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»Du möchtest in Forks bleiben?«, fragte sie verwirrt. Sie verstand die Welt nicht mehr. Wieder wanderte ihr Blick zu Edward. »Warum?«

»Hab ich doch gesagt – die Schule, Charlie – aua!« Ich hatte mit den Schultern gezuckt – keine gute Idee.

Hilflos flatterten ihre Hände über mir herum und suchten nach einer Stelle, wo sie mich gefahrlos tätscheln konnten. Schließlich fanden sie meine Stirn, die nicht unter einem Verband begraben lag.

»Aber Bella – du hasst Forks.«

»Es ist eigentlich gar nicht so übel.«

Sie runzelte die Stirn und schaute bedeutungsvoll zwischen Edward und mir hin und her.

»Ist es wegen diesem Jungen?«, flüsterte sie.

Ich hatte die Lüge schon parat, doch dann sah ich ihren prüfenden Blick und wusste, dass sie mich durchschauen würde.

»Auch«, gab ich zu. Wie sehr, musste ich ihr ja nicht unbedingt verraten. »Habt ihr euch schon kennengelernt?«

»Ja.« Sie hielt inne und betrachtete seine reglose Gestalt. »Und deshalb will ich mit dir reden.«

Oje. »Worüber denn?«, fragte ich.

»Ich glaube«, verkündete sie vorwurfsvoll mit leiser Stimme, »er ist in dich verliebt.«

»Glaube ich auch.«

»Und? Was bedeutet er dir?« Ihre Neugier war kaum verhohlen.

Seufzend schaute ich zur Seite. Sosehr ich Mom auch liebte – auf solche Gespräche hatte ich keine Lust. Dann gab ich mir einen Ruck. »Ich bin ziemlich verrückt nach ihm.« So! Das klang doch halbwegs nach dem, was ein frisch verliebter Teenager sagen würde.

»Na ja, er scheint ja wirklich sehr nett zu sein, und – meine Güte – er sieht unglaublich gut aus, aber, Bella, du bist doch noch so jung …« Sie klang unsicher; soweit ich mich erinnerte, war das ihr erster Versuch, mütterliche Autorität auszuüben, seit ich acht Jahre alt war. Allerdings kannte ich den halb besonnenen, halb strengen Tonfall noch gut von den Gesprächen, die ich mit ihr über Männer geführt hatte.

»Ich weiß, Mom – mach dir keine Gedanken«, sagte ich, um sie zu beruhigen. »Es ist nichts Ernstes.«

Damit gab sie sich zufrieden. »Okay«, sagte sie erleichtert.

Dann seufzte sie und schaute schuldbewusst zur großen, runden Uhr an der Wand.

»Musst du los?«, fragte ich.

»Na ja, Phil ruft gleich an …« Sie biss sich auf die Lippen. »Ich wusste ja nicht, dass du aufwachst …«

»Macht doch nichts, Mom.« Ich bemühte mich, meine Erleichterung zu verbergen. »Ich bin ja nicht allein.«

»Ich bleibe nicht lange weg«, sagte sie und fügte stolz hinzu: »Ich schlaf schon seit Tagen hier.«

»Mom, das musst du nicht! Du kannst wirklich zu Hause schlafen – ich merk doch gar nicht, wenn du nachts nicht hier bist.« Die Schmerzmittel machten mich so duselig, dass ich immer noch Schwierigkeiten hatte, mich zu konzentrieren, obwohl ich nach mehreren durchschlafenen Tagen eigentlich ganz munter hätte sein müssen.

»Na ja, mir war auch nicht ganz wohl zu Hause«, gab sie kleinlaut zu. »In der Nachbarschaft hat es ein Verbrechen gegeben, und ich bin gerade nicht so gerne allein dort.«

»Ein Verbrechen?«, fragte ich erschrocken.

»Ja, jemand ist in das Ballettstudio um die Ecke eingebrochen und hat dort Feuer gelegt. Es ist vollkommen abgebrannt. Und außerdem stand ein gestohlenes Auto direkt vor der Tür. Du warst mal dort tanzen, Liebling – erinnerst du dich?«

»Ja.« Und die Erinnerung ließ mich am ganzen Leib zittern.

»Wenn du mich brauchst, mein Schatz – ich kann auch bleiben.«

»Danke, Mom, es geht schon. Und Edward ist ja bei mir.«

Ihrer Miene nach zu urteilen, war das genau der Grund, warum sie am liebsten auch dageblieben wäre. »Ich bin abends wieder hier.« Es klang wie Vorwarnung und Versprechen zugleich, und prompt warf sie noch einen Blick auf Edward.

»Ich liebe dich, Mom.«

»Ich liebe dich auch. Pass in Zukunft ein bisschen mehr auf beim Laufen, ja – ich möchte dich nicht verlieren.«

Edwards Augen blieben geschlossen, doch er grinste breit.

Eine Krankenpflegerin kam geschäftig herein, um meine Schläuche und Kabel zu überprüfen. Mom küsste mich auf die Stirn, tätschelte den Mullverband, unter dem meine Hand war, und ging.

Die Pflegerin warf einen Blick auf mein EKG.

»Bist du unruhig?«, fragte sie mich. »Deine Herzfrequenz war zwischenzeitlich ganz schön hoch.«

»Nein, mir geht’s gut«, versicherte ich ihr.

»Ich sag der Schwester Bescheid, dass du wach bist. Sie kommt gleich mal nach dir gucken.«

Sobald sie die Tür geschlossen hatte, war Edward an meiner Seite.

Ich zog meine Augenbrauen hoch. »Ihr habt ein Auto geklaut?«

Er grinste, von Reue keine Spur. »Es war ein gutes Auto, sehr schnell.«

»Wie war dein Nickerchen?«

»Interessant.« Seine Augen verengten sich.

»Was?«

Er senkte den Blick. »Ich hab mich nur gewundert. Ich dachte, dass Florida … und deine Mutter … na ja – ich dachte, das ist das, was du willst.«

Ich starrte ihn verständnislos an. »Aber in Florida müsstest du den ganzen Tag drinbleiben. Du könntest nur nachts rausgehen, genau wie ein richtiger Vampir.«

Fast lächelte er, aber nur fast. Dann wurde sein Gesicht ernst. »Ich würde nicht mit nach Florida kommen, Bella. Ich würde in Forks bleiben. Oder irgendwo anders hingehen. Irgendwohin, wo ich dich nicht mehr verletzen könnte.«

Zuerst kapierte ich gar nicht, was er gesagt hatte. Dann, während ich ihn weiter anstarrte, fügten sich seine Worte zusammen, eins zum anderen, und ergaben einen furchtbaren Sinn. Ich war mir kaum bewusst, dass mein Herz zu rasen begann; ich merkte es erst, als ich so hastig atmete, dass ein stechender Schmerz durch meine gemarterten Rippen fuhr.

Er blieb stumm und musterte argwöhnisch mein Gesicht, während ein anderer

Schmerz, der unendlich viel schlimmer war und rein gar nichts mit gebrochenen

Knochen zu tun hatte, mich zu ersticken drohte.

Mit energischen Schritten kam eine Krankenschwester ins Zimmer und warf einen geschulten Blick auf mein Gesicht. Edward rührte sich nicht.

»Was meinst du, Isabella – sollen wir dir noch etwas gegen die Schmerzen geben?« Sie tippte auf den Infusionsschlauch.

»Nicht nötig«, murmelte ich und versuchte, mir meine Qualen nicht anhören zu lassen. »Es geht schon.« Ich wollte auf keinen Fall meine Augen schließen.

»Du musst nicht die Heldin spielen. Es ist besser, wenn du dich so wenig wie möglich anstrengst – dein Körper braucht viel Ruhe.« Sie schaute mich abwartend an, doch ich schüttelte den Kopf.

»Okay«, sagte sie seufzend. »Wenn du was brauchst, drück einfach den Knopf.«

Dann warf sie Edward einen strengen Blick zu, schaute noch einmal besorgt auf den Monitor und verließ das Zimmer.

Er legte seine kühlen Hände auf mein Gesicht; ich starrte ihn mit flackerndem Blick an.

»Schhh, Bella, ganz ruhig.«

»Verlass mich nicht«, flehte ich mit erstickter Stimme.

»Ich verlass dich nicht«, versprach er. »Und jetzt beruhige dich, bevor ich nach der Schwester rufe und dich ruhigstellen lasse.«

Doch mein Herz wollte sich nicht besänftigen lassen.

»Bella.« Bekümmert streichelte er mein Gesicht. »Ich gehe nirgendwohin. Ich bin hier, solange du mich brauchst.«

»Schwörst du, dass du mich nicht verlässt?«, flüsterte ich. Ich bemühte mich, halbwegs ruhig zu atmen, um die rasenden Schmerzen im Brustkorb zu mildern.

Er nahm mein Gesicht zwischen seine Hände, beugte sich über mich und schaute mich mit großen, ernsten Augen an. »Ich schwöre es«, sagte er.

Der Geruch seines Atems dämpfte meine Panik und meinen Schmerz. Er blieb so, bis mein Körper sich langsam entspannte und das Piepen auf eine normale Frequenz zurückging. Seine Augen waren dunkel, eher schwarz als golden.