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Ich schob mich ein wenig näher heran und trat ihm diskret gegen den Knöchel. Möglich, dass ich ein Gesicht aus Glas hatte, doch in einer Menge wie dieser würde es wohl kaum Kommentare provozieren! Er zuckte nicht einmal, doch sein Lächeln wurde etwas breiter. Er ließ einen Arm in meinen Umhang gleiten und zog mich enger an sich, die Hand auf meinem Rücken.

Hobson, MacLennan und Fowles standen direkt vor uns und unterhielten sich leise. Sie kamen alle drei aus einer winzigen Siedlung namens Drunkard’s Creek, etwa fünfzehn Meilen von Fraser’s Ridge entfernt. Hugh Fowles war Joe Hobsons Schwiegersohn. Er war noch sehr jung, kaum älter als zwanzig. Er tat sein Bestes, um die Fassung zu wahren, doch sein Gesicht war weiß und starr geworden, als die Proklamation verlesen wurde.

Ich wusste nicht, was Tryon den Leuten anzutun gedachte, denen man nachweisen konnte, dass sie daran beteiligt gewesen waren, doch ich konnte spüren, wie die Strömungen der Unruhe, die die Proklamation des Gouverneurs hervorgerufen hatte, durch die Menge liefen wie das Wasser, das nebenan im Bach über die Steine wirbelte.

In Hillsborough waren mehrere Gebäude zerstört worden, und mehrere öffentliche Würdenträger waren auf die Straße gezerrt und misshandelt worden; dem Gerücht nach hatte einer der ironischerweise so genannten Friedensrichter durch einen kräftigen Hieb mit einer Reitpeitsche ein Auge verloren. Der Oberste Richter Henderson hatte sich diese Demonstration zivilen Ungehorsams so zu Herzen genommen, dass er aus dem Fenster gesprungen und aus der Stadt geflohen war, womit er die Gerichtssitzung erfolgreich verhindert hatte. Der Gouverneur war eindeutig sehr verärgert über das, was sich vor sechs Wochen in Hillsborough ereignet hatte.

Joe Hobson sah sich nach Jamie um, dann wandte er sich ab. Leutnant Hayes’ Anwesenheit an unserem Feuer war gestern Abend nicht unbemerkt geblieben.

Falls Jamie seinen Blick sah, so erwiderte er ihn nicht. Er zog eine Schulter zu einem Achselzucken hoch, dann neigte er den Kopf, um mir zu antworten.

»Nein, ich glaube nicht, dass Hayes erwartet, dass sich jemand ergibt. Es mag ja seine Pflicht sein, um Informationen zu bitten; ich danke Gott, dass es nicht die meine ist, seiner Bitte zu entsprechen.« Er hatte nicht laut gesprochen, aber so laut, dass seine Worte Joe Hobson erreichten.

Hobson wandte den Kopf und nickte Jamie sarkastisch zu, um anzuzeigen, dass er ihn gehört hatte. Er berührte den Arm seines Schwiegersohns, und sie drehten sich um und kletterten zu den oben verstreuten Lagerstätten hinauf, wo ihre Frauen sich um die Feuer und die kleineren Kinder kümmerten.

Es war der letzte Tag des gatherings; heute Nachmittag würden die Eheschließungen und Taufen stattfinden, die offizielle Segnung der Liebe und ihrer ungezügelten Früchte, die im Laufe des vergangenen Jahres den Lenden der kirchenlosen Masse entsprungen waren. Am Abend würden die letzten Lieder gesungen und die letzten Geschichten erzählt werden, und man würde zwischen den züngelnden Flammen der zahlreichen Feuer tanzen – ob es regnete oder nicht. Am Morgen würden die Schotten und ihre Familien in ihre Ansiedlungen zurückkehren, die von den dicht besiedelten Ufern des Cape Fear River bis weit in die wilden Berge des Westens verstreut lagen – und sie würden die Nachricht von der Proklamation des Gouverneurs und den Ereignissen von Hillsborough mitnehmen.

Ich wackelte in meinen feuchten Schuhen mit den Zehen und fragte mich beklommen, wer es hier wohl für seine Pflicht halten mochte, Hayes’ Einladung zu einem Geständnis oder zu einer Anschuldigung zu folgen. Jamie nicht, nein. Aber andere vielleicht. Während des einwöchigen gathering hatte es viele Angebereien über den Aufruhr von Hillsborough gegeben, doch waren längst nicht alle Zuhörer geneigt, die Aufrührer als Helden zu betrachten.

Ich konnte das Gemurmel der Unterhaltungen, das nach der Proklamation ausbrach, genauso gut spüren wie hören; Köpfe wandten sich, Familien sammelten sich dichter umeinander, Männer bewegten sich von Gruppe zu Gruppe, und der Inhalt von Hayes’ Ansprache wurde den Hügel hinaufgetragen und für jene wiederholt, die außer Hörweite gestanden hatten.

»Wollen wir gehen? Vor den Hochzeiten gibt es noch viel zu tun.«

»Aye?« Jamie sah zu mir herunter. »Ich dachte, Jocastas Sklaven kümmern sich um die Verpflegung. Ich habe Ulysses die Whiskyfässer gegeben – er ist der soghan

»Ulysses? Hat er denn auch seine Perücke dabei?« Ich lachte bei diesem Gedanken. Der soghan war der Mann, der bei einer Highlandhochzeit für die Verteilung von Getränken und Erfrischungen zuständig war; die Bezeichnung bedeutete eigentlich in etwa »freundlicher, jovialer Kerl«. Ulysses, Jocastas schwarzer Butler, war wahrscheinlich die würdevollste Person, die ich je gesehen hatte – selbst ohne seine Livree und seine gepuderte Rosshaarperücke.

»Wenn ja, dann klebt sie ihm wahrscheinlich bis heute Abend am Kopf.« Jamie blickte zu den tief hängenden Wolken auf und schüttelte den Kopf.

»Glücklich die Braut, der die Sonne lacht«, zitierte er. »Glücklich die Leiche, regnet’s mit Macht.«

»Das ist es, was ich an den Schotten so mag«, sagte ich trocken. »Für jede Gelegenheit ein passendes Sprichwort. Sag das bloß nicht, wenn Brianna es hören kann.«

»Wofür hältst du mich, Sassenach?«, wollte er mit einem halben Lächeln wissen. »Ich bin doch schließlich ihr Vater, oder?«

»Definitiv.« Ich verdrängte den plötzlichen Gedanken an Briannas anderen Vater und blickte hinter mich, um mich zu vergewissern, dass Brianna nicht in Hörweite war.

Es war kein Zeichen ihres flammenden Schopfes in der Nähe zu sehen. Eindeutig die Tochter ihres Vaters, war sie auf Strümpfen einsachtzig groß und in einer Menschenansammlung fast genauso leicht auszumachen wie Jamie selbst.

»Es ist sowieso nicht die Hochzeit, um die ich mich kümmern muss; ich muss Frühstück machen, und dann muss ich Murray MacLeod suchen und ihn bitten, mir bei der Morgensprechstunde zu helfen.«

»Oh, aye? Ich dachte, du hast gesagt, der gute Murray ist ein Scharlatan.«

»Ich habe gesagt, er ist unwissend und stur und stellt eine Bedrohung der öffentlichen Gesundheit dar«, korrigierte ich. »Das ist nicht dasselbe – nicht ganz.«

»Nicht ganz«, sagte Jamie grinsend. »Und hast du vor, ihn zu bekehren oder zu vergiften?«

»Je nachdem, was mir am wirksamsten erscheint. Vielleicht trete ich auch einfach nur aus Versehen auf seine Klinge und zerbreche sie; das ist wahrscheinlich die einzige Möglichkeit, ihn davon abzuhalten, die Leute zur Ader zu lassen. Aber lass uns gehen, mir ist kalt!«

»Aye, dann los«, pflichtete Jamie mir mit einem Blick auf die Soldaten bei, die immer noch in Rührt-euch-Stellung am Bachufer formiert waren. »Sieht so aus, als hätte der gute Archie vor, seine Jungs da stehen zu lassen, bis sich die Leute zerstreut haben; sie sind schon ein bisschen blau angelaufen.«

Die Reihe der Highlander war zwar voll bewaffnet und uniformiert, doch ihre Haltung war entspannt; beeindruckend, kein Zweifel, doch nicht bedrohlich. Ein paar kleine Jungen – und auch das eine oder andere kleine Mädchen – hüpften zwischen ihnen auf und ab und zupften frech an den Säumen ihrer Kilts oder schossen ganz wagemutig vor, um die glänzenden Musketen, die baumelnden Pulverhörner und die Griffe der Dolche und Schwerter zu berühren.

»Abel, a charaid!« Jamie war stehen geblieben, um den dritten Mann aus Drunkard’s Creek zu begrüßen. »Hast du heute schon was gegessen?«