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„Bitte nicht so laut, Herr Botschafter“, unterbrach ihn Retief besorgt. „Die Lage ist noch immer heikel.“

Spradley zitterte, und der Mund blieb ihm offen. Endlich fand er Worte. „Sie, Sie…“

„Ruhe!“ brüllte Retief. Entgeistert starrte der Botschafter seinen Untergebenen an und forschte in dessen grauen Augen. Dann schloß er seinen Mund und schluckte.

„Die Yill haben den Eindruck gewonnen, daß ich die Delegation leite“, erklärte Retief. „Wir müssen diese Täuschung aufrechterhalten.“

„Aber, das ist doch…“, stotterte Spradley. Dann richtete er sich auf. „Das ist das Letzte!“ flüsterte er heiser. „Ich bin der terranische Botschafter und Gesandte in einer Person, mit allen Vollmachten ausgestattet. Magnan berichtete mir, daß wir ständig beleidigt wurden, vom Augenblick unserer Ankunft an; man sperrte uns in einen Gepäckschuppen, transportierte uns in einem Wagen der Müllabfuhr, placierte uns bei Dienstboten und setzte uns Hundefutter vor. Jetzt legt man mich und meine bewährten Mitarbeiter auf Eis, ohne uns eine Audienz gewährt zu haben, während dieser vielfache Kau kneipen will mit einem — einem.“

Spradley s Stimme versagte. „Vielleicht war ich ein wenig voreilig, Retief, als ich Sie in Ihre Schranken verwies. Götter der Eingeborenen jedoch zu mißachten und eine Tafel umzuwerfen sind recht ungewöhnliche Maßnahmen. Aber Ihr Unbehagen gegen unsere Gastgeber ist vielleicht gerechtfertigt. Ich werde Ihnen gegenüber Milde walten lassen.“ Er warf Retief einen zornigen Blick zu.

„Genug geredet!“ sagte Retief. „Der Herrliche wartet.“

Spradley lief rot an.

Magnan mischte sich ein. „Was wollen Sie tun, Retief?“

„Ich werde die Verhandlung führen“, antwortete der junge Mann und reichte Magnan sein leeres Glas. „Nun gehen Sie zu Ihrem Platz zurück, setzen Sie sich, und arbeiten Sie an der Idee unserer Mission.“

* * *

Botschafter Spradley saß hinter seinem Schreibtisch in der für „hohe Tiere“ reservierten Kabine des Raumers, der um den Planeten der Yill kreiste.

„Weiterhin“, sagte er, „haben Sie bewiesen, daß Sie von Corpsdisziplin nichts verstehen. Ebensowenig wissen Sie, welchen Respekt man einem Vorgesetzten schuldet, ja, Sie beherrschen nicht einmal die Grundregeln der Höflichkeit. Ihr Mangel an Selbstbeherrschung, Ihre unkontrollierten Ausbrüche und Ihre unglaubliche Selbstüberschätzung, die Sie sogar zur Amtsanmaßung veranlaßte, zwingen mich zu veranlassen, daß Sie vom Dienst im Diplomatischen Corps Terras ausgeschlossen werden. Ich werde daher Ihre sofortige Rückberufung.“

Aus der Sprechanlage auf dem Schreibtisch drang ein gedämpftes Summen.

Der Botschafter räusperte sich.

„Bitte?“

„Eine Nachricht von Sektor HQ, Herr Botschafter“, sagte eine Stimme.

„Lesen Sie bitte ohne die Einleitung“, forderte Spradley.

„Gratulieren zum unvorhergesehenen Erfolg Ihrer Mission. Die Einverständniserklärungen, die Sie übermittelten, stellen eine sehr günstige Lösung der Sirius-Frage dar und werden das Fundament bilden zu einem künftigen freundschaftlichen Verhältnis zwischen den Staaten der Erde und dem Yill-Weltreich. Ihnen und Ihrem Stab gebührt volle Anerkennung für eine tadellos gelöste Aufgabe. Unterschrift: Staatssekretär Sternwhee- ler.“

Spradley schaltete ungeduldig ab. Er wühlte in seinen Papieren und musterte Retief dann scharf.

„Oberflächlich betrachtet, könnte ein uneingeweihter Beobachter den vorschnellen Schluß ziehen, daß — ahm — die Resultate, die trotz dieses undisziplinierten Verhaltens erzielt wurden, eben jenes Verhalten rechtfertigen.“ Der Botschafter lächelte traurig und weise. „Aber weit gefehlt! Aus meiner langjährigen Praxis weiß ich…“

Wieder summte die Sprechanlage.

„Verflixt!“ brummte Spradley. „Ja?“

„Mr. T’Cai-Cai ist hier“, sagte die Stimme. „Soll ich…“

„Reinschicken, sofort!“ Spradley sah Retief an. „Zwar kein einflußreicher Mann, dieser T’Cai-Cai, aber ich werde trotzdem versuchen, den ungünstigen Eindruck zu verwischen, den gewisse Leute hervorriefen.“

Der Botschafter und Vizekonsul Retief warteten schweigend, bis der yillische Protokollchef an die Tür klopfte.

„Ich hoffe“, mahnte der Botschafter, „daß es Ihnen gelingen wird, jegliche Anwandlung zu unterdrücken, hier den Herrn zu spielen.“ Er sah zur Tür. „Herein!“

T’Cai-Cai trat ein, musterte Spradley, wandte sich dann an Retief und begrüßte ihn in der Yill-Sprache. Er ging hinter den Schreibtisch, forderte den Botschafter durch Gesten auf, sich aus dem Sessel zu erheben, und setzte sich selbst hinein, nachdem ihm Spradley gehorcht hatte.

„Ich habe eine Überraschung für Sie, Retief’, sagte er dann in der terranischen Einheitssprache, die sämtliche Diplomaten der Erde beherrschen mußten. „Ich habe die Lehrmaschine fleißig benutzt, die Sie mir freundlicherweise überließen.“

„Das freut mich“, antwortete Retief. „Mr. Spradley wird sich sicher dafür interessieren, was wir uns zu sagen haben,“

„Lassen wir das jetzt. Ich bin nur aus gesellschaftlichen Gründen hier.“

Er sah sich in der geräumigen Kabine um. „So schlicht richtet ihr euch ein!“ Er lachte das typische Yill-Lachen. „Aber der Raum wirkt trotz dieser Strenge anziehend. — Ihr seid eigenartige Wesen, ihr Terraner. Ihr habt uns alle überrascht. Man hört so viele Geschichten, Gerüchte über euch. Wir dachten wirklich, ihr wäret Fußhasen.“

„Hasenfüße“, verbesserte Retief.

„Soviel Zurückhaltung. Wieviel Freude habt ihr uns gemacht — selbstverständlich mir ganz besonders —, als ihr das Zeremoniell an euch risset. Diese Finesse! Wie spitzfindig, daß ihr zunächst nicht zu bemerken schient, wie wir euch herausforderten. Manch einer von uns — aber nur die weniger klugen — glaubte, ihr wüßtet überhaupt nicht, wie man sich zu benehmen hat. Um so befriedigter waren alle — besonders wir vom Fach, die wir euer Können einzuschätzen wissen —, als ihr die Spannungen beseitigtet, indem ihr das Katzenfleisch in den Saal warft. Von da an war es eine reine Freude, abzuwarten, auf welche Weise ihr uns eine Ehrenbezeigung erweisen würdet.“

Der Yill bot orangefarbene Zigarren an und steckte sich selbst eine ins Nasenloch.

„Ich gebe zu, nicht einmal ich hätte zu hoffen gewagt, daß Sie unseren Herrscher so augenfällig ehren würden. Es ist ein Vergnügen, mit Kollegen zusammenzuarbeiten, die ebenfalls wissen, was sich gehört.“

Aus der Kehle des Botschafters drang ein halberstickter Laut.

„Dieser Bursche hat sich erkältet“, sagte T’Cai-Cai. Er sah den Botschafter mißtrauisch an. „Treten Sie zurück, Mann! Ich bin sehr empfindlich.“

Dann wandte sich der Yill wieder an Retief. „Und nun noch etwas Geschäftliches, mein lieber Retief. Zu meiner großen Freude kann ich Ihnen mitteilen, daß sich seine Herrlichkeit entschlossen haben, Sie — und nur Sie — für das Yill-Weltreich zu akkreditieren. Ich habe hier die Exequatur meiner Regierung, in der Sie zum terranischen Generalkonsul auf Yill ernannt werden, Mr. Retief. — Wir freuen uns auf Ihre Rückkehr.“

Retief sah seinen Vorgesetzten an. „Ich bin sicher, daß man im Hauptquartier des Diplomatischen Corps einverstanden sein wird“, sagte er.

„Auf Wiedersehen, Retief!“ T’Cai-Cai stand auf. „Und hoffentlich recht bald. Ich möchte Ihnen vieles zeigen. Gemeinsam werden wir den Glanz und die Pracht des Yill-Weltreiches bewundern.“

Geheimorder

„Stimmt“, sagte Konsul Passwyn, „ich bewarb mich um die Stelle eines leitenden Offiziers auf vorgeschobenem Posten. Aber ich erträumte mir einen kleinen Kur-Planeten, auf dem es außer Bewilligungen von Visas nicht viel zu entscheiden gibt. Hin und wieder mal ein Raumfahrer in Not, höchstens aber zwei pro Jahr. — Statt dessen bin ich Zoodirektor für einen Haufen von Siedlern. Und das nicht nur für eine Welt, sondern gleich für acht — man stelle sich vor: acht Planeten!“ Mürrisch betrachtete er Vizekonsul Retief.