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Irgendwie verfehlte es sein Ziel. Allanon war schneller als sein Angreifer und schlüpfte so schnell zur Seite wie ein in die Nacht getauchter Schatten. Der Jachyra flog an dem Druiden vorbei und prallte bei seiner Landung hinter ihm auf die Erde. Er ließ sich kaum einen Augenblick Pause, wirbelte schon wieder herum und sprang sein Opfer ein zweites Mal an. Doch der Druide hatte bereits die Hände ausgestreckt, und blaues Feuer brach aus ihnen hervor. Die Flammen stießen in den Jachyra und schleuderten ihn mitten im Sprung zurück. Er landete als unförmige Masse am Boden, und immer noch prasselte das Feuer auf ihn nieder und trieb die Bestie mit seinen lodernden Flammen weiter zurück, bis sie mit einem Ruck an einer großen Eiche zum Stehen kam.

Erstaunlicherweise war der Jachyra fast augenblicklich wieder auf den Beinen.

„Gütige Geister!“ flüsterte Rone Leah.

Dann stürzte er wieder auf Allanon los, tauchte und wand sich an dem Druidenfeuer vorbei, das von den Fingern des anderen strömte. Wie von Sinnen warf er sich dem großen Mann mit der todbringenden Schnelligkeit einer Schlange entgegen. Das blaue Feuer prasselte auf ihn nieder, schleuderte ihn zur Seite, doch er erwischte den Druiden mit den Klauen der einen Hand und riß schwarze Kleider und Fleisch auf. Allanon taumelte zurück, zuckte unter der Wucht des Hiebes zusammen, und das Feuer erlosch zu Rauch. Im hohen Gras zehn Meter weiter rappelte der Jachyra sich wieder hoch.

Langsam umkreisten die beiden Widersacher einander. Der Druide streckte Arme und Hände vorsichtig vor sich aus, sein dunkles Gesicht war eine wütende Maske. Doch in den Gräsern, durch die er schritt, färbten seine Blutstropfen das dunkle Grün mit karmesinroten Streifen.

Der Jachyra verzog noch einmal die Schnauze zu einem bösen, irren Grinsen. Rauchfahnen ringelten sich von seiner rötlichen Haut empor, wo das Feuer sie versengt hatte, doch das Ungeheuer schien unverletzt. Stählerne Muskeln spannten sich bei jeder seiner Bewegungen in einem geschmeidigen, siegessicheren Totentanz, der sein potentielles Opfer verhöhnte.

Wieder griff er mit einem schnellen, geschmeidigen Sprung an, der ihn auf den Druiden prallen ließ, ehe der sein Feuer einsetzen konnte. Allanons Hände schlössen sich um die Handgelenke der Bestie und rissen sie hoch, so daß sie seinen Körper nicht erreichen konnte. Die krummen Zähne schnappten heftig um sich und versuchten, sich in den Hals des Mannes zu graben. Auf diese Weise ineinander verknotet, taumelten die beiden vor und zurück durch die Schlucht und versuchten, mit Drehen und Wenden sich dem anderen gegenüber einen Vorteil zu verschaffen.

Dann schleuderte der Druide den Jachyra mit gewaltigem Schwung nach hinten, riß ihn von den Füßen und schmetterte ihn zu Boden. Sofort schoß wieder blaues Feuer von seinen Fingern und umhüllte das Ungeheuer. Der Aufschrei des Jachyras war gellend und schrecklich, ein irres Kreischen, das die ganzen Wälder rings umher erstarren ließ. Schmerz klang aus diesem Schrei, doch ein Schmerz, der etwas unerklärlich Triumphierendes an sich hatte. Der Jachyra sprang von der Feuersäule, wand sich, um sich zu befreien, und seine mächtige, rote Gestalt dampfte und flackerte unter kleinen, züngelnden, blauen Flämmchen. Er wälzte sich endlos durch das Gras, kullerte blindlings wie von Sinnen und wurde von einem noch dunkleren Feuer verzehrt, das in seinem Innern brannte. Doch er kam wieder auf die Beine. Seine krummen Zähne blitzten, als er die Lefzen zurückzog, und seine gelben Augen funkelten hell und widerlich.

Er genießt den Schmerz, begriff Brin mit Entsetzen. Schmerz macht ihn nur noch stärker.

Hinter ihr schnaubten die Pferde, wichen zurück vom Geruch des Jachyras und zerrten an den Zügeln, die Rone Leah sicher in Händen hielt. Der Hochländer schaute besorgt zurück, rief den Tieren zu und versuchte vergeblich, sie zu beruhigen.

Noch einmal griff der Jachyra Allanon an, schoß und sprang durch die lodernde Flamme des Druidenfeuers, die sich in ihn hineinfraß. Er hatte mit reißenden Klauen schon fast die schwarz gekleidete Gestalt erreicht, doch wieder trat Allanon gerade noch rechtzeitig zur Seite, und das blaue Feuer schleuderte das Geschöpf in einem Energiestoß von sich.

Brin beobachtete das alles; der Kampf rief Übelkeit in ihr hervor, doch sie konnte den Blick nicht abwenden. Ein einziger Gedanke kreiste immer wieder durch ihr Denken. Der Jachyra war zu stark. Der Druide hatte so viele schreckliche Kämpfe ausgefochten und überlebt; er hatte es mit fürchterlichen Geschöpfen der schwarzen Magie aufgenommen. Aber der Jachyra war irgendwie anders. Er war ein Wesen, dem Leben und Tod nichts besagten und nichts bedeuteten, dessen Existenz bereits allen Naturgesetzen Hohn sprach — ein Geschöpf des Wahnsinns, der Raserei, der sinnlosen Zerstörung.

Ein ohrenbetäubendes Kreischen brach aus der Kehle des Jachyras, als das Ungeheuer sich erneut auf Allanon stürzte. Die Pferde scheuten erschreckt und rissen ihre Zügel aus Rones Händen los. Verzweifelt versuchte der Hochländer, sie wieder zu fassen zu bekommen. Doch im gleichen Augenblick, als die Pferde sich befreit hatten, galoppierten sie auch schon wild davon in Richtung der Wasserfälle. Innerhalb von Sekunden waren sie zwischen den Bäumen dahinter verschwunden.

Rone und Brin widmeten ihre Aufmerksamkeit wieder dem Kampf, der sich unten abspielte. Allanon hatte eine Feuerwand zwischen sich und seinem Angreifer errichtet, und die Flammen stießen wie Messer nach dem Jachyra, als der vergeblich durchzubrechen versuchte. Angestrengt hielt der Druide die Mauer aufrecht, indem er die Arme in starrer Konzentration ausgebreitet hielt. Dann plötzlich ließ er seine Arme in einer schwungvollen Bewegung herabsinken, und mit ihnen sank die Feuerwand. Wie ein Netz fiel sie über den Jachyra, und die Bestie wurde verschlungen. Für einen Augenblick verschwand sie ganz in einer tosenden Feuerkugel. Das Geschöpf drehte und wand sich, um zu entkommen , doch das Feuer umschloß es hartnäckig im Bann der Zauberkunst des Druiden. So sehr der Jachyra sich auch abmühte, er konnte sich nicht freikämpfen. Brins Hand faßte nach Rone. Vielleicht...

Doch dann schoß der Jachyra mit einem Satz fort von Allanon und der offenen Grasfläche der Klamm hinein in den Wald. Die Flammen hüllten ihn noch immer ein, doch das Feuer ließ bereits nach. Der Abstand zwischen dem Druiden und dem Ungeheuer war zu groß, und Allanon konnte seine Umklammerung nicht aufrecht erhalten. Mit einem Aufheulen warf sich das Monster in einen Kiefernbestand, zertrümmerte Stämme und Äste und steckte alles in Brand. Holz und Kiefernnadeln splitterten und loderten auf, Rauch quoll aus der Dunkelheit hervor.

Inmitten der Klamm ließ Allanon müde die Hände sinken. An ihrem Rand warteten Brin und Rone in absoluter Stille und starrten ins rauchige Dunkel, in dem die Bestie verschwunden war. Im Wald herrschte wieder Stille.

„Er ist fort“, flüsterte Rone schließlich.

Brin antwortete nicht. Sie wartete schweigend.

Einen Augenblick später rührte sich etwas in dem verbrannten, finsteren Kiefernstreifen. Brin fühlte, wie die Kälte, die sich in ihr breitgemacht hatte, deutlich mehr Biß bekam. Der Jachyra trat zwischen den Bäumen hervor. Er schob sich an den Rand der Klamm, das Maul breit zu dem scheußlichen Grinsen verzogen und mit funkelnden, gelben Augen.

Er war unverletzt.

„Was für eine Art Teufel ist das nur?“ flüsterte Rone Leah.

Der Jachyra näherte sich Allanon wieder mit heiserem, gierigem Keuchen. Aus seiner Kehle brach ein leises, hektisches Pfeifen, und er hob die Schnauze, als wittere er den Geruch des Druiden. Auf dem hohen Gras vor ihm sprenkelte eine Blutspur des großen Mannes das Grün mit hellem Scharlachrot. Der Jachyra blieb stehen. Langsam und bedächtig beugte er sich zu dem Blut hinab und machte sich daran, es von der Erde zu lecken. Das Pfeifen wurde vor Wohlbehagen plötzlich tiefer.