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»Quebec hat mir echt gefallen, Alette«, sagte Toni. »Eines Tages möchte ich mal wieder hin. Hat’s dir auch Spaß gemacht?«

»Die Museen haben mir gefallen«, erwiderte Alette schüchtern.

»Hast du deinen Freund in San Francisco schon angerufen?« sagte Toni neckend.

»Er ist nicht mein Freund.«

»Aber ich wette, das möchtet du gern, nicht?«

»Forse. Vielleicht.«

»Wieso rufst du ihn dann nicht an?«

»Ich finde, es gehört sich nicht, daß -«

»Ruf ihn an.«

Sie verabredeten sich im De Young Museum.

»Ich habe Sie vermißt«, sagte Richard Melton. »Wie war’s in Quebec?«

»Va bene.«

»Ich wünschte, ich hätte Sie begleiten können.«

Eines Tages vielleicht, dachte Alette hoffnungsvoll. »Wie kommen Sie mit Ihrer Malerei voran?«

»Nicht schlecht. Ich habe gerade eins meiner Bilder an einen bekannten Kunstsammler verkauft.«

»Phantastisch!« Sie freute sich aufrichtig. Und unwillkürlich dachte sie: Wenn ich mit ihm zusammen bin, ist alles so anders. Bei jemand anderem wäre mir dazu nur irgend etwas Abschätziges eingefallen. »Wer leidet denn derart an Geschmacksverirrung, daß er Geld für deine Bilder ausgibt« zum Beispiel, oder »Gib bloß deinen Brotberuf nicht auf« oder hundert andere bissige Bemerkungen. Aber nicht bei Richard.

Alette konnte es kaum glauben. Sie fühlte sich wie befreit, so als wäre sie von einer auszehrenden Krankheit genesen.

Sie aßen in der Cafeteria des Museums zu Mittag.

»Was möchten Sie?« fragte Richard. »Das Roastbeef hier ist ausgezeichnet.«

»Danke, aber ich bin Vegetarierin. Ich nehme bloß einen Salat.«

»Na gut.«

Eine junge, attraktive Bedienung kam an ihren Tisch. »Hallo, Richard.«

Alette spürte mit einemmal einen Stich Eifersucht. Sie wunderte sich über ihre Reaktion.

»Hallo, Bernice.«

»Wißt ihr schon, was ihr bestellen wollt?«

»Ja. Miss Peters nimmt einen Salat und ich ein Roastbeefsandwich.«

Die Kellnerin musterte Alette. Ist sie etwa eifersüchtig auf mich? fragte sich Alette. »Sie ist ziemlich hübsch«, sagte Alette, als die Bedienung wieder weg war. »Kennen Sie sie näher?« Sie errötete augenblicklich. Ich wünschte, ich hätte nicht danach gefragt.

Richard lächelte. »Ich komme ziemlich oft hierher. Anfangs hatte ich nicht viel Geld. Wenn ich mir ein Sandwich bestellt habe, hat Bernice mir ein richtiges Festmahl aufgetischt. Sie ist klasse.«

»Sie macht einen sehr netten Eindruck«, sagte Alette. Und dachte: Hat ziemlich fette Schenkel.

Anschließend unterhielten sie sich über Malerei.

»Eines Tages möchte ich mal nach Giverny fahren«, sagte Alette. »Wo Monet gemalt hat.«

»Haben Sie gewußt, daß Monet ursprünglich Karikaturist war?«

»Nein.«

»Ist aber so. Dann ist er Boudin begegnet, der ihn zu sich in die Lehre genommen und dazu überredet hat, draußen in der Natur zu malen. Es gibt eine großartige Geschichte darüber. Monet war schließlich so auf die Arbeit unter freiem Himmel versessen, daß er einmal, als er eine Frau im Garten malen wollte, einen Graben ausheben ließ, damit er die rund zweieinhalb Meter hohe Leinwand mittels Flaschenzügen je nach Bedarf versenken und wieder hochfahren konnte. Das Bild hängt heute im Musee d’Orsay in Paris.«

Die Zeit verging wie im Flug.

Nach dem Essen streiften Alette und Richard durch die Räume und schauten sich die diversen Ausstellungsstücke an. Das Museum besaß über vierzigtausend Exponate aus sämtlichen Epochen, von altägyptischer Kunst bis zu zeitgenössischer amerikanischer Malerei.

Alette konnte es noch immer kaum fassen, daß sie von keinerlei düsteren Gedanken heimgesucht wurde, wenn sie mit Richard zusammen war. Che cosa significa?

Ein Wächter in Uniform kam auf sie zu. »Guten Tag, Richard.«

»Hallo, Brian. Das ist Alette Peters, eine Freundin. Brian Hill.«

»Gefällt’s Ihnen hier im Museum?« fragte Brian, an Alette gewandt.

»O ja. Es ist wunderbar.«

»Richard bringt mir das Malen bei.«

Alette schaute Richard an. »Wirklich?«

»Ach, ich gehe ihm doch nur ein bißchen zur Hand.«

»Das ist stark untertrieben, Miss. Ich wollte schon immer Maler werden. Deshalb hab’ ich den Job hier im Museum angenommen. Weil ich Kunst mag. Jedenfalls ist Richard ziemlich oft hergekommen und hat gemalt. Als ich seine Arbeiten gesehen habe, hab’ ich gedacht: >Genau das will ich auch machenc. Also hab’ ich ihn gefragt, ob er mir Unterricht gibt. Und er ist einfach großartig. Haben Sie mal Bilder von ihm gesehen?«

»Jawohl«, sagte Alette. »Sie sind wunderbar.«

»Ich finde das ganz reizend von Ihnen, Richard«, sagte Alet-te, als sie weitergingen.

»Ich bin gern für andere da.« Und er blickte Alette an.

»Mein Wohnungsgenosse ist heute abend auf einer Party«, sagte Richard, als sie das Museum verließen. »Wollen wir nicht zu mir gehen?« Er lächelte. »Ich möchte Ihnen ein paar Bilder zeigen.«

Alette drückte seine Hand. »Noch nicht, Richard.«

»Ganz wie Sie wollen. Sehen wir uns nächstes Wochenende wieder?«

»Ja.«

Er hatte ja keine Ahnung, wie sehr sie sich darauf freute.

Richard brachte Alette zu ihrem Wagen, der auf dem Parkplatz stand. Sie winkte ihm zu, als sie wegfuhr.

Es ist das reinste Wunder, dachte Alette, als sie an diesem Abend schlafen ging. Richard hat mich befreit. In dieser Nacht träumte sie von ihm.

Um zwei Uhr morgens kam Gary, Richards Wohnungsgenosse, von einer Geburtstagsfeier nach Hause. Die Wohnung war dunkel. Er schaltete das Licht im Wohnzimmer ein. »Richard?«

Er ging nach hinten, zum Schlafzimmer. Er warf einen Blick durch die offene Tür, dann wurde ihm übel.

»Beruhigen Sie sich.« Detective Whittier musterte den zitternden jungen Mann, der vor ihm im Sessel saß. »Fangen wir noch mal von vorn an. Hatte er irgendwelche Feinde? Wer könnte einen solchen Haß auf ihn gehabt haben, daß er ihm so was antut?«

Gary schluckte. »Nein. Jeder - alle haben Richard gemocht.«

»Irgend jemand anscheinend nicht. Wie lange wohnen Sie schon zusammen?«

»Seit zwei Jahren.«

»Waren Sie ein Paar?«

»Um Himmels willen, nein«, sagte Gary indigniert. »Wir waren miteinander befreundet. Wir haben zusammengewohnt, weil’s zu zweit billiger ist.«

Detective Whittier sah sich in der kleinen Wohnung um. »Ein Einbruch war’s garantiert nicht«, sagte er. »Hier gibt’s nichts zu holen. Hatte Ihr Mitbewohner eine engere Beziehung zu jemandem?«

»Nein - das heißt, ja. Er hat ein Mädchen kennengelernt. Ich glaube, er war dabei, sich in sie zu verlieben.«

»Wissen Sie, wie sie heißt?«

»Ja. Alette. Alette Peters. Sie wohnt in Cupertino.« Detective Whittier und Detective Reynolds schauten sich an.

»In Cupertino?«

»Herrgott«, sagte Reynolds.

Eine halbe Stunde später telefonierte Detective Whittier mit Sheriff Dowling. »Sheriff, ich dachte, es interessiert Sie vielleicht, daß wir hier einen Mordfall vorliegen haben, bei dem der Täter nach dem gleichen Muster vorgegangen ist wie drunten bei euch in Cupertino - das Opfer weist zahlreiche Stichwunden auf und wurde entmannt.«

»Mein Gott!«

»Ich habe gerade mit dem FBI gesprochen. Die haben ihren Computer befragt und sind auf drei ähnlich gelagerte Mordfälle gestoßen. Immer wurde das Opfer entmannt. Der erste geschah vor rund zehn Jahren in Bedford, Pennsylvania. Das nächste Opfer war ein gewisser Dennis Tibble - das ist der Fall, an dem Sie dran sind. Danach, an Weihnachten, gab’s einen ähnlichen Mord droben in Quebec, und jetzt den hier.«