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»Also schön«, sagte der Präsident und faltete die Hände vor sich auf dem Tisch. »Minister Hall, Sie sind zuständig, also sagen Sie mir, was zum Teufel da draußen vor sich geht.«

»Ich bedaure«, stammelte Hall, »Mr. President, aber ich habe keine Ahnung. Das ist ein beispielloser Vorgang. Ich weiß nicht, was ich sagen soll …«

Der Präsident fiel ihm ins Wort und wandte sich an Lockwood. »Wer hatte als Letzter Kontakt zum Isabella-Team? Stan, wissen Sie das?«

»Ich vermutlich. Ich habe um sieben Uhr MDT mit meinem Maulwurf telefoniert, und er sagte, es sei alles in Ordnung. Er sagte, sie würden einen Durchlauf planen, und er wollte um acht Uhr zu ihnen nach unten gehen. Er hat mir keinerlei Hinweis auf irgendwelche ungewöhnlichen Vorgänge gegeben.«

»Haben Sie denn eine Theorie, was da los sein könnte?«

Lockwood hatte bereits im Stillen sämtliche Möglichkeiten durchgerattert, doch keine davon erschien ihm plausibel. Er rang die Panik nieder, die in ihm aufstieg, und hielt seine Stimme bewusst ruhig und fest. »Ich habe leider keine eindeutigen Anhaltspunkte.«

»Könnten wir es denn mit irgendeiner internen Auflehnung zu tun haben? Meuterei? Oder Sabotage?«

»Das wäre möglich.«

Der Präsident wandte sich an den Vorsitzenden des Generalstabs, der in einem zerknautschten Kampfanzug an seinem Schreibtisch im Pentagon saß. »General, Sie sind für die Sondereinsatzkommandos zuständig, wo ist die nächste Einheit stationiert?«

»Luftwaffenstützpunkt Nellis, in Nevada.«

»Und die nächste Einheit der Nationalgarde?«

»Flagstaff.«

»FBI? Wo ist Ihre nächstgelegene Außenstelle?«

Jack Strand, der FBIDirektor, antwortete aus seinem Bildschirm: »Auch in Flagstaff.«

Der Präsident überlegte, runzelte die Stirn und trommelte mit den Fingern auf der Tischplatte herum. »General, lassen Sie den Hubschrauber, der am nächsten dran ist, sofort aufsteigen. Die sollen sich das mal ansehen.«

Bei diesen Worten rutschte Gordon Galdone, der Wahlkampfleiter, auf seinem Sessel herum, seufzte und drückte den Zeigefinger an die weichen Lippen.

Das Orakel spricht zu uns, dachte Lockwood säuerlich.

»Mr. President?« Der Mann hatte eine pompös klingende Stimme, nicht unähnlich der von Orson Welles in seinen fetten Jahren.

»Ja, Gordon?«

»Darf ich darauf hinweisen, dass das nicht nur ein wissenschaftliches oder sogar militärisches Problem ist? Es ist ein politisches Problem. Seit Wochen löchert uns die Presse, warum Isabella noch nicht in Betrieb ist. Die Times hat sich letzte Woche sogar im Leitartikel darauf gestürzt. Vor vier Tagen hat einer der Wissenschaftler Selbstmord begangen. Wir haben einen Aufruhr bei den christlichen Fundamentalisten. Und jetzt gehen die Wissenschaftler nicht mal mehr ans Telefon. Obendrein haben wir einen wissenschaftlichen Berater, der sich nebenbei als Spion versucht.«

»Gordon, ich habe das abgesegnet«, erwiderte der Präsident.

Galdone fuhr unbeeindruckt fort: »Mr. President, wir rennen blindlings in eine PR-Katastrophe. Sie haben das Isabella-Projekt gefördert. Man identifiziert Sie damit. Sie werden einen Tiefschlag einstecken – außer wir lösen dieses Problem auf der Stelle. Einen Hubschrauber hinzuschicken, damit der mal nachsieht, ist zu wenig, und es kommt zu spät. Das wird die ganze Nacht lang dauern, und morgen früh wird immer noch ein einziges Durcheinander herrschen. Gott steh uns bei, wenn die Medien Wind davon bekommen.«

»Was schlagen Sie also vor, Gordon?«

»Das Problem bis morgen früh zu beseitigen

»Wie denn?«

»Schicken Sie ein Team, das die Kontrolle über Isabella übernimmt und die Maschine ausschaltet – und die Wissenschaftler vom Projektgelände schafft.«

»Augenblick mal«, sagte der Präsident. »Das Isabella-Projekt ist meine größte Leistung. Ich will verdammt sein, wenn ich es jetzt einfach ausschalte!«

»Entweder Sie schalten Isabella aus, oder das Projekt wird Sie ausschalten.«

Lockwood war schockiert darüber, dass ein Berater es fertigbrachte, in so unverschämtem Ton mit dem Präsidenten zu sprechen.

Morton meldete sich zu Wort. »Mr. President, ich stimme Gordon zu. In nicht einmal zwei Monaten steht die Wahl an. Wir können uns den Luxus nicht erlauben, noch mehr Zeit verstreichen zu lassen. Wir müssen das Isabella-Projekt noch heute Abend beenden. Die Einzelheiten aufklären, das können wir später auch noch tun.«

»Wir wissen noch nicht einmal, was zum Teufel da draußen los ist«, sagte der Präsident. »Woher wollen Sie wissen, dass wir es nicht mit einem terroristischen Anschlag oder einer Geiselnahme zu tun haben?«

»Vielleicht haben wir es genau damit zu tun«, sagte Morton.

Schweigen. Dann wandte der Präsident sich an seinen Nationalen Sicherheitsberater auf einem der Flachbildschirme. »Haben Sie bei der National Intelligence irgendeinen Hinweis darauf, dass irgendwo etwas geplant sein könnte?«

»Nicht, dass wir wüssten, Mr. President.«

»Also schön, wir schicken ein Team da rein. Bewaffnet und einsatzbereit für jede erdenkliche Situation. Aber ich will keine große Mobilmachung, nichts, was die Aufmerksamkeit der Presse erregen oder uns hinterher dumm dastehen lassen könnte. Eine kleine Eliteeinheit der Sondereinsatztruppen, bestens ausgebildet – sie gehen da rein, sichern den verdammten Berg, schalten die Maschine ab und bringen die Wissenschaftler raus. Die Operation muss bis morgen früh abgeschlossen sein.« Er lehnte sich zurück. »Okay: Wer ist dafür geeignet?«

Der FBIDirektor schlug vor: »Das Rocky Mountain Hostage Rescue Team ist in Denver stationiert, keine sechshundert Kilometer von Isabella entfernt. Elf bestens ausgebildete Männer, Spezialisten für Geiselnahmen, waren vorher alle bei der Delta Force, eigens für Einsätze auf amerikanischem Boden trainiert.«

»Ja, aber hier bei der CIA …«, wandte der CIA-Direktor ein.

»Wunderbar«, fiel ihm der Präsident ins Wort und wandte sich sogleich an Lockwood. »Stan? Was meinen Sie?«

Lockwood bemühte sich, seine Stimme ruhig zu halten. »Mr. President, meiner Ansicht nach ist es völlig verfrüht, jetzt schon an so ein Überfallkommando zu denken. Ich kann nur dem zustimmen, was Sie vorhin sagten – wir sollten zuerst herausfinden, was da vor sich geht. Ich bin sicher, es gibt eine vernünftige Erklärung. Schicken Sie einen Hubschrauber mit ein paar Leuten hin, die erst mal an die Tür klopfen, sozusagen.«

Morton sagte mit klirrender Stimme: »Morgen früh werden sich die Reporter sämtlicher Fernsehsender im gesamten Land da draußen drängeln. Dann müssten wir unter dem mikroskopischen Blick der Medien arbeiten. Unsere Handlungsfreiheit wäre zum Teufel. Falls die Wissenschaftler selbst sich aus irgendeinem Grund da drin verbarrikadiert haben, könnten wir uns ein zweites Waco einhandeln.«

»Waco?«, wiederholte Lockwood ungläubig. »Wir reden hier von zwölf angesehenen Wissenschaftlern, angeführt von einem Nobelpreisträger. Das ist doch keine durchgeknallte Sekte!«

Der Stabschef wandte sich an den Präsidenten. »Mr. President, ich kann nicht energisch genug betonen, dass diese Operation auf jeden Fall bis zum Morgengrauen abgeschlossen sein muss. Sobald die Medien eintreffen, verändert sich die Situa tion völlig. Wir haben keine Zeit, jemanden da hinzuschicken, der ›an die Tür klopft‹.« Seine Stimme troff vor Sarkasmus.

»Dem kann ich nur zustimmen«, sagte Galdone.

»Keine Alternative?«, fragte der Präsident leise.

»Keine.«

Lockwood schluckte. Ihm war übel. Er hatte den Kürzeren gezogen, und nun würde er gezwungen sein, an der Abschaltung von Isabella mitzuwirken. »Die Operation, die Sie vorschlagen, ist auch nicht ganz problemlos.«