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    Zur Überraschung derer, welche indianische Taktik nicht kannten, lösten sich die Linien der Kaws in einen ziemlich weit ausgedehnten Halbkreis auf, dessen Zentrum die Stellung der Weißen war.

    "Jetzt kommen sie", rief der Trapper, "kein Schuß eher, als ich es sage, Kinder."

    Aus dem Zentrum und vom rechten Flügel tönte ununterbrochen Kampflärm.

    Die Kaws setzten sich in Bewegung zu konzentrischem Angriff.

    Als sie in rasendem Rosseslauf unter wildem Geschrei auf etwa sechzig Schritte genaht waren, rief der Häuptling, der neben Grizzly lag: "Feuer!"

    Fünfzig Büchsen entluden sich, Reiter, Pferde stürzten und wälzten sich am Boden. Schmerzensrufe ertönten, aber weiter sausten die Reiter.

    "Feuer!" klang es zum zweitenmal, den Lärm übertönend. Wiederum krachten fünfzig Büchsen der Cheyennes, wieder stürzten Rosse und Menschen, aber auch das brachte die vor Wut halb wahnsinnigen Roten, welche Rache für die Verluste am Gehölz nehmen wollten, nicht zum Stehen, sie sprengten herauf: "Feuer!" schrie der Trapper, "Feuer!" der Konstabler, und die Büchsen der Weißen entluden sich mit grauenhaftem Erfolge.

    Auch Brown und Paul hatten geschossen.

    Gleich einem höllischen Knäuel wälzten sich Pferde und Menschen durch und über einander, aber die Nachfolgenden setzten über die Gefallenen hinweg.

    Alle, Cheyennes und die Weißen, erhoben sich, um den Tomahawk, das Messer, die umgekehrte Büchse in der Hand, ihr Leben wenigstens teuer zu verkaufen.

    Höllisches Geschrei, das Schnaufen der Pferde, Wehlaute mischten sich durcheinander, die langen Lanzen der Kaws stachen alles Erreichbare vor sich nieder.

    Mit Todesverachtung kämpften die Cheyennes mit Messer und Beil. Schon sind die ungestümen Reiter vor den Weißen. Walpole und seine Polizeireiter haben die Säbel gezogen, nachdem sie auch ihre Pistolen abgefeuert hatten.

    Stone braucht Messer und Büchse, ebenso die Arkansasmänner. Nathan Wild sucht Brown und Paul zu decken. Wie ein Rasender ficht Puck, Pfeil auf Pfeil von seinem Bogen absendend.

    Hoch ragt des Trappers gewaltige Gestalt über alle hinweg und sein grauer Bart flattert im Winde. Einem Riesen der Vorzeit gleich, schwingt er die lange, schwere Büchse mit furchtbarer Kraft ums Haupt, alles was sie trifft, zerschmetternd. Er steht fast allein im Feindesgedränge. In todbringender Wut dringen die Roten auf ihn ein, - er fällt - auf seine Brust richtet sich die Lanze des Häuptlings, da stürzt mit einem Sprunge, wie ihn der Löwe in Todesangst thut, Puck vor ihn und empfängt den tödlichen Stoß in die unbewehrte Brust.

    Gellende Rufe, untermischt mit Wehgeheul, scharfes Büchsenfeuer klingen von unten herauf, und die Kaws wenden, jagen in schreckenvoller Flucht zurück, den Hügel mit Sterbenden und Toten bedeckt hinter sich lassend.

    Im letzten Augenblicke hat die Reserve todesmutig eingegriffen, ist Cayugas, der Krähenfeder nach hartem Kampfe zurückgeworfen und getötet hat, dem linken, von den Kaws so hart bedrängten Flügel zu Hilfe gekommen.

    Die Kiowas sind mit furchtbaren Verlusten unter dem verheerenden Büchsenfeuer der Cheyennes überall gewichen; im letzten Augenblick hatte sich Dark Cloud in die Schlacht gestürzt. Die weite Prairie zeigte nur Leichen von Menschen und Pferden - flüchtende und verfolgende Indianer. Der Tag ist nach blutigem Ringen für die Cheyennes gewonnen, die Feinde sind total geschlagen.

***

    Wenig war die Sonne weiter gerückt. Hinter der Hügelreihe, welche den Cheyennes zum Stützpunkte gedient hatte, sitzen, gebunden, umgeben von den Polizeireitern, Mr. James Osborne, Jim und Ben, die im Kampfe gefangen genommen wurden.

    Der Konstabler hatte seine Aufgabe nicht aus dem Auge verloren. Sobald die Kaws und Kiowas sich zur Flucht wandten, war er mit dem Reste seiner Mannschaft - drei der Leute waren gefallen - auf den Pferden und setzte seinem Wild nach. Es gelang ihm, die drei flüchtenden Verbrecher einzuholen und festzuhalten.

    Zu seinem Erstaunen erkannte er auch in Osborne einen lang gesuchten Verbrecher, nach welchem die Gerechtigkeit seit Jahren eifrig fahndete.

    Jetzt saßen sie als Gefangene da.

    Osborne, bleich, erschöpft, Jim trotzig, roh wie immer, Ben war schwer verwundet.

    Vor den Gefangenen stand, trotz dem Lanzenstich, den er ins Bein erhalten hatte, hoch aufgerichtet, auf seine Büchse gelehnt, der Trapper, neben ihm Brown und der sehr bleiche Paul, der mit Entsetzen seinen Oheim in Gesellschaft der Banditen gefesselt vor sich sah.

    "Kennst du mich, James?" klang des Trappers Stimme gleich der Posaune des Weltgerichts in Mr. Osbornes Ohr.

    Osborne warf einen Blick auf den Trapper und sank mit dem Ausruf: "Edward, mein Bruder!" zurück. Dem Entsetzen des Jünglings gesellte sich maßloses Staunen bei diesen Worten.

    "Ja, dein Bruder, den du Schlange gegen den Erstgeborenen, den guten, edlen John hetztest, ihm mit giftiger Rede vormalend, wie er uns um unser Erbteil betrogen habe, mich durch deine aufhetzenden Lügen zu so wilder Wut treibend, daß ich dem Bruder, gleich Kain, mit dem Messer in der Hand gegenüberstand. Gott hat damals verhütet, daß ich zum Brudermörder ward. Aber gleich Kain stürzte ich hinaus, in die weite Welt, Verzweiflung im Herzen, gejagt von den Furien des Gewissens, ein verlorener, mit sich selbst zerfallener Mensch. Das war dein Werk. Spät erst erfuhr ich, daß du mich auch der Brandstiftung beschuldigtest, die du verursacht hast. Die Hand Gottes hat dich endlich erreicht. Gegen dich schreit das Blut des Erstgeborenen Johns, des kleinen Henry, der dir damals im Wege stand, um in den Besitz von Woodhouse zu gelangen, wie jetzt Paul. Ja, ich fürchte, du hast deine Hand auch gegen unsern gütigen John, den Vater dieses Knaben erhoben und ihn mit Gift hinweggeräumt. Diesen Knaben", er legte die Hand auf des bleich und zitternd dastehenden Pauls Schulter, "hat Gott durch mich von deiner Mörderfaust gerettet. Durch dich, James, bin ich einst namenlos elend, bin ich zum heimatlosen Flüchtling auf Erden geworden, aber ich verzeihe dir, denn Gott hat es gefügt, daß ich in aufrichtiger Reue den Frieden meines Herzens wiederfand. Auch Paul wird dir vergeben, daß du nach seinem Leben strebtest. Was du aber sonst auf deinem Gewissen hast, mußt du hier mit der irdischen Gerechtigkeit und dann vor dem höchsten Richter verantworten. - Wir beide haben auf dieser Welt nichts mehr miteinander zu thun, fahre hin und möge Gott dir gnädig sein."

    Stumm und totenbleich lauschte James Osborne den furchtbaren Anklagen, welche sein heldenhafter Bruder mit der Unerbittlichkeit des Richters ihm entgegen schleuderte; er fand nicht Antwort und schlug verzweifelnd die gefesselten Hände vor das Gesicht.

    Der Trapper, der lang verschollene Edward Osborne, wandte sich mit Brown und Paul, welcher von den entsetzlichen Enthüllungen, wie sie die Worte des Trappers brachten, auf das tiefste erschreckt war, zum Gehen, als Ben, der einen Schuß in die Brust bekommen hatte, leise und bittend sagte: "Master Paul."

    Der Jüngling wandte sich zu ihm.

    "Ich habe oft an Gottes Gerechtigkeit und Güte gezweifelt", fuhr Ben mit schwacher Stimme fort, "seitdem ich gesehen habe, daß er euch gerettet hat, zweifle ich nicht mehr. Ich freue mich, daß ihr davon gekommen seid und ich nicht euern Tod auf dem Gewissen habe. Meine Stunden sind gezählt, ich werde bald vor dem Allgerechten stehen und wollte, ich könnte es mit reinem Herzen; seid gütig, Master Paul, und verzeiht mir."

    "Es ist euch längst verziehen, auch der Vater im Himmel wird barmherzig sein."