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«Wunderbar unverdorben, dieser Ort», sagte er.

Miss Waynfletes Gesicht erhellte sich.

«Ja, wirklich», sagte sie. «Es ist hier noch gerade so, wie in meiner Kindheit. Wir lebten hier im Herrenhaus, in Wych Hall, wissen Sie. Doch als es an meinen Bruder fiel, hatte er keine Lust, da zu wohnen – konnte es sich auch nicht leisten, und es wurde zum Verkauf angeboten. Zum Glück erwarb Lord Whitfield den Besitz und rettete ihn so vor irgendwelchen Spekulanten. Er machte das Haus zu einer Bibliothek und einem Museum – es ist so gut wie unberührt geblieben. Ich arbeite dort zweimal in der Woche als Bibliothekarin – natürlich unbezahlt –, und ich kann Ihnen gar nicht sagen, welche Freude es mir bereitet, in dem alten Haus zu sein und zu wissen, dass es nicht zerstört wird. Und es bildet wirklich einen passenden Rahmen – Sie müssen unser kleines Museum einmal besuchen, Mr Fitzwilliam. Es enthält einige ganz interessante Ausstellungsstücke.»

«Ich werde es bestimmt nicht versäumen, Miss Waynflete.»

«Lord Whitfield ist ein großer Wohltäter für Wychwood», sagte Miss Waynflete. «Doch leider gibt es auch Leute, die undankbar sind.»

Sie presste die Lippen aufeinander. Luke stellte diskret keine weiteren Fragen und verabschiedete sich nochmals.

Als sie vor der Gartentür waren, sagte Bridget:

«Wollen Sie weitere Forschungen betreiben, oder sollen wir den Fluss entlang nach Hause gehen? Es ist ein hübscher Spaziergang.»

Luke antwortete prompt. Er hatte keine Lust auf weitere Nachforschungen, wenn Bridget Conway danebenstand und zuhörte. Er sagte:

«Auf zum Fluss.»

Sie gingen die Hauptstraße entlang. Eines der letzten Häuser trug ein Schild, auf dem in Altgold-Buchstaben das Wort «Antiquitäten» zu lesen war. Luke blieb stehen und schaute durch eines der Fenster in die kühle Tiefe des Ladens.

«Da ist eine hübsche alte Porzellanschüssel drin», bemerkte er. «Das wäre etwas für eine meiner Tanten. Was man wohl dafür verlangt?»

«Sollen wir hineingehen und fragen?»

«Wenn Sie nichts dagegen haben? Ich stöbere so gern in Antiquitätenläden herum. Manchmal erwischt man etwas preiswert.»

«Ich bezweifle, dass Ihnen das hier gelingen wird», bemerkte Bridget trocken. «Ellsworthy kennt den Wert seiner Sachen ziemlich genau, möchte ich behaupten.»

Die Tür war offen. Im Vorraum standen Stühle und Bänke und Anrichtetische mit Porzellan und Zinn darauf; die Türen zu zwei Zimmern voller Waren standen rechts und links offen.

Luke trat in das Zimmer zur Linken und nahm die Porzellanschüssel in die Hand. In dem Augenblick kam eine dunkle Gestalt aus dem Hintergrund, die dort an einem Schreibpult gesessen hatte.

«Ah, liebe Miss Conway, welche Freude, Sie hier zu sehen.»

«Guten Morgen, Mr Ellsworthy.»

Mr Ellsworthy war ein höchst eleganter junger Mann in einem rötlich braunen Anzug. Er hatte ein schmales, blasses Gesicht mit einem femininen Mund, langes, schwarzes Künstlerhaar und einen tänzelnden Gang.

Luke wurde vorgestellt, und Mr Ellsworthy übertrug sofort seine Aufmerksamkeit auf ihn.

«Echte alte englische Ware – entzückend, nicht? Ich liebe meine Stücke, verkaufe sie ungern. Es war immer mein Traum, auf dem Lande zu leben und einen kleinen Laden zu haben. Wundervoller Ort, Wychwood – es hat Atmosphäre, wenn Sie verstehen, was ich meine.»

«Das künstlerische Temperament», murmelte Bridget.

«Bitte nicht diesen schrecklichen Ausdruck, Miss Conway! Nein – nein, ich flehe Sie an! Reden Sie mir nicht von Künstlertum. Ich bin ein Händler, einfach nur ein Händler.»

«Aber Sie sind eigentlich Künstler, nicht?» fragte Luke. «Ich meine, Sie malen, nicht?»

«Also wer hat Ihnen denn das gesagt?» rief Mr Ellsworthy, die Hände zusammenschlagend. «Dieser Ort ist wirklich großartig – man kann einfach kein Geheimnis wahren!»

«Miss Waynflete sagte uns, dass Sie mehrere Skizzen von einem Mädchen gemacht hätten – von Amy Gibbs.»

«Ach, Amy», sagte Mr Ellsworthy. Er trat einen Schritt zurück, wodurch ein Bierkrug ins Wanken geriet. Er hielt ihn sorgfältig fest, dann sagte er: «Ja? Ach ja, freilich.»

Er schien etwas aus dem Gleichgewicht gebracht.

«Sie war ein hübsches Mädchen», meinte Bridget.

Mr Ellsworthy hatte seine Haltung wiedergewonnen.

«Oh, finden Sie?» fragte er. «Sehr gewöhnlich, fand ich immer. Wenn Sie sich für dieses Porzellan interessieren», fuhr er, zu Luke gewendet, fort, «ich habe ein Paar Vögel daraus – entzückende Figuren.»

Luke heuchelte Interesse für die Vögel und fragte dann nach dem Preis der Schüssel. Ellsworthy nannte eine Summe. «Danke», sagte Luke, «ich glaube doch, ich werde Sie nicht berauben.»

«Ich fühle mich immer erleichtert», behauptete Ellsworthy, «wenn ich einen Verkauf nicht abschließe. Dumm von mir, nicht? Warten Sie mal, ich gebe sie Ihnen um eine Guinee billiger. Sie haben Sinn für die Sachen, das sehe ich – das macht einen großen Unterschied. Und schließlich ist das hier ja ein Laden!»

«Nein, danke», erwiderte Luke.

Mr Ellsworthy begleitete sie bis zur Tür und winkte ihnen nach – unangenehme Hände, fand Luke, ihre Färbung war weniger weiß als grünlich.

«Seltsamer Zeitgenosse, dieser Mr Ellsworthy», bemerkte er, als er und Bridget außer Hörweite waren.

«Ich glaube, er befasst sich mit Schwarzer Magie. Vielleicht nicht bis zur schwarzen Messe, aber so etwas Ähnliches; der Ruf des Ortes ist da günstig.»

Luke sagte etwas ungeschickt: «Du lieber Gott – da ist er ja vermutlich der Mensch, den ich suche. Ich hätte mit ihm über die Sache reden sollen.»

«Glauben Sie?» fragte Bridget. «Er weiß eine Menge darüber.»

Luke entgegnete etwas verlegen:

«Ich werde ihn ein andermal aufsuchen.»

Bridget antwortete nicht. Sie waren nun außerhalb der Stadt und schlugen einen Pfad ein, der sie bald zum Fluss führte. Dort kamen sie an einem kleinen Mann mit steifem Schnurrbart und vorstehenden Augen vorbei. Er hatte drei Bulldoggen bei sich, die er abwechselnd anschrie.

Er zog den Hut vor Bridget, wobei er Luke mit offenbar verzehrender Neugier anstarrte, und ging weiter.

«Major Horton und seine Bulldoggen?» zitierte Luke. «Ganz richtig.»

«Haben wir heute Vormittag nicht tatsächlich jedermann von Bedeutung in Wychwood gesehen?»

«Eigentlich ja.»

«Ich fühle mich hier etwas seltsam», sagte Luke. «Ich vermute, ein Fremder in so einem englischen Dorf fällt ziemlich auf», fügte er kläglich hinzu, während er sich an Jimmy Lorrimers Bemerkungen erinnerte.

«Major Horton verbirgt seine Neugierde nie gut», beruhigte Bridget ihn. «Er hat Sie wirklich und unglaublich angestarrt.»

«Er ist ein Mann, den man überall als Major erkennen würde», meinte Luke bissig.

Bridget sagte plötzlich: «Wollen wir uns nicht hier am Ufer ein wenig hinsetzen? Wir haben noch eine Menge Zeit.» Sie setzten sich auf einen gefällten Baum, der recht bequem war. Bridget fuhr fort:

«Ja, Major Horton ist sehr militärisch – seine Manieren erinnern an ein Offizierskasino. Man würde kaum glauben, dass er bis vor einem Jahr der größte Pantoffelheld der Welt war!»

«Was, dieser Mann?»

«Ja. Er hatte die unangenehmste Frau, die ich je gekannt habe, zur Gattin. Sie hatte auch das Geld und unterließ nie, das öffentlich hervorzuheben.»

«Armer Teufel – Horton, meine ich.»

«Er benahm sich sehr nett zu ihr – war immer ganz Offizier und Gentleman. Dabei musste man sich wundern, dass er nicht mit der Hacke auf sie losging.»

«Sie scheint nicht beliebt gewesen zu sein.»

«Niemand mochte sie. Sie wies Gordon zurecht und begönnerte mich und machte sich überall unbeliebt, wohin sie ging.»