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«Ein gutes Gewissen ist ein sanftes Ruhekissen», bemerkte er. «Vielen Dank, Miss Murdoch, das ist alles.»

«Miss Howard.»

Miss Howard zeigte den Brief vor, den ihr Mrs. Inglethorp am Abend des 17. geschrieben hatte. Poirot und ich kannten ihn natürlich schon. Er hatte nichts zu unserem bereits vorhandenen Wissen um die Tragödie hinzufügen können.

Styles Court Essex 17. Juli

Meine liebe Evelyn,

können wir uns nicht wieder vertragen ? Es fällt mir nicht leicht

%u vergessen, was du gegen meinen lieben Mann gesagt hast, aber ich bin eine alte Frau und habe dich sehr gern.

Mit herzlichen Grüßen Emily Inglethorp.

Der Brief wurde den Geschworenen vorgelegt, die ihn aufmerksam betrachteten.

«Ich fürchte, das hilft uns nicht wesentlich weiter.» Der Untersuchungsrichter seufzte. «Die Ereignisse des Nachmittags werden darin nicht erwähnt.»

«Mir klar wie Kloßbrühe», sagte Miss Howard schroff. «Das zeigt doch sonnenklar, dass meine arme alte Freundin gerade erfahren hatte, dass man sie zum Narren gehalten hatte.»

«Davon steht aber nichts in dem Brief», entgegnete der Untersuchungsrichter.

«Nein, weil Emily nie zugeben konnte, dass sie einen Fehler gemacht hatte. Aber ich kenne sie. Sie wollte, dass ich zurückkommen sollte. Aber sie wollte nicht zugeben, dass ich Recht gehabt hatte. Davor drückte sie sich. Tun die meisten Menschen. Finde das falsch.»

Mr. Wells lächelte, und wie ich bemerkte, auch mehrere der Geschworenen. Miss Howard galt offensichtlich als ein Original.

«Na egal, dieser Quatsch hier ist eine große Zeitverschwendung», fuhr die streitbare Dame fort und sah die Geschworenen verächtlich an. «Reden. reden. reden! Wo wir doch die ganze Zeit genau wissen.»

Der Untersuchungsrichter ahnte, was da kommen sollte, und unterbrach sie eilig: «Danke schön, Miss Howard, das war alles.»

Ich meinte zu sehen, wie er einen Seufzer der Erleichterung ausstieß, als sie sich fügte.

Dann kam die Sensation des Tages. Der Untersuchungsrichter rief Mr. Mace auf, den Verkäufer in der Apotheke.

Das war unser aufgeregter junger Mann mit dem blassen Gesicht. Er beantwortete die Fragen des Untersuchungsrichters und erläuterte, dass er ein ausgebildeter Apotheker sei, aber erst vor kurzem die Stellung in dieser Apotheke angetreten habe, da der ehemalige Verkäufer einberufen worden war.

Nachdem die Formalitäten erledigt waren, kam der Untersuchungsrichter zum eigentlichen Thema.

«Mr. Mace, haben Sie kürzlich jemandem ohne Rezeptvorlage Strychnin verkauft?»

«Ja, Sir.»

«Wann war das?»

«Letzten Montagabend.»

«Montag? Nicht Dienstag?»

«Nein, Sir, es war am Montag, dem 16.»

«Können Sie uns sagen, an wen sie das verkauft haben?»

Jetzt hätte man eine Nadel zu Boden fallen hören können.

«Ja, Sir. Es war Mr. Inglethorp.»

Alles drehte sich gleichzeitig zu Alfred Inglethorp um, der teilnahmslos und starr dasaß. Er zuckte leicht zusammen, als der junge Mann die vernichtenden Worte aussprach. Ich dachte schon, er würde aufstehen, aber er blieb sitzen, und ein bemerkenswert gut gespielter Ausdruck des Erstaunens erschien auf seinem Gesicht.

«Sind Sie sich dessen, was Sie da sagen, auch ganz sicher?», hakte der Untersuchungsrichter streng nach.

«Ganz sicher, Sir.»

«Ist es bei Ihnen üblich, ohne Rezept Strychnin zu verkaufen?»

Der unglückliche junge Mann wäre unter dem missbilligenden Blick des Untersuchungsrichters offensichtlich am liebsten in den Boden versunken.

«Oh nein, Sir — natürlich nicht. Aber da es sich hier um Mr. Inglethorp von Styles handelte, hatte ich keine Bedenken. Er sagte, er müsste einen Hund einschläfern.»

Der junge Mann tat mir Leid. Es war nur menschlich, den Herrschaften vom Gut gefällig zu sein — besonders wenn es zur Folge haben konnte, dass sie in Zukunft nicht mehr bei Coot, sondern in der Dorfapotheke einkaufen würden.

«Ist es nicht üblich, solche Käufe durch eine Unterschrift bestätigen zu lassen?»

«Ja, Sir, Mr. Inglethorp tat das auch.»

«Haben Sie das Buch dabei?»

«Ja, Sir.»

Er zeigte es vor, und nach einer strengen Verwarnung wurde der arme Mr. Mace wieder aus dem Zeugenstand entlassen.

Als Alfred Inglethorp aufgerufen wurde, herrschte atemlose Stille. Ich fragte mich, ob ihm eigentlich klar war, wie eng sich die Schlinge um seinen Hals zuzog.

Der Untersuchungsrichter kam direkt zur Sache.

«Haben Sie am letzten Montag Strychnin gekauft, weil Sie einen Hund vergiften wollten?»

Inglethorp antwortete völlig ruhig: «Nein. Es gibt in Styles keine Hunde außer einem Schäferhund, und der ist kerngesund.»

«Sie streiten also ab, am letzten Montag bei Albert Mace Strychnin gekauft zu haben?»

«Ja.»

«Streiten Sie auch das ab?»

Der Untersuchungsrichter reichte ihm das Buch, in dem Inglethorps Unterschrift stand.

«Natürlich. Die Handschrift ist völlig anders als meine. Ich werde es ihnen beweisen.»

Er holte einen alten Briefumschlag aus seiner Tasche heraus, schrieb seinen Namen darauf und gab ihn den Geschworenen. Die Unterschrift war gänzlich anders als die im Buch.

«Wie erklären Sie sich dann Mr. Mace' Aussage?»

Alfred Inglethorp erwiderte unbewegt: «Mr. Mace muss sich irren.»

Der Untersuchungsrichter zögerte kurz, dann sagte er: «Mr. Inglethorp, würden Sie uns nur der Form halber sagen, wo Sie am Abend des 16. Juli waren?»

«Das weiß ich nicht mehr.»

«Das ist lächerlich, Mr. Inglethorp», sagte der Untersuchungsrichter scharf. «Überlegen Sie bitte.»

Inglethorp schüttelte den Kopf.

«Ich kann es Ihnen nicht sagen. Ich glaube, ich bin spazieren gegangen.»

«In welche Richtung?»

«Das weiß ich wirklich nicht mehr.»

Das Gesicht des Untersuchungsrichters wurde sehr ernst. «Waren Sie mit jemandem zusammen?»

«Nein.»

«Sind Sie während dieses Spaziergangs jemandem begegnet?»

«Nein.»

«Schade», meinte der Untersuchungsrichter trocken. «Sie weigern sich also zu sagen, wo Sie zu der Zeit waren, als Sie nach Mr. Mace' Aussage die Apotheke betraten, um Strychnin zu kaufen?»

«Wenn Sie es so formulieren wollen, ja.»

Poirot zappelte aufgeregt herum.

«Sucre!», murmelte er. «Will dieser Trottel unbedingt verhaftet werden?»

Inglethorp machte in der Tat einen sehr schlechten Eindruck. Sein vergebliches Leugnen hätte nicht einmal ein Kind überzeugt. Der Untersuchungsrichter ging jedoch zum nächsten Punkt über und Poirot seufzte erleichtert auf.

«Am Dienstag Nachmittag hatten Sie einen Streit mit Ihrer Frau?»

«Entschuldigen Sie», unterbrach ihn Alfred Inglethorp, «Sie wurden nicht richtig informiert. Ich habe mich mit meiner lieben Frau nicht gestritten, das ist eine Verleumdung. Ich war den ganzen Nachmittag über nicht im Haus.»

«Gibt es irgendjemanden, der das bezeugen kann?»

«Sie haben mein Wort», sagte Inglethorp hochmütig.

Der Untersuchungsrichter machte sich nicht die Mühe, darauf zu antworten.

«Es gibt zwei Zeuginnen, die beschwören können, dass Sie sich mit Mrs. Inglethorp gestritten haben.»

«Diese Zeuginnen irren sich.»

Ich stand vor einem Rätsel. Der Mann sprach mit solch einer ruhigen Sicherheit, dass es mir schier die Sprache verschlug. Ich sah Poirot an. Er strahlte, was ich überhaupt nicht begriff. War er jetzt endlich doch von Alfred Inglethorps Schuld überzeugt?

Der Untersuchungsrichter fuhr fort: «Mr. Inglethorp, Sie haben die letzten Worte Ihrer sterbenden Frau gehört. Können Sie sie in irgendeiner Weise erklären?»