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»Das darf man ihn eigentlich nicht fragen«, meinte Flick.

»Doch«, sagte Shea nüchtern. »Sie setzen alle ihr Leben für mich aufs Spiel, und ich bin der einzige, der Zweifel an dem laut werden läßt, was wir tun. Aber ich kann nicht einmal selbst meine Frage beantworten, weil ich fühle, daß ich immer noch nicht weiß, was eigentlich geschieht. Ich glaube nicht, daß wir schon das ganze Bild vor uns haben.«

»Ich weiß, was du meinst«, sagte Menion. »Allanon hat uns nicht alles gesagt. An der Sache ist mehr; das Schwert von Shannara hat mehr zu bedeuten, als wir wissen.«

»Hat irgend jemand das Schwert schon einmal gesehen?« fragte Dayel. Die anderen schüttelten die Köpfe. »Vielleicht gibt es gar kein Schwert.«

»Oh, ich glaube schon, daß es das Schwert gibt«, sagte Durin schnell. »Aber was machen wir damit, sobald wir es haben?

Was kann Shea gegen die Macht des Dämonen-Lords ausrichten, selbst mit dem Schwert von Shannara?«

»Ich glaube, wir müssen uns darauf verlassen, daß Allanon das beantwortet, wenn die Zeit gekommen ist«, sagte eine andere Stimme hinter ihnen. Sie drehten sich überrascht um und atmeten erleichtert auf, als sie Balinor sahen. Während sie ihn begrüßten, fragte sich Shea, woran es liegen mochte, daß sie alle vor Allanon immer noch Angst empfanden. Balinor lächelte Shea und Flick an und setzte sich.

»Nun, unsere Strapazen auf dem Weg durch den Jade-Paß scheinen sich also doch gelohnt zu haben. Ich freue mich, dass es euch wieder gutgeht.«

»Es tut mir leid um Höndel«, sagte Shea traurig. »Ich weiß, daß er ein guter Freund war.«

»Es war ein genau durchdachtes Risiko, das die Situation verlangte«, erwiderte Balinor mit leiser Stimme. »Er wußte, was er tat und wie die Aussichten standen. Er hat es für uns alle getan.«

»Was geschieht nun?« fragte Flick nach einer langen Pause.

»Wir warten, bis Allanon entscheidet, welchen Weg wir für den Rest unserer Reise nehmen«, antwortete Balinor. »Übrigens ist es mir ernst damit, wenn ich sage, daß man ihm vertrauen kann. Er ist ein großer Mann, ein guter Mann, wenn es auch manchmal anders aussehen mag.«

»Ihr wißt, daß er uns nicht alles gesagt hat«, erklärte Menion.

»Ich bin sicher, daß er uns nur einen Teil der Geschichte erzählt hat,« Balinor nickte. »Aber er ist der einzige, der die Bedrohung für die vier Länder überhaupt erkannt hat. Wir schulden ihm sehr viel, und das mindeste davon ist ein wenig Vertrauen.«

Die anderen nickten langsam, mehr, weil sie Balinor schätzten, als deshalb, weil sie von seinen Versicherungen beruhigt gewesen wären. Das galt vor allem für Menion, der Balinor als einen Mann von großem Mut und Führerkraft einschätzte.

Sie sprachen nicht weiter über das Thema, sondern diskutierten über die Stors, ihre Geschichte als Zweig der Gnomen-Völker und ihre lange, enge Freundschaft mit Allanon.

Die Sonne war am Untergehen, als der riesenhafte Historiker unerwartet am Blauen Teich auftauchte und sagte:

»Wenn ich mit euch fertig bin, wünsche ich, daß Shea und Flick sich noch ein paar Stunden ins Bett legen. Auch den anderen kann es nicht schaden, wenn sie noch ein wenig schlafen. Wir machen uns gegen Mitternacht auf den Weg.«

»Ist das nicht ein bißchen früh, nach allem, was Shea und Flick hinter sich haben?« fragte Menion skeptisch.

»Es läßt sich nicht ändern«, antwortete Allanon grimmig.

»Die Zeit läuft uns davon. Wenn ein Wort von unserem Unternehmen oder auch nur unserer Anwesenheit in dieser Gegend zum Dämonen-Lord dringt, wird er versuchen, das Schwert auf der Stelle fortzuschaffen, und unser ganzes Bemühen wäre zunichte gemacht.«

»Flick und ich schaffen es«, bekräftigte Shea.

»Welchen Weg nehmen wir?« fragte Balinor.

»Wir durchqueren heute Nacht die Rabb-Ebenen, das ist ein Marsch von ungefähr vier Stunden. Wenn wir Glück haben, werden wir nicht im freien Gelände überrascht, auch wenn ich davon überzeugt bin, daß die Totenschädelträger Shea und mich noch immer suchen. Wir können nur hoffen, daß es ihnen nicht gelungen ist, unsere Spur aufzunehmen.

Ich hatte euch das noch nicht gesagt, weil ihr schon Sorgen genug hattet, aber jeder Gebrauch der Elfensteine verrät Brona und seinen Jägern, wo ihr euch befindet. Die mystische Kraft der Steine kann von jedem Wesen der Geisterwelt wahrgenommen werden und zeigt ihm an, daß Zauberkraft wie seine eigene gegen ihn eingesetzt wird.«

»Dann haben wir, als wir die Steine im Nebelsumpf gebrauchten ...«, sagte Flick entsetzt.

»Ihr habt den Schädelträgern verraten, wo ihr gewesen seid«, erwiderte Allanon ernst. »Wenn ihr nicht im Nebel und den Schwarzen Eichen untergetaucht wärt, hätten sie euch vielleicht dort überfallen.«

Shea lief es kalt über den Rücken, als er sich erinnerte, wie nah sie sich dem Tod dort ständig gefühlt hatten, ohne zu ahnen, in welcher Gefahr sie wirklich schwebten.

»Wenn Ihr gewußt habt, daß die Steine die Geisterwesen anlocken würden, warum habt Ihr uns das nicht gesagt?« sagte Shea vorwurfsvoll. »Warum habt Ihr sie uns zu unserem Schutz gegeben, wenn Euch bekannt war, was geschehen würde?«

»Du bist gewarnt gewesen, junger Freund«, erwiderte Allanon unwirsch. »Ohne sie wärt ihr anderen, ebenso gefährlichen Elementen schutzlos ausgeliefert gewesen. Außerdem sind sie selbst Schutz genug gegen die Geflügelten.« Er wehrte weitere Fragen ab und ließ erkennen, daß das Thema abgeschlossen sei, was Shea nur noch zorniger und argwöhnischer machte. Durin bemerkte das und legte die Hand auf die Schulter des jungen Talbewohners, während er warnend den Kopf schüttelte.

»Wenn wir uns wieder mit dem befassen, worauf es ankommt «, fuhr Allanon mit ruhigerer Stimme fort, »möchte ich weiter den Weg für die nächsten Tage erklären — ohne Unterbrechung.

Die Reise über die Rabb-Ebenen wird uns zum Fuß der Drachenzähne führen, wenn es hell wird. Das Gebirge bietet jeden Schutz, den wir vor Verfolgern brauchen.

Das eigentliche Problem besteht jedoch darin, sie zu überwinden und auf der anderen Seite in die Wälder um Paranor zu gelangen. Alle bekannten Pässe in den Drachenzähnen werden von den Verbündeten des Dämonen-Lords scharf bewacht werden, und jeder Versuch, die Gipfel zu übersteigen, ohne einen der Pässe zu benützen, würde vielen von uns das Leben kosten. Wir nehmen also einen anderen Weg durch das Gebirge, den sie nicht bewachen.«

»Wartet!« rief Balinor betroffen. »Ihr habt doch nicht vor, uns durch das Grab der Könige zu führen?«

»Wir haben keine andere Wahl, wenn wir vermeiden wollen, entdeckt zu werden. Wir können die Halle der Könige bei Sonnenaufgang betreten und bis Sonnenuntergang das Gebirge hinter uns haben und vor Paranor stehen, ohne daß die Wachen an den Pässen etwas bemerken.«

»Aber es heißt, daß noch keiner lebend durch diese Höhlen gelangt ist«, erklärte Durin mit scharfer Stimme. »Keiner von uns hat Angst vor den Lebenden, aber in diesen Höhlen wohnen die Geister der Toten, und nur Tote dürfen ungehindert passieren. Noch keiner lebenden Person ist das je gelungen.«

Balinor nickte bestätigend, während die anderen erschrockene Gesichter machten. Menion und die beiden Brüder hatten von dem Ort, den die anderen so zu fürchten schienen, noch nicht einmal gehört. Allanon grinste bei Durins letzter Bemerkung sogar, daß seine weißen Zähne blitzten.

»Das ist nicht ganz richtig, Durin«, gab er zurück. »Ich bin durch die Halle der Könige gegangen und sage dir deshalb, daß das möglich ist. Richtig, es ist eine Reise nicht ohne Gefahr.

Die Höhlen sind wirklich von den Geistern der Toten bewohnt, und darauf verläßt sich Brona. Aber meine Macht sollte ausreichen, um uns zu schützen.«

Menion Leah wußte nicht, was an den Höhlen sogar einen Mann wie Balinor schrecken konnte, aber was immer es sein mochte, es gab sicherlich gute Gründe für diese Furcht.

Überdies fiel ihm nicht mehr ein, an dem zu zweifeln, was er früher Altweibergeschichten und närrische Legenden genannt hatte, seitdem er den Nebelsumpf und den Wolfsktaag kennengelernt hatte. Was ihn jetzt beschäftigte, war die Frage, welche Kräfte der Mann besaß, der sie durch die Höhlen der Drachenzähne führen wollte, ungeachtet aller Geister.