpfend ab. »Pubertät. Sie werden erwachsen. Sind wir auch geworden.«

»Das möchte ich bezweifeln. Manchmal denke ich, man wird gar nicht erwachsen, man wird bloß alt.«

»Frauen werden erwachsen, es bleibt uns nichts anderes üb­rig.« Sie verlangsamte das Tempo, als sie sich Julias kleinem Haus mit den ordentlich gestutzten Hecken näherte. »Vielleicht bist du müde. Ich werde gereizt, wenn ich müde bin.«

»Nein, ich bin nicht müde, nicht nach zwei Colas. Ich hab bloß so ein komisches Gefühl. Als würde mir das Leben einen tückischen Ball zuwerfen.« Sie hielt einen Moment inne, dann gab sie sich einen Ruck und sagte mit breitem Lächeln: »Darum brauche ich auch die Orioles-Kappe.«

7

Rambunctious - der Übermütige - machte seinem Namen alle Ehre. Als Celeste von einem Ausritt, der eigentlich ein erhol­samer Spazierritt hätte sein sollen, in den Stall zurückkehrte, war sie erschöpft, ausgelaugt, und sie fragte sich, ob das Alter sie beschlich. Wenn sie den Spruch>noch immer schön< noch ein einziges Mal hörte, würde sie wahrscheinlich schreien. Ein schneidender Wind von Norden peitschte ihr ins Gesicht. Ihre Wangen glänzten rosig und feucht.

»Wie war er, Miz Chalfonte?«, fragte O. B. Huffstetler, Po­peyes Bruder.

»Ungezogen. Sie wissen, wie er sein kann, wenn er testen will, ob man im Sattel eingeschlafen ist.«

O. B. lachte. »Zeit, ihn Mores zu lehren?«

»Ich gebe ihm einen Tag, sich zu besinnen. Wenn er morgen noch unartig ist, werde ich ihn an seine Manieren erinnern müs­sen.« Sie ließ sich in der Sattelkammer auf einen Stuhl fallen, während O. B. Rambunctious absattelte, der jetzt engelsgleich dastand. Sie rief: »Wann ist es bei Ihrer Frau so weit?«

»In ungefähr sechs Wochen. Fängt an, sich bei ihr bemerkbar zu machen.«

»Das will ich meinen. Sie werden ein guter Vater sein.«

»Danke, Ma'am.«

»Ihr Bruder steckt ja in schönen Schwierigkeiten mit den Schwestern Hunsenmeir.«

»Ich habe ihm gestern Abend gesagt, er soll nur bald was Gu­tes über sie schreiben, sonst zerreißen sie ihn in der Luft.«

»Zerreißen? Sie machen Pastete aus ihm.«

»Ma'am?«

»Sie zerhacken ihn in kleine Stücke.«

»O weh.« O. B. schüttelte den Kopf.

»Ich habe eine Idee, wie man ihm helfen könnte.« O. B. hielt mit Striegeln inne und blickte über den Widerrist des Pferdes, während Celeste fortfuhr.

»Wie Sie wissen, eröffnen die Mädels in Barnharts alter Schu­sterwerkstatt einen Friseursalon. Vielleicht könnte Popeye an dem Tag, an dem sie ihre Pforten öffnen, einen Artikel schrei­ben. Ein neues Geschäft ist immerhin die Aufmerksamkeit des Clarion wert.«

»Ich wollte, ich wäre so schlau wie Sie, Miz Chalfonte.«

»Das ist sehr lieb von Ihnen, O. B. aber Sie verstehen mehr von Pferden als ich, und wenn ich drei Leben hätte, um zu ler­nen. Es gibt viele Formen von Schlauheit.«

»Danke, Ma'am.«

»Wundern Sie sich nicht manchmal, daß Sie und Popeye aus derselben Familie stammen? Sie sind so verschieden.«

Er fing wieder an zu striegeln. »Popeye hat sich immer für was Besseres gehalten. Daß er auf die Universität von Maryland gegangen ist, hat der Sache die Krone aufgesetzt.«

»Bei Carlotta war es ihr Sommer in Rom, neunzehnhundert­drei. Sie hat einen Kardinal im roten Ornat zu viel gesehen. Ich glaube, wenn man mit seiner Familie zurechtkommt, kommt man mit jedem zurecht.«

»Da ist was Wahres dran.« Er hielt inne. »Mein Bruder soll nur schnell was unternehmen. Er ist fünfundzwanzig und kann kein Mädchen finden, das ihm zusagt. So ein mäkeliger Kerl ist mir noch nicht untergekommen.«

»Miss Chalfonte.« Eine Stimme rief vom Ende des Stalles, wo das große Tor offen stand.

»Ich bin in der Sattelkammer.« Celeste erkannte Rillma Ryans Stimme.

Rillma grüßte O. B. im Vorbeigehen, dann stürmte sie in die eichengetäfelte Kammer. »Vielen, vielen Dank.«

»Wofür?«

»Daß Sie mir die Stelle in Washington besorgt haben.«

Celeste bemerkte, wie sanft Rillmas braune Augen waren, wie glänzend ihre schwarzen Haare, wie vollendet geformt ihre Lippen. Sie hatte gewußt, daß Rillma hübsch war, doch in den letzten Wochen war sie zu einer schönen Frau gereift, oder viel­leicht fiel es Celeste erst jetzt auf.

»Ich bin froh, daß es geklappt hat. Es ist eine tolle Chance. Und du wirst Francis eine große Hilfe sein. Er ist wie alle Chal­fontes ein Stratege, kein Taktiker. Ich weiß, daß du die Details in seinem Büro im Griff haben wirst.« »Wenn ich jemals irgend etwas für Sie tun kann, Miss Chal­fonte, sagen Sie es mir. Für Sie tu ich alles.« Rillmas Aufre­gung wirkte ansteckend.

»Ich werde es im Kopf behalten.«

»So, ich muß gleich zurück und packen.«

»Wann fährst du?«

»Montag.«

»Ah, dann hast du noch eine Menge zu tun.«

Spontan küßte Rillma Celeste auf die Wange, dann stürmte sie so atemlos heraus, wie sie hereingekommen war.

Als sie das schöne Mädchen bei dem offenen Tor ankommen sah, die jugendliche Gestalt von einer Lichtflut umkränzt, blieb Celeste fast das Herz stehen, und sie fragte sich, ob sie nicht einen furchtbaren Fehler gemacht hatte.