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»Kein anderer hat die Macht, die Steine zu gebrauchen.« Allanon nickte. »Es gibt Anzeichen eines schrecklichen Kampfes, Spuren, die zeigen, daß Shea nicht allein war. Ich weiß aber nicht, ob es Freunde oder Feinde gewesen sind oder ob das Wesen aus dem Norden während oder nach der Schlacht zwischen Gnomen und Elfen vernichtet worden ist. Was habt Ihr gefunden, Hochländer?«

»Eine Anzahl falscher Spuren, hinterlassen von einem sehr intelligenten Troll«, erwiderte Menion. »An den Fußspuren läßt sich nicht allzu viel erkennen, aber ich bin sicher, daß ein riesiger Berg-Troll hier gewesen ist. Er hat überall seine Spuren hinterlassen, aber sie führen nirgends hin. Es gibt Anzeichen dafür, daß in diesem Gebüsch eine Auseinandersetzung stattgefunden hat. Seht ihr die geknickten Zweige und die abgerissenen Blätter? Und wichtiger noch, hier sind Fußspuren eines kleineren Mannes. Sie könnten von Shea stammen.«

»Glaubst du, daß er von dem Troll überwältigt worden ist?« fragte Flick besorgt.

Menion lächelte über seine Besorgnis.

»Wenn er mit einem von diesen Schädelwesen fertig wurde, kann ihm ein gewöhnlicher Troll kaum Probleme bereitet haben.«

»Die Elfensteine sind kein Schutz gegen sterbliche Wesen«, betonte Allanon kalt. »Gibt es einen klaren Hinweis darauf, welche Richtung der Troll eingeschlagen hat?«

Menion schüttelte den Kopf.

»Um Gewißheit zu haben, müßten wir die Spur gleich finden. Sie ist hier mindestens einen Tag alt. der Troll wußte, was er tat. Wir könnten ewig suchen, ohne je genau zu wissen, wohin er gegangen ist.«

Flicks Herz krampfte sich zusammen. Wenn Shea von diesem geheimnisvollen Wesen verschleppt worden war, standen sie wieder vor einer Sackgasse.

»Ich habe noch etwas anderes gefunden«, erklärte Allanon nach einer Pause. »Eine zerbrochene Standarte aus dem Hause Elessedil - Eventines persönliches Banner. Er kann beim Kampf dabeigewesen sein. Vielleicht ist er gefangengenommen oder sogar getötet worden. Es besteht die Möglichkeit, daß die geschlagenen Gnome mit dem Schwert aus Paranor fliehen wollten und hier vom Elfenkönig und seinen Soldaten aufgehalten wurden. Wenn dem so wäre, könnten Eventine, Shea und das Schwert in der Hand der Feinde sein.«

»Eines steht für mich fest«, sagte Menion. »Die Fußabdrücke des Trolls und der Kampf im Gebüsch stammen von gestern, während die Schlacht zwischen Gnomen und Elfen vor einigen Tagen stattgefunden haben muß.«

»Ja... ja, Ihr habt recht«, bestätigte der Druide. »Mit unserem geringen Wissen können wir nicht erkennen, was sich hier alles abgespielt hat.«

»Was tun wir jetzt?« fragte Flick dumpf.

»Es führen Spuren westwärts über die Ebene von Streleheim«, sagte Allanon nachdenklich. »Sie sind undeutlich, könnten aber von Überlebenden des Kampfes stammen...« Er sah Menion fragend an.

»Unser geheimnisvoller Troll hat nicht diese Richtung eingeschlagen«, sagte Menion sorgenvoll. »Er hätte sich nicht die Mühe gemacht, falsche Fährten zu legen und dann eine leicht zu verfolgende zu hinterlassen. Mir gefällt das nicht.«

»Haben wir eine Wahl?« fragte Allanon. »Die einzige deutliche Spur von hier führt nach Westen. Wir müssen ihr folgen und das Beste hoffen.«

Flick hielt jeden Optimismus für ungerechtfertigt, wenn er sich die Tatsachen vor Augen hielt, und auch die Art der Bemerkungen schien nicht zu dem Druiden zu passen. Tatsächlich schien ihnen aber wenig anderes übrigzubleiben. Der kleine Talbewohner wandte sich Menion zu und bekundete durch ein Nicken seine Bereitschaft, dem Rat des Druiden zu folgen. Menion war von dem Vorschlag sichtlich wenig erbaut. Allanon winkte ihnen, und sie kehrten um und begannen den langen Marsch zurück über die Ebene von Streleheim in das Land westlich von Paranor. Flick warf einen letzten Blick auf den Schauplatz des Massakers und schüttelte den Kopf. Vielleicht würde das Ende für sie alle nicht anders aussehen.

Sie liefen den Rest des Tages nach Westen, sprachen wenig, hingen ihren Gedanken nach und folgten mit dem Blick geistesabwesend der Spur, während die grelle Sonne am Horizont sich blutrot verfärbte und unterging. Als es zu dunkel wurde, um den Marsch fortzusetzen, führte Allanon sie in den Wald, wo sie für die Nacht ihr Lager aufschlugen. Sie hatten eine Stelle nahe dem nordwestlichen Sektor des gefürchteten Undurchdringlichen Waldes erreicht und liefen wieder Gefahr, von Gnomensuchtrupps oder umherstreifenden Wolfsrudeln aufgestöbert zu werden.

Der Druide betonte jedoch seine Ansicht, daß man die Suche nach ihnen zugunsten dringender Anliegen inzwischen würde aufgegeben haben. Aus Vorsichtsgründen sollten sie jedoch kein Feuer anzünden und während der Nacht eine Wache gegen die Wölfe aufstellen. Flick flehte im stillen darum, daß die Wolfsrudel sich nicht so nah an freies Gelände heranwagen würden.

Sie aßen ein paar Bissen und legten sich schlafen. Menion erbot sich, die erste Wache zu übernehmen. Flick schlief schnell ein. Es schien ihm, als habe er kaum die Augen zugemacht, als Menion ihn weckte. Gegen Mitternacht näherte sich Allanon lautlos und befahl Flick, sich wieder hinzulegen. Der Talbewohncr hatte nur ungefähr eine Stunde Wache gehalten, widersprach aber nicht.

Als Flick und Menion wieder wach wurden, war es Tag. In den schwachen rötlichen und gelben Strahlen der Morgensonne, die langsam in den schattigen Wald krochen, sahen sie den riesenhaften Druiden ruhig an einer hohen Ulme lehnen. Die große, schwarze Gestalt schien beinahe ein Teil des Waldes selbst zu sein. Der Druide saß regungslos, die tiefen Augen schwarz in den Höhlen unter der mächtigen Stirn. Sie wußten, daß Allanon sie die ganze Nacht ohne Schlaf bewacht hatte. Er konnte nicht ausgeruht sein, erhob sich aber trotzdem, ohne sich zu recken, das grimmige Gesicht wach und frisch. Sie frühstückten schnell und verließen den Wald. Augenblicke später blieben sie betroffen liehen. Ringsum war der Himmel klar und von lichtem Blau, während die Sonne in blendender Helligkeit über dem fernen Gebirge aufstieg. Aber im Norden stand eine gigantische emporragende Wand von Dunkelheit vor dem Himmel, als hätten sich alle dräuenden Gewitterwolken der Erde vereinigt und aufeinandergetürmt, um eine schwarze, düstere Mauer zu bilden.

Sie erhob sich in die Luft, bis sie sich in der gewölbten Atmosphäre des Erdhorizonts verlor, und erstreckte sich quer über das ganze rauhe Nordland, riesig, schwarz und grauenhaft - ihr Mittelpunkt das Reich des Dämonen-Lords. Sie schien die gnadenlose, unaufhaltsame Annäherung einer ewigen Nacht anzukündigen.

»Was haltet Ihr davon?« Menion brachte die Worte kaum über die Lippen.

Allanon schwieg für Augenblicke. Sein dunkles Gesicht war ein Spiegel der Schwärze im Norden. Seine Kiefermuskeln schienen sich anzuspannen, der kleine, schwarze Bart zuckte, und die Augen verengten sich.

»Das ist der Anfang vom Ende«, sagte der Druide schließlich.

»Brona kündigt den Beginn seines Eroberungszuges an. Diese schreckliche Dunkelheit wird seinen Armeen folgen, wenn sie nach Süden, Osten und Westen vorstoßen, bis die ganze Erde überflutet ist. Wenn die Sonne über allen Ländern ausgelöscht wird, ist auch die Freiheit tot.«

»Sind wir geschlagen?« fragte Flick nach einer Pause. »Sind wir wirklich geschlagen? Haben wir keine Hoffnung mehr, Allanon?«

Der Druide drehte sich um und blickte ruhig in die großen, angstvollen Augen.

»Noch sind wir nicht geschlagen, mein junger Freund. Noch nicht.«

Allanon führte sie einige Stunden lang nach Westen, stets in der Nähe des Waldes, und forderte die beiden Begleiter immer wieder auf, die Augen offenzuhalten. Die Schädelträger würden jetzt auch bei Tag fliegen, nun, da der Dämonen-Lord mit seinem Feldzug begonnen hatte, ohne Angst vor dem Sonnenlicht, nicht mehr bemüht, sich zu verbergen. Der Meister gedachte sich nicht länger im Nordland zu verstecken; er war auf dem Weg in die anderen Länder und schickte seine getreuen Geister voraus wie Raubvögel. Er würde ihnen die Macht verleihen, die es ihnen erlaubte, der Sonne zu widerstehen - die Macht, gefesselt in der riesigen schwarzen Wand über seinem Reich, die bald auch über den anderen Ländern dräuen sollte.