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Freiberg hob die Schultern. »Gut, dann nehme ich das auch.«

George holte eine braune Flasche aus dem Kühlschrank, öffnete sie und schenkte Freiberg ein Glas ein.

»Passt gut zu Brandy, weißt du«, sagte er zu Freiberg, als er ihm das Glas reichte.

Der Wissenschaftler nahm ihm das Glas wortlos ab, und George bezog wieder Posten an der Tür, wobei er die Arme vor der massigen Brust verschränkte wie ein professioneller Rausschmeißer.

»Hättest was wissen müssen?«, fragte Dan, nachdem er von seinem Getränk genippt hatte.

Freiberg machte eine ausladende Geste. »Dass du selbst hier draußen in der Pampa ein Leben im Luxus führst.«

Dan lachte. »Wenn es einen schon in die Wildnis verschlägt, kann man es sich wenigstens etwas gemütlich machen.«

»Es ist aber ziemlich warm hier drin«, beanstandete Freiberg.

Dan lächelte ihn an. »Du bist das Leben in der Wildnis gewohnt, Zack. Ich nicht.«

»Ja, stimmt wohl.« Freiberg warf einen Blick auf das Gemälde über Dans Kopf: Ein kleines Mädchen stand unter einem Banyan-Baum. »Ist das echt?«

»Holoprint«, sagte Dan. »Ein Vickrey.«

»Schön.«

»Wo lebst du denn hier draußen?«

»In einem Zelt«, sagte Freiberg.

»Das habe ich mir gedacht«, sagte Dan mit einem Nicken.

»Es ist ein ziemlich gutes Zelt, was man von einem Zelt halt erwarten kann, aber es ist kein Vergleich damit.« Er ließ anerkennend den Blick über den Essbereich schweifen. »Wie viele Räume gibt es hier noch?«

»Nur noch zwei: ein Büro und ein Schlafzimmer. Natürlich mit einem Doppelbett.«

»Natürlich.«

»Du wirst gut darin schlafen — es ist deins.«

»Der Holoprint?«

»Das Wohnmobil. Das ganze Geraffel. Ich werde am späten Nachmittag abreisen. Wenn du jemanden auftreibst, der George und mich zum Flugplatz fährt, kannst du das Ding behalten.«

»Kannst du dir es überhaupt leisten, es herzugeben?«, platzte Freiberg heraus. Er war bass erstaunt. »Nach dem, was ich gehört habe…«

»Für dich, Zack«, fiel Dan ihm ins Wort, »gebe ich den letzten Penny. Wenn es sein muss.«

Freiberg schaute verschmitzt. »Du willst mich bestechen.«

»Ja. Wieso nicht?«

»In Ordnung«, sagte der Wissenschaftler mit einem entsagungsvollen Seufzer. »Zeig mir diesen Plan, den du erwähnt hast.«

»He, George«, rief Dan, »bring mir doch bitte mal das Notebook.«

Nach einer guten Stunde schaute Freiberg vom Notebook-Monitor auf und sagte: »Ich bin zwar kein Raketeningenieur und habe nur rudimentäre Kenntnisse über Fusionsreaktoren, aber ich vermag in diesem Konzept keinen offensichtlichen Fehler zu finden.«

»Glaubst du, dass es funktionieren würde?«, fragte Dan gespannt.

»Woher, zum Teufel, soll ich das wissen?«, blaffte Freiberg ihn an. »Wieso bist du den ganzen Weg hierher gekommen, um meine Meinung über etwas einzuholen, von dem du weißt, dass es außerhalb meines Fachgebiets liegt?«

Dan zögerte für einen Moment und sagte dann: »Weil ich dir vertraue, Zack. Dieser Humphries ist ein aalglatter Typ. Alle Experten, mit denen ich mich in Verbindung gesetzt habe, sagen zwar, dass diese Fusionsrakete fliegen würde, aber woher weiß ich denn, dass er sie nicht gekauft hat? Er hat irgendetwas in der Hinterhand, eine versteckte Agenda, und diese Idee mit der Fusionsrakete ist nur die Spitze des Eisbergs. Ich glaube, er will sich Astro schnappen.«

»Das ist ein toller Metaphern-Mix«, sagte Freiberg mit einem widerstrebenden Grinsen.

»Stör dich nicht an der Semantik. Ich traue Humphries nicht. Aber ich traue dir.«

»Dan, meine Meinung zählt hier überhaupt nicht. Ebenso gut könntest du George oder die Köchin fragen.«

Dan beugte sich vor und sagte: »Du kennst die richtigen Leute, Zack. Du könntest die Experten kontaktieren, mit denen Humphries zu tun hatte, und ihnen auf den Zahn fühlen. Du könntest mit anderen Leuten sprechen, den wirklichen Spezialisten auf diesem Gebiet und ihre Meinung einholen. Sie würden mit dir sprechen, Zack, und sie würden sich auch verständlich ausdrücken. Du könntest…«

»Dan«, sagte Freiberg kühl, »ich versuche bereits, sechsunddreißig Stunden am Tag zu arbeiten.«

»Ich weiß«, sagte Dan. »Ich weiß.«

Freiberg hatte sich ganz der Anstrengung verschrieben, die Treibhausgas-Emissionen zu reduzieren, die weltweit von den mit fossilen Brennstoffen betriebenen Kraftwerken, Fabriken und Kraftfahrzeugen ausgestoßen wurden.

Angesichts der katastrophalen Klimaänderungen aufgrund des Treibhauseffekts versuchten die Nationen der Welt verspätet und widerstrebend das Ruder herumzureißen. Unter der Führung des Globalen Wirtschaftsrats versuchten die Hersteller auf der ganzen Welt verzweifelt, Automobile und andere Fahrzeuge auf Elektromotoren umzustellen. Dazu musste jedoch die globale Energieerzeugungs-Kapazität verdreifacht werden, und Kraftwerke auf der Basis fossiler Brennstoffe waren eben schneller und kostengünstiger zu bauen als Kernkraftwerke. Es gab immer noch beträchtliche Ölvorräte, und die Kohlevorräte waren noch einmal um ein Vielfaches größer. Kraftwerke auf der Basis der Kernspaltung kamen nicht infrage, weil die Öffentlichkeit Angst vor Kernenergie hatte. Und die Fusionsgeneratoren steckten noch in den Kinderschuhen und stießen ebenfalls auf den erbitterten Widerstand der Öffentlichkeit, für die alles ›Atomare‹ ein rotes Tuch war.

Also wurden immer mehr mit fossilen Brennstoffen betriebene Kraftwerke gebaut, vor allem in den aufstrebenden Industrienationen wie China und Südafrika. Der GEC bestand darauf, dass neue Kraftwerke die Kohlendioxid-Emissionen abschieden, das gefährliche Treibhausgas sammelten und es in den Untergrund pumpten.

Zachary Freiberg hatte sein Leben der Aufgabe gewidmet, das Treibhaus-Desaster abzumildern. Er hatte sich als Chef-Wissenschaftler bei Astro Manufacturing auf unbestimmte Zeit beurlauben lassen und reiste als Leiter großer Bauprojekte um die Welt. Seine Frau hatte ihn verlassen, die Kinder hatte er seit über einem Jahr nicht mehr gesehen und sein Privatleben war ein Scherbenhaufen. Aber er verspürte eben den Drang, nach besten Kräften bei der Verlangsamung des Treibhauseffekts mitzuhelfen.

»Wie sieht's aus?«, fragte Dan.

Freiberg schüttelte den Kopf.

»Es ist wie ein Tropfen auf den heißen Stein. Es gelingt uns einfach nicht, die Treibhaus-Emissionen signifikant zu reduzieren.«

»Aber ich dachte…«

»Wir reißen uns den Arsch auf… wie lange geht das schon so? Zehn Jahre. Alles für die Katz. Als wir anfingen, wurden durch die Verbrennung fossiler Brennstoffe jährlich sechs Milliarden Tonnen Kohlendioxid in die Luft geblasen. Weißt du, wie viel es heute ist?«

Dan schüttelte den Kopf.

»Fünf komma drei Milliarden Tonnen«, sagte Freiberg fast zornig.

Dan grunzte.

Freiberg zeigte durchs Fenster auf die vorbeirumpelnden riesigen Laster und knurrte: »Yamagata versucht, die ganze Flotte auf Elektrizität umzustellen, aber die Chinesen fahren noch immer mit Diesel. Manche Leute scheren sich einen Dreck darum! Die Russen sprechen schon davon, das so genannte ›jungfräuliche Land‹ in Sibirien zu kultivieren, wo der Permafrost schmilzt. Sie wollen die Region in eine neue Kornkammer wie die Ukraine verwandeln.«

»Dann hätte das Ganze vielleicht doch noch ein Gutes«, murmelte Dan.

»Das ist für den Arsch«, echauffierte Freiberg sich. »Die Weltmeere erwärmen sich immer noch, Dan. Wenn es uns nicht gelingt, den Temperaturanstieg zu stoppen und das im Permafrost eingelagerte Methan freigesetzt wird…«

Dan wollte zu einer Antwort ansetzen, doch Freiberg ließ ihn nicht zu Wort kommen. »Weißt du eigentlich, wie viel Methan im Permafrost gebunden ist? Zweimal zehn hoch sechzehn Tonnen. Zwanzig Trilliarden Tonnen! Der dadurch bewirkte Temperaturanstieg würde das ganze Eis in Grönland und der Antarktis zum Schmelzen bringen. Überhaupt jeden Gletscher auf der Welt. Wir würden alle ersaufen.«