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Jace blickte auf, als die Kellnerin vorbeikam. »Bekommen wir irgendwann auch mal einen Kaffee?«, fragte er laut und schnitt Alec mitten im Satz das Wort ab.

Alec verstummte und seine Energie schwand. »Ich …«

Clary beeilte sich, etwas zu sagen. »Für wen ist all das rohe Fleisch bestimmt?«, fragte sie und deutete auf die dritte Seite der Speisekarte.

»Werwölfe«, meinte Jace. »Aber ab und zu habe ich auch nichts gegen ein blutiges Steak.« Er beugte sich vor, streckte seine Hand über den Tisch und blätterte in Clarys Speisekarte. »Die Gerichte für Menschen sind hier hinten.«

Sie studierte die ganz gewöhnlichen Menüs und fühlte sich wie betäubt. Es war einfach alles zu viel. »Sie haben Smoothies

»Das Aprikosen-Pflaumen-Smoothie mit Wildblütenhonig ist einfach göttlich«, sagte Isabelle, die plötzlich zusammen mit Simon aufgetaucht war. »Rutsch rüber«, meinte sie zu Clary, die sich so dicht an die Wand schob, dass sie die kalten Backsteine an ihrem Arm spürte. Simon, der sich neben Isabelle setzte, schenkte ihr ein leicht verlegenes Lächeln, das sie jedoch nicht erwiderte. »Du solltest mal einen probieren.«

Da Clary sich nicht sicher war, ob Isabelle mit ihr redete oder mit Simon, hielt sie lieber den Mund. Isabelles Haare kitzelten sie im Gesicht; sie rochen nach einem Vanilleparfüm. Clary unterdrückte ein Niesen. Sie hasste Parfüm mit Vanille und hatte nie verstanden, warum manche Mädchen unbedingt wie eine Nachspeise riechen wollten.

»Wie ist es in der Stadt der Gebeine gelaufen?«, fragte Isabelle und schlug ihre Speisekarte auf. »Habt ihr herausgefunden, was in Clarys Kopf los ist?«

»Wir haben einen Namen«, erwiderte Jace. »Magnus …«

»Sei still«, zischte Alec und schlug mit der geschlossenen Speisekarte nach Jace, der ihn daraufhin mit schmerzverzerrtem Gesicht ansah und sich den Arm rieb. »Herrje! Was hast du nur für ein Problem?«

»In diesem Laden wimmelt es von Schattenwesen. Das weißt du ganz genau. Ich denke, du solltest versuchen, die Details eurer Nachforschungen für dich zu behalten.«

»Nachforschungen?«, lachte Isabelle. »Sind wir jetzt Detektive? Vielleicht sollten wir uns alle einen Codenamen zulegen.«

»Gute Idee«, sagte Jace. »Ich bin Baron Heißsporn von Hugenstein.«

Alec musste lachen und spuckte das Wasser wieder in sein Glas. In dem Moment kam die Kellnerin, um ihre Bestellungen aufzunehmen. Auch aus der Nähe betrachtet, war sie ein hübsches blondes Mädchen; allerdings leuchteten ihre Augen irritierend – vollkommen blau, ohne Pupillen und das geringste Weiß. Sie lächelte und enthüllte dabei scharfe kleine Zähne. »Wisst ihr schon, was ihr wollt?«

Jace grinste. »Das Übliche«, sagte er und die Kellnerin schenkte ihm ein Lächeln.

»Für mich auch«, stimmte Alec ein, bekam aber kein Lächeln. Isabelle bestellte umständlich ein Früchte-Smoothie, Simon wollte Kaffee und Clary entschied sich nach kurzem Zögern für einen großen Kaffee und Kokos-Pfannkuchen. Die Kellnerin zwinkerte ihr mit einem blauen Auge zu und stolzierte davon.

»Ist sie auch ein Ifrit?«, fragte Clary und sah ihr nach.

»Kaelie? Nein. Sie ist halb Fee, glaube ich«, meinte Jace.

»Sie hat Nixenaugen«, sagte Isabelle nachdenklich.

»Wisst ihr wirklich nicht, was sie ist?«, fragte Simon.

Jace schüttelte den Kopf. »Ich achte ihre Privatsphäre.« Er verpasste Alec einen Stoß in die Rippen. »Hey, lass mich mal kurz raus.«

Mit finsterem Blick machte Alec Platz. Clary schaute Jace nach, als er zu Kaelie hinüberging. Sie lehnte an der Theke und sprach durch die Durchreiche zur Küche mit dem Koch, von dem Clary jedoch nur einen gebeugten Kopf mit einer Kochmütze sehen konnte. Große pelzige Ohren ragten durch Löcher auf beiden Seiten der Kochmütze heraus.

Kaelie lächelte Jace an, der einen Arm um sie legte. Sie schmiegte sich an ihn. Clary fragte sich, ob Jace das etwa unter »Achtung ihrer Privatsphäre« verstand.

Isabelle verdrehte die Augen. »Er sollte die Bedienung wirklich nicht so anmachen.«

Alec schaute sie an. »Du glaubst doch nicht, dass er es ernst meint, oder? Dass er sie mag, meine ich.«

Isabelle zuckte die Achseln. »Sie ist ein Schattenwesen«, sagte sie, als würde das alles erklären.

»Das verstehe ich nicht«, sagte Clary.

Isabelle schaute sie gelangweilt an. »Was verstehst du nicht?«

»Diese ganze Schattenwesengeschichte. Ihr jagt sie nicht, weil sie keine echten Dämonen sind, aber sie sind auch keine Menschen. Vampire töten beispielsweise, sie trinken Blut …«

»Nur bösartige Vampire trinken das Blut lebender Menschen«, warf Alec ein. »Und die dürfen wir töten.«

»Und was sind Werwölfe? Nichts weiter als zu groß geratene Hündchen?«

»Sie töten Dämonen«, sagte Isabelle. »Solange sie uns in Ruhe lassen, kümmern wir uns auch nicht um sie.«

Genauso als würde man Spinnen leben lassen, weil sie Mücken fressen, dachte Clary. »Das heißt also, sie sind gut genug, um nicht getötet zu werden, gut genug, euch euer Essen zu kochen, gut genug, um mit ihnen zu flirten – aber nicht wirklich gut genug? Ich meine, nicht so gut wie Menschen?«

Isabelle und Alec schauten sie an, als würde sie Urdu sprechen. »Anders als Menschen«, sagte Alec schließlich.

»Besser als Irdische?«, fragte Simon.

»Nein«, sagte Isabelle entschieden. »Man könnte einen Irdischen zu einem Schattenjäger machen. Ich meine, wir stammen von Irdischen ab. Aber man könnte aus einem Schattenwesen nie ein Mitglied des Rats machen. Sie können die Runen nicht tragen.«

»Also sind sie schwach?«, fragte Clary.

»Das würde ich nicht sagen«, entgegnete Jace, während er wieder auf die Sitzbank neben Alec rutschte. Seine Haare waren zerzaust und er hatte Lippenstift auf der Wange. »Zumindest nicht, wenn ein Peri, ein Djinn, ein Ifrit oder, Gott weiß, wer sonst noch zuhört.« Er grinste, als Kaelie mit dem Essen erschien. Clary betrachtete ihre Pfannkuchen. Sie sahen fantastisch aus: goldbraun und mit Honig übergossen. Sie nahm einen Bissen, während Kaelie auf ihren hohen Absätzen davonstakste. Die Pfannkuchen waren köstlich.

»Ich habe dir doch gesagt, dass es das tollste Restaurant in ganz Manhattan ist«, sagte Jace und aß seine Pommes frites mit den Fingern.

Sie schaute zu Simon, der den Kopf gesenkt hatte und in seinem Kaffee rührte.

»Mmmf«, sagte Alec mit vollem Mund.

»Genau«, entgegnete Jace. Er schaute Clary an. »Das Ganze ist keine einseitige Angelegenheit. Wir mögen den Schattenwesen vielleicht nicht immer von Herzen zugetan sein, aber das gilt auch umgekehrt. Ein paar Hundert Jahre des gemeinsamen Abkommens können tausend Jahre der Feindseligkeit nicht auslöschen.«

»Ich bin sicher, sie weiß nicht, was das Abkommen ist, Jace«, gab Isabelle zu bedenken.

»Doch, das weiß ich.«

»Aber ich nicht«, sagte Simon.

»Mag sein, aber wen interessiert schon, was du weißt?« Jace betrachtete eine Fritte, bevor er hineinbiss. »Zu gewissen Zeiten und an gewissen Orten genieße ich die Gesellschaft gewisser Schattenwesen. Aber wir werden nicht unbedingt zu denselben Partys eingeladen.«

»Moment mal.« Isabelle setzte sich plötzlich aufrecht hin. »Wie, sagtest du, war noch mal der Name?«, wandte sie sich an Jace. »Der Name in Clarys Kopf?«

»Ich habe keinen Namen genannt. Zumindest nicht vollständig. Er lautet Magnus Bane«, sagte Jace und grinste Alec spöttisch an. »Klingt schwer nach ›übervorsichtiger Nervensäge‹.«

Alec murmelte eine Antwort in seinen Kaffee, die unschwer als »blödes Arschloch« zu erkennen war. Clary musste innerlich grinsen.

»Eigentlich ist das unmöglich … aber ich bin mir fast sicher …« Isabelle tauchte in ihre Handtasche und holte einen zusammengefalteten blauen Papierbogen heraus, mit dem sie wild herumwedelte. »Seht euch das mal an.«