Выбрать главу

Es funktionierte wie am Schnürchen. Mit einem Brecheisen, das ich von einer der Baustellen mitgenommen hatte, stemmte ich die Wand zum Schrank des Königs auf. Unter mir flüsterten einige von Bahadims Beobachtern scharf »Was tun Sie da?«, doch ich ignorierte sie und arbeitete mich durch die Wand in einen schwarzen Schrank, in dem auf beiden Seiten eindrucksvolle königliche oder militärische Uniformjacken hingen. Es war nicht gerade ein Schrank der Marke Imelda Marcos — Sie verstehen schon —, aber er war immerhin groß genug, daß man darin aufrecht gehen konnte, was ich auch tat, und zwar zu einer Tür, die ich einen spaltbreit öffnete.

Und dort stand er, mir den Rücken zugewandt. Ich warf die Tür auf, packte ihn um den Hals und hielt ihm die Brechstange vors Gesicht, damit er sehen konnte, womit er eins übergezogen bekam, falls er Widerstand leistete. Er leistete keinen, und ich zerrte ihn zurück in den Schrank, wirbelte ihn herum und knurrte mit leiser, mordlüsterner Stimme: »Machen Sie ja kein Geräusch! Na los — durch dieses Loch — gehen Sie schon!« Und ich stieß ihn durch den Durchbruch in der Wand. »Eine Leiter runter«, fügte ich schnell hinzu, aber anscheinend nicht schnell genug, denn mit einem lauten Rums rums rums polterte er unser kleines Schlupfloch hinab.

Ich folgte ihm hinab — wobei ich die Leiter nahm — und kam hinzu, als sich der König gerade wieder aufrappelte. Er zog seine Jacke glatt und sah sich im Kreis von Bahadims Vertrauten um, die uns nun umringten. Ich sah zum ersten Mal sein Gesicht, und eine Sekunde lang wurde mir schwindlig, und ich dachte: Wie zum Teufel haben sie Jerry Lewis in den Palast bekommen? Aber nein — er sah nur aus wie Jerry Lewis, oder Jerry Lewis zumindest so ähnlich, wie der Dalai Lama Phil Silvers ähnlich sah; also nicht sehr, aber doch genug, daß man einen Schrecken bekommt, wenn man ihm tief unten in einer schlecht beleuchteten Höhle begegnet.

Da waren wir also. Wir hatten ihn: Seine Majestät König Birendra Bir Bikram Shah Dav stand direkt vor uns und blinzelte uns an. Die Burschen von der Kongreßpartei, die zumeist zerlumpt und verdreckt waren, weil sie in den Tunnels gegraben hatten, standen sprachlos da. Der König war sprachlos. Ich war sprachlos.

Bahadim drängte sich durch den Kreis. »Was ist hier los, was geht hier vor …«Er hatte den König gesehen und blieb stehen, erstarrte wie Lots Frau. Sein Mund bildete ein perfektes O.

Dann kam wieder Leben in ihn, und er stürmte an meine Seite. »Was haben Sie getan?« schnatterte er. »Was soll das?«

»Das ist der König«, sagte ich und deutete mit meiner Brechstange auf ihn.

»Ja, das weiß ich, aber was macht er hier unten, was haben Sie getan?«

»Ein Staatsstreich«, sagte ich. »Das ist ein Staatsstreich. Wir übernehmen.«

»Arrgh!« sagte er laut und schnitt eine Grimasse. Er hopste an Ort und Stelle auf und ab, er schlug mir heftig auf den Oberarm, er rang seine Hände, bis ich schon glaubte, er würde sich die Finger brachen. Er atmete tief ein und schlurfte dann zum König hinüber, der die ganze Vorstellung benommen beobachtet hatte. Seine gefärbten Brillengläser konnten ihm in der Dunkelheit hier unten kaum von Nutzen sein.

»Eure Majestät«, sagte Bahadim, »es tut uns überaus leid, dieser Mann hat bei dem Versuch, uns zu helfen, einen überaus schrecklichen Fehler begangen, Ihr müßt ihm verzeihen, er ist Amerikaner.«

»Ah«, sagte der König.

»Bitte«, sagte Bahadim. Er streckte eine Hand nach dem König aus, zog sie wieder zurück, streckte sie erneut aus und ergriff den König vorsichtig am Unterarm. Er fiel ins Nepalesische, und sie unterhielten sich emsig, während er den König zum Fuß der Leiter zurückführte und ihn hinaufschob.

Geräusche von oben. Schreie. Bahadim schnappte wieder nach Luft und erklärte dem König etwas so schnell, wie ich noch nie jemanden hatte sprechen hören. Der König nickte und kletterte weiter.

Dann kamen die Schreie die Leiter hinab, und Bahadim fuhr herum und sagte etwas zu seinen Genossen, die augenblicklich in der Dunkelheit verschwanden, und dann lief er zu mir und schlug mich heftig auf den Arm. »Narr! Narr! Argh! Fliehen, kommen Sie — wir müssen fliehen …«

Und plötzlich erschienen große schwarze Stiefel im Loch, stiegen die Leitersprossen hinab und traten dem König auf den Kopf, und Bahadim zerrte mich am Arm, und wir verschwanden in die Dunkelheit.

16

Als wir den Rest unserer Gefährten gefunden hatten, die sich immer noch wie Derwische bei einem verrückten Tanz aufführten, verschaffte sich Bahadim lautstark ihre Aufmerksamkeit und berichtete ihnen schnell auf Englisch und Nepalesisch, was passiert war. Alle hielten inne und sahen mich ungläubig an. Dann traten Freds und Colonel John vor, und nach einer schnellen Beratung liefen alle durcheinander; einige versuchten anscheinend, die Tunnels zu blockieren, um das Ausmaß des Systems vor den Soldaten des Königs zu verbergen, und andere, darunter auch die Schwadron Yetis, bemühten sich einfach, ihnen nicht im Weg zu stehen. Freds führte uns zum Eingang eines obskuren Seitentunnels, den ich noch nie betreten hatte. »Bleibt hier«, sagte er zu mir und Bahadim, und dann waren er und der Colonel schon wieder fort.

Wir standen in der Dunkelheit und lauschten. In den Tunnels herrschte eine unheimliche Stille, die von gelegentlichen Rufen aus der Richtung des Palasts durchbrochen wurde — zweifellos die Leibwächter des Königs. Dann und wann schlug Bahadim mir auf den Arm und murmelte leise etwas vor sich hin. Schließlich kam Freds schwer atmend zurück. Er legte die Hände um den Mund und rief in die Richtung zurück, aus der er gekommen war. »Oh! Nein! Da kommen sie! Lauft!« Wir hörten Schreie und liefen den schmalen Seitentunnel entlang.

»Was tun wir?« fragte ich Freds, während wir neben ihm trabten.

»Wir sind die Lockvögel«, sagte er. »Das ist der Tunnel, der nach Chitwan führt, du weißt, der, den wir gefunden haben. Der Colonel hat die Leibwächter, die aus dem Königspalast hinabkamen, dazu gebracht, uns zu folgen, und er hofft, währenddessen einen Großteil des Tunnelsystems blockieren und so verbergen zu können, was es alles hier unten gibt.« Wir kamen an eine Gabelung, und Freds führte uns nach links. Wir liefen ein paar Minuten diesen Tunnel entlang, und dann drehte er sich um und rief: »Oh! Nein! Da kommen sie!«

»Das wird nicht nötig sein, wenn ich nur Gelegenheit bekommen, mit diesen Leuten zu sprechen«, sagte Bahadim. »Ich muß mich nur kurz mit ihnen unterhalten.«

»Kann schon sein«, sagte Freds, »doch sie scheinen ihre Pistolen gezogen zu haben, und ich glaube nicht, daß Sie ausgerechnet jetzt mit ihnen sprechen sollten.«

»Nein«, stimmte Bahadim ihm zu und schlug mir wieder auf den Arm.

»Freds«, sagte ich, »sind es nicht etwa hundertfünfzig Kilometer bis nach Chitwan?«

»Ich glaube schon.«

»Und wollen wir bis dahin laufen?«

»Nein, es gibt hier irgendwo diese kleinen Loren. Ah! Da sind sie.«

Im Licht unserer Taschenlampen sahen wir sie; wir befanden uns in einer runden Erweiterung des Tunnels, und an einer Wand standen ein paar kleine hölzerne Loren, deren eiserne Räder leuchteten. Freds lief zu der ganz vorn und stieß sie an; sie rumpelte über die in den Boden des Tunnels eingelassenen Gleise. »Komm schon, steig’ auf, schnell!« sagte er, und so sprangen wir auf und rollten in die Dunkelheit. Freds pumpte etwas auf und ab, das wie der Handantrieb einer alte Draisine aussah, und wir rollten immer schneller. »Zieh diesen Hebel hoch, wenn wir in eine Kurve kommen«, sagte er. »Das ist die Bremse.«