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Die Phantasiewelt der Antike feierte, wie wir schon sahen, bunte Auferstehung. Aus dem Studium der alten Überlieferungen allein wäre dies gar nicht möglich gewesen. Wichtig war das Auftauchen von Menschen, die diese Geschichten so lebendig schildern konnten, als hätten sie diese als Kinder selbst geschaut! Gerade die bedeutenden Zigeunermusiker, wichtige Vertreter der Unterhaltung des 19. Jahrhunderts, kamen aus damals noch so ursprünglichen Ländern wie Slowakei, Ungarn, Rumänien oder Transsylvanien. Sie wollten die Menschen für ihre leidenschaftliche Musik empfänglich machen. Also versetzten sie die ihnen lauschenden Bürger mit ihren Geschichten in einen fast hypnotischen Zustand. «Alles schien nun möglich»: Liebe und Leidenschaft finden demnach auch durch den Tod keinen Abschluß.

In verschiedenen Vertretern der damaligen Kulturwelt, von Graf Gobineau bis Oswald Spengler, entstand durch solche Vorgänge die bedrückende Vorstellung, die Zivilisation könnte durch die dauernde Einwanderung der sagengläubigen Menschen unterwandert und weggespült werden. Es ist also gut möglich, daß Bram Stoker in seiner Gruseldichtung vor diesem Geist einer vorgeschichtlichen Tier-Magie warnen wollte.

In verschiedenen Vampirfilmen unseres Jahrhunderts sehen wir dann tatsächlich und sehr deutlich «rassistische» Elemente. Die Dörfer, in denen die Fledermaus-Menschen ihre Macht ausüben, werden gleichzeitig malerisch und unheimlich dargestellt. Das gleiche gilt von der Beschreibung östlicher Völker, die bald hoffnungslos abergläubisch und dann wieder im Besitz einer gefährlichen Zauberkunst erscheinen. Auch der so bedeutende englisch-amerikanische Dichter des Horrors, H. P. Lovecraft (1890-1937), warnte mehrfach vor den Einwanderern aus dem Osten und Süden: Er sah die dortigen Völker als gefährliche Träger einer Sagenwelt, die den technologischen Fortschritt der Angelsachsen aufhalten könnten ...

Gerade Nordamerika brachte aber in seiner Massenkunst einen Fledermaus-Menschen (Batman) hervor, der seit 50 Jahren ein Sinnbild für das Gute ist: Dem Helden Bruce Wayne werden die Eltern durch das rücksichtslose Verbrechen, das gerade damals die großen Städte völlig zu verseuchen begann, umgebracht. Er schwört, von nun an sein Dasein der Vernichtung des Bösen zu widmen, das Polizei und Politik bereits gründlich korrumpiert hat.

In der Maske eines Fledermaus-Menschen durchstreift er die Häuserschluchten ganze Nächte hindurch. Sein beinahe schwarzer Lederanzug macht ihn in der Dunkelheit unangreifbar. Seine Kunstflügel ermöglichen ihm die vogelschnelle Bewegung von Dach zu Dach. Die Bösewichte, die alle furchtbar abergläubisch sind, erstarren schreckgelähmt, wenn sie seinen Schatten wahrnehmen.

Der Fledermaus-Mann Batman hat in Comics und zahlreichen Filmen eine Unzahl von Feinden und Freunden: Sie alle tragen mehr oder weniger die Masken von Tieren und besitzen in der Regel auch deren seelische und körperliche Eigenschaften. Der «Superschurke» Pinguin lebt z. B. in der Gesellschaft von Vögeln. Die Katzenfrau, die zu Batman eine seltsame Haßliebe empfindet, sieht in ihrem Tier ein unübertreffliches Vorbild, und so weiter...

Batman hat auf alle Fälle der amerikanischen Phantasie ein Gegengewicht des Guten gegen den «bösen» Grafen Dracula und seine blutgierigen Fledermaus-Mädchen geschenkt. Tritt in den Träumen eines jungen Menschen von heute eine Gestalt mit Fledermausflügeln auf, kann dies ein düsterer Alpdruck sein. Sie kann aber auch das Gefühl vermitteln, gegen jede Gefahr geschützt zu sein. Böse Spione und Verbrecher können schließlich in den spannenden und lustigen Batman-Geschichten noch so sehr das Gedeihen von allen Lebewesen gefährden, Batman merkt mit seinen Super-Sinnen in der Fledermaus-Höhle (Bat-Cave) ihre gemeinen Ränke. Schon ist er da und macht ihre sämtlichen Bemühungen lächerlich. Er ist geradezu der Kämpfer des Guten, das stets siegt.

Allein in den Jahrenl966 und 1967 gab es in Nordamerika über hundert Berichte von Zeugen, die «echte» Fledermaus-Menschen gesehen haben wollen. Hier nur ein Beispieclass="underline" Auf einem Friedhof im USA-Staat Virginia heben drei Männer ein neues Grab aus. Es dunkelt schon. Da erblicken sie auf dem Ast eines benachbarten Baumes eine schemenhafte Menschengestalt, die sie beobachtet... Plötzlich breitet das Gespenst seine mächtigen Flügel aus und flattert davon. Selbstverständlich eilen die Totengräber entsetzt heimzu... Die schweizerische Tageszeitung «Blick» (Zürich, 23.10.1992) schreibt dazu: «Hatten die drei tief ins Glas geschaut? Oder zu viele Gruselgeschichten gelesen? Oder waren sie verrückt geworden?» Immerhin weiß man in Nordamerika, daß auch die Indianer an ihren Lagerfeuern von ähnlichen Wesen erzählen.

Auf alle Fälle scheinen heute in den Staaten der technologischen Zivilisation solche Vorstellungen erstaunlich lebendig: Man redet und schreibt mehr von ihnen als in früheren Jahrhunderten in den klassischen Vampirländern wie etwa Siebenbürgen oder Moldawien.

Die Sphinx und das Katzenvolk (Cat-people) 

Ägyptische Rästel sterben nie

Die (oder der) Sphinx ist vor allem aus der ägyptischen Kunst und der griechischen Sage weltbekannt. Es ist ein Mischwesen mit Menschenkopf und Löwenleib - gelegentlich auch mit Adlerflügeln.

Noch bis ins 16. Jahrhundert sind die Stimmen der Gelehrten nachweisbar, die an die Möglichkeit glaubten, daß es diese Wunderwesen irgendwo gebe. Noch der große Zoologe Conrad Gesner behandelt die Sphinxe in seinem ausführlichen Abschnitt über die menschenähnlichen Affen. Als vorsichtiger Mann, dem die genaue Naturbeobachtung heilig war, zweifelt er an diesem Menschentier.

Immerhin versichert er uns, daß noch immer etliche «Naturkundige» davon überzeugt seien, es gebe Wesen dieser Art bei den «Traglodytern» (Höhlenmenschen), «so man heutigen Tags das Königreich Seylan (Ceylon, Sri Lanka) nennt». Der kritische Tierforscher Gesner stellt aber zu solchen Nachrichten sachlich fest: «Ist dennoch ihrer (der naturkundigen Schriftsteller) keiner, der fürgeben könne, daß er es (mit eigenen Augen) gesehen habe.»

Gesner schreibt über Sphinxe ausgehend von den ausführlichen Schilderungen des Altertums. Offensichtlich hat man sich vor Geschöpfen dieser Art, die in Wüsten und Einöden hausen sollten, von Herzen gefürchtet. In dieser Beziehung sind sie nicht viel anders als all die Kobolde unserer modernen Sagen: «Denjenigen, die sie unbekümmert und in Frieden lassen, tun sie nichts.» Die Nachrichten über das Aussehen der Sphinxe sind einigermaßen übereinstimmend: «Doch sagt Aelianus, die Ägypter hätten diesen Affen (!) in zweierlei Gestalt gemalt, oben wie eine Jungfrau, und unten wie einen Löwen.»

Unbestritten haben sich nicht nur die Ägypter und Griechen mit den Sphinxen beschäftigt, finden wir diese doch in der alten Kunst von Nordafrika über Vorderasien bis nach Persien und Indien. Sehr ähnliche Darstellungen von Jaguarmenschen kannten die Kulturen Ur-Amerikas.

Die orientalischen Dichter und Denker, die sich mit den ältesten Menschheitstraditionen beschäftigten, sahen hier geradezu getreue Abbilder jener Wesen, die in den früheren Zeitaltern lebten. Lange bevor Allah die Urahnen der heutigen Menschen, Adam und Eva, erschuf, seien sie bereits dagewesen! Endlose Reihen von Urkönigen soll es in den Welten der fernsten Vergangenheit gegeben haben: Das Aussehen dieser Mächtigen, «so wie der Völker, die sie beherrschten, lassen an Sonderbarkeit und Abenteuerlichkeit die wildeste Einbildungskraft weit zurück. Vielköpfig, vielarmig, vielfüßig, vielleibig, mit Löwenrachen und Drachenschwänzen, mit Pferdehufen und Bocksfüßen.»