Выбрать главу

Einzelheiten waren nicht genau auszumachen, denn es regnete nicht nur, sondern die Dunkelheit war selbst für die Fotozellen des Roboters undurchdringlich. Diese Tatsache schien wieder eine Diskussion hervorzurufen, denn erst drei oder vier Minuten später schaltete die Maschine ihre Scheinwerfer ein und richtete sie kurz auf die Felswand.

Eingeborene standen in den Höhlen, aber sie reagierten nicht auf den Lichtstrahl. Entweder schliefen sie auf mehr oder weniger menschliche Weise, oder sie waren in den gleichen hilflosen Dämmerzustand versunken, der für die übrige Tierwelt nach Einbruch der Dunkelheit charakteristisch war.

Kurze Zeit später schaltete der Roboter die Scheinwerfer wieder aus und rollte so rasch wie möglich zu dem Hügel und der Höhle zurück. Dort nahm er zehn Eier auf — alle vom gleichen Ende der Reihe, damit keine verräterischen Lücken zurückblieben — und verstaute sie sorgfältig in seinem Inneren. Dann machte er sich auf die Suche nach den unterhalb des Hügels angelegten Fallen, aus denen er die Steinklingen entfernte, die er ebenfalls aufnahm, falls sie nicht schon bei der ersten Berührung zerbröckelten.

Nach Erledigung dieser Aufgabe entfernte sich der Roboter mit höchster Geschwindigkeit. Als Altair wieder über dem Horizont erschien und die Atmosphäre in Gas verwandelte, waren die Maschine, die gestohlenen Waffen und die „entführten“ Eier bereits weit von den Hügeln und noch weiter von den Höhlen der Eingeborenen entfernt.

2

Nick bog die hohen Pflanzen beiseite, blieb stehen und benutzte einige Ausdrücke, die Fagin nie hatte übersetzen wollen. Er war keineswegs überrascht, als er feststellen mußte, daß vor ihm Wasser stand — schließlich war es noch früh am Morgen —, aber er ärgerte sich, als er sah, daß rechts und links ebenfalls eine weite Wasserfläche lag. Zu seinem Pech hatte er sich offensichtlich auf eine Halbinsel verirrt. Aber er konnte nur abwarten, denn zurück durfte er nicht mehr.

Selbstverständlich wußte er nicht genau, daß er verfolgt wurde, aber er hatte nicht den geringsten Zweifel daran, daß er mit seiner Vermutung recht hatte.

Seit seiner Flucht hatte er zwei Tage darauf verwandt, seine Spur so gut wie möglich zu verwischen. Er hatte sogar einen weiten Umweg auf sich genommen, und war nach Westen ausgebogen, bevor er die Richtung auf sein Heimatdorf zu einschlug. Aus diesen Gründen wollte er sich ebensowenig wie ein Mensch eingestehen, daß alle seine Mühe unter Umständen überflüssig gewesen sein könnte.

Allerdings hatte er nie Verfolger beobachtet. Er war gelegentlich aufgehalten worden, wenn er auf unwegsames Gelände oder wilde Tiere traf; aber trotzdem hatte ihn niemand eingeholt. Die schwebenden Tiere und Pflanzen, auf die man stets sorgfältig achten mußte, hatten sich nie für etwas hinter ihm interessiert. Aber trotzdem stand fest, daß die Höhlenbewohner erstklassige Jäger und Fährtenleser waren.

Unter diesen Umständen wäre es nur natürlich gewesen, wenn Nick zu dem Schluß gekommen wäre, seine unbehinderte Freiheit bedeute, daß er nicht verfolgt wurde. Er hätte gern daran geglaubt, aber bei nüchterner Überlegung kam er wieder davon ab.

Schließlich hatten sie darauf bestanden, daß er sie zu Fagin führte!

Er schüttelte heftig den Kopf und befaßte sich wieder mit der Gegenwart. Überlegungen halfen hier nicht weiter; er mußte sich entscheiden, ob er zurückgehen wollte, wobei er unter Umständen seinen Verfolgern in die Arme lief, oder ob er warten sollte, bis der See ausgetrocknet war, was bedeuten konnte, daß die Verfolger ihn in der Zwischenzeit einholten. Die Entscheidung war nicht leicht, aber immerhin konnte er zunächst einen Versuch unternehmen.

Er ging ans Ufer und schlug mit der flachen Hand in das Wasser. Die Wellen, die sich langsam ausbreiteten, interessierten ihn nicht, denn er achtete nur auf die Wassertropfen. Er beobachtete sie, während sie langsam herabsanken, und stellte zufrieden fest, daß selbst die größten Tropfen sich auflösten, ohne die Wasseroberfläche zu erreichen. Der See würde nicht mehr lange brauchen, bis er ausgetrocknet war; Nick ließ sich am Ufer nieder und wartete.

Eine leichte Brise kam auf, als der neue Tag begann. Nick wartete ungeduldig darauf, daß sich die ersten Auswirkungen auf der Wasseroberfläche zeigten — nicht Wellen, sondern Turbulenwirbel, die anzeigten, daß wärmere Luftmassen herangeführt wurden. Das war der entscheidende Augenblick, denn von diesem Zeitpunkt an würde das Wasser vermutlich schneller zurückweichen, als er ihm folgen konnte. Der Luftzug würde ihm das Atmen erleichtern, sofern er genügend Abstand zu dem Wasser hielt … Ja, jetzt konnte es nicht mehr lange dauern; der Punkt, an dem er stand, befand sich bereits einen Meter über der Wasseroberfläche. Der See trocknete aus.

In der Zwischenzeit hatte die Brise das Wasser weiter zurückgedrängt, so daß es jetzt wie ein Wall aufragte. Nick folgte langsam, bewahrte aber genügend Abstand. Die Halbinsel schien tatsächlich ein Hügelkamm zu sein, der unter dem See gelegen hatte. Falls diese Vermutung zutraf, konnte er sich nur beglückwünschen.

Dann kam er plötzlich nicht mehr weiter und mußte länger als eine Viertelstunde warten, bis sich der See völlig in Luft aufgelöst hatte. Er war ungeduldig genug, das Zeug fast zu schnell einzuatmen, spürte aber keine Nachwirkungen. Wenige Minuten später kletterte er den Abhang am Ostufer des ehemaligen Sees hinauf. Bevor er wieder in das Dickicht eindrang, aus dem heraus er nur die schwebenden Pflanzen über sich erkennen konnte, drehte er sich nochmals um und sah zu der Stelle hinüber, an der er das Wasser erreicht hatte — noch immer entdeckte er keine Verfolger. Zwei oder drei schwebende Pflanzen näherten sich ihm; er griff nach seinen Messern und bedauerte, daß er die Speere verloren hatte. Allerdings brauchte er die schwebenden Pflanzen nicht zu fürchten, solange er sich einigermaßen rasch bewegte — und genau das mußte er jetzt tun. Er drang in das Dickicht ein.

Die Pflanzen stellten kein ernsthaftes Hindernis dar, denn sie waren so biegsam, daß man sie einfach beiseite schieben konnte. Nur gelegentlich mußte er sich seinen Weg mit dem Messer bahnen, was unangenehm war — nicht wegen der damit verbundenen Anstrengung, sondern vor allem deshalb, weil er dabei das Messer der Luft aussetzen mußte. Messer waren in letzter Zeit ziemlich rar, und Fagin rückte nicht gern ein neues heraus.

Der Morgen verstrich langsam, aber noch immer sah er keine Verfolger hinter sich. Er kam außergewöhnlich rasch voran, weil er bisher kaum Tieren begegnet war.

Normalerweise rechnete man für einen Marsch von vierzig Meilen mit vier oder fünf Überfällen durch Raubtiere, die abgewehrt werden mußten — aber Nick hatte erst einen Kampf hinter sich. Er verlor jedoch sehr viel Zeit, als er ein Gebiet durchqueren mußte, das rauher und unwegsamer als alle anderen zuvor war. Die Hügel waren nicht mehr abgerundet, sondern steil und zerklüftet; von Zeit zu Zeit stieß er auf lose Felsbrocken die durch ungewöhnlich heftige Beben in Bewegung gesetzt wurden. Gelegentlich mußte er steile Felswände durchklettern oder in engen Schluchten marschieren, ohne vorher zu wissen, ob er am anderen Ende einen Ausweg finden würde. Einige Male gab es tatsächlich keinen, so daß er zurück mußte.

Als er dieses Gebiet endlich hinter sich hatte, konnte er kaum noch glauben, daß er verfolgt wurde.

Die Stunden vergingen, während Nick so rasch wie möglich weitereilte. Der eine Kampf hatte ihn kaum aufhalten können; eine schwebende Pflanze, die er schon von weitem gesehen hatte, war plötzlich herabgesunken. Zum Glück war sie nur klein gewesen; sogar so klein, daß Nicks Arme länger als ihre Nesselfäden gewesen waren. Ein rascher Schnitt mit einem der Messer hatte ausgereicht, genügend Gasblasen zu zerstören so daß die Pflanze hilflos zu Boden sank.