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»Das lohnt sich auch, mein Lieber. Erzähl mir was von dir. Was machst du?«

»Ich arbeite in einer Apotheke. Ich kann dir was zukommen lassen. Nimmst du Drogen?«

»Verpiß dich.«

»Bist du das, Toni?«

»Dein Traum wird wahr. Ist da Mark dran?«

»Ja?«

»Du warst in letzter Zeit nicht im Netz.«

»Ich hatte zu tun. Ich würde dich gern näher kennenlernen, Toni.«

»Sag mal, Mark, was machst du so?«

»Ich bin Bibliothekar.«

»Wie aufregend! All die Bücher und so ...«

»Wann können wir uns treffen?«

»Schlag mal bei Nostradamus nach.«

»Hallo, Toni. Wendy hier.«

»Hallo, Wendy.«

»Du scheinst ja toll draufzusein.«

»Ich genieße das Leben.«

»Vielleicht kann ich dir noch ein paar mehr Genüsse verschaffen.«

»Was meinst du damit?«

»Tja, ich hoffe, daß du keine von den Engstirnigen bist, die Angst davor haben, mal was Neues und Aufregendes auszuprobieren. Ich würde dir gern mal was richtig Tolles zeigen.«

»Danke, Wendy. Aber du kannst mir nicht das bieten, was ich brauche.«

Und dann meldete sich Jean Claude Parent wieder.

»Bonne nuit. Comment ga va? Wie geht es dir?«

»Bestens. Und dir?«

»Du hast mir gefehlt. Ich möchte dich unbedingt persönlich kennenlernen.«

»Ganz meinerseits. Danke, daß du mir ein Bild von dir geschickt hast. Du bist ein hübscher Kerl.«

»Und du bist wunderschön. Ich glaube, wir sollten uns unbedingt näher kennenlernen. Nimmt deine Firma an dem großen Computerkongreß in Quebec teil?«

»Was? Nicht daß ich wüßte. Wann findet der statt?«

»In drei Wochen. Viele große Firmen kommen hierher. Ich hoffe doch, du bist auch da.«

»Ich auch.«

»Wollen wir uns morgen um die gleiche Zeit wieder im ChatRaum treffen?«

»Na klar. Bis morgen.«

»A demain.«

Am nächsten Morgen kam Shane Miller an Ashleys Arbeitsplatz. »Ashley, hast du schon von dem großen Computerkongreß gehört, der demnächst in Quebec stattfinden soll?«

Sie nickte. »Ja. Klingt ziemlich interessant.«

»Ich habe gerade mit der Geschäftsleitung darüber gesprochen, ob wir nicht auch ein paar Leute hinschicken sollten.«

»Alle großen Firmen fahren hin«, sagte Ashley. »Symantec, Microsoft, Apple. In Quebec wird offenbar richtig was geboten. So eine Reise wäre ein schönes Weihnachtsgeschenk.«

Shane Miller lächelte, als er ihre Begeisterung sah. »Ich sehe zu, daß es klappt.«

Am nächsten Tag bat Shane Miller Ashley in sein Büro. »Hättest du Lust, Weihnachten in Quebec zu verbringen?«

»Wir fahren also hin? Große Klasse«, sagte Ashley begeistert. Bislang hatte sie das Weihnachtsfest immer mit ihrem Vater verbracht, doch dieses Jahr graute ihr davor.

»Du solltest dich lieber warm anziehen.«

»Keine Sorge, wird gemacht. Ich freue mich wirklich darauf, Shane.«

Toni hatte sich wieder ins Internet eingeklinkt. »Jean Claude, die Firma schickt eine Delegation nach Quebec!«

»Formidable! Ich freue mich. Wann triffst du ein?«

»In zwei Wochen. Wir sind insgesamt fünfzehn Leute.« »Merveilleux! Ich habe das Gefühl, daß etwas Wichtiges passieren wird.«

»Ich auch.« Etwas sehr Wichtiges sogar.

Bangen Mutes verfolgte Ashley jeden Abend die Nachrichten, aber offenbar gab es im Mordfall Dennis Tibble keinerlei neue Erkenntnisse. Allmählich wurde sie wieder gelassener. Wenn die Polizei sie in Ruhe ließ, konnte es auch keinerlei Verdachtsmomente gegen ihren Vater geben. Sie wollte ihn mehrmals darauf ansprechen, doch letzten Endes machte sie immer wieder einen Rückzieher. Angenommen, er war unschuldig? Würde er ihr jemals verzeihen, daß sie ihn des Mordes bezichtigte? Und wenn er schuldig ist, will ich es nicht wissen, dachte Ashley. Ich könnte es nicht ertragen. Denn auch wenn er all diese schrecklichen Sachen getan haben sollte, hätte er sie seiner Meinung nach doch nur getan, um mich zu beschützen. Wenigstens brauche ich ihn Weihnachten nicht zu sehen.

Ashley rief ihren Vater in San Francisco an. »Dieses Jahr kann ich an Weihnachten leider nicht bei dir sein, Vater«, sagte sie ohne große Umschweife. »Die Firma schickt mich zu einem Kongreß nach Kanada.«

Einen Moment lang herrschte Stille. »Das paßt mir ganz und gar nicht, Ashley. Wir beide haben das Weihnachtsfest immer zusammen verbracht.«

»Ich kann’s nicht ändern -«

»Du bist mein ein und alles, weißt du.«

»Ja Vater, und ... du auch.«

»Das ist es doch, was zählt.«

So sehr, daß man deswegen jemanden umbringt?

»Wo findet dieser Kongreß statt?«

»In Quebec. Es ist -«

»Ah. Eine zauberhafte Stadt. Ich bin seit Jahren nicht mehr dortgewesen. Ich will dir mal was sagen. Um diese Zeit ist in der Klinik sowieso nicht viel los. Ich fliege rauf, dann können wir Weihnachten wenigstens zusammen essen gehen.«

»Ich glaube nicht, daß ich -«, sagte Ashley rasch.

»Reserviere mir einfach ein Zimmer in dem Hotel, in dem du absteigst. Wir wollen doch nicht mit der alten Familientradition brechen, nicht wahr?«

Sie zögerte einen Moment. »Nein, Vater«, sagte sie zaghaft.

Wie soll ich meinem Vater bloß unter die Augen treten?

Alette war aufgeregt. »Ich bin noch nie in Quebec gewesen«, sagte sie zu Toni. »Gibt’s dort Museen?«

»Selbstverständlich gibt’s dort Museen«, erwiderte Toni. »Dort gibt’s alles mögliche. Jede Menge Wintersportmöglichkeiten vor allem. Man kann Ski fahren, Schlittschuh laufen ...«

Alette schüttelte sich. »Kälte kann ich nicht ausstehen. Sport kommt nicht in Frage. Ich hab’ dann immer steifgefrorene Finger, selbst mit Handschuhen. Ich halte mich lieber an die Museen .«

Am 21. Dezember traf die Delegation der Global Computer Graphics am Jean-Lesage International Airport in Sainte-Foy ein und wurde per Bus zum berühmten Chateau Frontenac in Quebec gebracht. Draußen herrschten Minusgrade, und auf den Straßen lag eine geschlossene Schneedecke.

Jean Claude hatte Toni seine Privatnummer gegeben. Sie meldete sich bei ihm, sobald sie in ihrem Hotelzimmer war. »Ich hoffe, ich rufe nicht zu spät an.«

»Mais non! Ich kann kaum glauben, daß du hier bist. Wann können wir uns sehen?«

»Na ja, morgen früh gehen wir alle gemeinsam zur Kongreßhalle, aber ich könnte mich abseilen und mit dir zu Mittag essen.«

»Bon! Es gibt da ein Restaurant an der Grande-Allee Est. Le Paris-Brest heißt es. Wollen wir uns dort um ein Uhr treffen?«

»In Ordnung.«

Das Centre de Congres de Quebec am Rene Levesque Boulevard ist ein hochmodernes Gebäude aus Glas und Stahl, in dem Tausende Kongreßteilnehmer Platz finden. Um neun Uhr morgens tummelten sich Computerexperten aus aller Welt in den weitläufigen Fluren und Foyers, den Multimediaräumen, Ausstellungshallen und Videokonferenzzentren und tauschten Erkenntnisse über die neuesten Entwicklungen aus. Etwa ein halbes Dutzend Seminare fanden gleichzeitig statt. Toni langweilte sich. Lauter Gequassel und nichts geboten, dachte sie. Um Viertel vor eins stahl sie sich aus der Kongreßhalle und fuhr mit einem Taxi zu dem Restaurant.

Jean Claude erwartete sie bereits. »Toni, ich freue mich ja so, daß du kommen konntest«, sagte er freundlich und ergriff ihre Hand.

»Ich auch.«

»Ich werde dafür sorgen, daß du hier eine angenehme Zeit verbringst. In dieser Stadt kann man wunderbare Sachen unternehmen.«

Toni lächelte ihn an. »Ich weiß genau, daß ich es genießen werde.«