Выбрать главу

Deputy Blake betrachtete sie, während er auf eine Antwort wartete. »Miss Patterson?«

»Was? Oh, tut mir leid. Diese Sache hat mich so aus der Fassung .«

»Das kann ich verstehen. Hat Tibble jemals diese Frau erwähnt, die er heiraten wollte?«

»Ja . aber er hat mir gegenüber keinen Namen genannt.« Wenigstens das stimmte.

»Waren Sie jemals in Tibbles Wohnung?«

Ashley holte tief Luft. Wenn sie nein sagte, war die Vernehmung vermutlich vorüber. Aber wenn man ihre Fingerabdrücke gefunden hatte . »Ja.«

»Sie waren in seiner Wohnung?«

»Ja.«

Er schaute sie jetzt eindringlicher an. »Aber Sie haben doch gesagt, daß Sie nie mit ihm ausgegangen sind.«

Ashleys Gedanken überschlugen sich. »Ganz recht. Nicht privat, nein. Ich habe ihm ein paar Unterlagen vorbeigebracht, die er vergessen hatte.«

»Wann war das?«

Sie fühlte sich in die Enge getrieben. »Vor ... vor etwa einer Woche.«

»Und das war das einzige Mal, daß Sie in seiner Wohnung waren?«

»Ganz recht.«

Selbst wenn sie ihre Fingerabdrücke hatten, war sie jetzt fein heraus.

Er saß da, musterte sie, und sie hatte Gewissensbisse. Am liebsten hätte sie ihm die Wahrheit gesagt. Vielleicht war irgendein Einbrecher bei ihm eingedrungen und hatte ihn umgebracht - der gleiche Einbrecher, der zehn Jahre zuvor und rund fünftausend Kilometer entfernt Jim Cleary umgebracht hatte. Wenn man an solche Zufälle glaubte. Wenn man an den Weihnachtsmann glaubte. Oder an die gute Fee.

Zum Teufel mit dir, Vater.

»Hier liegt ein schreckliches Verbrechen vor. Und anscheinend gibt es keinerlei Motiv. Aber wissen Sie, in all den Jahren, die ich nun schon bei der Polizei bin, ist mir noch nie ein Verbrechen untergekommen, für das es nicht irgendein Motiv gab.« Sie ging nicht darauf ein. »Wissen Sie, ob Dennis Tibble Drogen genommen hat?«

»Ganz bestimmt nicht.«

»Und womit haben wir es dann zu tun? Keine Drogen. Beraubt wurde er auch nicht. Und er hat niemandem Geld geschuldet. Bleiben also nur noch Gefühle übrig, nicht wahr? Eine verschmähte Geliebte, jemand, der eifersüchtig auf ihn war.«

Oder ein Vater, der seine Tochter beschützen wollte.

»Für mich ist das Ganze genauso rätselhaft wie für Sie, De-puty.«

Er musterte sie einen Moment lang, und sie hatte den Eindruck, daß er ihr kein Wort glaubte.

Deputy Blake stand auf. Er zückte eine Visitenkarte und reichte sie Ashley. »Wenn Ihnen noch irgendwas einfällt, wäre ich Ihnen dankbar, wenn Sie mich anrufen würden.«

»Aber gern.«

»Guten Tag.«

Sie schaute ihm nach, als er ging. Es ist vorbei, dachte sie. Vater ist noch mal davongekommen.

Als Ashley an diesem Abend nach Hause kam, fand sie eine Nachricht auf ihrem Anrufbeantworter vor. »Du hast mich letzte Nacht echt scharf gemacht, Schätzchen. Auch wenn sich nichts getan hat. Aber heute abend wirst du für mich dasein, so wie du’s versprochen hast. Zur selben Zeit am selben Ort.«

Ashley stand da und meinte nicht recht zu hören. Allmählich schnappe ich über, dachte sie. Es hat nichts mit Vater zu tun. Jemand anders muß hinter dem Ganzen stecken. Aber wer? Und warum?

Fünf Tage später erhielt Ashley eine Abrechung von ihrer Kreditkartengesellschaft. Es waren vor allem drei Posten, die ihr ins Auge stachen:

Eine Rechnung über 450 Dollar vom Mod Dress Shop.

Eine Rechnung über 300 Dollar vom Circus Club.

Eine Rechnung über 250 Dollar von Louie’s Restaurant.

Sie kannte weder das Modegeschäft noch den Club, noch das Restaurant.

7

Ashley Patterson verfolgte Tag für Tag in der Zeitung und im Fernsehen den Stand der Ermittlungen im Mordfall Dennis Tibble. Offenbar kam die Polizei keinen Schritt voran.

Es ist vorbei, dachte Ashley. Ich brauche mir keine Sorgen mehr zu machen.

An jenem Abend klingelte Deputy Sam Blake an ihrer Wohnungstür. Ashley schaute ihn sprachlos an, als er mit einemmal vor ihr stand.

»Hoffentlich störe ich nicht«, sagte Blake. »Ich war gerade auf dem Heimweg und dachte, ich schau’ mal kurz vorbei.«

Ashley schluckte. »Nein. Kommen Sie rein.«

Deputy Blake ging in ihre Wohnung. »Hübsch haben Sie’s hier.«

»Danke.«

»Ich würde wetten, daß Dennis Tibble die Einrichtung nicht gefallen hat.«

Ashley schlug das Herz im Halse. »Keine Ahnung. Er war nie hier.«

»Ach. Wissen Sie, ich dachte nur, es hat sich vielleicht so ergeben.«

»Nein, ich wüßte nicht, wieso. Ich habe Ihnen doch gesagt, daß ich mich nicht mit ihm eingelassen habe.«

»Richtig. Darf ich mich setzen?«

»Bitte sehr.«

»Wissen Sie, Miss Patterson, ich habe mit diesem Fall meine liebe Not. Er paßt einfach in keine Kategorie. Normalerweise gibt es, wie ich schon sagte, immer ein Motiv. Ich habe mit einigen Leuten bei Global Computer Graphics gesprochen, aber anscheinend hat keiner Tibble näher gekannt. Er hat sich ziemlich abgekapselt.«

Ashley hörte zu und wartete auf den unvermeidlichen Schlag.

»Nach allem, was ich erfahren habe, sind Sie eigentlich die einzige Person, für die er sich wirklich interessiert hat.«

Hatte er irgend etwas herausgefunden, oder fischte er nur im trüben?

»Mag schon sein, daß er sich für mich interessiert hat, Depu-ty«, sagte Ashley vorsichtig, »aber ich hatte keinerlei Interesse an ihm. Und das habe ich ihm auch deutlich zu verstehen gegeben.«

Er nickte. »Nun ja, meiner Meinung nach war es trotzdem eine nette Geste, daß Sie ihm die Unterlagen nach Hause gebracht haben.«

»Welche Unterlagen?« hätte Ashley beinahe gefragt. Doch dann erinnerte sie sich. »Da - da war nichts weiter dabei. Es lag auf meiner Strecke.«

»Tja, irgend jemand muß jedenfalls einen gewaltigen Zorn auf Tibble gehabt haben. Sonst hätte er ihn nicht so zugerichtet.«

Ashley saß angespannt da, ohne ein Wort zu sagen.

»Wissen Sie, was ich auf den Tod nicht ausstehen kann?« sagte Deputy Blake. »Ungelöste Mordfälle. So was verbittert mich. Weil es meiner Meinung nach nämlich nichts damit zu tun hat, daß der Täter es so schlau angestellt hat. Für mich heißt das nichts anderes, als daß die Polizei nicht schlau genug war. Nun ja, bislang hatte ich immer Glück. Ich habe sämtliche Verbrechen aufgeklärt, mit denen ich zu tun hatte.« Er stand auf. »Und ich habe auch diesmal nicht vor, klein beizugeben. Sie rufen mich doch an, wenn Ihnen irgendwas einfällt, das mir weiterhelfen könnte, nicht wahr, Miss Patterson?«

»Ja, natürlich.«

Sollte das eine Warnung sein? dachte Ashley, als er ging. Weiß er etwa mehr, als er verrät?

Toni surfte mehr denn je im Internet. Sie genoß die Plaudereien mit Jean Claude, doch das hielt sie nicht davon ab, sich auch mit anderen Ansprechpartnern im Chat-Raum auszutauschen. Bei jeder Gelegenheit saß sie daheim vor ihrem Computer, tippte ihre Mitteilungen ein und schaute wie gebannt auf den Bildschirm, wenn sich jemand bei ihr meldete.

»Toni? Wo hast du gesteckt? Ich hab’ die ganze Zeit auf dich gewartet.«