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Ich war jetzt hellwach, doch im Bett war es viel zu gemütlich, um mich zu bewegen. Draußen regnete es; es war zwar nur Nieselregen, aber die Luft war so kalt und feucht, dass mir das gemütliche Nest aus Decken einladender vorkam als die entfernte Aussicht auf Kaffee. Vor allem, da die Herstellung des Kaffees einen Marsch zum Bach erforderte, um Wasser zu holen, woraufhin das Lagerfeuer in Gang gebracht werden musste – o Gott, das Holz würde feucht sein, selbst wenn das Feuer nicht vollständig erloschen war – und schließlich der Kaffee in einer Handmühle gemahlen und aufgebrüht werden musste, wobei mir feuchtes Laub um die Knöchel wehen und mir die Tropfen von den Bäumen in den Halsausschnitt gleiten würden.

Ich erschauerte bei dieser Vorstellung, zog mir das Oberbett über die nackte Schulter und widmete mich stattdessen in Gedanken wieder der Liste meiner Vorbereitungen, bei der ich eingeschlafen war.

Speisen, Getränke … glücklicherweise brauchte ich mir darum keine Sorgen zu machen. Jamies Tante Jocasta würde sich um alles Notwendige kümmern, oder vielmehr würde ihr schwarzer Butler Ulysses es tun. Hochzeitsgäste – kein Problem. Wir befanden uns inmitten der größten Zusammenkunft von Highlandschotten in den Kolonien, und es gab Essen und Trinken umsonst. Da waren keine gedruckten Einladungen notwendig.

Immerhin würde Brianna ein neues Kleid tragen, ebenfalls ein Geschenk von Jocasta. Dunkelblaue Wolle – Seide war zu teuer und zu unpraktisch für ein Leben in der Wildnis. Es war ein himmelweiter Unterschied zu der Kreation aus weißem Samt mit Orangenknospen, die ich mir einst für ihre Hochzeit vorgestellt hatte – aber dies war ja auch kaum die Art von Hochzeit, die sich irgendjemand in den Sechzigern hätte träumen lassen.

Ich fragte mich, was Frank wohl von Briannas Ehemann gehalten hätte. Wahrscheinlich hätte er ihm seinen Segen gegeben; Roger war Historiker – oder war es zumindest gewesen –, genau wie Frank selbst. Er war intelligent und humorvoll, ein talentierter Musiker und ein freundlicher Mann, der mit großer Hingabe an Brianna und dem kleinen Jemmy hing.

Was ja auch wirklich bewundernswert ist, dachte ich, an den Nebel gerichtet. Angesichts der Umstände.

Ach, das gibst du also zu, ja? Die Worte formten sich in meinem inneren Ohr, so als hätte er sie gesprochen, ironisch, voll Spott gegen sich selbst wie auch mich.

Jamie runzelte die Stirn. Er verstärkte seinen Griff um meine Pobacke und machte im Schlaf leise Schnaufgeräusche.

Das weißt du ganz genau, sagte ich lautlos. Von Anfang an, und das weißt du auch, also mach endlich, dass du verschwindest, ja?

Ich drehte der Außenluft entschlossen den Rücken zu und legte meinen Kopf an Jamies Schulter, um im weichen, zerknitterten Leinen seines Hemdes Zuflucht zu suchen.

Ich war fest überzeugt, dass Jamie weniger dazu neigte als ich – oder vielleicht Frank –, Roger dafür Anerkennung zu zollen, dass er Jemmy an Kindes statt akzeptierte. Für Jamie war es schlicht eine Sache des Pflichtgefühls; einem Ehrenmann blieb gar nichts anderes übrig. Und ich wusste, dass er seine Zweifel hegte, was Rogers Fähigkeiten betraf, in der Wildnis von Carolina eine Familie zu ernähren und zu beschützen. Roger war hochgewachsen, kräftig und geschickt, aber »bonnet, belt and swordie« – Highlandtracht und Schwert – waren für Roger der Stoff, aus dem Balladen waren; für Jamie waren es Alltagsgegenstände.

Die Hand auf meinem Hintern drückte plötzlich zu, und ich fuhr zusammen.

»Sassenach«, sagte Jamie verschlafen, »du windest dich wie eine Kröte, die ein kleiner Junge gefangen hat. Läuft vielleicht deine Blase über?«

»Oh, du bist ja wach«, sagte ich und kam mir ein wenig albern vor.

»Jetzt ja«, sagte er. Die Hand verschwand, und er reckte sich stöhnend. Seine nackten Füße kamen am anderen Ende der Bettdecke zum Vorschein, die langen Zehen weit gespreizt.

»Tut mir Leid. Ich wollte dich nicht wecken.«

»Ach, mach dir keine Sorgen«, beruhigte er mich. Er räusperte sich, blinzelte und rieb sich mit der Hand durch die offenen Strähnen seines roten Haars. »Ich habe wild geträumt; das passiert mir immer, wenn ich beim Schlafen friere.« Er hob den Kopf und blickte zum Fußende, wo er missbilligend mit den Zehen wackelte. »Warum habe ich bloß ohne Socken geschlafen?«

»Wirklich? Wovon hast du denn geträumt?«, fragte ich mit einem leichten Anflug von Beklommenheit. Ich hoffte sehr, dass er nicht etwas Ähnliches geträumt hatte wie ich.

»Pferde«, sagte er zu meiner augenblicklichen Erleichterung. Ich lachte.

»Wie kann man denn wild von Pferden träumen?«

»O Gott, es war schrecklich.« Er rieb sich mit beiden Fäusten die Augen und schüttelte den Kopf. »Hatte mit den irischen Königen zu tun. Weißt du noch, was MacKenzie gestern Abend am Feuer erzählt hat?«

»Die irischen Kö–, oh!« Es fiel mir wieder ein, und bei der Erinnerung daran lachte ich erneut. »Ja.«

Roger, der vor lauter Triumphgefühl über seine neue Rolle ganz rot geworden war, hatte am Abend zuvor die Runde am Feuer mit Liedern, Gedichten und amüsanten, historischen Anekdoten unterhalten – und eine davon handelte von den Krönungsriten, die man den alten Irenkönigen nachsagte. Einer davon erforderte es, dass der erfolgreiche Kandidat sich vor versammelter Menge mit einer weißen Stute paarte, angeblich um seine Männlichkeit unter Beweis zu stellen – obwohl ich eher einen Beweis seiner Kaltblütigkeit darin gesehen hätte.

»Ich war für das Pferd verantwortlich«, informierte mich Jamie. »Und alles ist schiefgegangen. Der Mann war zu klein, und ich musste etwas finden, worauf er sich stellen konnte. Ich habe einen Stein gefunden, konnte ihn aber nicht tragen. Dann einen Hocker, aber der hat in meiner Hand ein Bein verloren. Dann habe ich versucht, Ziegel zu einem Podest aufzutürmen, aber sie sind zu Sand zerkrümelt. Am Ende haben sie gesagt, es sei schon gut, sie würden der Stute einfach die Beine abschneiden, und ich versuchte gerade, sie davon abzuhalten, während der König in spe an seiner Hose herumzerrte und sich beschwerte, dass er die Knöpfe nicht aufbekam, als jemandem aufgefallen ist, dass es eine schwarze Stute war, und das ginge ja wohl nicht.«

Ich prustete los und dämpfte mein Gelächter in einer Falte seines Hemdes, um keinen der Schläfer aufzuwecken, die ihr Lager in unserer Nähe hatten.

»Und dann bist du aufgewacht?«

»Nein. Aus irgendeinem Grund hat mich das furchtbar aufgebracht. Ich habe gesagt, es ginge doch, dass es sogar ein viel besseres Pferd sei, weil doch jeder weiß, dass Schimmel schlechte Augen haben, und ich habe gesagt, die Nachkommen würden blind. Und sie haben gesagt, nein, die schwarze Stute sei ein schlechtes Zeichen, und ich habe darauf bestanden, dass es nicht so sei, und …« Er hielt inne und räusperte sich.

»Und?«

Er zuckte mit den Achseln und warf mir einen Seitenblick zu. Eine schwache Röte kroch an seinem Hals empor.

»Aye, nun ja. Ich habe gesagt, es ginge wunderbar, ich würde es ihnen zeigen. Und ich hatte gerade nach der Kruppe der Stute gepackt, um sie still zu halten, und bereitete mich darauf vor, mich … äh … zum König von Irland zu machen. Da bin ich aufgewacht.«

Ich prustete und keuchte und spürte, wie auch seine Seite vor unterdrücktem Gelächter bebte.

»Oh, jetzt tut es mir erst recht leid, dass ich dich geweckt habe!« Ich wischte mir mit einem Zipfel der Bettdecke über die Augen. »Ich bin mir sicher, dass es ein großer Verlust für die Iren gewesen ist. Ich frage mich aber doch, was die irischen Königinnen von dieser Zeremonie gehalten haben«, fügte ich noch hinzu.