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«Ja.»

Miss Waynflete sagte sanft:

«Ich habe natürlich diese Möglichkeit ins Auge gefasst… habe mich bemüht, auf mich achtzugeben. Aber ich glaube nicht, dass Gordon mich als wirkliche Gefahr empfunden hätte.»

«Warum?»

Miss Waynflete wurde ein wenig rot.

«Ich glaube nicht, dass Gordon je denken würde, dass ich irgend etwas täte, was ihn in Gefahr brächte.»

Luke sagte:

«Sie gingen sogar so weit, ihn zu warnen, nicht?»

«Ja. Das heißt, ich sagte ihm, es sei doch merkwürdig, dass jeder, der ihm missfalle, so kurz darauf einen Unfall habe.»

Bridget fragte: «Und was sagte er?»

Ein bekümmerter Ausdruck überflog Miss Waynfletes Züge.

«Er reagierte gar nicht in der Art, wie ich es meinte. Er schien – es ist wirklich höchst merkwürdig – er schien geradezu erfreut… Er sagte: ‹Also Sie haben das auch bemerkt?› Er war offenbar stolz darauf!»

«Er ist natürlich verrückt», sagte Luke.

Miss Waynflete stimmte eifrig zu.

«Ja, sicher, es gibt keine andere mögliche Erklärung. Er ist für seine Handlungen nicht verantwortlich.» Sie legte die Hand auf Lukes Arm. «Man – man wird ihn doch nicht hängen, was, Mr Fitzwilliam?»

«Nein, nein. Man wird ihn wahrscheinlich nach Broadmoor in die Anstalt schicken.»

Miss Waynflete seufzte und lehnte sich an. Erleichtert sagte sie:

«Ich bin froh.»

Ihre Augen ruhten auf Bridget, die mit gerunzelter Stirn auf den Teppich starrte.

Luke erklärte:

«Aber bis dahin ist noch ein weiter Weg. Ich habe die Behörden verständigt und kann so viel sagen, dass man bereit ist, die Sache ernst zu nehmen. Aber Sie müssen sich klarmachen, dass wir äußerst wenig Beweise haben, auf die wir uns stützen können.»

«Wir werden Beweise heranschaffen», sagte Bridget.

Miss Waynflete sah zu ihr auf. In ihrem Blick lag ein Ausdruck, der Luke an jemanden oder etwas erinnerte; das er vor nicht langer Zeit gesehen hatte. Er versuchte, die flüchtige Erinnerung festzuhalten, doch gelang es ihm nicht.

Miss Waynflete meinte zweifelnd:

«Sie sind sehr zuversichtlich, meine Liebe. Nun, vielleicht haben Sie recht.»

Luke sagte:

«Ich fahre jetzt hinauf nach Ashe Manor, Bridget, und hole deine Sachen.»

Bridget sagte augenblicklich:

«Ich komme mit.»

«Lieber nicht.»

«Doch.»

Luke sagte gereizt:

«Spiel nicht Mutter und Kind mit mir, Bridget! Ich lasse mich nicht von dir beschützen.»

Miss Waynflete murmelte:

«Ich glaube wirklich, Bridget, es wird alles in Ordnung gehen – im Auto – und am helllichten Tag!»

Bridget lachte ein wenig verlegen.

«Ich bin ja vielleicht blöd, aber die Sache geht einem auf die Nerven.»

Luke sagte:

«Miss Waynflete beschützte mich neulich am Abend auf dem Heimweg; gestehen Sie es nur, Miss Waynflete! Nicht wahr, Sie taten das?»

Sie gab es lächelnd zu.

«Sehen Sie, Mr Fitzwilliam, Sie waren so gänzlich arglos! Und wenn Gordon Whitfield wirklich begriffen hätte, dass Sie nur hergekommen sind, um diese Sache zu untersuchen, und aus keinem anderen Grund – nun, es war nicht ganz gefahrlos. Und das ist ein sehr einsamer Weg – alles hätte dort geschehen können!»

«Nun, jetzt bin ich ja gründlich vor der Gefahr gewarnt», sagte Luke grimmig. «Ich lasse mich nicht unversehens überfallen, das kann ich Ihnen versichern!»

Miss Waynflete mahnte besorgt:

«Bedenken Sie, er ist sehr schlau. Und viel klüger, als Sie sich vorstellen können; wirklich ein äußerst erfinderischer Geist!»

«Ich bin gewarnt!»

«Männer haben Mut – das weiß man ja», fuhr Miss Waynflete fort, «aber sie sind leichter zu täuschen als Frauen.»

«Das ist wahr», bestätigte Bridget.

Luke fragte:

«Im Ernst, Miss Waynflete, glauben Sie wirklich, dass ich in Gefahr bin? Dass Lord Whitfield, wie man in Romanen sagt, mir nach dem Leben trachtet?»

Miss Waynflete zögerte.

«Ich denke», sagte sie, «dass die Hauptgefahr für Bridget besteht. Ihre Zurückweisung seiner Person ist die größte Beleidigung! Ich glaube, dass er erst, nachdem er mit Bridget fertig ist, Ihnen seine Aufmerksamkeit zuwenden wird; zweifellos wird er zuerst gegen sie vorgehen.»

Luke stöhnte.

«Ich wollte, du würdest gleich abreisen – auf der Stelle – sofort, Bridget!»

Bridget presste die Lippen fest aufeinander.

«Ich fahre nicht.»

Miss Waynflete seufzte.

«Sie sind ein tapferes Geschöpf, Bridget. Ich bewundere Sie.»

«Sie würden an meiner Stelle dasselbe tun.»

«Ja, vielleicht.»

Bridget sagte mit tiefer, voller Stimme:

«Luke und ich sind miteinander in der Sache.»

Sie ging zur Tür hinaus mit ihm. Luke sagte:

«Ich rufe dich, wenn ich aus der Löwenhöhle zurück bin, von der ‹Scheckigen Glocke› aus an.»

«Ja, bitte, tue das!»

«Mein Liebes, verlieren wir nicht alle miteinander den Kopf! Auch die fähigsten Mörder müssen ein wenig Zeit haben, um ihre Pläne zu schmieden! Ich möchte sagen, ein bis zwei Tage sind wir noch sicher. Superintendent Battle kommt heute von London; von da an wird Whitfield unter Beobachtung stehen.»

«Also ist tatsächlich alles in Ordnung, und wir können das Melodrama beenden.»

Luke legte ihr die Hand auf die Schulter.

«Bridget, bitte, bitte, tu nichts Unbesonnenes!»

«Dasselbe gilt dir, Luke, Liebster!»

Er drückte ihre Schulter fest, sprang in den Wagen und fuhr davon.

Bridget kehrte ins Wohnzimmer zurück. Miss Waynflete schusselte ein wenig in ihrer sanften, altjüngferlichen Art herum.

«Meine Liebe, Ihr Zimmer ist noch nicht ganz fertig; Emily ist schon dabei. Wissen Sie, was ich jetzt tun werde? Ich werde Ihnen eine gute Tasse Tee machen! Nach all diesen Aufregungen wird Ihnen das guttun.»

«Das ist furchtbar lieb von Ihnen, Miss Waynflete, aber ich brauche wirklich keinen.»

Was Bridget gern gehabt hätte, war ein starker Drink, aber sie ahnte ganz richtig, dass diese Erfrischung hier nicht zu haben sein würde. Sie mochte Tee überhaupt nicht, sie fand, er störe ihre Verdauung. Miss Waynflete jedoch hatte entschieden, dass Tee das war, was ihr junger Gast brauchte. Sie eilte geschäftig aus dem Zimmer und erschien strahlend nach ungefähr fünf Minuten wieder, ein Tablett in den Händen, auf dem zwei Meißner Tassen voll dampfenden Getränkes standen.

«Echter China-Tee», sagte Miss Waynflete stolz.

Bridget, die chinesischen Tee noch weniger ausstehen konnte als indischen, lächelte schwach.

In dem Augenblick erschien Emily, ein kleines, plumpes Mädchen, und sagte:

«Bitte, Miss, haben Sie die Kissenbezüge mit den Volants gemeint?»

Miss Waynflete verließ eilig das Zimmer, und Bridget nahm die Gelegenheit wahr, um ihren Tee aus dem Fenster zu schütten, wobei sie fast Wonky Pooh, der auf dem Blumenbeet darunter saß, verbrüht hätte.

Wonky Pooh nahm ihre Entschuldigung gnädig entgegen, sprang aufs Fensterbrett und von da auf Bridgets Schulter, wo er sich schmeichelnd und schnurrend an ihr rieb.

«Na, mein Schöner!» sagte Bridget und strich ihm mit der Hand über den Rücken.

Wonky Pooh krümmte seinen Schweif und schnurrte immer lauter.

«Liebes Tier», sagte Bridget und kraulte ihm die Ohren. In dem Augenblick kehrte Miss Waynflete zurück.

«Ach nein», rief sie aus, «wie Wonky Pooh auf Sie anspricht! Sonst ist er ziemlich unzugänglich! Aber achten Sie auf sein Ohr, meine Liebe, es war kürzlich entzündet und ist noch sehr empfindlich.»

Die Warnung kam zu spät, Bridgets Hand hatte ihm schon weh getan; er fauchte sie an und zog sich beleidigt zurück.