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»Da hast du's« - Louise zeigte auf ihre Schwester, sah aber ihre Mutter an -, »so spricht keine richtige Mutter.«

»Wie oft bist du zu mir gekommen und hast mir was vorge­jammert über deine Mädchen. Du wirst langsam vergeßlich.« Cora taten die Füße weh. Sie setzte sich. Das hier würde wohl noch länger dauern.

»Ich bin eine Mutter. Ich seh nicht, was daran so großartig ist. Es ist ein Haufen Arbeit. Und du hast mich dazu überredet.« »Hab ich nicht. Seit deiner Hochzeit warst du am Jammern, daß du ein Kind willst. Und hab ich dir nicht gesagt, du sollst ihn nicht heiraten? Er wird die Welt nie erobern.«

»Er hat mich erobert.«

»Oh, ich vergaß.« Louise schürzte die Lippen.

»Er ist ein guter Mensch. Er hat einen Fehler gemacht, aber er ist ein guter Mensch.« Cora mochte Chester.

»Du hast ihn geheiratet, um seiner Mutter eins auszuwischen«, erwiderte Louise.

»Gar nicht wahr. Die Zimtzicke ist mir vollkommen schnup­pe.«

»Ich geh nach Hause«, verkündete Louise.

»Nicht, bis ihr euch vertragt.«

»Wie kann ich mich mit ihr vertragen? Sie ist unmöglich. Sie hat an die Zeitung geschrieben, daß ich Schuld war. Schlimm genug, daß sie ihre große Klappe aufgerissen hat, da hätte sie es nicht auch noch schriftlich verbreiten müssen.«

»Das hab ich nicht geschrieben. Ich hab geschrieben, du hast es vermasselt und ich hab's vertuscht. Eins so schlimm wie das andere.«

»Ach ja?« Louise verschränkte die Arme.

»Jawohl. Und ich hätte das alles nicht getan, wenn du dir nicht wegen Nicky ins Hemd gemacht hättest.«

»Ich hab aber Recht. Mom, sag ihr, man kann Kinder nicht machen lassen, was sie wollen. Das Rennen ist für Jungs.«

»Ich fand es lustig.«

»Momma!«

»Ach, Louise, was Mädchen und Jungs tun, das ist wie die Mode. Das ändert sich. Zu meiner Zeit hat keine Frau ihre Fes­seln gezeigt, schon gar nicht die Waden. Heute rennen die Leute halb nackt herum. Frauen gehen ohne Hut.« Cora zuckte die Achseln.

Louise warf ein: »Manche Dinge ändern sich nie.«

»Nenn mir eins«, forderte Juts sie auf.

»Der Tod.«

»Okay, noch eins.«

»Frauen gebären Kinder und Männer nicht.«

»Das macht zwei.« »Steuern.«

»Die ändern sich. Als ich jung war, gab es keine Steuern. Und so sollte es wieder sein.« Für Cora war die Regierung eine scheinheilige Diebesbande.

»Noch mehr Dinge, die sich nie ändern?« Julia piekste sie mit dem Finger.

»Faß mich nicht an. Die Sonne geht im Osten auf.«

»Das zählt nicht. Menschliche Dinge.«

Louise überlegte, dann hob sie die Hände. »Mir fällt nichts mehr ein. Aber ich meine immer noch, du hast Unrecht.«

»Ich nicht.«

»Das ist doch nicht so wichtig. Gebt euch die Hand und ver­tragt euch.«

»Ich geb ihr nicht die Hand, bis sie aufhört, mir vorzuschrei­ben, wie ich mein Kind zu erziehen habe.«

»Du fragst mich um Rat, und dann beschwerst du dich, wenn ich ihn dir gebe.«

»Komm schon, Louise.«

»Du eignest dich nicht zur Mutter.«

»Ein bißchen spät, um noch was dran zu ändern!«

»Sie hat Recht, Louise. Das Kind ist da.«

»Und der Schaden ist angerichtet.«

»Oh, großartig, jetzt ist Nicky geschädigt.«

»Ich habe nicht Nicky gemeint. Ich meinte, daß du das mit den Kampfflugzeugen an die große Glocke gehängt hast.«

»Ich finde, wir sind quitt.«

»Das sehe ich auch so. Jetzt gebt euch die Hand und vertragt euch, und um Gottes willen haltet endlich den Mund.«

Widerwillig gaben sich die beiden Schwestern die Hand.

Als Cora an diesem Abend in den Schlaf hinüberglitt, fragte sie sich, ob sie eine gute Mutter gewesen war. Sie konnte ihre beiden Töchter nie zu der Einsicht bewegen, daß sie beide ins selbe Horn tuteten.

83

»Guck mal.« Nicky reichte Juts ein gelb gebundenes Handbuch.

»Sie wird begeistert sein.« Juts lachte und klemmte sich das Vollständige Gitarrengebetsbuch unter den Arm. »Tante Whee­zie kann alles spielen.«

»Auch Mundharmonika?« Nicky zog ein Mundharmonika­buch hervor.

»Darüber ist sie erhaben. Komm weiter, wir müssen eine Bü­chermappe für dich finden.«

»Aber ich möchte ein Buch für Daddy.«

»Daddy ist nicht gerade eine Leseratte, Herzchen.«

»Aber er liest mir vor.«

»Das ist was anderes. Du mußt lernen, daß nicht alle die Din­ge mögen, die du gern hast. Daddy würde sich bestimmt über eine neue Fliege freuen. Wir gehen nachher ins Bon-Ton.«

»Okay.«

Hand in Hand schlenderten sie durch den Gang zur Abteilung für Schulbedarf. Rote Büchermappen, blaue, hellbraune, sogar knallgrüne, füllten eine Reihe im Regal. Juts nahm eine in die Hand und legte sie zurück. Sie war viel zu groß.

»Die hier gefällt mir, Momma.«

Juts nahm die knallrote Leinenmappe und machte sie auf. In der Klappe war Platz für Stifte und ein Lineal. Die große Innen­tasche war zweigeteilt. Der Riemen aus stabilem Gurtband soll­te wenigstens ein Schuljahr halten. Sie sah nach dem Preis: $ 6,95. Das war etwas mehr, als sie ausgeben wollte.

»Halt sie mal.«

»Die gefällt mir«, wiederholte Nicky.

»Mir auch, aber laß mich die anderen noch angucken. Die hier ist ein bißchen teuer.«

Sie stöberte herum, konnte aber keine finden, die ihr besser gefiel. Die Billigeren waren zu schäbig, die Teureren kamen nicht in Frage.

Nicky hielt den Mund. Sie hatte gelernt, daß es nichts half, ih­re Mutter zu bedrängen.

»Schön, ich kaufe sie, wenn wir dafür auf etwas anderes ver­zichten.«

»Ich brauch kein neues Kleid«, sagte Nickel, die Kleider nicht ausstehen konnte.

»Ein großes Opfer.« Juts lachte, dann erspähte sie Louise, die gerade die Eingangstür zu dem Discount-Laden aufstieß. »Hier, nimm das, Louise soll es nicht sehen.« Sie gab Nicky dasVoll­ständige Gitarrengebetsbuch zurück. »Was machst du hier?« Sie winkte Louise zu.

»Hallo, Nicky.«

»Hallo, Tante Wheezie.«

»Wir sind in der Kirche früher fertig geworden. Das ist das erste Mal seit der Gründung, daß eine Versammlung des Da­menvereins zur Besserung im Namen Jesu zeitig aufgehört hat.«

»Du hast dich gebessert, wo du kannst.« Juts zwinkerte Nicky zu, dann hakte sie Louise unter. »Ich möchte dir etwas zeigen.« Hinter ihrem Rücken gab sie Nicky per Handzeichen zu verste­hen, sie solle die Büchermappe und das Buch zur Kasse brin­gen. Als Juts und Louise hinzukamen, hatte Verna BonBon, noch eine aus der umfangreichen Sippschaft, die Sachen schon in eine braune Papiertüte gesteckt. Louise kaufte ein Paar koral­lenrote quadratische Ohrringe mit einem präparierten Seepferd­chen in der Mitte.

Sie traten in die Hitze der letzten Augusttage hinaus.

»Wo geht der Sommer hin?«, sagte Louise seufzend. »Bald haben wir schon September.«

»Ich weiß es nicht, aber er vergeht jedenfalls schneller als der Winter.« Juts deutete auf eine Parkbank. »Setzen wir uns. Nicky möchte dir ein Geschenk machen.«

Nicky zog eifrig das Vollständige Gitarrengebetsbuch hervor.

»Das ist aber nett.« Louise küßte sie auf die Wange, dann schlug sie das Buch beiHeilig, heilig, heilig< auf. »Das ist einfach. Oh, Maizie und ich können im Duett spielen. Ich spiele Klavier. Sie verliert sich zu sehr am Klavier.«

»Momma sagt, Maizie sieht genauso aus wie du.« Nickel streckte die Füße auf der Parkbank von sich. »Aber ich seh nicht aus wie meine Momma.« »Ich glaube, Maizie und ich sehen uns wirklich ähnlich. Und Juts und ich haben eine starke Ähnlichkeit. Sie hat das hübsche­re Lächeln.«