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Links von Cavin erscholl ein spitzer Schrei, und als er herumfuhr, sah er, dass die Verteidigungslinie gebrochen war. Über einen Berg von Leichen stürmten Lassars Krieger die Böschung, schwarzen Morddämonen gleich, die keine Angst und keinen Schmerz kannten.

Cavin ließ seinen Bogen sinken, hob die Lanze und riss sein Pferd herum. Sein Speer durchbohrte Schild und Brustharnisch eines Angreifers, riss diesen aus dem Sattel und wurde Cavin aus den Händen geprellt. Cavin fluchte, zerrte sein Schwert hervor und trieb seinen Hengst mit einem Satz an, mitten hinckein in die Masse der Angreifer. Zwei, dann drei von Lassars Kriegern erkannten ihn und stellten sich ihm entgegen, alle drei mit gewaltigen, zweikugeligen Morgensternen bewaffnet.

Cavin duckte sich unter der Waffe eines Angreifers hindurch, rammte dem Mann das Schwert durch eine Lücke seiner Panzerung und wich noch in der gleichen Bewegung dem Hieb eines zweiten Kriegers aus, der sein Pferd an seine Seite gezwungen hatte. Seine Klinge zuckte hoch, traf den Stiel des heranpfeifenden Morgensterns und zerschmetterte ihn. Der Hieb brachte den Angreifer aus dem Gleichgewicht und schleuderte ihn aus dem Sattel.

Irgendetwas traf sein Pferd. Das Tier bäumte sich auf, sein Hals war plötzlich rot und klaffte auseinander. Cavin fiel, brachte sich mit einer blitzschnellen Rolle vor den stampfenden Hufen des Tieres in Sicherheit und sprang wieder auf, als ein weiterer, schwarz vermummter Krieger auf ihn zukam. Cavin sprang zurück, ließ den Mann über sein vorgestrecktes Bein stolpern und schlug ihm wuchtig das Schwert in den Nacken. Der Krieger fiel, stürzte über seinen sterbenden Kameraden und blieb reglos liegen.

Cavin fuhr herum, war mit einem Satz neben einem Raett-Krieger, der sich verzweifelt gegen gleich drei der unheimlichen Angreifer zur Wehr zu setzen versuchte, tötete einen mit einem geraden, mit aller Macht geführten Stich und trat dem zweiten die Beine unter dem Leib weg. Der Mann fiel, rollte mit beinahe übermenschlicher Schnelligkeit herum und wieder auf die Beine und schlug noch im Aufspringen mit seinem Morgenstern nach dem jungen Waldkönig. Cavin versuchte den Hieb mit dem Schwert zu parieren, aber er zielte schlecht: Die Klinge verfehlte die stachelbewehrte Kugel und die armcklange Kette wickelte sich wie eine Peitschenschnur um seine Waffe und riss ihm das Schwert aus der Hand. Cavin fiel, entriss dem verblüfften Angreifer den Morgenstern und erschlug ihn mit seiner eigenen Waffe.

Als er sich nach seinem Schwert bückte, tötete der dritte Angreifer den Raett, dem er zu Hilfe geeilt war. Cavin schrie vor Wut und Enttäuschung auf, schwang sein Schwert mit beiden Händen und spaltete Helm und Schädel des Riesenkriegers.

Hinter ihm klirrte Metall. Er sah einen Schatten, hörte das tödliche Sirren der Stahlkugel und wirbelte herum, das Schwert mit beiden Fäusten haltend. Ein Schatten wuchs hinter ihm empor, gigantisch und schwarz und wie alle Angreifer mit Schild und Morgenstern bewaffnet. Cavins Schwert zuckte im gleichen Moment hoch, in dem die stachelige Eisenkugel herckunterkrachte.

Der Hieb traf seine Klinge, zerschmetterte sie und prellte ihm den nutzlosen Griff aus der Hand. Cavin keuchte vor Schmerz, brach in die Knie und warf sich blindlings zur Seite, um einem zweiten Hieb zu entgehen. Die tödliche Eisenkugel verfehlte ihn um Haaresbreite, aber der Angreifer stieß fast im gleichen Moment mit seinem gewaltigen Schild zu; Cavin riss noch die Hände nach oben, konnte aber nicht verhindern, dass das zollckdicke Eichenholz seine Schläfe mit der Wucht eines Hammerckschlages aufschürfte und ihn rücklings zu Boden schleuderte.

Triumphierend setzte der Angreifer ihm nach, schleuderte seinen Schild davon und schwang die mörderische Waffe mit beiden Armen.

Er führte die Bewegung nie zu Ende. Ein Speer zischte wie ein schwarzer Blitz durch die Luft, bohrte sich knirschend durch seinen Brustpanzer und schleuderte ihn zu Boden.

Cavin erhob sich stöhnend. Seine Arme waren taub von der Wucht der Hiebe, die er ausgeteilt und aufgefangen hatte, sein Herz hämmerte so schnell, dass es wehtat, und er hatte Mühe, mehr als Schatten und verschwommene Schemen zu erkennen. Trotzdem umklammerte seine Linke den Dolch, die einzige Waffe, die ihm geblieben war.

Aber es gab niemanden mehr, gegen den er sich hätte wehren müssen. Der Krieger, den der Speer getötet hatte, war der letzte gewesen. Sie hatten das Unmögliche geschafft und den Angriff abgeschlagen. Die wenigen überlebenden Krieger suchten ihr Heil in der Flucht. Keiner von ihnen erreichte das Heer.

Eine Gestalt näherte sich ihm, dann blickte er in Guarrs fellckbedecktes Gesicht, und eine Hand griff nach seiner Schulter, berührte sie aber nicht. »Seid Ihr unverletzt, Herr?«, fragte der Raett.

Cavin nickte. Selbst diese kleine Bewegung schien fast über seine Kräfte zu gehen. »Ja«, murmelte er. »Ich … hoffe es. Und du?«

Guarr grinste, schob sein Schwert in den Gürtel und sah sich suchend auf dem Boden um. Schließlich bückte er sich, hob das Schwert des getöteten Raett-Kriegers auf und reichte es Cavin. »Nehmt«, sagte er ernst. »Ihr werdet es brauchen.«

Cavin zögerte einen Moment, nach der Waffe zu greifen. An ihrem Griff klebte Blut; irgendwie hatte er das absurde Gefühl, sich zu besudeln, wenn er sie berührte. Dann begriff er, wie albern dieser Gedanke war, und nahm die Waffe an.

Sein Blick fiel an Guarr vorbei auf die Krieger – oder das, was einmal ihr Heer gewesen war. Jetzt war es ein Schlachtfeld. Sie hatten die Angreifer aufhalten können, aber der Blutzoll, den sie dafür gezahlt hatten, war fürchterlich. An die dreickßig der großen, in mattschwarzes Eisen gehüllten Gestalten lagen reglos auf dem Boden, aber beinahe die gleiche Anzahl Rebellen hatte diesen Sieg mit dem Leben bezahlt; und die Schlacht hatte noch nicht einmal richtig begonnen. »Wie viele sind wir noch?«, fragte er.

Guarr antwortete nicht gleich. Ein Schatten schien über das Gesicht des alten Raett zu huschen. Er schluckte und für einen Moment presste er die Lippen so fest aufeinander, dass sie nur mehr als dünner blutleerer Strich zu erkennen waren. Zum ersten Mal, seit Cavin dieses große, kluge Wesen kennen gelernt hatte, glaubte er Angst in seinem Blick zu lesen.

»Nicht mehr viele«, sagte Guarr schließlich. »Vielleicht noch hundertfünfzig. Die Verwundeten mitgezählt, die noch eine Waffe führen können.« Er schwieg einen Moment, dann löste er sich mit einer ruckhaften Bewegung aus seiner Starre, ging an Cavin vorbei und zog den Speer aus der Rüstung des getöteckten Kriegers. Seine Spitze war schartig geworden, wo sie das Eisen durchschlagen hatte. Aber auf dem geschliffenen Stahl war kein Blut, wie Cavin flüchtig registrierte.

»Kommt«, sagte Guarr entschlossen. »Es ist noch nicht vorckbei.«

Cavin stemmte sich mühsam hoch und hielt nach einem herrenlosen Pferd Ausschau. Es gab mehr als genug davon und längst nicht alle trugen die schwarzen Farben Lassars. Kurz bevor er in den Sattel stieg, blieb er noch einmal stehen, wälzte einen der getöteten Riesenkrieger mit dem Fuß zur Seite und löste den Morgenstern aus seinen steifen Fingern.

Guarr runzelte die Stirn, aber Cavin lächelte nur. »Es ist keickne schlechte Waffe«, sagte er. »Ich kann das beurteilen – ich habe es selbst zu spüren bekommen.«

Der Raett schüttelte den Kopf, ergriff seinen Speer fester und huschte, die Waffe zum Stoß bereithaltend, zur Böschung zurück.

Der Anblick, der sich ihnen bot, war entsetzlich. Die Nacht breitete einen gnädigen schwarzen Schleier über den Wald, aber schon das Wenige, das Cavin sehen konnte, reichte aus, ihm schier das Blut in den Adern erstarren zu lassen. So weit sein Blick reichte, war der Boden mit Toten übersät, Männern und Pferden, die wirr über- und untereinander lagen, zwischen ihnen die kleinen braunen Kadaver der Ratten, die noch in die Leiber ihrer Opfer verbissen waren. Wahnsinn, dachte er. Das ist Wahnsinn. Und alles nur, um die Machtgier eines einzigen Mannes zu befriedigen!