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Nur eine, die wildeste, wir schon da, bevor der Zauberlehrling den Ring um sich ganz schließen konnte. Sie schnaubte in machtloser Wut: Weder konnte sie jetzt fliehen, noch den Jüngling, der sie mit seinem Kesselhaken vom Leibe hielt, mit ihren stählernen, im Mondlicht aufglühenden Krallen zerfleischen.

So wanderten die schrecklichen Stunden, doch der Bursche hielt durch, obwohl sein Herz vor Entsetzen stillzustehen drohte. Da flehte das Hexen wesen im Kreis: «Laß mich heraus, mutiger Held! Schon verblaßt der Schein der Sterne. Bald kräht im Dorfe unten der erste Hahn, bald kommt die Morgenröte -dann bin ich rettungslos verloren. Laß mich bitte heraus - so will ich Dein sein!»

Der Bursche packte das Geschöpf der Nacht und warf es aus dem Kreis. Es verschwand spurlos seinen Gefährtinnen nach, die bereits das Weite gesucht hatten. Die Geschichte, selbstverständlich als «wirkliche Tatsache» erzählt, endet wie die meisten unserer ähnlichen Sagen: Der von seinen Abenteuern erschöpfte Jüngling begibt sich auf den Heimweg. Doch das erste lebendige Wesen, dem er an diesem Morgen begegnet, ist das schönste und reichste Mädchen des Dorfes: «Ich muß mein Versprechen einlösen», sagt es unvermittelt, «nun bin ich Dein!» Die Sage endet im übrigen recht versöhnlich und gemütlich: «Die beiden heirateten, bekamen Kinder und lebten glücklich.»

Solche Geschichten vom «Katzenvolk», den «Magoschka-Manusch» der Zigeuner, sind für mich eigentlich echte SphinxSagen: Sie enthalten die Ahnung von den Naturgeheimnissen um Mensch und Tier.

Lust am Energie-Spiel

In Dutzenden von Studierzimmern ernsthafter Erforscher unbekannter Naturkräfte kann man sie unzertrennlich finden: Die künstlerische Darstellung einer Sphinx auf dem Studiertisch und die sich auf Briefen und Notizpapieren räkelnde und quicklebendige Katze. Beide sind zweifellos zusammengehörende Sinnbilder für all die unwägbaren Wirkungen in unserer Umwelt.

Justinus Kerner war bekanntlich Arzt, romantischer Dichter und einer der wichtigsten Vorläufer der modernen parapsychologischen Forschung: In seinem Bilderbuch aus meiner Knabenzeit erinnert er sich an eine «Frau von Gaisberg». Sie scheint ihm einige der Anregungen vermittelt zu haben, nach dem Wahrheitskern der Tier- und Hexensagen zu suchen.

Dieser Vertreter einer eigenwilligen Naturbeobachtung erzählt: «Sie hatte ein wahres Katzenkloster, dessen Äbtissin sie war... Die Umgebung dieser Frau und ihre ganze Erscheinung strahlten etwas Dämonisches, Hexenartiges aus. Sie machte in Begleitung einer großen Prozession von Katzen, von denen mehrere auf den Hinterbeinen liefen (denn so hatte sie es sie gelehrt), öfters einen Spaziergang hinter ihrem Hause... Hier beobachtete ich sie heimlich. Ich hörte, daß sie mit ihnen in einer eigenen, den Katzentönen ähnlichen Sprache konversierte und sie dann auf einem Rasenplatz mit Baldrian fütterte, worauf sie die wunderbarsten Stellungen und Sprünge machten, an denen sie sich zu ergötzen, und die sie durch ähnliche Sprünge nachzumachen schien.»

Wie man mir anläßlich meiner Vorträge dauernd erzählte, gab es im ganzen weiten Umkreis des Alpenraums kaum ein auf seinen Brauch stolzes Dorf, kein malerisches Städtchen ohne eine ähnliche «Katzenfrau». Da solche Mitbürgerinnen den meisten Mitmenschen weniger nahestanden als ihren Tieren, kreisten um sie oft merkwürdige Geschichten. Gelegentlich vermerkte sogar jemand, freilich ohne boshafte Hintergedanken: «Früher hätte man wohl so eine ohne viel Federlesen als Hexenweiblein verbrannt.»

Im übrigen war man überzeugt, daß ohne solche Menschen die Welt viel ärmer wäre. Man sagte etwa: «Sie machen manches gut, dessen wir uns häufig aus Unachtsamkeit an den stummen Geschöpfen Gottes versündigen.» Sah man irgendwo ein halbverhungertes, erfrierendes Kätzchen, brachte man es der Katzenfrau. Man war sicher, daß sie für das Tierchen sorgte. In dieser liebevollen Sorge sah man einen echten Dienst gegenüber der Allgemeinheit. Dafür waren die Mitbürger meist sogar bereit, der Katzenmutter einen Beitrag zu ihrem Lebensunterhalt zu leisten.

In Baden-Baden hörte ich von einem reichen Bauern der Umgebung, der einer solchen Frau eine Nebenhütte überließ und ihr sogar die Bezahlung der Miete schenkte. Er sagte: «Wenn wir einem Menschen entgegenkommen, der manches Versäumte an den Tieren gutmacht, kommt es uns als Segen wohl hundertfach zurück.»

Damit meinte er ganz sicher nicht nur, daß die Katzen seiner Nachbarin die Mäuse und Ratten von seinen Kornvorräten, Speckschwarten und Würsten vertrieben. In meinem Buch Göttin Katze habe ich einige der wichtigen Berichte zusammengestellt: Nach diesen bannt dieses «elektrische» Tier die für unser Wohlbefinden gefährlichen Erdstrahlen durch seine bloße Anwesenheit. Dies versicherte seit jeher der Volksglaube in unseren Alpenländern, und dies scheinen auch moderne Beobachtungen und Messungen zu bestätigen.

Ich möchte mich hier nicht wiederholen. Es sei nur nachgetragen, daß sich die Forschung schon vor über fünfzig Jahren mit solchen Dingen beschäftigte. Bei einem der damals umstrittenen Wahrsager und Parapsychologen finde ich das Folgende: «Katzen lieben die Erdstrahlen, sie suchen sogar solche Stellen auf, meiden unbestrahlte Zimmer. Sie schlafen daher lieber an unbehaglich scheinenden Stellen im Flur...» Also meist gerade dort, wo solche «Erdstrahlen» besonders stark sind!

Dieser Verfasser sieht in diesen Beobachtungen eine Möglichkeit der Erklärung vieler Hexengeschichten aus Slowakei, Ungarn, Rumänien und Bayern: «Es wird auch verständlich, warum Katzen eine so geheimnisvolle Rolle bei vielen Völkern spielten; warum sie in der krebs-, kröpf- und basedowbestrahlten Schweiz so zahlreich und besonders schön sind...»

Ob Krebs, Kröpf- und Basedowkrankheit tatsächlich teilweise aus ungünstigen Bodenstrahlungen stammt, kann ich als Nicht-Mediziner selbstverständlich nicht entscheiden. Die einheimische Heilkunst des Volkes folgt aber nun einmal dem Grundsatz des großen Naturforschers Paracelsus, der stets lehrte: «Wo ein Übel ist, entsteht daneben auch das Heilmittel!»

Seit ich die alten und neuen Geschichten zur volkstümlichen «Katzenmedizin» veröffentlichte, hörte ich mehrfach: Gewisse Krankheiten treten in bestimmten, wohl an ungünstigen Plätzen erbauten Häusern erstaunlich häufig auf. Oft leben aber gerade hier völlig gesunde Menschen, die gleichzeitig ausgesprochene Katzenfreunde sind. Helfen nun die starken «Eigenstrahlungen» der Tiere den Menschen in ihrer Umgebung? Oder entwickeln diese Katzenfreunde oder «Katzenmenschen» gegenüber gewissen schädlichen Strahlungen ähnliche Eigenschaften wie ihre Lieblinge? Können sie also dann, ganz ähnlich wie die Tiere, gewisse Einwirkungen, die für andere schädlich sind, in günstige Einflüsse umwandeln?

Auf alle Fälle glaube ich, daß auch hier der überlieferte Volksglaube des Katzenvolkes zu einer wichtigen Quelle für die Naturwissenschaft der Zukunft werden kann: Gerade im Zeitalter der verschiedenartigen Strahlenschäden rechne ich auf diesem Gebiet mit entscheidenden Entdeckungen.

Berufe mit Geheimnissen

Die Verbreitung der Erzählungen von den Katzenleuten deckt sich auf der europäischen Karte deutlich mit den Sagen um die Werwölfe: Sie nimmt nach Süden hin zu. Auch kommen diese Katzensagen häufiger in ausgesprochenen Berggegenden vor als in den weiten Ebenen, durch die kalte Winde brausen.

Die Nordgermanen kannten zwar das Göttergeschlecht der magiekundigen und erotischen Wanen. Es wird vom schönen Paar Frey und Freyja geführt, wobei die große Beschützerin der Liebenden auf ihrem Katzengespann dahinfährt. Gerade diese beiden geheimnisvollen Wesen stehen aber den übrigen Göttern, den Äsen, eher fremd, sogar feindlich gegenüber: Die Völker, die sie verehrten, scheinen eher aus Osteuropa, dem Balkan oder Kleinasien zu stammen.