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»Ich bin ja wohl kaum ein Lottogewinn«, knurrte er.

»Stimmt. Du bist viel besser als ein Lottogewinn.«

Er verdrehte die Augen und presste seine Lippen zusammen. »Bella, ich werde mich nicht mehr mit dir darüber streiten. Ich weigere mich, dich zur ewigen Nacht zu verdammen, und damit Schluss.«

»Wenn du denkst, dass damit Schluss ist, kennst du mich aber schlecht«, erwiderte ich. »Du bist nicht der einzige Vampir auf der Welt.«

Wieder wurden seine Augen schwarz. »Alice würde es nicht wagen!«

Und einen Moment lang sah er so furchteinflößend aus, dass ich ihm aufs Wort glaubte – dass ich mir nicht vorstellen konnte, woher irgendjemand den Mut nehmen sollte, ihn gegen sich aufzubringen.

»Alice hat es vorausgesehen, hab ich Recht?«, mutmaßte ich. »Deshalb regt es dich so auf, was sie sagt. Sie weiß, dass ich eines Tages so sein werde wie du.«

»Sie irrt sich. Sie hat dich auch tot gesehen, und das ist auch nicht passiert.«

»Ich werde jedenfalls nicht gegen Alice wetten.«

Stumm starrten wir uns an. Nur das Piepen und Tropfen, das Surren der Maschinen und das Ticken der Uhr durchbrachen die Stille. Das Schweigen hielt an, bis irgendwann die Härte aus seinem Blick wich.

»Tja, und was heißt das jetzt?«, fragte ich.

Er lachte trocken. »Patt, würde ich sagen.«

Ich seufzte – und stöhnte prompt auf vor Schmerzen.

»Wie fühlst du dich?«, fragte er und schaute zum Klingelknopf.

»Gut«, log ich.

»Ich glaub dir kein Wort«, sagte er sanft.

»Ich werde jetzt nicht schlafen.«

»Du brauchst Ruhe. Diese Streiterei ist nicht gut für dich.«

»Dann gib doch einfach nach.«

»Das könnte dir so passen.« Er streckte seine Hand nach dem Knopf aus.

»Nein!«

Er beachtete mich nicht.

»Ja?«, quäkte es aus dem Lautsprecher an der Wand.

»Sie könnte jetzt etwas gegen die Schmerzen vertragen«, sagte er ruhig und ignorierte meine wütende Miene.

»Die Schwester kommt gleich«, sagte eine gelangweilte Stimme.

»Ich nehm es nicht«, drohte ich.

Er schaute auf den Tropf, der neben meinem Bett hing. »Ich glaub nicht, dass sie dir was zum Schlucken geben werden.«

Mein Herz begann zu rasen. Er sah die Angst in meinen Augen und seufzte entnervt.

»Bella, du hast Schmerzen. Du musst dich entspannen, um gesund zu werden. Warum stellst du dich so an? Sie kommen jetzt nicht mehr mit Nadeln.«

»Ich hab keine Angst vor den Nadeln«, murmelte ich. »Ich hab Angst zu schlafen.«

Er schenkte mir sein schiefes Lächeln und nahm mein Gesicht in seine Hände. »Ich rühre mich nicht von der Stelle, das hab ich doch gesagt. Hab keine Angst. Solange es dich glücklich macht, bleibe ich bei dir.«

Ich erwiderte sein Lächeln und ignorierte den Schmerz in meinen Wangen. »Das bedeutet: für immer – das ist dir hoffentlich klar!«

»Ach, du kommst da schon drüber hinweg – es ist doch nichts Ernstes.«

Ich schüttelte den Kopf, wovon mir augenblicklich schwindlig wurde. »Ich war völlig perplex, als Renée das so ohne weiteres schluckte. Aber ich weiß, dass du es besser weißt.«

»Das ist das Schöne daran, ein Mensch zu sein«, sagte er. »Dinge ändern sich.«

Ich kniff meine Augen zusammen. »Darauf kannst du lange warten.«

Er lachte, als die Schwester mit einer Spritze in der Hand den Raum betrat.

»Darf ich mal«, sagte sie schroff zu ihm.

Er stand auf, ging zum anderen Ende des kleinen Zimmers, lehnte sich mit verschränkten Armen an die Wand und wartete. Ich schaute ihn unverwandt an, und er sah die Verzagtheit in meinen Augen. Sein ruhiger Blick antwortete mir.

»Okay.« Die Schwester injizierte die Flüssigkeit in meinen Schlauch und lächelte. »Jetzt wirst du dich gleich besser fühlen.«

»Danke«, murmelte ich ohne Begeisterung. Es dauerte nicht lange – schon einen Augenblick später merkte ich, wie die Schläfrigkeit mich durchströmte.

»Das sollte genügen«, sagte sie leise. Meine Augenlider fielen zu.

Dann muss sie hinausgegangen sein, denn etwas Kühles und Glattes berührte mein Gesicht.

»Bleib hier«, lallte ich.

»Ja«, versprach er. Seine Stimme war so schön wie ein Wiegenlied. »Wie gesagt, solange es dich glücklich macht … und zu deinem Besten ist.«

Ich versuchte den Kopf zu schütteln, doch er war zu schwer. »’s nicht dasselbe«, murmelte ich.

Er lachte. »Jetzt nicht, Bella. Du kannst wieder mit mir streiten, wenn du aufwachst.«

Ich glaube, ich lächelte. »Mmh.«

Dann spürte ich seine Lippen an meinem Ohr.

»Ich liebe dich«, flüsterte er.

»Lieb dich auch.«

»Ich weiß.« Er lachte leise.

Ich drehte ihm so gut es ging meinen Kopf zu. Sanft berührten sich unsere Lippen.

»Danke.«

»Jederzeit.«

Ich war gar nicht mehr richtig da, doch noch immer kämpfte ich mit schwindenden Kräften gegen die Besinnungslosigkeit. Es gab noch etwas, das ich ihm sagen wollte.

»Edward?« Ich hatte Mühe, seinen Namen deutlich auszusprechen.

»Ja?«

»Ich setze auf Alice.«

Und dann senkte sich die Nacht über mich.

EPILOG: TANZ DER VAMPIRE

Edward half mir beim Einsteigen und passte auf wie ein Luchs, dass die Stoffmassen aus Chiffon und Seide, die Blumen, die er mir eben noch eigenhändig in den kunstvoll hochgesteckten Locken befestigt hatte, und mein sperriger Gehgips unversehrt blieben. Meine missmutige Miene ignorierte er einfach.

Als ich zu seiner Zufriedenheit im Auto saß, stieg auch er ein und fuhr auf dem langen, schmalen Weg zur Straße.

»Wann genau hast du eigentlich vor, mir zu sagen, was das alles soll?«, fragte ich launisch. Ich hasste Überraschungen, das wusste er genau.

»Ich bin entsetzt, dass du noch nicht selber draufgekommen bist.« Er lächelte spöttisch, und mir stockte wieder einmal der Atem. Ob ich mich wohl jemals an seine Schönheit gewöhnen würde?

»Ich hab bereits erwähnt, dass du sehr gut aussiehst, oder?«, fragte ich.

»Hast du«, bejahte er grinsend. Noch nie zuvor hatte ich ihn in Schwarz gesehen, und es war nicht zu leugnen, dass der Kontrast zur Blässe der Haut seine Schönheit auf eine Weise unterstrich, die absolut überirdisch war. Nichtsdestotrotz machte mich die Tatsache, dass er einen Smoking trug, ziemlich nervös.

Noch nervöser machte mich allerdings dieses Kleid. Und der Schuh. Nur ein Schuh, wohlgemerkt – der andere Fuß war sicher im Gips verwahrt, weswegen ich mich ohnehin kaum auf den Beinen halten konnte. Und der hohe Absatz, der nur von Satinbändern gehalten wurde, würde meine Standsicherheit bestimmt nicht erhöhen.

»Wenn Alice mich jetzt jedes Mal wie ein Versuchskaninchen behandelt, komm ich nicht mehr zu euch«, maulte ich. Zuerst hatte sie mich in ihr atemberaubend großes Schlafzimmer verschleppt, dann hatte sie stundenlang Friseuse und Kosmetikerin gespielt, als wäre sie sechs und ich ihre Barbiepuppe. Wenn ich zappelig wurde oder mich beschwerte, machte sie mir ein schlechtes Gewissen: Sie habe schließlich keinerlei Erinnerungen an ihr menschliches Leben und ob ich ihr den Spaß nicht gönnen könnte, ein bisschen was von ihrer verlorenen Kindheit nachzuholen. Zur Krönung steckte sie mich in ein absolut unglaubliches Kleid – tiefblau und schulterfrei, mit Rüschen und französischen Etiketten, die ich nicht lesen konnte. Kurzum: Wir waren in Abendgarderobe irgendwohin unterwegs, und das konnte nichts Gutes bedeuten, da war ich mir sicher. Außer … doch das traute ich mich nicht zu formulieren, nicht einmal in Gedanken.

Edwards Handy klingelte. Er zog es aus der Innentasche seines Smokings, warf einen Blick aufs Display und ging ran.

»Hallo, Charlie«, sagte er zurückhaltend.

Charlie? Auch das konnte nichts Gutes bedeuten.

Charlie war ziemlich … na ja, schwierig gewesen seit meiner Rückkehr nach Forks. Carlisle behandelte er fast wie einen Heiligen, Edward dagegen hielt er nach wie vor für den Schuldigen an meiner Verletzung, weil ich ohne ihn gar nicht erst nach Phoenix gefahren wäre – Edward selber war ganz seiner Meinung. Die Folge war, dass es zu Hause neuerdings Regeln gab: Ich hatte jetzt meine persönlichen Sperrstunden und Besuchszeiten.