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Nick steckte das Messer ein und marschierte weiter, wobei er sich einen Arm massierte, der mit dem Gift der Pflanze in Berührung gekommen war.

Altair stand hoch am Himmel, als er sich endlich wieder in vertrauter Umgebung befand. Er hatte früher einige Male in diesem Gebiet gejagt und erkannte es sofort wieder, obwohl es sich in der Zwischenzeit beträchtlich verändert hatte. Nick marschierte noch etwas rascher und veränderte seine Richtung ein wenig. Zum erstenmal war er davon überzeugt, daß er einen Bericht von seiner Gefangennahme würde erstatten können, aber dabei fiel ihm ein, daß er noch gar nicht darüber nachgedacht hatte, wie dieser Bericht lauten sollte. Eine genaue Schilderung seiner Erlebnisse nahm zuviel Zeit in Anspruch; viel wichtiger war, daß Fagin und die anderen sofort flohen. Andererseits mußte Nick schon eine stichhaltige Erklärung abgeben können, wenn er den Lehrer von dieser Tatsache überzeugen wollte. Er ging unwillkürlich langsamer, als er sich mit diesem Problem beschäftigte, und wurde erst durch eine Stimme, die seinen Namen rief, aus seinen Gedanken gerissen.

„Nick! Bist du das wirklich? Wo bist du die ganze Zeit über gewesen? Wir dachten schon, du hättest dich verirrt!“

Bei dem ersten Geräusch griff Nick instinktiv nach seinen Messern. Aber als er die Stimme erkannte, ließ er die Arme sinken.

„Johnny! Endlich wieder ein vernünftiges Wort.

Was tust du hier? Haben die Schafe alles um das Dorf herum kahlgefressen?“

„Nein, ich bin auf der Jagd, nicht beim Schafehüten.“ John Doolittle trat aus dem Dickicht hervor.

„Aber wo hast du gesteckt? Du bist seit Wochen verschwunden, und wir haben die Suche nach dir seit Wochen aufgegeben.“

„Ihr habt nach mir gesucht? Das ist schlecht. Aber anscheinend hat es nichts ausgemacht, sonst hätte ich davon erfahren.“

„Was soll das heißen? Ich verstehe gar nicht, wovon du sprichst. Und was war das mit dem ›vernünftigen Wort‹ — gibt es denn andere? Los, heraus mit der Sprache!“

„Die Geschichte ist ziemlich lang, und ich muß sie ohnehin allen so rasch wie möglich erzählen. Komm mit, dann brauche ich nicht zweimal zu berichten.“ Er ging auf das Tal zu, in dem ihr „Heimatdorf“ lag, und Johnny folgte ihm wortlos. Obwohl er noch frisch war, hatte er einige Mühe, dem heimgekehrten Forscher zu folgen; Nick schien es ziemlich eilig zu haben.

Unterwegs trafen sie noch zwei andere Mitglieder ihrer Gruppe — Tom und Alice, die Schafe hüteten. Sie folgten Nicks Aufforderung und trieben ihre Tiere so rasch wie möglich in das Dorf zurück.

Fünf weitere Mitglieder der Gruppe befanden sich bereits im Dorf, und Fagin war an seinem gewöhnlichen Aufenthaltsort inmitten der ringförmig angeordneten Häuser. Nick rief den Lehrer an, als er in Sicht war. „Fagin! Wir sind in Gefahr! Kennst du noch andere Waffen, die du uns noch nicht gezeigt hast?“

Wie üblich vergingen einige Sekunden, bevor die Antwort kam.

„Das ist ja Nick. Wir hatten dich schon fast aufgegeben. Was hast du mit Waffen vor? Glaubst du, daß wir uns verteidigen müssen?“

„Wahrscheinlich.“

„Gegen wen?“

„Nun, sie sehen wie ganz normale Leute aus; aber sie halten keine Tiere, kennen kein Feuer und sprechen anders als wir.“

„Wo bist du auf diese Leute gestoßen? Und weshalb müssen wir uns gegen sie verteidigen?“

„Die Geschichte ist ziemlich lang, fürchte ich. Am besten fange ich ganz vorn an, ohne mich mit Einzelheiten aufzuhalten.“

„Einverstanden; ein kurzer Bericht hilft uns allen weiter. Du kannst gleich anfangen.“ Nick verteilte sein Gewicht auf die Hinterbeine und gehorchte.

„Ich wandte mich wie vereinbart nach Süden, kam nur langsam voran und zeichnete eine Karte des Gebiets. In der Gegend, in der wir meistens jagen, hatte sich kaum etwas verändert, aber jenseits der Grenze konnte ich in dieser Beziehung kein Urteil mehr abgeben.

Der auffallendste Punkt am ersten Tag war ein kegelförmiger Berg, dessen Höhe alles übertraf, was ich bisher gesehen hatte. Der Wind war in dieser Gegend ziemlich stark und schien stets zu dem Berg hinüberzuwehen; ich nannte ihn also Sturmgipfel auf der Karte. Dem Wind nach zu urteilen, muß es auf dem Berg eine Menge Pflanzen geben, die nachts wachsen; eine Expedition müßte ihn also jedenfalls vor Einbruch der Dunkelheit wieder verlassen.

Sonst verlief eigentlich alles wie gewöhnlich. Ich erlegte genügend Tiere, um nicht hungern zu müssen, aber die Tiere unterschieden sich keineswegs von denen, die wir kennen.

Am dritten Morgen, als der Berg schon lange hinter mir lag, geriet ich jedoch in die Fangarme eines unbekannten Tieres, das in einer Höhle lebte. Seine Arme umklammerten meine Beine, und das Tier ließ sich durch meine Speere kaum stören. Wahrscheinlich wäre ich nicht entkommen, wenn mir niemand geholfen hätte.“

„Dir hat jemand geholfen?“ Die verwunderte Frage kam sofort — ohne die Pause von wenigen Sekunden, die für die Bemerkungen des Lehrers typisch war; Jim hatte sich an Nick gewandt. „Wie konnte dir jemand helfen? Von uns war niemand in der Gegend.“

„Es war auch keiner von uns — jedenfalls nicht genau. Er sah wie wir aus und gebrauchte Speere wie wir; aber als wir das Tier in der Höhle getötet hatten und uns zu unterhalten versuchten, sprach er ganz anders. Ich brauchte sogar einige Zeit, bevor ich merkte, daß er überhaupt sprach, denn er stieß ganz merkwürdige Laute hervor.

Nach einiger Zeit fiel mir ein, daß diese Geräusche Worte bedeuten mußten, und ich fragte mich, warum ich nicht schon früher auf diesen Gedanken gekommen war — schließlich konnte ich nicht erwarten, daß jemand, der sich seine Worte selbst ausdenken muß, die gleichen wie wir gebraucht. Ich beschloß, ihm zu folgen und seine Sprache nach Möglichkeit zu lernen, denn das erschien mir wichtiger als meine Karte.

Er hatte nichts dagegen, daß ich ihn begleitete, und im Lauf der Zeit lernte ich einige seiner Worte. Das war nicht leicht, denn es genügte nicht, wenn man nur den Laut für jedes Ding beherrschte. Aber wir jagten längere Zeit gemeinsam und lernten dabei die Sprache des anderen. Wir bewegten uns nicht geradlinig vorwärts, aber ich machte mir genügend Notizen und kann sein Dorf in die Karte eintragen, wenn ich genügend Zeit dazu habe.“

„Dorf?“ Auch diesmal war es Jim, der ihn unterbrach; Fagin hatte nichts gesagt.

„Das ist der einzige Ausdruck, der mir im Augenblick einfällt. Natürlich war es kein Dorf wie unseres hier; es bestand nur aus einer Reihe von Höhlen am Fuß einer steilen Klippe. Einige davon waren sehr klein, aber andere so groß, daß Leute darin leben konnten. Der eine, den ich kennengelernt habe, gehörte zu diesen Höhlenbewohnern.

Als sie mich sahen, waren sie sehr überrascht und versuchten mich auszufragen; aber ich verstand sie nicht gut genug, um vernünftige Antworten geben zu können. Der eine, den ich bereits kannte, schien ihnen von mir zu erzählen. Die anderen blieben interessiert und beobachteten mich ständig.

Wir hatten die Klippe erst am späten Nachmittag erreicht, und ich fragte mich zunächst, wo ich diese Nacht schlafen sollte, weil ich nicht gleich erkannte, daß diese Leute in den Höhlen lebten. Als ich endlich begriffen hatte, daß dies der Fall war, konnte ich mich nicht recht dafür begeistern. In dieser Gegend waren die Erdbeben heftiger als anderswo, und die Felswand erschien mir ziemlich gefährlich.

Als es dunkel zu werden begann, wollte ich fort, um auf einem der Hügel in der Nähe zu übernachten, mußte aber feststellen, daß die Leute mich nicht gehen lassen wollten. Sie hätten mich mit Gewalt zurückgehalten, wenn ich ihnen nicht mühsam erklärt hätte, daß ich nicht fliehen, sondern nur allein schlafen wollte. Ich sammelte ohne größere Anstrengung genügend Holz für die Nacht, wobei mir die Kleineren halfen, als sie erkannten, was ich wollte.“