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»Ich habe mit ihm gesprochen«, beharrte Jair. »Und ebenso mein Vater. Er half meinem Vater und einem Elfenmädchen, vor den Dämonen nach Arborlon zu fliehen.«

Browork betrachtete ihn immer noch eingehend. »Ich kenne deinen Vater, junger Mann. Er kam nach Arborlon, um den Elfen bei ihrem Kampf gegen die Dämonen beizustehen. Gerüchte besagten, er wäre der Besitzer der Elfensteine, wie du auch berichtet hast. Aber du gibst an, du hättest die Elfensteine aus eurem Haus mitgenommen und dann dem König vom Silberfluß geschenkt?«

»Im Austausch gegen Zauberkräfte, die ich brauchen konnte«, bestätigte Jair schnell. »Für einen Wunsch zu Brins Rettung. Für den Sehkristall, um sie zu finden. Und für Kraft für jene, die mir beistehen würden.«

Broworks Blick wanderte nun zu Garet Jax. Der Waffenmeister nickte. »Ich habe den Kristall gesehen, von dem er spricht. Es ist Zauberei. Er zeigte uns das Gesicht des Mädchens — das er als seine Schwester bezeichnet.«

Der als Edain Elessedil vorgestellte Elf sprang plötzlich auf. Er war groß und hellhäutig, und das blonde Haar reichte ihm bis auf die Schultern. »Mein Vater hat mir oft von Wil Ohmsford erzählt. Er hat immer betont, er sei ein ehrenwerter Mann. Ich kann mir nicht vorstellen, daß ein Sohn von ihm etwas anderes als die Wahrheit sprechen könnte.«

»Falls er nicht Phantasie mit Wirklichkeit verwechselt«, schränkte einer vom Rat ein. »Diese Geschichte ist schwer zu schlucken.«

»Aber die Wasser des Flusses sind wirklich faul geworden«, gab ein anderer zu bedenken. »Wir wissen alle, daß die Mordgeister es irgendwie vergiften, um uns zu vernichten.«

»Wie du sagst, ist das allgemein bekannt«, gab der erste zurück. »Das beweist kaum etwas.«

Andere Stimmen wurden nun laut und stritten über die Glaubwürdigkeit von Jairs Erzählung. Browork riß mit einem Ruck den Kopf hoch.

»Ruhe, Älteste! Überlegt, was wir tun sollen!« Er wandte sich wieder an Jair. »Dein Auftrag, falls das stimmt, erfordert, daß wir dir Hilfe zuteil werden lassen. Ohne diese Hilfe kannst du es nicht schaffen, Talbewohner. Ganze Gnomenheere trennen dich von dem, was du suchst, jenem Ort, den du Himmelsbrunnen nennst. Versteh auch, daß keiner von uns jemals dort gewesen ist oder die Quelle der Wasser vom Silberfluß gesehen hat.« Er schaute sich nach Bestätigung um; Köpfe nickten, und keiner widersprach. »Um dir also zu helfen, müssen wir erst von dem überzeugt sein, was wir tun sollen. Wir müssen daran glauben. Wie sollen wir etwas glauben, von dem wir keine persönliche Kenntnis besitzen? Woher sollen wir wissen, ob du uns die Wahrheit sagst?«

»Ich würde nicht lügen«, erklärte Jair hartnäckig und errötete.

»Vielleicht nicht wissentlich«, grübelte der Älteste. »Trotzdem sind nicht alle Lügen beabsichtigt. Manchmal ist das, was wir für die Wahrheit halten, nur eine Falschheit, die uns täuscht. Vielleicht ist das hier auch der Fall. Vielleicht...«

»Vielleicht vergeuden wir genügend Zeit mit Reden darüber, bis es zu spät ist, Brin zu retten!« Jair verlor nun die Geduld. »Ich bin in nichts getäuscht worden! Was ich hier erzähle, hat sich so zugetragen!«

Die Stimmen murmelten mißbilligend, doch Browork machte sogleich Zeichen, daß man Ruhe geben sollte. »Zeig uns diesen Beutel Silberstaub, damit wir etwas Zutrauen fassen können zu dem, was du sagst«, befahl er.

Der Talbewohner starrte ihn hilflos an. »Das wird Euch nichts nutzen. Der Staub sieht aus wie gewöhnlicher Sand.«

»Sand?« Eines der Ratsmitglieder schüttelte voller Unmut den Kopf. »Wir verplempern unsere Zeit, Browork.«

»Dann laß uns wenigstens den Kristall sehen«, seufzte Browork. »Oder beweis uns auf andere Art, daß deine Erzählung der Wahrheit entspricht«, schlug ein anderer vor.

Jair fühlte, wie ihm die Chance, die Zwerge von irgend etwas zu überzeugen, zwischen den Fingern zerrann. Wenige vom Rat, wenn überhaupt welche, schenkten ihm Glauben. Sie hatten weder Allanon noch Brin zu Gesicht bekommen; keiner von ihnen hatte jemals von einem gehört, der mit dem König vom Silberfluß gesprochen hatte; wie es ihm vorkam, glaubten, sie nicht einmal an die Existenz einer solchen Person. Und jetzt erzählte er ihnen, er hätte die Elfensteine für Zauberkräfte weggegeben, die man nicht einmal sehen konnte.

»Wir vergeuden unsere Zeit«, murrte der erste Älteste noch einmal.

»Sollen andere den Talbewohner befragen, während wir mit unseren Geschäften fortfahren«, meinte ein anderer.

Wieder erhoben sich die Stimmen, und diesmal übertönten sie Broworks Bitten um Ruhe. Fast einstimmig forderten die Zwerge des Rates und im Saal, die Angelegenheit ohne weiteren Verzug zu vertagen.

»Das hätte ich dir voraussagen können«, flüsterte Spinkser ihm plötzlich von hinten zu.

Jair wurde tiefrot vor Wut. Er hatte einen zu weiten Weg und zu viele Anstrengungen hinter sich gebracht, um sich nun abwimmeln zu lassen. Gib uns Beweise, forderten sie. Damit wir glauben können.

Nun, er wußte, wie er sie dazu bringen würde!

Plötzlich trat er vor, richtete die Arme weit in die Höhe und deutete dann in die Dunkelheit des Ganges, der von seinem Standort aus nach hinten führte. Die Geste war so dramatisch, daß die Stimmen auf der Stelle verstummten, und alle Blicke sich umwandten. Dort war nichts, nichts als Finsternis...

Dann sang Jair, sang rasch und schrill das Wunschlied, und aus dem Nichts der Luft tauchte eine hohe, schwarze Gestalt in Umhang und Kapuze.

Die Gestalt war Allanon.

Alle Versammelten stöhnten auf. Schwerter und lange Messer wurden aus Scheiden gerissen, Männer sprangen von den Bänken, um sich gegen diesen Geist zu verteidigen, der aus dem Dunkel aufgetaucht war. In der Kapuze reckte sich ein dunkles, mageres Gesicht zum Licht, und sein Blick heftete sich auf die Männer des Rates. Dann verstummte Jairs Lied, und der Druide war verschwunden.

Jair wandte sich wieder zu Browork um. Der Zwerg machte große Augen. »Glaubt Ihr mir nun?« fragte der Talbewohner gelassen. »Ihr sagtet, Ihr würdet ihn kennen; Ihr behauptet, Ihr hättet mit ihm bei Arborlon gekämpft. War das der Druide?«

Browork nickte langsam. »Das war Allanon.«

»Dann wißt Ihr, daß ich ihn gesehen habe«, erklärte Jair.

Alle Versammelten wandten ihren Blick nun wieder dem Talbewohner zu und fühlten sich unbehaglich und erschreckt angesichts des Geschehenen. Jair hörte Spinkser hinter sich kichern, es war ein leises, nervöses Lachen. Aus dem Augenwinkel sah er gerade noch Garet Jax. Der Waffenmeister hatte einen neugierigen, fast überraschten Gesichtsausdruck.

»Ich habe die Wahrheit gesprochen«, versicherte Jair Browork. »Ich muß in den unteren Anar und den Himmelsbrunnen finden. Dort wird Allanon zusammen mit meiner Schwester sein. Nun entscheidet Euch — werdet Ihr mir helfen oder nicht?«

Browork schaute die Ältesten an: »Was meint ihr?«

»Ich glaube ihm«, äußerte ein alter Mann ruhig.

»Aber es könnte ein Trick sein!« meinte ein anderer. »Es könnte das Werk der Mordgeister sein!«

Jair schaute sich schnell um. Ein paar Köpfe nickten zustimmend. Im rauchigen Schein der Öllampen umwölkten Mißtrauen und Angst viele Blicke.

»Ich finde, die Gefahr ist zu groß«, gab ein anderer Ältester zu bedenken.

Browork erhob sich. »Wir sind verpflichtet, jedem Hilfe zu gewähren, der nach der Vernichtung der Mordgeister strebt«, erklärte er, und seine blauen Augen waren schnell und hart. »Dieser Talbewohner hat uns berichtet, daß er mit anderen zum gleichen Zweck in gleicher Absicht verbündet ist. Ich glaube ihm. Ich finde, wir sollten alles tun, was in unserer Macht steht, um seine Mission zu unterstützen. Ich rufe euch zur Abstimmung, Älteste. Hebt die Hand, wenn ihr meinen Antrag befürwortet.«

Browork reckte die Hand weit in die Höhe. Ein weiteres halbes Dutzend Ratsmitglieder tat es ihm nach. Doch die Gegenstimmen ließen sich nicht so leicht zum Schweigen bringen.

»Das ist Wahnsinn!« rief einer. »Wer soll sie begleiten? Sollen wir Männer vom Dorf abkommandieren, Browork? Wer soll denn mit auf diese Suche, der du so unbedacht deinen Segen gegeben hast? Ich verlange Freiwillige, wenn es schon sein muß!«