Выбрать главу

Die glühenden Augen richteten sich haßerfüllt auf ihn, und er konnte plötzlich nicht weitersprechen. Er starrte das schwarze Wesen entsetzt und überrascht an.

»Wo ist das Schwert, Sterblicher?« krächzte die Stimme drohend.

»Ich spüre seine Gegenwart! Gib es mir!«

Panamon Creel glotzte das schwarze Monstrum verständnislos an, dann warf er einen Blick auf das angstvolle Gesicht Sheas.

Zum ersten Mal wurde ihm klar, daß die gräßliche Kreatur aus irgendeinem Grund der Feind des Talbewohners war.

»Es ist nutzlos, zu bestreiten, daß du es hast!« zischte die Stimme. »Ich weiß, daß es hier unter euch ist, und ich muß es haben. Es ist aussichtslos, sich gegen mich zu wehren. Euer Kampf ist zu Ende. Der letzte Erbe des Schwertes ist längst gefaßt und vernichtet. Ihr müßt mir das Schwert geben!«

Panamon war sprachlos. Er wußte nicht, wovon das schwarze Ungeheuer sprach, begriff aber, daß es keinen Sinn hatte, ihm das klarmachen zu wollen. Das geflügelte Monster war entschlossen, sie alle zu töten, und für Erklärungen blieb keine Zeit mehr. Der Räuber hob die linke Hand und fuhr mit dem Eisenhaken über seinen Schnurrbart. Er lächelte tapfer und warf einen kurzen Blick auf seinen riesenhaften Begleiter. Sie wußten beide instinktiv, daß das ein Kampf bis auf den Tod werden würde.

»Seid nicht töricht, Sterbliche!« krächzte das Wesen. »Ihr kümmert mich nicht - nur das Schwert. Ich kann euch leicht vernichten - selbst bei Tag.«

Plötzlich entdeckte Shea einen Hoffnungsschimmer. Allanon hatte einmal gesagt, die Macht der Schädelträger lasse mit dem Licht des Tages nach. Vielleicht waren sie nicht unbesiegbar, wenn die Sonne schien. Vielleicht hatten die beiden kampferfahrenen Räuber eine Chance. Aber wie konnten sie hoffen, etwas zu töten, das nicht sterblich war, sondern nur der Geist eines Toten, ein Gespenst, in physischer Form verkörpert? Augenblicke lang regte sich nichts, dann trat das Wesen plötzlich einen Schritt vor. Panamon riß sofort sein Breitschwert heraus und duckte sich. Keltset trat gleichzeitig einige Schritte vor, von einer regungslosen Statue zu einer Kampfmaschine mit eisernen Muskeln geworden, den schweren Streitkolben in der Hand, die mächtigen Beine gespreizt. Der Schädelträger zögerte, und seine glühenden Augen richteten sich auf den näherkommenden Troll.

Plötzlich wurden die blutroten Augen aufgerissen.

»Keltset!«Nur ein kurzer Augenblick blieb zu überlegen, woher der Schädelträger den stummen Riesen kennen mochte - der Bruchteil einer Sekunde entgeisterter Ungläubigkeit in den Augen des Wesens, die Fassungslosigkeit im Blick Panamon Creels widerspiegelnd, dann griff der riesige Troll mit ungeheurer Geschwindigkeit an. Der Streitkolben flog durch die Luft, geschleudert von Keltsets mächtigem Arm, und traf das Wesen krachend an der Brust. Panamon sprang bereits vor, Eisenhaken und Schwert sausten nieder. Doch das tödliche Nordlandwesen war nicht so leicht zu besiegen. Es erholte sich von dem Schlag mit dem Streitkolben, wehrte Panamons Waffen mit einer Klauenhand ab und stieß den Mann zu Boden. Im nächsten Augenblick begannen die glühenden Augen zu schwelen, und Blitze von sengendem rotem Licht schössen auf den betäubten Dieb zu. Er rollte sich blitzschnell zur Seite, und die Blitze streiften ihn nur, versengten seinen scharlachroten Rock und warfen ihn nieder, als er sich aufraffen wollte. Bevor aber der Angreifer ein zweitesmal seine Blitzstrahlen abfeuern konnte, hatte Keltset sich auf ihn gestürzt.

Selbst das geflügelte Ungeheuer wirkte neben der Riesengestalt des Berg-Trolls klein. Die beiden rollten in unbarmherzigem Kampf über den Boden. Panamon lag immer noch auf den Knien und schüttelte betäubt den Kopf. Shea begriff, daß er etwas tun mußte, lief zu ihm und packte verzweifelt einen Arm.

»Die Steine!« flehte er wild. »Gebt mir die Steine, und ich kann helfen!«

Das zerschundene Gesicht wandte sich ihm zu, aber die Augen leuchteten zornig auf, und Panamon stieß den Talbewohner weg.

»Sei still und halte dich fern!« brüllte er, als er schwankend aufstand. »Keine Tricks, Freund! Bleib, wo du bist!«

Er packte sein Schwert und kam seinem Begleiter zu Hilfe, der vergeblich versuchte, den Schädelträger entscheidend zu treffen.

Lange Minuten wogte der Kampf der drei hin und her, über den stillen Leichen der gefallenen Gnomen und Elfen. Panamon war bei weitem nicht so stark wie die beiden anderen, aber sehr schnell und beweglich. Er vermochte jedes Mal auszuweichen, wenn die rötlichen Blitze auf ihn zuzuckten. Die unglaubliche Stärke Keltsets erwies sich sogar der des schwarzen Ungeheuers ebenbürtig, und das böse Wesen schien in Verzweiflung zu geraten.

Die rauhe Trollhaut war an vielen Stellen versengt und verbrannt, aber der Riese schüttelte die Blitze nur ab und kämpfte weiter. Shea hätte gern geholfen, aber an Größe und Kraft war er weit unterlegen, und seine Waffen hätten gegen das Ungeheuer nichts auszurichten vermocht. Wenn er nur die Steine an sich hätte bringen können...

Endlich ermüdeten auch die beiden Männer unter den unaufhörlichen Attacken des Geisterwesens. Ihre Hiebe hatten keine langanhaltende Wirkung, und sie begriffen langsam, daß menschliche Kraft allein den Angreifer nicht vernichten konnte.

Sie begannen zu unterliegen. Plötzlich stolperte Keltset und stürzte auf ein Knie. Das Schädelwesen schlug sofort zu und schlitzte dem schutzlosen Troll vom Hals bis zur Hüfte die Haut auf. Keltset stürzte zu Boden. Panamon schrie vor Wut auf und hieb wild auf das Wesen ein, aber seine Schläge wurden abgewehrt, und in seiner Hast vergaß er, sich zu decken. Der Bote des Dämonen-Lords schlug die Hakenhand des Diebs weg, und die tödlichen Blitze fauchten durch die Brust Panamons, daß er bewußtlos zusammensank. Der Schädelträger hätte ihn an Ort und Stelle getötet, wenn Shea nicht eine abgebrochene Lanze gepackt und sie in das Gesicht des Ungeheuers gerammt hätte. Die Klauenhände wurden zu spät emporgerissen, um den schmerzhaften Hieb abzuwehren, und preßten sich stattdessen auf das schwarze Gesicht. Panamon lag noch immer regungslos am Boden, aber Keltset war wieder auf den Beinen und packte das Wesen mit eisernem Griff.

Es blieben nur Sekunden, bevor das Monstrum sich wieder befreit hatte. Shea hetzte auf Panamon Creel zu und schrie, er solle aufstehen. Der Dieb bemühte sich mit unmenschlicher Kraft, sank aber geblendet und erschöpft zurück. Shea schüttelte ihn. »Nur die Steine könnten noch helfen!« schrie er. Das sei ihre einzige Chance, zu überleben! Er schaute sich nach den beiden Kämpfenden um und entdeckte zu seinem Entsetzen, daß Keltsets Griff sich zu lockern begann. In wenigen Augenblicken würde sich das Wesen befreit haben, und alles würde vorbei sein.

Da wurde ihm plötzlich von Panamons blutiger Faust der Lederbeutel mit den Steinen in die Hand gedrückt.

Shea riß die Verschnürung auf und schüttelte die drei Steine auf seine Handfläche. In diesem Augenblick riß sich der Schädelträger von Keltset los und wollte dem Kampf ein Ende machen.

Shea kreischte wild und hielt dem Monster die Steine entgegen, flehte ihre fremdartige Macht an, ihm zu helfen. Der blendende, blaue Glanz breitete sich aus, gerade als das Wesen sich herumdrehte.

Zu spät sah der Schädelträger den Sohn von Shannara die Macht der Steine zum Leben erwecken. Zu spät richtete er den glühenden Blick auf den Talbewohner und ließ die roten Lichtblitze hinauszucken. Das mächtige blaue Licht wehrte die Attacke ab und schoß als ungeheurer Energiestrom auf die geduckte schwarze Gestalt zu. Das Licht traf das Schädelwesen mit zischendem Laut, hielt es fest und leerte den schwarzen Geist aus der sterblichen Hülle, während das Ungeheuer qualvoll aufschrie und sich wand. Keltset sprang auf, griff nach einer Lanze und stieß sie mit aller Kraft durch den Rücken des Schädelträgers.

Das Nordlandwesen erbebte, warf sich mit einem gellenden Laut herum und sank zur Erde, während der schwarze Leib sich in Staub auflöste. Sekunden später war er verschwunden, und nur ein kleines Häufchen schwarzer Asche blieb zurück. Shea stand regungslos, die Steine ausgestreckt, deren blaues Licht noch immer auf den Staub gerichtet war. Dann zuckte der Staub noch einmal auf, und aus der Mitte erhob sich eine dünne, schwarze Wolke, die emporfegte wie ein dünner Rauchfaden und in der Luft verschwand. Das blaue Licht erlosch schlagartig, der Kampf war vorbei, die drei Sterblichen standen wie Statuen in der Stille und Leere des blutigen Schlachtfeldes.