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»So einfach ist das nicht«, meinte Jace.

»Doch, so einfach ist das.« Alec beugte sich vor und runzelte die Stirn. »Das alles hat nichts mit uns zu tun. Hierbei geht es nur um deine … deine Begeisterung für Gefahren.«

Jace schüttelte aufgebracht den Kopf. »Ich verstehe nicht, warum du dich in dieser Sache gegen mich stellst.«

Weil er nicht will, dass dir etwas zustößt, dachte Clary und wunderte sich, dass Jace offenbar nicht in der Lage war zu erkennen, was in Alec vor sich ging. Aber andererseits hatte sie die gleichen Gefühle bei Simon übersehen …

»Hör zu: Dorothea, die Hüterin der Zufluchtsstätte, vertraut dem Rat nicht. Genau genommen hasst sie ihn sogar. Aber uns vertraut sie«, erläuterte Jace.

»Mir vertraut sie«, warf Clary ein. »Keine Ahnung, wie sie zu dir steht. Ich bin mir noch nicht mal sicher, ob sie dich überhaupt mag.«

Jace ignorierte sie. »Komm schon, Alec. Das wird bestimmt lustig. Und denk doch mal an den Ruhm, wenn wir den Kelch der Engel nach Idris zurückbringen! Unsere Namen werden in die Geschichte eingehen…«

»Ich pfeif auf den Ruhm«, erwiderte Alec und heftete seinen Blick fest auf Jace’ Gesicht. »Ich hab keine Lust, irgendeine Riesendummheit zu begehen.«

»In diesem Fall hat Jace allerdings recht«, sagte Hodge. »Wenn die Ratsbeauftragten die Zufluchtsstätte in Dorotheas Wohnung aufsuchen würden, wäre das eine Katastrophe. Dorothea würde mit dem Kelch fliehen und wahrscheinlich auf Nimmerwiedersehen verschwinden. Nein, Jocelyn wollte ganz eindeutig, dass nur eine Person den Kelch finden kann, und das ist Clary – und sonst niemand.«

»Dann soll sie ihn doch alleine holen«, entgegnete Alec.

Selbst Isabelle schnappte bei diesen Worten nach Luft. Jace, der sich mit den Händen flach auf den Tisch aufgestützt hatte, richtete sich auf und musterte Alec mit einem eisigen Blick. Nur Jace konnte in Pyjamahosen und einem alten T-Shirt dermaßen cool wirken, dachte Clary – und es gelang ihm mühelos. »Wenn du vor ein paar Forsaken Angst hast, dann bleib in Gottesnamen hier«, sagte er sanft.

Alec wurde kreidebleich. »Ich hab keine Angst«, stieß er hervor.

»Gut«, meinte Jace. »Dann wäre das Problem ja gelöst, oder?« Er warf einen Blick in die Runde. »Das heißt, wir gehen alle gemeinsam.«

Alec murmelte ein Ja, während Isabelle eifrig nickte. »Na klar«, rief sie. »Das wird bestimmt ein Riesenspaß.«

»Ich weiß zwar nicht, ob es wirklich spaßig werden wird, aber ich bin selbstverständlich dabei«, sagte Clary.

»Clary, wenn du dir Sorgen wegen der Gefahr machst«, warf Hodge rasch ein, »brauchst du das natürlich nicht auf dich zu nehmen. Wir können immer noch den Rat verständigen …«

»Nein«, erwiderte Clary zu ihrer eigenen Überraschung. »Meine Mutter wollte, dass ich den Kelch finde. Nicht Valentin und auch sonst niemand anderes.« Sie hat sich nicht vor den Monstern versteckt, hatte Magnus gesagt. »Wenn sie wirklich ihr ganzes Leben versucht hat, Valentin von dem Kelch fernzuhalten, ist es das Mindeste, was ich tun kann.«

Hodge lächelte. »Ich glaube, sie wusste, dass du das sagen würdest.«

»Mach dir keine Sorgen«, meinte Isabelle. »Dir wird bestimmt nichts passieren. Wir kommen schon mit ein paar Forsaken klar. Sie mögen zwar verrückt sein, aber sie sind nicht sehr clever.«

»Und wesentlich leichter in Schach zu halten als Dämonen … nicht so durchtrieben«, ergänzte Jace. »Ach ja, wir brauchen noch einen Wagen, vorzugsweise einen großen«, fügte er hinzu.

»Wozu?«, fragte Isabelle. »Bisher haben wir doch auch keinen Wagen benötigt.«

»Bisher mussten wir uns auch noch nie Gedanken darüber machen, einen Gegenstand von unermesslichem Wert zu transportieren. Ich möchte den Kelch jedenfalls nicht in der U-Bahn mit mir herumschleppen«, sagte Jace.

»Wir könnten ein Taxi nehmen«, meinte Isabelle. »Oder einen Transporter mieten.«

Jace schüttelte den Kopf. »Ich will die Begleitumstände selbst bestimmen können. Ich habe keine Lust, mich mit einem muffligen Taxifahrer oder einem Autoverleiher herumzuschlagen, während wir eine so wichtige Aufgabe erledigen.«

»Hast du denn keinen Führerschein oder Wagen?«, wandte Alec sich an Clary und musterte sie mit kaum verhohlener Abneigung. »Ich dachte, alle Irdischen hätten so was.«

»Erst ab sechzehn«, erwiderte Clary verärgert. »Ich sollte in diesem Jahr den Führerschein machen, aber so weit ist es nicht mehr gekommen.«

»Du bist ja ’ne tolle Hilfe.«

»Wenigstens können meine Freunde fahren«, konterte sie. »Simon hat einen Führerschein.«

Augenblicklich bereute Clary ihre Worte.

»Tatsächlich?«, fragte Jace in enervierend nachdenklichem Ton.

»Aber er hat kein Auto«, fügte sie rasch hinzu.

»Dann fährt er also den Wagen seiner Eltern?«, fragte Jace.

Clary seufzte und lehnte sich gegen den Schreibtisch. »Nein. Normalerweise fährt er Erics Bus, wenn die Band zu Auftritten muss. Manchmal leiht Eric ihm den Wagen auch zu anderen Gelegenheiten. Wenn Simon ein Date hat oder so.«

Jace schnaubte. »Er holt seine Verabredung in einem Bus ab? Kein Wunder, dass er so einen Erfolg bei den Damen hat …«

»Der Bus ist schließlich auch ein Auto«, erwiderte Clary. »Du bist doch nur sauer auf Simon, weil er etwas hat, was du nicht hast.«

»Er hat viele Dinge, die ich nicht habe«, sagte Jace. »Kurzsichtigkeit, einen Haltungsfehler und eine beängstigende Koordinationsstörung.«

»Wusstest du eigentlich, dass die meisten Psychologen sich darin einig sind, dass Feindseligkeit in Wirklichkeit eine Form sublimierter sexueller Anziehungskraft ist?«, fragte Clary.

»Ah, das erklärt vielleicht, wieso ich so oft auf Leute stoße, die mich zu hassen scheinen«, erwiderte Jace unbekümmert.

»Ich hasse dich nicht«, warf Alec rasch ein.

»Weil wir eine brüderliche Zuneigung füreinander empfinden«, erklärte Jace und ging zum Schreibtisch. Er nahm den Hörer des schwarzen Telefons ab und hielt ihn Clary hin. »Ruf ihn an.«

»Wen?«, fragte Clary, um Zeit zu schinden. »Eric? Der würde mir nie seinen Wagen leihen.«

»Simon«, entgegnete Jace. »Ruf ihn an und frage ihn, ob er uns zu deinem Haus fahren kann.«

Clary unternahm einen letzten Versuch. »Kennt ihr denn gar keine Schattenjäger mit einem fahrbaren Untersatz?«

»In New York?« Jace’ Lächeln verblasste. »Im Augenblick sind fast alle Schattenjäger wegen des Abkommens in Idris. Außerdem würden sie darauf bestehen, uns zu begleiten. Es läuft also auf Simon oder gar nichts hinaus.«

Einen kurzen Moment lang trafen sich ihre Blicke. In seinen Augen lag etwas Provozierendes und noch etwas anderes … als wollte er sie herausfordern, ihr Zögern zu erklären. Mit einem finsteren Gesicht ging sie um den Schreibtisch herum und riss ihm den Hörer aus der Hand.

Clary musste nicht lange nachdenken: Simons Telefonnummer war ihr fast so vertraut wie ihre eigene. Sie machte sich darauf gefasst, dass seine Mutter oder eine seiner Schwestern abnehmen würde, aber glücklicherweise ging er nach dem zweiten Klingeln selbst an den Apparat. »Hallo?«

»Simon?«

Schweigen.

Jace betrachtete Clary. Sie kniff die Augen zu und versuchte, so zu tun, als sei er nicht da. »Ich bin’s«, murmelte sie. »Clary.«

»Ich weiß, wer dran ist.« Er klang verärgert. »Ich hatte fest geschlafen.«

»Ich weiß, es ist ziemlich früh. Tut mir leid.« Sie wickelte die Telefonschnur um ihren Zeigefinger. »Ich muss dich um einen Gefallen bitten.«

Erneut herrschte am anderen Ende der Leitung Schweigen, bis Simon schließlich ein freudloses Lachen ausstieß. »Das soll wohl ein Witz sein.«

»Nein, mir ist nicht nach Witzen zumute«, erwiderte Clary. »Wir wissen, wo sich der Kelch der Engel befindet, und wir sind entschlossen, ihn zu holen. Das Problem ist nur: Wir brauchen einen Wagen.«

Simon lachte erneut. »Entschuldige mal, willst du mir etwa erzählen, dass deine dämonenschlachtenden Freunde zu ihrem nächsten Rendezvous mit den Mächten der Finsternis kutschiert werden müssen – und zwar von meiner Mutter?«