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Dann griff er an. Mit einer einzigen geschmeidigen Bewegung winkelte er die Beine unter sich an und warf sich Allanon entgegen. Die Hände des Druiden fuhren mit ausgestreckten Fingern empor — doch zu langsam. Das Geschöpf hing an ihm, ehe er das Feuer entfachen konnte. Sie stürzten ins hohe Gras und kullerten und drehten sich in unlösbarer Umklammerung. Der Angriff war so schnell erfolgt, daß das Ungeheuer auf Allanon lag, ehe Brins gellender Warnschrei an seine Ohren drang. Blaues Feuer flackerte an den Fingerspitzen des Druiden auf und versengte Handgelenke und Unterarme seines Angreifers, als diese zupackten, doch das Feuer tat keine Wirkung. Die Klauen des Jachyras gruben sich in Allanons Körper, zerfetzten Kleider und Haut und stießen bis auf Knochen vor. Der Druide warf den Kopf zurück, Schmerz überflutete das dunkle Gesicht — ein Schmerz, dem mehr zugrunde lag als körperliche Verletzung. Verzweifelt versuchte der Druide, die Bestie abzuschütteln, doch der Jachy ra lag zu dicht auf ihm, als daß er irgendwo hätte einen Hebelgriff ansetzen können. Klauen und Zähne rissen an Allanon, und der muskulöse Körper des monströsen Angreifers hielt sein Opfer fest auf den Boden gepreßt.

„Nein!“ schrie Rone Leah plötzlich.

Er riß sich von Brin los, die ihn festzuhalten suchte, stürzte sich in die Klamm und hielt die ebenholzschwarze Klinge seines großen Breitschwerts mit beiden Händen fest umfangen. „Leah! Leah!“ schrie er wie von Sinnen. Das Versprechen, das er dem Druiden gegeben hatte, war vergessen. Er konnte nicht einfach stehenbleiben und zusehen, wie Allanon starb. Er hatte ihn einmal gerettet. Vielleicht schaffte er es ein zweites Mal.

„Rone, komm zurück!“ rief Brin vergeblich hinter ihm her.

Einen Augenblick später stand Rone Leah bei den beiden Kämpfenden. Die dunkle Klinge des Schwertes von Shannara fuhr hoch, zuckte in funkelndem Bogen herab und schnitt tief in Schultern und Hals des Jachyras und zerschmetterte mit der Kraft der Magie Muskel und Knochen. Der Jachyra bäumte sich auf, ein erschrecktes Heulen brach aus seiner Kehle, und der rötliche Leib zuckte hoch, als wäre er von innen heraus gebrochen.

„Stirb, du Ungeheuer!“ schrie Rone wütend, als er Allanons zerschundenes, blutiges Gesicht darunter sehen konnte.

Doch der Jachyra starb nicht. Ein muskulöser Arm schwenkte heftig herum und schlug den Hochländer mit verblüffender Kraft quer übers Gesicht. Er flog zurück, seine Hände lösten den Griff um das Schwert von Leah. Sogleich griff der Jachyra ihn an und heulte die ganze Zeit über in irrer Begeisterung, als genösse er den heftigeren Schmerz auf irgendeine üble, unbegreifliche Weise. Er bekam Rone zu fassen, ehe der stürzte, packte ihn mit seinen Klauen und schleuderte ihn über die ganze Länge der Klamm, wo er als ein wirres Häufchen am anderen Ende liegenblieb.

Dann richtete sich der Jachyra auf. Die dunkle Klinge des Schwertes von Leah steckte noch tief in seinem Körper. Er griff nach hinten und zog das Schwert heraus, als hätte der Hieb nicht die geringste Wirkung auf ihn gehabt. Er zauderte einen Augenblick, während er sich die Klinge vor die gelben Augen hielt. Dann schleuderte er das Schwert von Leah von sich, in die Luft über den Wassern der Mangold-Fälle, in denen es dann versank und wie ein Stück Treibholz außer Sicht getragen wurde und in der schnellen St römung nur so hüpfte und kreiste.

Der Jachyra wirbelte zu dem gefallenen Allanon herum. Erstaunlicherweise war der Druide wieder auf den Beinen; seine Kleider waren zerfetzt und dunkel mit Blut befleckt. Als der Jachy ra ihn stehen sah, schien er völlig in Raserei zu verfallen. Er heulte vor Zorn auf und sprang.

Doch diesmal versuchte der Druide nicht, ihn zurückzuschlagen. Er erwischte den Jachyra mitten im Sprung, seine großen Hände schlössen sich wie ein Schraubstock um den Hals des anderen. Ohne die Krallen zu beachten, die an seinem Körper rissen, zwang er das Monster rückwärts zu Boden, und seine Hände drückten zu. Schreie erklangen aus des Jachyras verletzter Kehle, und der rötliche Körper wand sich wie eine aufgespießte Schlange. Die Hände des Druiden drückten weiter zu. Das Maul öffnete sich weit, Zähne schnappten und bissen in die Luft.

Dann ließen Allanons Hände unvermittelt los, und er stieß sie tief in das offene Maul. Von den geschlossenen Fingern schoß blaues Feuer nach unten. Zuckungen schüttelten den Jachyra, der wild um sich schlug. Das Druidenfeuer loderte durch seinen kräftigen Körper bis hinab in den Kern seines Seins. Nur einen Augenblick versuchte der Jachyra, sich loszureißen. Dann brach das Feuer überall aus ihm heraus, und er explodierte in einem gleißenden Blitz blauen Lichts.

Brin wandte sich ab und schützte die Augen mit der Hand gegen die Helligkeit. Als sie wieder hinschaute, kniete Allanon alleine auf einem Häufchen verkohlter Asche.

Brin ging zuerst zu dem bewußtlosen Rone, der zusammengekrümmt am Rand der Klamm lag und flach und leise atmete. Liebevoll legte sie ihn ausgestreckt hin und tastete vorsichtig Glieder und Körper nach Anzeichen auf Knochenbrüche ab. Sie fand keine, und eilte deshalb, sobald sie die Schnittwunden in Rones Gesicht gesäubert hatte, zu Allanon.

Der Druide kniete in der Asche, die von dem Jachyra übrig war, hielt die Arme eng um sich geschlungen und den Kopf auf die Brust gesenkt. Seine langen, schwarzen Gewänder waren zerfetzt und blutgetränkt.

Langsam kniete Brin sich neben ihn, und ein betroffener Ausdruck breitete sich über ihr Gesicht, als sie sah, was die Bestie ihm angetan hatte. Der Druide hob müde den Kopf und betrachtete sie aus harten Augen.

„Ich sterbe, Brin Ohmsford“, sagte er ruhig. Sie wollte den Kopf schütteln, aber er hob die Hand, um ihr Einhalt zu gebieten. „Hör mich an, Talmädchen. Es war vorhergesagt, daß dies geschehen würde. Der Schatten von Brimen, meinem Vater, hat es mir im Schiefertal prophezeit. Er sagte mir, ich müßte das Land verlassen und würde nicht wiederkehren. Und außerdem, daß es geschähe, ehe wir am Ziel unserer Suche angelangt wären.“

Er zuckte unter plötzlichen Schmerzen zusammen, und sein Gesicht spannte sich in Reaktion darauf an. „Ich dachte, ich könnte es vielleicht irgendwie umgehen. Aber die Mordgeister... sie fanden einen Weg, den Jachyra loszulassen, vielleicht im Wissen... oder zumindest in der Hoffnung, daß ich derjenige wäre, den er angreifen würde. Er ist eine Ausgeburt des Wahnsinns. Er schöpft Kraft aus seinen Schmerzen und den Schmerzen der anderen. In seiner Raserei verletzt er nicht nur den Körper sondern auch die Psy che. Dagegen gibt es keine Abwehr. Er hätte sich selbst in Stücke gerissen, nur um mich vernichtet zu sehen. Er stellt ein Gift dar...“

Er verschluckte sich an den Worten. Brin beugte sich und schluckte Kummer und Furcht hinab. „Wir müssen die Wunden verbinden, Allanon. Wir müssen...“

„Nein, Brin, es ist vorbei“, fiel er ihr ins Wort. „Mir kann niemand mehr helfen. Mein Schicksal muß sich gemäß der Vorhersage erfüllen.“ Er blickte langsam über die Klamm. „Aber du mußt dich um den Prinzen von Leah kümmern. Das Gift wird in ihm ebenfalls wirken. Er ist jetzt dein Beschützer — wie er es versprochen hat.“ Sein Blick wanderte zurück zu dem ihren. „Ich weiß, daß sein Schwert nicht verloren ist. Der Zauber wird das nicht zulassen. Es muß... seinen Weg zurück in sterbliche Hände finden... der Fluß wird es jenen Händen zutragen...“

Wieder verschluckte er sich an den Worten und kippte diesmal unter den heftigen Schmerzen seiner Verletzungen vornüber. Brin streckte die Hand aus und fing ihn auf, hielt ihn aufrecht und fest an sich gedrückt.

„Sprecht nicht mehr“, flüsterte sie mit Tränen in den Augen.

Langsam löste er sich von ihr und richtete sich auf. Blut klebte an ihren Händen und Armen, wo sie ihn gestützt hatte.

Ein schwaches, ironisches Lächeln zuckte über seine Lippen. „Die Mordgeister glauben, ich sei derjenige, den sie zu fürchten hätten — ich sei derjenige, der sie vernichten könnte.“ Er schüttelte langsam den Kopf. „Sie täuschen sich. Du besitzt die Macht dazu, Brin. Du bist diejenige, der... niemand standhalten kann.“