Выбрать главу

Brin schüttelte langsam den Kopf. »Was meinst du damit, Rone?«

»Ich meine, daß der Druide aus dem Nichts auftaucht mit einer Geschichte, die ihm die Unterstützung von Shea oder Wil Ohmsford — und jetzt deine sichert, und jedesmal ist es das gleiche. Er erzählt immer nur das, was unumgänglich nötig ist. Er gibt nur so viel preis, wie er preisgeben muß. Den Rest behält er für sich; er verschweigt einen Teil der Wahrheit. Ich traue ihm nicht. Er spielt mit dem Leben von Menschen.«

»Und du glaubst, daß er mit den unseren spielt?«

Rone holte tief Luft. »Du nicht?«

Brin schwieg einen Augenblick, ehe sie antwortete. »Ich bin mir nicht sicher.«

»Also traust du ihm auch nicht?«

»Das habe ich nicht gesagt.«

Der Hochländer starrte sie einen Augenblick lang an, ließ sich dann langsam ihr gegenüber am Boden nieder und schlug die langen Beine übereinander. »Wie ist es denn nun, Brin? Traust du ihm oder nicht?«

Sie setzte sich ebenfalls. »Ich glaube, ich bin mir noch nicht ganz schlüssig.«

»Was um der Katze willen suchst du dann hier?«

Sie lächelte angesichts seiner offenkundigen Verachtung. »Ich bin hier, Rone, weil er mich braucht — soweit glaube ich, was man mir erzählt hat. Was alles übrige angeht, so bin ich mir nicht sicher. Jenen Teil, den er verschweigt, werde ich selbst herausfinden müssen.«

»Wenn du kannst.«

»Ich werde einen Weg finden.«

»Es ist zu gefährlich«, warnte er ausdruckslos.

Sie lächelte, stand auf und trat an die Stelle, wo er saß. Sie küßte ihn zärtlich auf die Stirn. »Deshalb wollte ich ja auch, daß du mich begleitest, Rone Leah — damit du mich beschützt. Bist du nicht aus diesem Grund mitgekommen?« Er lief scharlachrot an und murmelte etwas Unverständliches, so daß sie unwillkürlich lachen mußte. »Warum stellen wir diese Diskussion nicht zurück und beschäftigen uns erst einmal mit den Hühnern. Ich bin völlig ausgehungert.«

Sie entfachte ein kleines Lagerfeuer, während Rone die Hühner rupfte. Dann brieten sie die Vögel und verzehrten sie zusammen mit einer kleinen Portion Käse und Bier. Sie aßen schweigend mit dem Rücken an den kleinen Hang gelehnt und sahen zu, wie der Abendhimmel dunkler wurde und die Sterne und ein Sichelmond ihr fahles Silberlicht auf die Wasser des Sees warfen.

Als sie ihre Mahlzeit beendet hatten, war die Nacht hereingebrochen und Allanon immer noch nicht zurückgekehrt.

»Brin, erinnerst du dich noch, was du vorhin sagtest, daß ich hier wäre, um dich zu beschützen?« fragte Rone sie, als sie wieder ans Feuer zurückgekehrt waren. Sie nickte. »Nun, es stimmt — ich bin hier, um dich zu beschützen. Ich würde nicht wollen, daß dir etwas zustößt — niemals. Ich nehme an, du weißt das.«

Er hielt zögernd inne, und sie lächelte durch die Dunkelheit. »Ich weiß.«

»Nun gut.« Er rückte sich unsicher zurecht, und seine Hände hoben die zerschrammte Scheide, in der das Schwert von Leah steckte. »Es gibt noch einen anderen Grund dafür, daß ich hier bin. Ich hoffe, du kannst das verstehen. Ich bin dabei, um mir selbst etwas zu beweisen.« Er zögerte wieder und suchte nach Worten der Erklärung. »Ich bin ein Prinz von Leah, aber das ist nur ein Titel. Ich bekam ihn mit meiner Geburt, genau wie meine Brüder — und sie sind alle älter. Und dieses Schwert, Brin.« Er hielt die Scheide mit der Waffe in die Höhe. »Es gehört nicht wirklich mir; es gehört meinem Urgroßvater. Es ist Menion Leahs Schwert. Es ist es stets gewesen, seit er es auf der Suche nach dem Schwert von Shannara trug. Ich trage es und auch den Eschenholzbogen, weil beides Menions Waffen waren und ich gerne wie er wäre. Aber das bin ich nicht.«

»Das weißt du doch gar nicht«, warf sie schnell dazwischen.

»Genau das ist der springende Punkt«, fuhr er fort. »Ich habe niemals irgend etwas unternommen, um herauszufinden, was ich sein könnte. Und deshalb zum Teil bin ich hier. Ich möchte es ergründen. Auf diese Weise hat Menion es herausgefunden — indem er als Beschützer von Shea Ohmsford mit auf die Suche ging. Vielleicht gelingt es mir auf diese Weise ebenfalls.«

Brin lächelte. »Vielleicht. Jedenfalls bin ich froh, daß du es mir anvertraut hast.« Sie hielt inne. »Ich will dir nun ein Geheimnis verraten. Ich bin aus dem gleichen Grund hier. Ich muß mir ebenfalls etwas beweisen. Ich weiß nicht, ob ich das erfüllen kann, was Allanon von mir erwartet; ich weiß nicht, ob ich stark genug bin. Das Wunschlied ist mir angeboren, aber ich habe niemals erfahren, was ich eigentlich damit vermag. Ich glaube, es muß seinen Grund haben, daß ich die Zauberkraft besitze. Vielleicht erfahre ich diesen Grund durch Allanon.«

Sie legte die Hand auf seinen Arm. »Du siehst also, daß wir uns gar nicht so sehr unterscheiden, wie, Rone?«

Sie unterhielten sich noch eine Weile und wurden allmählich schläfrig, als der Abend fortschritt und die Müdigkeit vom Tagesritt sie überkam. Dann schließlich wich ihr Gespräch der Stille, und sie breiteten ihr Bettzeug aus. Klar und kühl hüllte sie die Herbstnacht in ihre Einsamkeit und ihren Frieden, als sie sich neben der dunklen Feuersglut ausstreckten und ihre Decken um sich schlugen.

Innerhalb von Augenblicken waren sie eingeschlafen.

Keiner sah die hochgewachsene, dunkel gewandete Gestalt, die im Schatten der Kiefern direkt jenseits des Feuerscheins stand. Als sie am folgenden Morgen erwachten, war Allanon zurück. Er saß wenige Meter entfernt auf einem hohlen Baumstamm, und seine hohe, magere Gestalt sah wie ein Geist im grauen Lieht der frühen Dämmerung aus. Er sah schweigsam zu, wie sie aufstanden, sich wuschen, und ein leichtes Frühstück zu sich nahmen, und gab keinerlei Erklärung ab, wo er gewesen war. Mehr als einmal schauten das Mädchen aus dem Tal und der Hochländer direkt in seine Richtung, doch er schien es nicht zu bemerken. Erst als sie ihr Bettzeug zusammengerollt, ihr Kochzeug gepackt und die Pferde zum Satteln geholt hatten, erhob er sich schließlich und trat zu ihnen.

»Es hat sich eine Abänderung der Pläne ergeben«, verkündete er. Sie sahen ihn schweigend an. »Wir ziehen nicht weiter ostwärts. Wir reiten nach Norden in die Drachenzähne.«

»In die Drachenzähne?« Rone preßte die Kiefer aufeinander. »Warum?«

»Weil es notwendig ist.«

»Notwendig für wen?« fuhr Rone ihn an.

»Nur für einen Tag oder so.« Allanon widmete seine Aufmerksamkeit nun Brin und ignorierte den wütenden Hochländer. »Ich muß jemandem einen Besuch abstatten. Wenn ich damit fertig bin, drehen wir wieder ostwärts und setzen unsere Reise fort.«

»Allanon.« Brin sprach seinen Namen leise aus. »Sagt uns, warum wir nach Norden müssen.«

Der Druide zögerte, sein Gesicht verfinsterte sich. Dann nickte er. »Nun gut. Gestern abend erhielt ich einen Ruf meines Vaters. Er bittet mich um einen Besuch, und ich fühle mich verpflichtet, diese Bitte zu erfüllen. Zu seinen Lebzeiten war er der Druide Brimen. Nun taucht sein Schatten aus der Unterwelt durch die Gewässer des Hadeshorn im Schiefer-Tal auf. Dort will er in drei Tagen vor Anbruch der Morgendämmerung mit mir sprechen.«

Brimen — der Druide, der dem Massaker beim Rat von Paranor entronnen war, als der Dämonen-Lord aus dem Nordland beim Zweiten Krieg der Rassen herabstürmte, und der das Schwert von Shannara geschmiedet hatte. So lange zurück, dachte Brin, als ihr die legendäre Geschichte wieder einfiel. Danach, vor etwas über siebzig Jahren, war Shea Ohmsford mit Allanon ins Schiefer-Tal gezogen und hatte gesehen, wie Brimens Schatten aus dem Hadeshorn auferstand, um mit seinem Sohn zu sprechen und ihn zu warnen, was sie erwartete und seine Prophezeiung...

»Er kann in die Zukunft sehen, nicht wahr?« fragte Brin plötzlich, als sie sich nun erinnerte, wie der Schatten vor Sheas Schicksal gewarnt hatte> »Wird er darüber etwas verlautbaren?«