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    Dies, und besonders der Name des Sohnes der Dunklen Wolke, machten die Kaws doch stutzig, und sie hielten. Die Flüchtlinge hatten sich bereits mit den Kriegern Cayugas vereinigt und machten die Waffen zum Schießen fertig.

    Stille herrschte nach den wilden Kriegsrufen; hie und drüben lauschte man angestrengt nach dem Gegner hin. Leise befahl Cayugas der Hälfte seiner Leute, im Schritt eine Strecke nach Süden zu reiten und von da von neuem den Kriegsruf zu erheben.

    Ein Teil der Cheyennes bog ab, während die andern alle langsam nach Osten ritten.

    Die Kaws ließen nichts von sich hören. Von Süden her klang plötzlich Schlachtgeschrei, und die Feinde, welche aus der Anwesenheit des jungen Häuptlings, des Sohnes der Dunklen Wolke, auf eine starke Anzahl von Kriegern schließen und befürchten mochten, umringt zu werden, jagten, wie der Hufschlag der Rosse lehrte, nach Westen davon.

    Erst als er aus weiter Entfernung klang, forderte der junge Häuptling zur Fortsetzung des Rittes auf. In leichtem Galopp sprengten sie dahin. Auch die abgesandten Cheyennes hatten sich wieder angeschlossen.

    Der Himmel war in den letzten Minuten etwas lichter geworden, und im Osten waren die Sterne zu erblicken.

    Nachdem sie schweigend eine große Strecke zurückgelegt hatten, ließen unsre Freunde die Pferde im Schritt gehen.

    "Diesmal sind wir davongekommen, Junge", sagte Puck vergnügt zu dem neben ihm reitenden Paul.

    "Ja, Gott sei geprießen", entgegnete dieser aus dankbarem Herzen.

    Alle fühlten in dieser Freude, daß sie der Gefahr entronnen, daß sie gerettet waren.

    "Ich muß euch gestehen, Grizzly", sagte Bill Stone, "ich habe dieses Fechten, Schießen, Hauen und Stechen und vor allem das Gebrüll der blutigen Wilden satt."

    "Seid ein friedlicher Mann, Bill, weiß schon."

    "Ist ein Fakt, Sir. Macht kein Spaß, dieses Herumbalgen mit den Roten. Wollte, ich wäre zu Hause geblieben, ist mein ganzes Geschäft mit den Gentlemen der Prairie verdorben. Wird mein Alter scheel sehen."

    "Nun, Bill Stone, wollen dem Alten einen Brief schreiben, wollen ihm erzählen, wäret ein äußerst friedlicher Bursche, der nur dreinhieb, wenn's ihm ans Leben ging, dann aber auch wie ein alter Kentuckyer."

    "Ist recht, Sir, wird den alten Mann beruhigen, meint sonst, ich hätte Streit gesucht."

    "Kommen wir glücklich zur Heimat, Bill Stone", nahm Paul das Wort, "sollt ihr euch über geschäftliche Verluste nicht beklagen, ich werde euch andre Erwerbsquellen erschließen."

    "Ist mir recht, junger Herr, werde mich wohl in der Steppe nicht mehr sehen lassen dürfen."

    Sie ritten langsam weiter, Puck um seinen verwundeten Oheim beschäftigt, dem der Ritt nicht wenig Schmerzen verursachte, und Paul um den alten Brown.

    Sie bewegten sich in wechselndem Tempo nach Osten fort, bis die Sterne zu erbleichen begannen, dann ordnete Cayugas Rast an, und alle verließen die Sättel.

    Puck, der Trapper, Brown und Paul ließen sich zusammen nieder, an Schlafen dachte keiner, zu nahe war doch die Gefahr an ihnen vorübergegangen.

    Immer heller wurde es im Osten, die ersten rötlichen Lichter zuckten dort empor und spiegelten sich wieder in Millionen Tautropfen, welche an den Gräsern hingen. Der ganze Horizont, den leichter Nebeldunst einhüllte, erglühte in Feuer, und einer riesigen Kugel gleich erhob sich der Sonnenball über dem Rande der Prairie. Mit Bewunderung und innerer Andacht wohnten alle diesem erhabenen Schauspiel bei.

    Höher stieg die Sonne, und eine Flut von Licht erfüllte die weite Ebene.

    Der unermüdliche Cayugas stand schon auf einer Erhöhung und ließ sein scharfes Auge in der Runde schweifen, doch nichts gewahrte er, was die Sicherheit der Reisenden hätte gefährden können. Die Steppe war leer, so weit sein Blick reichte.

    Da die Pferde weiden mußten und der Ruhe bedurften - auch die Reiter hatten sie nötig - wurde an Aufbruch noch nicht gedacht.

    "Wo reiten wir hin, Cayugas?" fragte ihn Grizzly, als der Häuptling zurückkam.

    "Wir müssen nach Osten reiten, bis wir die Späher der Cheyennes treffen, die Dunkle Wolke weiß, von wo Cayugas kommt."

    "Es ist gut, mein wackerer Junge, du hast dich als großer Krieger und guter Freund gezeigt, dir danken wir die Rettung aus dringender Gefahr; Grizzly wird das nie vergessen."

    Dankend neigte der junge Indianer das Haupt.

    Der alte Trapper versank in Nachdenken. Dann und wann richtete er einen Blick auf Brown, den die anstrengenden Parforceritte sehr angegriffen hatten.

    Endlich ließ er sich vernehmen: "Ihr habt mir gestern von Edward Osborne gesprochen, Mister Brown."

    "O ja, Sir, o ja", entgegnete dieser lebhaft.

    "Es geht mir durch den Sinn, als ob man den Mann beschuldigt hätte, aus Rache seines Bruders Heimwesen angezündet zu haben?"

    "So ist es, Sir, doch hat sein Bruder John es nie geglaubt, und ich", setzte der finster hinzu, "weiß, wer der Brandstifter war, wer den Verdacht auf Edward lenkte."

    Der Trapper nickte befriedigt, wie es schien.

    "Endlich wird das Maß überlaufen", setzte er mit tiefer Stimme hinzu.

    Paul hatte mit Teilnahme diesen Reden gelauscht und sagte jetzt: "Mein lieber Vater hing mit großer Zärtlichkeit an meinem Oheim Edward."

    Liebevoll nahm ihn der alte Trapper in den Arm und sagte leise: "Weiß es, bist sein Ebenbild, Kind."

    Überrascht sah Paul in sein so gutes Gesicht.

    Doch Grizzly beachtete es nicht, seine Gedanken weilten in weiter Ferne.

    Nach und nach hatte doch Müdigkeit auch die andern überwältigt, auch Brown hatte sich zur Ruhe ausgestreckt, nur der Trapper saß noch aufrecht und ließ die Bilder vergangener Tage an sich vorüberziehen.

    Als die Sonne schon ziemlich hoch stand, gab Cayugas das Zeichen zum Aufbruch. Die Schlafenden wurden geweckt, und bald saß alles zu Pferde und ritt in nordöstlicher Richtung weiter, Cayugas hatte weit voraus Späher geschickt, um vor jeder Überraschung sicher zu sein.

    Es war ein heller, sonniger Tag, und alle waren nach der überstandenen Gefahr in gehobener, freudiger Stimmung.

    Paul und Puck sangen, da sie sich ganz sicher wußten, zum Entzücken aller Hörer, selbst der Indianer, zweistimmig das herrliche Lied: Home, sweet home (Heimat, süße Heimat), welches sie so oft an den Wassern des Arkansas an stillen Sommerabenden gesungen hatten. Alle bewunderten Pucks herrliche Stimme.

    "Du, Puck, und der Oheim, ihr kommt zu mir nach Woodhouse und lebt bei mir", sagte Paul.

    Lachend entgegnete der Zwerg in seiner schwerfälligen Weise, welche doch so vollständig verschwand, sobald er sang:

    "Wenn der Oheim geht, gehe ich natürlich mit, Paul, wo er geht, da gehe auch ich. Aber es ist nicht gut, ich darf meine Mutter, die Prairie, nicht verlassen, es wäre undankbar, sie hat mich lieb -"

    "Nun, wir werden sehen, Puck."

    In der heitersten Laune ritten alle dahin, jede Furcht vor Gefahr war verschwunden.

    Der Trapper war in einer weichen Stimmung und unterhielt sich oft mit Brown.

    Bei diesem aber kam, als nach überstandenen Gefahren Ruhe in die Seele eingekehrt war, die ganze Freude über die so glückliche, so wunderbare Rettung Pauls zum Ausbruch.

    "Er ist ein gutes Kind, Mister Grizzly, er war seines Vaters Liebling, ist der meinige, und unsre Schwarzen ließen sich sämtlich für ihn totschlagen; Gott muß ihn auch lieb haben, sonst hätte er euch nicht zur Rettung herbeigerufen."