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Der feste Glaube an die besondere Zuneigung der Vogelsteller zu den Eulen überlebte ein ganzes Zeitalter. Der Tierkenner Lenz stellt im 19. Jahrhundert nicht ohne Staunen fest, daß Aelian auch im zeitgenössischen Italien das gleiche hätte schreiben können. Wahrscheinlich liegt also in den Angaben des Altertums kein Märchen vor. Hier sind Erfahrungen, die wir nur darum bezweifeln, weil wir einen sehr alten Beruf heute nicht mehr kennen. «Der italienische Vogelsteller hegt und pflegt sein Käuzchen auf alle Weise. Er hat es möglichst immer bei sich.»

Die Angehörigen von fahrenden Berufen hat man nicht nur wegen ihrer musikalischen Gaben sehr häufig mit den Vögeln verglichen. Gerade von den berühmten Zigeunerstämmen des russischen Zarenreiches erzählte man mir: «Im Sommer, wenn alles aufblühte, zogen sie nach dem Norden, nach Moskau, St. Petersburg, Budapest oder Wien. Im Winter aber lebten sie in der Wärme, an den südlichen Küsten von Moldawien, in der Krim und im Kaukasus. Wenn sie die Zugvögel über sich schweben sahen, namentlich die Wildgänse, bejubelten sie die se als ihre Geschwister.»

Man sagte von diesem Volk im Waldvierteclass="underline" «Die Vögel sehen alle Länder und deren seltsame Wesen. Leider können sie davon nur singen und nicht reden... Gott sei Dank haben wir die fahrenden Musiker - sie spielen nicht nur zum Tanz auf! Sie erzählen uns auch alle die Wunder, die sie und ihre Vorfahren auf ihren Wanderungen durch die weite Welt schauen.»

Die Überlieferungen versichern, daß sich auch viele Tanzschritte aus den oft so wundersamen Liebespielen der Vögel entwickelten! Wenn wir die stolze Pracht der rosaroten Flamingos in der Camargue bewundern, glauben wir sogar einer Sage der Gitano-Nomaden: Der geheimnisvolle «Flamenco» erhielt von hier entscheidende Anregungen. Er sei demnach ebenfalls unter Menschen entstanden, die sich mit ihren sämtlichen Sinnen in die Natur hineinfühlten.

«Wir besitzen unsere unsichtbaren Flügel», das wissen noch die Menschen, die solche Geschichten erzählen: «Vergessen wir dies ganz und gar, so verdammen wir uns selber zu Schwermut und Trübsinn.»

Anmerkungen

Das Märchen der Kaiserin Elisabeth bei A. Amfiteatrow, Schar-Zwet (Feuervogel), Berlin 1922 (1. Aufl. 1895).

Musizierender König David, vgl. Detail aus der Rothschild-Handschrift (Italien 1470-1480). Y. Fischer, Meisterwerke im Israel Museum, Firenze 1989.

Zur Beschäftigung des 19. Jahrhunderts mit «esoterischen» Traditionen: E. Schure (1841-1929), Les grands inities, Paris 1888.

Zum Jahrmarktszauber um «Haarmenschen» u.s. H. Schugl, Show Freaks... Köln 1974.

Nymphen der Quellen: Mystik der Ukraine: A. Dostojewski, München 1920, S. 22 f; Amfiteatrow, Schar-Zwet, S. 268. «Griechisches» im Alpenraum: J. G. Altmann, Gratis de antiqua Helvetia graecissante, Bern 1735; H. Affolter, Un jurisconsulte bernois... These, Solothurne 1947.

Meer-Nixen, Nereiden, Tritonen: H. O. Lenz, Zoologie der alten Griechen, Neudruck Wiesbaden 1966,252 f; Merrien, S. 157 ff; Co-stello, S. 50 ff; Musäus, Volksmärchen d. Deutschen, Bd. l, Gotha 1782; A. Dumas, Les mille et un fantomes, Paris 1849-1851; A. Strindberg, Am offenen Meer, 5. Aufl., München 1912, S. 120 f

Satyre, Faune, Ziegenleute: Kultische Ziegenbekleidung: A. Crowley, Moonchild, Berlin 1983, S. 155 ff; A. O. Spare, Gesammelte Werke, Wien 1990, S. 284; W. Hertz, Spielmanns-Buch, 2. Aufl., Stuttgart 1900, S. 17; W. Dancker, Unehrliche Leute, Bern 1963, S. 218 f; G. de Francesco, Die Macht des Charlatans, Basel 1937, S. 83 f.

Urgestein: F. J. Stalder, Versuch eines Schweiz. Idiotikon, Bd. l, Basel 1806, S. 437 f. J. G. Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch... Bd. 2, Leipzig 1796, S. 510.

Ziegenkraut, Alpenmilch: T. Tabernaemontanus, New... Kräuterbuch... Der Ander Teil, Frankfurt 1613, S. 371; Dostojewski, S. 170.

Yetis: Hitching, S. 48-52, 232 ff.

Zu den «Netotsi»: C. J. Popp-Serboianu, Les Tsiganes, Paris 1930, S. 53, 339; S. A. Wolf, Grosses Wörterbuch der Zigeunersprachen, Mannheim 1960, S. 161.

Jakutische Mammutjäger: Ratsch, S. 185 f; Shackley, S. 159 ff; Bord, Mysteries, S. 302 ff; Biedermann, S. 48 ff.

Mens chen-Bären: Bärenahnen der Slawen: N. Roerich, Leben und Werk... Hrsg. J. Decter, Basel 1989, S. 52, 83, 167. Entstehung des Berner Lebkuchens: Der schweizerische Beobachter, Jg. 2, Bd. 2, Bern 1809, S. 96

Werwölfe: O. M. Somow, Byli i nebylizi (Wahrheiten und Unwahrheiten), Moskau 1984; Höfler, Bd. l, S. 22 ff; J. N. Sepp, Orient und Occident, Berlin 1903, S. 188 f; Finne, S. 31. Vgl. B. I. Rakoczi, La roulotte initiaque, Paris 1967, S. 132 ff.

Vampire: U.a. Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, Bd. 2, Jena 1929, S. 1579 ff; W. Eberhard, Lexikon chinesischer Symbole, Köln 1983, S. 88; J. B. Friedreich, Die Symbolik und Mythologie der Natur, Würzburg 1859, S. 384.

Katzenvolk: «Hexentanz auf dem Blocksberge» in: C. Niessen, Das Rheinische Puppenspiel, Bonn 1928, S. 201 ff.

Zum Strahlenfühlen der Katzen: Bereits M. Moecke, Hilfe gegen schädliche Erdstrahlen, Stuttgart 1933, S. 16.

Hl. Verena: R. Müller, Katzenmuseum, Aarau 1987, S. 24. Müller und Aussenseiter: U. Hostettler, Anderi Lieder, 2. Aufl., Bern 1992, S. 46 und 181; Handwörterbuch 6, S. 617.

Behufte und Gehörnte: Vgl. Onoscelen-Vampire: Finne, S. 26 f Die Schlangenrasse: N. Roerich, S. 97 ff; Musäus, Bd. l, S. 164240. Besonders Thüring v. Ringoltingen, Melusine, Hrsg. H. G. Roloff, Stuttgart 1969. Vgl. L. Röhrich, Erzählungen des späten Mittelalters... Bd. l, Bern 1962. G. Krek, Einleitung in die slawische Literaturgeschichte, 2. Aufl., Graz 1887, S. 644 f.

Die Herrschenden der Tiefen: Lenz, 148; Friedreich, Bd. 2, S. 508 f. M. Oettli, «Träume als Erinnerungen an unsere Vorgeschichte», in: Naturwissenschaftlich-technisches Jahrbuch, Bd. 2, Zürich 1920, S. 307 ff. Zur Verbreitung des Lovecraft-Kults vgl. The Esoteric Order of Dagon, Hrsg. Soror Azenath, Oregon 1987.

Im Reich der Lüfte: «Räuber Nachtigall» und Urbevölkerung: O. Miller, Ilja Murometz..., St. Petersburg 1869, S. 277; A. Amfiteatrow, Zorja russkoi schenschiny (Morgenröte der russischen Frau) Belgrad 1929, S. 102-227.

Spielleute im Federkleid: In der modernen russischen Mystik können Wesen gleich den Märchen-Sirin dem Seher als «echte» Bewohner der Astral-Weiten erscheinen! Vgl. D. Andreew (19061959), Roza mira, Moskau 1991, S. 60. Zigeunersage über die Flügel der einstigen Nomaden: K. Bercovici, The Story of the Gypsies, New York 1931, S. 22 f. «Flamenco wurde ein Sammelbegriff für alle Musik, die den Zigeunerstil nachahmte... In der heutigen Umgangssprache nennt man gern alles, was glänzt und lebhaft ist, flamenco...» W. Starkie, Auf Zigeunerspuren, München 1957, S. 76.

Bibliographie (Auswahl)

Beispiele moderner phantastischer Traditionen

Bord, J./C. Bord: Modern Mysteries ofthe World, London 1989. Fort, C.: TheBooks... New York 1944.

Hitching, E: The World Atlas of Mysteries, London 1978. Lexikon des Fantasy Films: Hrsg. R. M. Hahn (u.a.) München 1986.