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Verlegen und blutrot im Gesicht warf Nora die feuchten Tücher in den Abfallkübel unter dem Ausguß.

Art Streck sagte; »Kochen, Sticken... hm, ich finde das wirklich hübsch, wirklich hübsch, Was tun Sie sonst noch gerne?«

»Das ist alles, fürchte ich«, sagte sie. »Ich habe keine ungewöhnlichen Hobbies. Ich bin nicht sehr interessant. Langweilig. Fad.«

Sie war wütend über sich, weil sie es nicht fertigbrachte, den Dreckskerl aus dem Haus zu weisen, schob sich an ihm vorbei und ging zum Backrohr, wie um sich zu vergewissern, daß es jetzt vorgeheizt war, in Wahrheit aber nur, um aus Strecks Reichweite zu gelangen.

Er folgte nach, blieb dicht bei ihr. »Als ich vor dem Haus hielt, habe ich eine Menge Blumen gesehen. Kümmern Sie sich um die Blumen?«

Sie starrte die Drehknöpfe des Backrohrs an und sagte:

»Ja... Ich mag die Gartenarbeit.«

»Das gefällt mir«, sagte er, als sollte es ihr nicht gleichgültig sein, ob es ihm gefiel oder nicht. »Blumen... Es ist gut, wenn Frauen sich für Blumen interessieren. Kochen, Sticken, Gartenarbeit - ich muß schon sagen, Sie sind voll fraulicher Interessen und Talente. Ich möchte wetten, daß Sie alles sehr gut machen, Mrs. Devon, ich meine, alles, was eine Frau tun sollte, Ich wette, Sie sind eine erstklassige Frau, in jeder Hinsicht.«

Wenn er mich anfaßt, schreie ich, dachte Sie.

Aber die Mauern des alten Hauses waren dick, und die Nachbarn wohnten ein gutes Stück entfernt. Niemand würde sie hören oder ihr zu Hilfe kommen.

Ich werde nach ihm treten, dachte sie. Mich wehren.

Aber tatsächlich war sie sich gar nicht sicher, ob sie kämpfen würde, ob sie den Mumm dazu hatte. Und selbst gesetzt den Fall, daß sie es versuchte, er war größer und stärker als sie.

»Jaah, ich wette. Sie sind in jeder Hinsicht eine erstklassige Frau«, wiederholte er mit noch provokanterem Unterton.

Sie wandte sich vom Backrohr ab und zwang sich zu einem Lachen. »Mein Mann wäre erstaunt, das zu hören. Auf Kuchen verstehe ich mich gar nicht schlecht, aber ich habe immer noch nicht gelernt, eine richtige Kruste auf die Pastete zu bekommen, und mein Braten gerät mir immer knochentrocken. Mei-

ne Stickarbeiten sind nicht übel, aber ich brauche eine Ewigkeit dazu.« Sie glitt an ihm vorbei und trat wieder an die Arbeitstheke. Sie war selber überrascht sich weiterplappern zuhören, während sie die Schachtel mit den Zutaten für die Glasur öffnete, Die Verzweiflung machte sie geschwätzig. »Auf Blumen verstehe ich mich, aber im Haushalt tauge ich nicht viel. Und wenn mein Mann nicht aushülfe - nun, dann würde es hier katastrophal aussehen.«

Das klang wohl nicht echt, fand sie. Sie entdeckte einen Hauch von Hysterie in ihrer Stimme, der ihm unbedingt auf fallen mußte. Aber nach der Erwähnung des Ehemanns würde Art Streck, offensichtlich nachdenklich gemacht, es sich reiflich überlegen, sie weiter zu bedrängen. Während Nora die Mischung in eine Schüssel schüttete und Butter abwog, trank Streck das Wasser, das sie ihm gegeben hatte. Er ging an der Ausguß und stellte das leere Glas zum Schmutzgeschirr in den Spülkorb. Diesmal drängte er sich nicht unnötig nah an sie heran.

»Nun, ich mach' mich besser wieder an die Arbeit«, sagte er.

Sie lächelte bewußt zerstreut und nickte. Dann begann sie leise zu summen, während sie sich wieder ihrer eigenen Arbeit zuwandte, so, als fühlte sie sich völlig ungestört.

Er ging durch die Küche und stieß die Schwingtür auf. Dann blieb er stehen und sagte: »Ihre Tante hatte es wirklich gern dunkel, nicht wahr? Diese Küche wäre auch viel hübscher, wenn Sie sie ein wenig heller machen würden.«

Ehe sie antworten konnte, ging er hinaus und ließ die Tür hinter sich zuschwingen.

Trotz seiner unverlangt abgegebenen Meinung über die Küchendekoration schien Streck die Hörner eingezogen zu haben, und Nora war mit sich zufrieden. Mit ein paar Notlügen bezüglich eines nicht existierenden Ehemanns, die sie mit bewundernswertem Gleichmut von sich gegeben hatte, hatte sie ihn nun doch auf Distanz gebracht. Das war zwar nicht gerade die Art und Weise, wie eine Katze mit einem Angreifer umgegangen wäre, aber es war auch nicht das verängstigte Verhalten einer Maus.

Sie sah sich in der Küche mit der hohen Decke um und entschied, daß sie wirklich zu dunkel war. Die Wände waren verwaschen blau, die Milchglaskugeln der Deckenbeleuchtung waren undurchsichtig und verbreiteten nur mattes, winteriges Licht. Sie überlegte, ob sie die Küche neu timchen, die Beleuchtungskörper austauschen lassen sollte.

Allein der Gedanke, in Violet Devons Haus größere Veränderungen vorzunehmen, war schwindelerregend und berauschend. Nora hatte seit Violets Tod ihr Schlafzimmer neu herrichten lassen, und nichts sonst. Jetzt, da sie überlegte, in größerem Umfang neu dekorieren zu lassen, kam sie sich tollkühn, ja aufrührerisch vor. Vielleicht. Es könnte gelingen. Wenn sie es fertigbrachte, sich Streck vom Leib zu halten, würde sie vielleicht auch die Courage aufbringen, ihrer toten Tante die Stirn zu bieten.

Ihre Hochstimmung dauerte genau zwanzig Minuten, was ausreichte, die Kuchenform ins Backrohr zu schieben, die Glasur anzurühren und einige Schüsseln und sonstiges Geschirr zu spülen. Dann kam Streck zurück, teilte ihr mit, der Femse-her sei jetzt repariert, und gab ihr die Rechnung. Als er die Küche verließ, schien er leicht gedämpft gewesen, jetzt, da er wiederkam, war er frech wie je. Er ließ seine n Blick über ihren Körper wandern, als würde er sie in seiner Fantasie entkleiden. Herausfordernd schaute er ihr in die Augen.

Sie fand die Rechnung zu hoch, machte aber keinen Einwand, weil sie ihn schnell aus dem Haus haben wollte, Als sie am Küchentisch saß, um den Scheck auszustellen, wandte er wieder den nun schon bekannten Trick an, sich nah neben sie zu stellen, um sie mit seiner Männlichkeit und Größe einzuschüchtern. Als sie aufstand und ihm den Scheck reichte, schaffte er es, ihn so entgegenzunehmen, daß seine Hand die ihre anzüglich berührte.

Auf dem ganzen Weg durch die Halle war Nora fast sicher, er werde plötzlich seinen Werkzeugkasten hinstellen und sie von hinten anfallen. Aber sie erreichte die Tür, und er trat an ihr vorbei auf die Veranda hinaus. Ihr wild schlagendes Herz begann sich auf normaleren Rhythmus umzustellen.

Vor der Tür zögerte er. »Was macht denn Ihr Mann?«

Die Frage brachte sie aus der Fassung. Das hätte er sie vorhin fragen sollen, in der Küche, als sie ihren Mann erwähnte. Jetzt schien seine Neugierde nicht am Platz.

Sie hätte ihm sagen müssen, daß ihn das nichts anginge,

aber sie hatte noch immer Angst vor ihm, Sie fühlte, daß er ein Mensch war, den man leicht zornig machen konnte, daß es nur einer Kleinigkeit bedurfte, die in ihm aufgestaute Gewalttätigkeit zum Ausbruch zu bringen. Also antwortete sie mit einer weiteren Lüge, einer, von der sie hoffte, sie werde ihn davon abhalten, sie weiter zu belästigen: »Er ist,,. Polizist.« Streck hob die Brauen, »Wirklich? Hier in Santa Barbara?« »Richtig.«

»Beachtliches Haus für einen Polizisten.«

»Wie bitte?« sagte sie.

»Ich wußte gar nicht, daß Polizisten so gut bezahlt sind.« »Oh, ich hab' es Ihnen doch gesagt - das Haus habe ich von meiner Tante geerbt.«

»Natürlich, jetzt erinnere ich mich wieder, Das haben Sie gesagt. Stimmt.«

Bemüht, ihre Lüge zu untermauern, sagte sie; »Wir hatten eine Wohnung, als meine Tante starb, dann sind wir hierhergezogen. Sie haben schon recht - anders hätten wir es uns nicht leisten können.«

»Nun«, sagte er, »freut mich für Sie. Wirklich. Eine Frau, die so hübsch ist wie Sie, verdient auch ein hübsches Haus.«