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Sie saßen beim Abendessen. »Würdest du mir bitte die Kartoffeln reichen, meine Liebe?«

Serena nahm die Schüssel und knallte sie vor ihm hin. »Die wissen überhaupt nicht, was du leistest.«

»Ganz recht. Dürfte ich mal die Soße haben?«

»Hörst du mir überhaupt zu?« brüllte sie.

»Ganz genau, meine Liebe. Das Essen ist köstlich. Du bist eine prima Köchin.«

»Du Mistkerl. Wie soll ich mich denn mit dir streiten, wenn du dich nicht wehrst?«

Er kostete einen Bissen Kalbfleisch. »Das liegt daran, daß ich dich liebe, mein Schatz.«

Das Telefon klingelte. »Entschuldige bitte.« Er stand auf und nahm den Hörer ab.

»Hallo ... Ja ... Stellen Sie sie durch ... Miss Patterson.« Er hörte sie schluchzen.

»Jemand - hier ist etwas Schreckliches passiert. Sie müssen sofort vorbeikommen.«

»Bin schon unterwegs.«

Serena sprang auf. »Was? Willst du etwa schon wieder gehen? Mitten beim Abendessen?«

»Es handelt sich um einen Notfall, mein Schatz. Ich sehe zu, daß ich so schnell wie möglich wieder zurück bin.«

Sie musterte ihn argwöhnisch, als er seine Waffe umschnallte. Er beugte sich zu ihr herab und gab ihr einen Kuß. »Das Essen war wunderbar.«

Ashley öffnete ihm sofort die Tür. Ihre Wangen waren tränennaß. Sie zitterte am ganzen Leib.

Sam Blake ging in die Wohnung und blickte sich argwöhnisch um.

»Ist irgend jemand hier?«

»Je-jemand war hier.« Sie konnte sich nur mühsam beherrschen. »Se-sehen Sie ...« Sie führte ihn ins Badezimmer.

Deputy Blake las laut vor, was auf dem Badezimmerspiegel stand. »Du wirst sterben.«

Er wandte sich an Ashley. »Haben Sie eine Ahnung, wer das geschrieben haben könnte?«

»Nein«, sagte Ashley. »Das ist meine Wohnung. Niemand anders hat einen Schlüssel . Aber irgend jemand dringt hier ein ... Jemand, der mir nachstellt. Jemand will mich umbringen.« Sie brach in Tränen aus. »Ich - ich halte das nicht mehr aus.«

Sie weinte hemmungslos. Deputy Blake legte den Arm um sie und tätschelte ihr die Schulter. »Kommen Sie. Alles wird wieder gut. Wir geben Ihnen Personenschutz. Und wir werden herausfinden, wer dahintersteckt.«

Ashley holte tief Luft. »Entschuldigen Sie. Ich - ich führe mich normalerweise nicht so auf. Aber es - es war einfach schrecklich.«

»Unterhalten wir uns«, sagte Sam Blake.

Sie rang sich ein Lächeln ab. »Von mir aus.«

»Wie wär’s mit einer Tasse Tee?«

Sie saßen da und redeten bei etlichen Tassen heißem Tee miteinander. »Wann hat das Ganze angefangen, Miss Patterson?«

»Vor - vor etwa einem halben Jahr. Ich hatte das Gefühl, daß mir jemand folgt. Zuerst war es nur eine leise Ahnung, aber dann wurde es immer stärker. Ich wußte, daß mir jemand nachstellt, aber ich habe niemanden bemerkt. Dann ist jemand in meinen Computer in der Firma eingedrungen und hat ein Bild hinterlassen. Eine Hand mit einem Messer, die auf mich -auf mich einsticht.«

»Und Sie haben keine Ahnung, wer das gewesen sein könnte?«

»Nein.«

»Sie sagten, daß schon früher jemand in Ihre Wohnung eingedrungen ist?«

»Ja. Einmal hat jemand sämtliche Lichter eingeschaltet, als ich nicht da war. Und ein andermal habe ich eine Zigarettenkippe auf meiner Frisierkommode gefunden. Ich rauche aber nicht.« Sie atmete tief durch. »Und jetzt ... das hier.«

»Gibt es irgendwelche Männer, die sich von Ihnen zurückgewiesen vorkommen könnten?«

Ashley schüttelte den Kopf. »Nein.«

»Haben Sie geschäftlich mit jemandem zu tun, der durch Sie Geld verloren hat?«

»Nein.«

»Hat Sie jemand bedroht?« »Nein.« Sie überlegte sich, ob sie ihm von dem Wochenende erzählen sollte, das sie unfreiwillig in Chicago verbracht hatte, aber dann müßte sie ihren Vater erwähnen. Sie beschloß, es lieber zu unterlassen.

»Ich möchte heute nacht nicht allein sein«, sagte Ashley.

»Na schön. Ich rufe in der Dienststelle an und lasse jemanden vorbeischicken, der -«

»Nein! Bitte! Ich traue niemandem. Könnten Sie nicht bis morgen früh bei mir bleiben?«

»Ich glaube nicht, daß ich -«

»Bitte.« Sie zitterte am ganzen Leib.

Er schaute ihr in die Augen. Noch nie hatte er jemanden gesehen, der derart panisch wirkte.

»Könnten Sie heute nacht nicht irgendwo anders unterkommen? Haben Sie keine Freunde, bei -?«

»Was ist, wenn einer meiner Freunde dahintersteckt?«

Er nickte. »Stimmt. Ich bleibe hier. Morgen früh sorge ich dafür, daß man Sie rund um die Uhr bewacht.«

»Vielen Dank.« Man hörte ihr an, wie erleichtert sie war.

Er tätschelte Ashleys Hand. »Keine Sorge. Ich verspreche Ihnen, daß wir der Sache auf den Grund gehen. Ich rufe kurz bei Sheriff Dowling an und sage ihm Bescheid.«

Er telefonierte etwa fünf Minuten und legte dann auf. »Ich rufe jetzt lieber meine Frau an.«

»Natürlich.«

Deputy Blake griff wieder zum Telefon und wählte. »Hallo, meine Liebe. Ich komme heute nacht nicht nach Hause, aber du kannst ja ein bißchen fern -«

»Was machst du? Wo steckst du? Wieder bei einer von deinen billigen Huren?«

Ashley hörte ihr lautes Geschrei am Telefon.

»Serena -«

»Mir machst du nichts weis.«

»Serena -« »Euch Männern geht’s doch immer nur um das eine - die Bumserei.«

»Serena -«

»Ich laß mir das jedenfalls nicht mehr bieten.«

»Serena -«

»Das ist also der Dank dafür, daß ich immer für dich dagewesen bin .«

Die einseitige Unterhaltung zog sich noch weitere zehn Minuten hin. Schließlich legte Deputy Blake den Hörer auf und wandte sich sichtlich betreten an Ashley.

»Entschuldigen Sie bitte. Eigentlich ist sie ganz anders.«

Ashley schaute ihn an. »Ich verstehe«, sagte sie.

»Nein - ich mein’s ernst. Serena benimmt sich nur so, weil sie Angst hat.«

Ashley schaute ihn verwundert an. »Angst?«

Er schwieg einen Moment. »Serena ist todkrank. Sie hat Krebs. Eine Zeitlang schien es ihr wieder besserzugehen. Es fing vor etwa sieben Jahren an. Wir haben vor fünf Jahren geheiratet.«

»Dann wußten Sie also ...?«

»Ja. Es war egal. Ich liebe sie.« Er stockte. »In letzter Zeit ist es wieder schlimmer geworden. Sie fürchtet sich vor dem Tod, und sie hat Angst, ich könnte sie verlassen. Mit der ganzen Schreierei will sie nur ihre Angst verbergen.«

»Ich, äh - das tut mir leid.«

»Sie ist ein wunderbarer Mensch. Im Grunde ihres Herzens ist sie sanftmütig, fürsorglich und liebevoll.«

»Tut mir leid, wenn ich Ihnen -«

»Ganz und gar nicht.« Er blickte sich um.

»Es gibt nur ein Schlafzimmer«, sagte Ashley. »Sie können das Bett haben, und ich schlafe auf der Couch.«

Deputy Blake schüttelte den Kopf. »Für mich tut’s auch die Couch.«

»Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie dankbar ich bin«, sagte Ashley.

»Keine Ursache, Miss Patterson.« Er betrachtete sie, als sie an einen Wäscheschrank trat und Laken und Zudecke herausholte.

Sie ging zur Couch und breitete das Laken aus. »Ich hoffe, daß Sie -«

»Bestens. Außerdem habe ich sowieso nicht vor, viel zu schlafen.« Er überprüfte die Fenster und versicherte sich, daß sie verriegelt waren, ging dann zur Tür und drehte den Schlüssel zweimal um. »In Ordnung.« Er legte seine Dienstwaffe auf den Couchtisch. »Schlafen Sie gut. Morgen früh werden wir alles weitere veranlassen.«

Ashley nickte. Sie ging zu ihm und küßte ihn auf die Wange. »Vielen Dank.«

Deputy Blake schaute ihr nach, als sie sich ins Schlafzimmer begab und die Tür hinter sich zuzog. Er ging wieder zu den Fenstern und überprüfte sie noch einmal. Es würde eine lange Nacht werden.