Выбрать главу

Die Flammen wurden stärker. Illidan wurde vom Boden empor gerissen. Er lehnte sich zurück, schien fast zu zerbrechen.

Übernatürliches Feuer floss in die leeren Augenhöhlen, obwohl die Augen selbst schon längst verbrannt waren.

Die Hochgeborenen und die Satyrn wagten es nicht, ihren Zauber zu unterbrechen. Aber sie entfernten sich so weit wie möglich von dem zitternden Nachtelf. Sogar die Wachen traten einen Schritt zurück.

Die Flammen verschwanden so plötzlich, wie sie gekommen waren.

Illidan fiel auf den Steinboden und schaffte es irgendwie, auf Händen und Knien zu landen. Sein Atem ging stoßweise. Sein Kopf hing fast bis auf den Boden. Äußerlich gab es keinen Hinweis mehr auf seine gerade noch demonstrierte Arroganz.

Sargeras’ Stimme hallte durch den Geist von allen Anwesenden.

Blicke auf, mein loyaler Diener!

Illidan gehorchte.

Von seinen Augen war nichts mehr zu sehen. Nur die schwarzen, fleischlosen Höhlen waren ihm geblieben. An ihren Rändern schimmerte ein Teil des Schädels durch, so tief hatte sich Sargeras hinein gebrannt.

Doch die Augen, die der Herr der Brennenden Legion ihm genommen hatte, waren durch etwas anderes ersetzt worden. In den Höhlen flackerten zwei Flammen in der gleichen Farbe wie die, die den Zauberer angegriffen hatten. Die Flammen zuckten mehrere Sekunden lang, dann verloschen sie, bis nur noch Rauch übrig war. Der Rauch blieb jedoch in den Höhlen hängen, ohne sich aufzulösen oder zu verflüchtigen.

Deine Augen sind jetzt meine Augen, Nachtelf. Sie werden mir ebenso dienen wie dir …

Illidan erwiderte nichts. Der Schmerz hatte ihn zum Schweigen gebracht.

Sargeras wandte sich plötzlich nur noch an Mannoroth. Er soll sich ausruhen. Wenn er sich erholt hat, wird er mir seine Hingabe beweisen und das Artefakt an sich nehmen.

Mannoroth nickte kurz den Teufelswachen zu. Die beiden Dämonen ergriffen den zitternden Illidan und schleiften ihn aus dem Raum.

Kaum war der Nachtelf im Gang verschwunden, sagte Sargeras’ Diener: »Selbst in diesem Zustand solltet Ihr den Sterblichen nicht allein lassen.«

Er wird seine Reise nicht allein antreten … ein anderer wird mitkommen. Ich habe den Nachtelf Varo’then für diese Aufgabe ausgewählt.

Der Dämon spreizte seine Flügel und grinste. Es war ein unschöner Anblick. »Varo’then?«

Azsharas Schoßhund wird den Zauberer zuverlässig bewachen. Sollte Illidan Stormrage sein Versprechen erfüllen, wird er seinen Platz in unserer Mitte einnehmen.

Dieser Aufstieg missfiel Mannoroth. »Und wenn er sich als Verräter erweist?«

Dann wird Varo’then die Belohnung erhalten, die ich dem Zauberer versprochen habe … sobald der Captain mir die Schöpfung des Drachen überreicht … zusammen mit Illidan Stormrages schlagendem Herzen.

Mannoroths Grinsen wurde breiter.

3

Die Brennende Legion stürzte sich mit ungebremster Wut in ihren neuen Angriff. Die Verteidiger mussten gelegentlich schlafen und essen, Schwächen, die den Dämonen völlig fremd waren. Sie kämpften Tag und Nacht, bis zum Tod und zogen sich nur zurück, wenn die Gegenwehr zu heftig wurde. Selbst dann aber sorgten sie dafür, dass jeder zurück erkämpfte Landstrich mit einem hohen Blutzoll bezahlt wurde.

Doch bei diesem Angriff stießen sie auf ausgeruhte Gegner. Sie standen nicht mehr nur der Elfenarmee gegenüber, sondern auch anderen Kämpfern. Die Tauren, die Zwerge und die anderen Völker verdoppelten die Gesamtstärke der Armee und brachten die dringend benötigte Unterstützung. Zum ersten Mal seit Tagen scheiterte ein Angriff der Legion. Die Dämonen wurden so weit zurückgeworfen, dass das zerstörte Suramar nur noch einen Nachtritt entfernt lag.

Trotz dieses Erfolges hatte Malfurion nur wenig Hoffnung. Das lag nicht allein daran, dass der Anblick seiner zerstörten Heimat ihn an all das erinnerte, was die Nachtelfen verloren hatten. Nein, er sorgte sich vor allem um diejenigen, die der Armee zu neuer Stärke verholfen hatten. Rhonin hatte Lord Stareye zwar die neuen Verbündeten aufgezwungen, aber der mit Vorurteilen behaftete Adlige hatte sich nur zögerlich darauf eingelassen.

Die Nachtelfen kämpften nicht gemeinsam mit den anderen.

Stareye hielt seine Leute an der linken Flanke und in der Mitte, während die Krieger der anderen Völker auf der rechten Seite kämpften. Es gab nur wenig Kommunikation und so gut wie keinen Kontakt zwischen den verschiedenen Gruppen. Nachtelfen beschäftigten sich nur mit Nachtelfen, Zwerge nur mit Zwergen … und so weiter.

Eine solche Allianz, wenn man sie denn so nennen wollte, musste früher oder später scheitern. Die Dämonen würden sich auf die neu hinzugekommenen Streiter einstellen und ihre eigenen Angriffe verstärken.

Dem armen Jarod Shadowsong hatte man die Aufgabe erteilt, die verschiedenen Gruppen wenigstens ansatzweise zu koordinieren. Der Druide fragte sich, wieso der Captain die Fremden nicht hasste, denn sie hatten ihm nur Ärger eingehandelt. Trotzdem widmete sich Jarod seiner neuen Aufgabe mit der ernsten Hingabe, die er stets für etwas aufbrachte, was ihm wichtig war. Dafür bewunderte Malfurion ihn. Auf seine Weise war Jarod ein ebenso unverzichtbarer Teil der Armee wie Rhonin, Brox oder Malfurion. Er koordinierte die Gruppen, regelte deren Angelegenheiten, vermittelte bei Streitigkeiten oder Missverständnissen und erschuf so eine funktionierende Einheit. Wenn man es genau nahm, hatte der Captain auf die Strategie einen ebenso großen Einfluss wie der überhebliche Stareye.

Malfurion hoffte, dass der Adlige das nie erkennen würde. Captain Shadowsong zumindest hatte das noch nicht erkannt. Er war der schlichten Überzeugung, er führe nur seine Befehle aus.

Rhonin, der sich auf einen Felsen gesetzt hatte, von dem aus er das Schlachtfeld überblicken konnte, erhob sich plötzlich. »Sie kommen zurück!«

Brox sprang mit einer Eleganz auf, die nicht zu seinem schweren Körper zu passen schien. Der ergraute Orc schwang seine Axt und stapfte der heranrückenden Front entgegen. Malfurion stieg auf seinen Nachtsäbler, einen der riesigen Säbelzahnpanther, die sein Volk als Reit- und Kriegstiere nutzte.

Hörner erschallten. Die erschöpfte Armee spannte sie an, war kampfbereit. Unterschiedliche Klänge forderten die verschiedenen Einheiten auf, sich zu sammeln.

Nur Sekunden später entbrannte die Schlacht aufs Neue.

Verteidiger und Dämonen trafen mit großem Getöse aufeinander. Schreie und Grunzlaute hallten durch die Luft. Brox stieß seinen Kriegsschrei aus, köpfte eine Teufelswache und stieß den zuckenden Körper gegen den dahinter stehenden Dämon. Der Orc schlug eine blutige Schneise. Schon nach kurzer Zeit lag fast ein Dutzend Dämonen tot oder sterbend am Boden.

Rhonin kämpfte vom Rücken seines Nachtsäblers aus. Allerdings warf er nicht ständig Zauber, sondern konzentrierte sich, wie Malfurion, auf die Suche nach den Eredar, den Hexenmeistern der Legion. Die Eredar hatten in den letzten Schlachten große Verluste hinnehmen müssen, stellten aber immer noch eine Gefahr dar. Sie neigten dazu, völlig überraschend aufzutauchen.

Doch vor allem nutzte Rhonin seine Magie zur Unterstützung seiner anderen Kampfkünste. Auf seinem Nachtsäbler sitzend ließ der Mensch zwei Klingen kreisen, die vollständig aus Magie bestanden. Die beiden blauen Energiebahnen waren mehr als einen Meter lang, und wenn der Zauberer sie gegen seine Feinde schwang, richtete er damit fast so viel Schaden an wie der Orc. Die Rüstungen der Dämonen wurden von den Klingen mühelos gesprengt. Die Waffen der Teufelswachen zerbrachen wie Glas, wenn sie darauf trafen.

Rhonin kämpfte mit einer Leidenschaft, die Malfurion bestens nachvollziehen konnte, denn der Magier hatte ihm von seiner Gefährtin und den kurz vor der Geburt stehenden Zwillingen erzählt, deren Schicksal vom Ausgang des Krieges abhing. Für ihn bedeutete seine weit entfernte Familie so viel wie für Malfurion Tyrande und Illidan.

Der Druide kämpfte mit der gleichen Entschlossenheit und Stärke, zog seine magischen Kräfte jedoch aus seiner Verbindung zur Natur. Aus einem der zahlreichen Beutel, die an seinem Gürtel hingen, holte er einige längliche, mit kleinen Widerhaken besetzte Körner hervor. Er hob die Hand und blies leicht gegen den Samen.