Выбрать главу

»Natürlich«, sagte Hume und fand noch immer nicht die richtigen Worte, um seine Dankbarkeit auszudrücken.

Der Senator wandte sich wieder an Jacob.

»Mr. Adler, heuern Sie sich eine gute Zimmermannskolonne an und bestellen Sie das beste Baumaterial. Ich trage sämtliche Kosten, natürlich auch Ihre Bezahlung.«

»Ich will keine Almosen«, sagte Jacob. »Mein Angebot, dem Reverend zu helfen, war.«

»Selbstlos gemeint, ich weiß«, unterbrach ihn Basehart. »Aber ich möchte, daß das neue Waisenhaus größer und schöner wird als das alte. Ich zahle einen guten Lohn und erwarte dafür eine erstklassige Arbeit. Und davon werde ich mich mit eigenen Augen überzeugen! Das ist weiß Gott kein Almosen, Mr. Adler.«

»Ich weiß nicht recht«, zögerte Jacob, bis Irene ihn unter dem Tisch mit dem Fuß anstieß. »Also gut, einverstanden, Senator. Ab sofort arbeite ich für Sie.«

»Fein.« Basehart lächelte, aber sein Gesicht wurde schnell wieder ernst. »Nun ein anderes Thema. Mr. Adler, Miß Sommer, erzählen Sie mir bitte alles, was sie über den geheimnisvollen Mann wissen, den man allgemein nur als Hai von Frisco kennt!«

»Warum interessiert Sie der Hai?« fragte Jacob.

»Aus demselben Grund, weshalb ich dem Reverend helfen will. Die Männer, die etwas für San Francisco tun, sind meine Freunde. Die Männer aber, die dieser Stadt schaden und sie wie Parasiten aussaugen, bekämpfe ich. Dieser sogenannte Hai ist mir schon lange ein Dorn im Auge. Mit seinen jüngsten Aktionen ist er eindeutig zu weit gegangen. Ich meine damit die Brandschatzung in Chinatown, die ganz Frisco gefährdet hat, und Miß Sommers Entführung.«

Baseharts stechender Blick richtete sich auf Irene.

»Miß Sommer, Sie kennen den Hai, wie Sie den Behörden gesagt haben. Wie war doch gleich sein Name?«

»Max Quidor«, sagte Irene gequält und dachte an all das, was dieser Mann ihr schon angetan hatte. »Ich habe ihn nicht sehen können, weil meine Augen verbunden waren. Aber als ich mit ihm sprach, habe ich seine Stimme wiedererkannt.«

»Sind Sie sich dessen sicher?«

»Ziemlich.« Irene nickte heftig. »Es liegt nicht nur an der Stimme. Aber der Mann - der Hai - hatte es auf Jacob und mich abgesehen. Warum sollte sich ein so mächtiger Mann wie der Hai von Frisco für zwei arme Auswanderer interessieren, wenn ihn nicht ein persönliches Rachemotiv antreibt?«

»Ein kluges Argument, Miß Sommer. Und was für ein Motiv hat dieser Quidor?«

Irene erzählte von dem ersten Zusammentreffen mit Max Quidor in New York. Von Quidors Versuch, Jacobs Fertigkeiten im Faustkampf für manipulierte Kämpfe einzusetzen. Sie berichtete, wie Quidor sie schon einmal entführt hatte, um sie zu seiner Geliebten zu machen. Wie er sie mißhandelt und ihr Jamie weggenommen hatte.

Die Erinnerung an die schlimme Zeit nahm sie so mit, daß ihre Stimme brüchig wurde. Immer öfter geriet Irene ins Stocken.

Deshalb sprach Jacob weiter und schilderte das Abenteuer auf dem Ohio River. Der aus New York vertriebene Max Quidor hatte versucht, Revolverkanonen zu den Südstaatlern zu schmuggeln. Dabei war er erneut mit Jacob und seinen Freunden aneinandergeraten, und der Flußdampfer mit den gefährlichen Waffen war explodiert und im Ohio versunken.

»Wenn ich Sie recht verstehe, Mr. Adler, ist Quidor bei der Explosion des Schiffes ums Leben gekommen«, sagte Basehart.

»Das glaubten wir zumindest. Vivian Marquand, eine Komplizin von ihm, schoß ihn vor unseren Augen nieder. Ich habe sogar das blutige Einschußloch in seinem Rücken gesehen. Natürlich hielt ich ihn für tot. Allerdings wurde seine Leiche nie gefunden.«

»Und Sie glauben, er könnte das alles überlebt haben? Die Kugel, die Explosion und den Untergang des Dampfers?«

»Wir hielten auch Vivian Marquand für tot und haben uns darin getäuscht. Quidor ist zäh. Wenn es einer überlebt hat, dann er. Ich glaube Irene, wenn sie sagt, daß sie seine Stimme erkannt hat. Übrigens hat er Deutsch mit Irene gesprochen, und Quidor kommt aus Deutschland. Außerdem spricht auch das Vorgehen des Hais dafür, daß er mit Quidor identisch ist.«

»Wie meinen Sie das, Adler?«

»Schon in New York betrieb er einen großen Vergnügungspalast. Er ist ein leidenschaftlicher Spieler. Schauen Sie sich das Golden Crown an. Genau der Laden, in dem ein Max Quidor sich wohl fühlt.«

»Ich kenne das Golden Crown«, erwiderte Basehart und lächelte versonnen. »Ein teurer Laden. Er wird eine Menge Geld bringen, zum Glück.«

»Was soll das heißen, Senator?« fragte Reverend Hume.

»Da der Hai als gesuchter Verbrecher erstens kaum Besitzansprüche auf sein Hauptquartier geltend machen kann und zweitens die Schuld an der schrecklichen Brandkatastrophe trägt, wird das Golden Crown an den Meistbietenden verkauft werden. Der Erlös kommt den Opfern des Brandes zugute.«

Basehart seufzte tief und fuhr fort: »Wahrscheinlich ist es nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Vielleicht sollte ich das Golden Crown selbst kaufen. Dann kommt etwas mehr Geld in die Kasse. Und außerdem können wir sicher sein, daß dieses Haus nicht wieder der Schlupfwinkel eines Gangsters wird.«

Der Senator lachte plötzlich.

»Es sei denn, jemand hier vertritt die zuweilen in der Politik geäußerte Meinung, alle Senatoren seien Gangster!«

»Was ist mit diesem Henry Black?« fragte Kapitän Clarke. »Gehört ihm nicht das Golden Crown?«

»Es hat ihm mal gehört«, antwortete Basehart. »Aber in den letzten Monaten war er wohl nur noch der Strohmann des Hais. Übrigens steht noch gar nicht fest, ob Black das Gerichtsverfahren, das auf ihn wartet, noch erlebt. Als unser junger Freund hier« - der Senator wies mit der Gabel auf Jacob - »mit seinen chinesischen Verbündeten ins Golden Crown eingedrungen ist, hat einer der Chinesen Black einen Armbrustbolzen in den fetten Wanst gejagt. Bis jetzt hat Black das noch nicht verdaut. Er lebt zwar, ist aber kaum bei Bewußtsein. Schade auch, er hätte uns vielleicht sagen können, ob der Hai wirklich mit diesem ominösen Max Quidor identisch ist.«

»Vielleicht kommt Black wieder zu sich«, meinte Clarke.

»Hoffen wir's«, sagte Basehart. »Dann wird er ein paar sehr unangenehme Fragen beantworten müssen!«

Ein Matrose erschien im Speisesalon und meldete, daß die FRISCO QUEEN in wenigen Minuten anlegen würde.

Kapitän Clarke entschuldigte sich, um das Anlegemanöver selbst durchzuführen.

Die anderen verließen ebenfalls den Speisesaal und gingen an Deck.

Noch war es nicht völlig dunkel. Trotzdem brannten in den meisten Häusern schon die Lampen. Eindrucksvolle Lichterketten zogen sich über die Hügel, auf und zwischen denen San Francisco erbaut war.

Die Ketten bildeten ein gigantisches Teppichmuster, das allerdings von großen Flächen unterbrochen war, die gänzlich düster waren. Es waren die Gebiete rund um Chinatown, die in der letzten Nacht dem verheerenden Feuer zum Opfer gefallen waren.

Der scharfe Brandgeruch lag schwer in der Luft, als wolle er die Menschen daran erinnern, wie nah ihre ganze Stadt der Katastrophe gewesen war. Ohne den plötzlich einsetzenden Regen, der bis zum späten Morgen dauerte, wäre San Francisco verloren gewesen.

Big Bill Basehart war einer der bekanntesten Leute in San Francisco und das Ein- oder Auslaufen seiner Yacht an und für sich stets ein Auslöser großen Publikumsinteresses. Heute aber schaute kaum jemand zur FRISCO QUEEN herüber.

Der riesenhafte Cunard-Dampfer, die PERSIA, zog das allgemeine Interesse auf sich. Er ankerte nicht weit vom Yachthafen entfernt.

Zahlreiche Boote umschwärmten den großen Schaufelraddampfer, und eine unüberschaubare Zahl an Schaulustigen und Neugierigen drängte sich auf dem Pier zusammen. Die Ankunft des britischen Schiffes versprach die neusten Nachrichten von der Ostküste und aus Europa.