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Es verstärkte meinen schon gesunden Respekt für A.SJ.B.R.s machiavellische Fähigkeiten, die Leiter hinaufzufallen, und ich ging mit ihm so vorsichtig wie möglich um. Doch schon nach einer Woche des üblichen Spiels der Verzögerungen und das Handaufhaltens stellte ich fest, daß meine Geduld, in seinem Büro herumzusitzen, völlig verschwunden war. Ich konnte es nicht ertragen. Ich wünschte ihm vom letzten Mal noch immer alles Schlechte — haßte ihn sogar geradezu —, und obwohl es ganz nützlich war, daß er sich nicht an mich erinnerte, wurmte mich das ganz schön. Ich konnte es ganz einfach nicht mehr ertragen, herumzusitzen und auf ihn zu warten.

Also arrangierte ich ein Treffen mit Bahadim und fragte ihn, ob sein Spionagesystem auch die Überwachung von A. Ranas Büros einschloß.

Bahadim nickte. »Sie wissen, wie es in Nepal ist — die ausländischen Hilfsorganisationen sind eins der größten Machtzentren hier. A. Rana ist nicht die wichtigste Person auf diesem Gebiet, doch er scheint schnell aufzusteigen, und wir haben einen Tunnel unter sein Büro gezogen. Möchten Sie ihn gern beobachten?«

»Oh, Mann!« Ich legte eine Hand auf mein Herz. »Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie toll das klingt. Das ist die beste Nachricht, die ich seit Jahren gehört habe!«

Bahadim musterte mich seltsam, und ich nahm Abstand davon, ihn zu küssen. Doch diese Neuigkeit freute mich wahnsinnig, und ich hätte nicht glücklicher sein können, als mich Bahadim und einer seiner Gefährten am nächsten Tag durch Yongtens Laden und in die Tunnels hinab begleiteten. Ich folgte ihnen unter den Palast und stieg hinter Bahadim eine der Leitern hinauf. Dort oben war kaum Platz genug für uns beide; es handelte sich um eine kleine, niedrige Erdhöhle. Ein Teil der Decke war höher als der Rest und bestand aus Holz; das war die Ecke des Bodens in A. Ranas Büro. Ein kleines Spiegelteleskop und ein Hörtrichter waren dort, wo der Boden gegen die Wand stieß, in kleine Risse eingelassen. Ich sah in das Periskop und machte nach einer Weile die Ecke eines Schreibtisches und eine Wand aus. Kein Mensch zu sehen. Doch als Bahadim den Stöpsel aus dem Hörtrichter zog, konnten wir Stimmen über uns hören, die sich laut und schnell auf Nepalesisch unterhielten.

Ich hatte dafür gesorgt, daß Nathan gleichzeitig A. Rana aufsuchte, in der Hoffnung, ein geheimes Gespräch über unseren Fall anzuregen. Nachdem Bahadim und ich eine Weile dort herumgesessen hatten, hörte ich, wie mitten in einem nepalesischen Wortschwall sein Name fieclass="underline" »Mr. Nathan Howe.« Alle Stimmen zogen sich daraufhin in das Vorzimmer zurück, wo ich nur den Klang von Nathans Stimme vernehmen konnte, der mit A. Rana sprach — was sie sagten, konnte ich nicht verstehen.

Schließlich kehrte A. Rana in sein Büro zurück und griff zum Telefon. Bahadim rutschte herum, damit er den Mund auf mein Ohr drücken und mir das Gespräch im Flüsterton teilweise übersetzen konnte. »Er spricht mit einem Freund im Amt für Öffentliche Arbeiten … über die Kanalisation, ja. Er hat vor, den Vertrag für diese Arbeiten seinem Freund zu geben.« Plötzlich verstummte Bahadim und lauschte lange angestrengt. Ich betrachtete im Halbdunkeln sein Gesicht. A. Rana legte auf, und Bahadim flüsterte in mein Ohr: »In Wirklichkeit ist er für den Vertrag schon honoriert worden, und die Arbeiten werden bald beginnen. Sie verzögern die Sache nur noch, um über Mr. Howe mehr Geld aus der Organisation herauszuholen.«

»Hat er gesagt, wann sie anfangen wollen?«

»Nein.«

Ich stieg die Leiter in die Höhle hinab, und wir zogen uns in Bahadims kleines unterirdisches Büro zurück. Während er eine Kanne Tee kochte, schlug ich mir nervös mit der Faust in die Handfläche. »Was hat das zu bedeuten?«

»Es bedeutet nur, daß das Projekt gebilligt wurde und A. Rana die Organisation noch nicht darüber informiert hat. Das ist eine allgemein übliche Taktik bei solchen Organisationen, um mehr Bakschisch zu bekommen. Die South Asian Development Agency ist für ihre nachlässige Buchhaltung bekannt.«

»Verdammt«, sagte ich. »Dieser A. Rana ist solch ein Schurke.«

»Wahrscheinlich ist es nicht allein seine Schuld.«

»Wessen dann? Wer trifft die Entscheidungen dort oben?«

Bahadim schenkte uns achzelzuckend Tee ein. »Das kann niemand genau sagen. Jeder, der behauptet, zu wissen, wie das Palastsekretariat seine Entscheidungen trifft, lügt. Der Palast ist das, was Sie einen Abgrund ohne Boden nennen. Menschen gehen hinein — Informationen, Geld, Gesuche gehen hinein, und Entscheidungen kommen heraus. Was darin geschieht, ist geheim. Verstehen Sie, sie wollen nicht, daß man es erfährt. Niemand, der außerhalb steht, darf es wissen. Das ist ein Brauch, den wir in Nepal pflegen, der Drang, einige Geheimnisse für uns zu behalten. Die Welt ist groß, und wir sind klein, und so verspüren wir das Bedürfnis, etwas zu haben, was uns allein gehört. Einige Geheimnisse, wenn schon sonst nichts.«

»Aber die Korruption, die dadurch entsteht!«

»Ich weiß.«

»Sie brauchen Gesetze, Bahadim. Sie brauchen irgendein legales System. Eine konstitutionelle Monarchie, oder was auch immer.«

Bahadim nippte an seinem Tee, richtete aber trotzdem wütend einen Finger auf mich. »Glauben Sie mir, das sind sehr böse Worte im Palast. Konstitutionelle Monarchie, herrje! Es hat schon großen Ärger verursacht, als andere Regierungen diesen Begriff ganz unschuldig benutzten, denn für uns ist er ein Kode, verstehen Sie? Der königlichen Familie jagt er einen großen Schrecken ein, denn er erinnert sie an die Tage, als sie von den Ranas beherrscht wurde und völlig machtlos war. Und den Ranas jagt er einen großen Schrecken ein, weil er ein offenes System andeutet, das ihrer Macht ein Ende bereiten würde.«

»Aber ich dachte, die Ranas wären in den fünfziger Jahren gestürzt worden! Haben Sie mir das nicht gesagt?«

Er drehte die Hand mehrdeutig. »Es entsprach fast der Wahrheit. Doch in den darauf folgenden Jahren sind sie wieder an die Macht gekommen. Weil die Shahs immer Ranas heiraten. Die Königin ist eine Rana, verstehen Sie? Und die beiden jüngeren Brüder des Königs, sie sind mit zwei jüngeren Schwestern der Königin verheiratet. Und die Köpfe der Armee sind Ranas. Und alle über uns …« Er deutete mit der Hand nach oben, um zu zeigen, daß er den Palast meinte. »Ranas. Diese Familie beherrscht unser Land. Wir brauchen dringend die konstitutionelle Monarchie, von der Sie sprechen, doch die Ranas werden sie verhindern, wenn sie es können.«

Ich schüttelte den Kopf. »Das kann nicht gut sein für das Land.«

»Nein, natürlich ist es nicht gut.« Bahadim verzog den Mund. »1951, zur Zeit unserer Revolution, hatte Nepal, wirtschaftlich gesprochen, dieselbe Größe wie Südkorea. Und Südkorea hat unter einem Krieg gelitten, und trotzdem ist das Land nur siebenunddreißig Jahre später das, was es ist — während wir noch den den ärmsten Nationen der Erde gehören. Nun kann man behaupten, daß Südkorea eine Küste hat und wir nicht, aber daran liegt es nicht. Wir kommen ganz einfach wirtschaftlich nicht voran, bis wir politisch vorangekommen sind! Eine konstitutionelle Demokratie, ja. Und dafür arbeiten wir hier unten!«

Seine Augen strahlten im Licht der Lampe, und als er seine Teetasse abstellte, bildete seine Hand eine Faust. Ich sah, daß er es todernst meinte, und wußte, daß ich die Mannschaft gefunden hatte, mit der ich spielen wollte. »Können Sie A. Ranas Büro für mich beobachten?« fragte ich ihn.

»Aber sicher. Wenn es besetzt ist, wird ständig jemand lauschen. Wir möchten gern wissen, was es mit diesem Kanalisationsprojekt auf sich hat. Anscheinend läuft es wie immer: ein Freund der Ranas bekommt den Vertrag. Wahrscheinlich hat er nicht das niedrigste Gebot abgegeben, falls sie überhaupt Gebote eingeholt haben, und man hat es noch nicht bekannt gegeben, um den Geldgeber um möglichst viel Bakschisch zu erleichtern. Ein Großteil des Geldes wird zweifellos in Indien landen, auf den Konten der Ranas und bei Subunternehmen. Und Sie können sich nicht vorstellen, was für eine schreckliche Kanalisation wir dafür bekommen werden.«