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Gemeinsam schleppten sie den bewußtlosen Spilk von der Mitte der Lichtung zur anderen Seite und lehnten ihn gegen eine Kiefer. Der Waffenmeister holte die Seile, mit denen Jair gefesselt gewesen war und band dem Sedt Hände und Füße. Befriedigt trat er von dem Gnomen zurück und wandte sich an die zwei, die ihm zuschauten.

»Wie heißt du, Junge aus dem Tal?« fragte er Jair.

»Jair Ohmsford«, erklärte Jair und fühlte sich unwohl unter dem Blick der seltsamen, grauen Augen.

»Und Ihr?« fragte er Spinkser.

»Ich werde Spinkser gerufen«, antwortete der Fährtensucher.

Mißvergnügen zuckte über das harte Gesicht. »Ihr werdet mir vermutlich verraten, was neun Gnomenjäger mit diesem Talbewohner vorhaben?«

Spinkser schnitt eine Grimasse, entschloß sich aber dann, dem Waffenmeister alles zu erzählen, was seit seiner ersten Begegnung mit Jair in Shady Vale vorgefallen war. Sehr zur Überraschung des Talbewohners berichtete er dem anderen sogar, was Jair getan hatte, um entkommen zu können. Garet Jax hörte kommentarlos zu. Als der Bericht abgeschlossen war, wandte er sich wieder an Jair.

»Stimmt das, was er sagt?«

Jair zögerte erst und nickte dann. Es stimmte natürlich nicht — nicht ganz. Ein Teil davon war die erfundene Geschichte, die er selbst Spilk aufgetischt hatte. Aber es bestand kein Grund, sie jetzt abzuändern. Besser sie glaubten, sein Vater befände sich mit den Elfensteinen in Allanons Gesellschaft — zumindest bis Jair wußte, wem er trauen konnte.

Es trat eine lange Pause ein, während der Waffenmeister die Situation durchdachte. »Nun, ich denke, ich sollte dich in diesem Land nicht unbedingt allein lassen, Jair Ohmsford. Und ich halte es auch für keinen guten Einfalt, dich diesem Gnomen anzuvertrauen.« Spinkser lief dunkel an, hielt aber den Mund. »Ich glaube, du kommst besser mit mir mit. Auf die Art weiß ich, daß dir nichts geschieht.«

Jair schaute ihn unsicher an. »Mit Euch wohin kommen?«

»Nach Culhaven. Ich habe dort eine Verabredung, und du wirst sie mit mir einhalten. Wenn dieser Druide mit deinem Vater ins Ostland gezogen ist, werden wir ihn dort ganz schnell finden — oder wenn nicht, dann zumindest jemanden, der dich zu ihnen bringt.«

»Aber ich kann nicht...« wollte Jair einwenden, hielt sich dann aber zurück. Er konnte ihnen nichts von Brin verraten. Er mußte vorsichtig sein, daß ihm das nicht entschlüpfte. Aber er konnte auch nicht weiter nach Osten wandern! »Das geht nicht«, schloß er. »Ich habe eine Mutter und eine Schwester in den Dörfern südlich vom Tal, die nichts von alledem wissen, was geschehen ist. Ich muß umkehren und sie warnen.«

Garet Jax schüttelte den Kopf. »Das ist zu weit. Die Zeit habe ich nicht. Wir ziehen nach Osten und übermitteln eine Nachricht, sobald wir die Gelegenheit dazu finden. Abgesehen davon: Wenn das stimmt, was du mir erzählt hast, ist es gefährlicher umzukehren als weiterzuwandern. Die Gnomen und Wandler wissen über dich Bescheid; sie kennen deinen Wohnsitz. Sobald erst bekannt wird, daß du entkommen bist, werden sie wieder nach dir suchen. Ich habe dich nicht gerettet, damit du wieder erwischt wirst, kaum daß ich dir den Rücken kehre.«

»Aber...«

Die ausdruckslosen Augen ließen ihn erstarren. »Das ist beschlossene Sache. Du kommst mit ostwärts.« Er warf Spinkser einen raschen Blick zu. »Du gehst, wohin du willst.«

Er schritt über die Lichtung, um sein Bündel und seinen Stock einzusammeln. Jair stand unschlüssig und schaute hinter ihm her. Sollte er dem Mann die Wahrheit sagen oder nach Osten ziehen? Aber andererseits, welchen Unterschied würde es machen, wenn er Garet Jax die Wahrheit anvertraute? Der Waffenmeister würde ihn in jedem Falle kaum zurückbringen.

»Na, denn viel Glück, Junge.« Spinkser stand vor ihm und wirkte nicht so glücklich. »Und nichts für ungut, hoffe ich.«

Jair starrte ihn an. »Wohin gehst du?«

»Welche Rolle spielt das schon?« Der Gnom warf Garet Jax einen giftigen Blick zu. Dann zuckte er mit den Schultern. »Schau, mit ihm bist du besser dran als mit mir. Ich hätte schon längst meiner eigenen Wege ziehen sollen.«

»Ich habe nicht vergessen, daß du mir geholfen hast, Spinkser — während des ganzen Marsches«, beeilte sich Jair zu versichern. »Und ich glaube, du hättest mir wieder geholfen, wenn es notwendig gewesen wäre.«

»Na, da täuschst du dich«, fiel der Gnom ihm ins Wort. »Die Tatsache, daß ich Mitleid mit dir hatte, heißt nicht... Schau, ich hätte dich dem Wandler ebenso rasch ausgeliefert wie Spilk, weil es das Gescheiteste gewesen wäre. Du und dieser Waffenmeister, ihr habt nicht die geringste Ahnung, was da auf dich zukommt.«

»Ich sah doch, wie du mit dem Messer dastandest, als der andere Gnom auf mich zustürzte!« erklärte Jair hartnäckig. »Und was ist damit?«

Spinkser schnaubte und wandte sich ärgerlich ab. »Wenn ich nur einen Funken Verstand besäße, hätte ich dich ihm überlassen. Weißt du, was ich mir da selbst angetan habe? Jetzt kann ich nicht einmal mehr ins Ostland zurück. Der Gnom, der fortgelaufen ist, wird ihnen alles erzählen, was ich getan habe! Oder Spilk, wenn er sich erst einmal befreit hat!« Er warf die Hände in die Höhe. »Nun, wen kümmert es? Mein Land jedenfalls kaum. Dorthin gehöre ich nicht; schon seit Jahren nicht mehr. Wandler kann man nicht damit behelligen, einen jämmerlichen Gnomen zu jagen. Ich werde eine Zeitlang in den Norden gehen, oder vielleicht nach Süden, in die Städte, damit die Dinge einfach ihren Lauf nehmen.«

»Spinkser...«

Der Gnom wirbelte plötzlich herum, seine Stimme war nur ein Zischen. »Aber der dort — der ist auch nicht besser als ich!« Er deutete mit Unmut auf Garet Jax, der am Teich trank. »Behandelt mich, als wäre alles meine Schuld — als wäre ich dafür verantwortlich! Ich wußte ja nicht einmal etwas von dir! Ich kam, den Druiden zu jagen! Es hat mir nicht gefallen, dich aufzuspüren und zu den Mordgeistern zu verschleppen.«

»Spinkser, nun warte doch eine Minute!« Die Erwähnung der Mordgeister erinnerte den Talbewohner an etwas, das er über seiner Erleichterung, befreit zu sein, fast vergessen hätte. »Was ist eigentlich mit dem Wandler, den wir auf der anderen Seite der Schwarzen Eichen treffen sollten?«

Spinkser war verärgert, daß seine Haßtirade unterbrochen wurde. »Was soll mit ihm sein?«

»Er wird wohl immer noch dort sein, oder?« fragte Jair ruhig.

Der Gnom zögerte und nickte dann. »Ich verstehe, was du meinst. Ja, er wird noch warten.« Er zog die Stirn kraus. »Nehmt einfach einen anderen Weg. Macht einen Bogen um ihn.«

Jair trat auf ihn zu. »Nehmen wir an, er beschließt, sich ihn vorzunehmen?« Er machte ein knappe Handbewegung in Garet Jaxens Richtung.

Spinkser zuckte mit den Schultern. »Dann gibt es einen Waffenmeister weniger.«

»Und mich auch nicht mehr.«

Sie sahen einander schweigend an. »Was willst du von mir, Junge?« fragte der Gnom schließlich.

»Komm mit uns.«

»Was?«

»Du bist Fährtensucher, Spinkser. Du kannst uns an dem Wandler vorbeiführen. Bitte, komm mit!«

Spinkser schüttelte heftig den Kopf. »Nein. Das ist Ostland. Dorthin kann ich nicht zurück. Jetzt nicht. Außerdem soll gerade ich euch nach Culhaven führen? Ich! Die Zwerge wären begeistert!«

»Nur bis zur Grenze, Spinkser«, bedrängte ihn Jair. »Dann gehst du deiner Wege. Mehr verlange ich gar nicht von dir.«

»Na, da bin ich dir aber von Herzen dankbar!« keifte der Gnom. Garet Jax kam näher, um sich wieder zu ihnen zu gesellen. »Sieh mal, welchen Sinn hat das Ganze? Der da würde mich ohnehin nicht dabeihaben wollen.«

»Das weißt du doch gar nicht«, meinte Jair hartnäckig. Er drehte sich um, als der Waffenmeister zu ihnen stieß. »Ihr äußertet vorhin, Spinkser könnte hingehen, wohin er wollte. Sagt ihm, daß er auch mit uns kommen kann.«

Garet Jax betrachtete den Gnomen. Dann sah er wieder zu Jair.

»Er ist Fährtensucher«, erklärte Jair. »Er könnte uns helfen, den Wandlern aus dem Weg zu gehen. Er könnte für uns eine sichere Route nach Osten ausfindig machen.«