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»Wir stehen im Moment in Kontakt mit drei Mitarbeitern der Telefongesellschaft, die nichts anderes tun, als die Signale von Toowoombas Handy zu verfolgen. Wir können gerne eine offene Leitung hierher schalten. Vorläufig empfangen wir nur simultane Signale von zwei Stationen, und der Bereich deckt die ganze City, den Hafen und halb Woolloomoooloo ab. Die gute Nachricht aber ist, daß er sich bewegt«, fuhr Yong fort.

»Und wir warten jetzt auf ein bißchen Glück«, sagte Harry.

»Wir hoffen, daß wir aus einem der kleinen Bereiche Signale empfangen, die von drei oder mehr Stationen abgedeckt werden. Gelingt uns das, können wir sofort mit allen Zivilfahrzeugen ausrücken, und dann dürfen wir uns eine gewisse Hoffnung machen, ihn zu finden.«

Wadkins sah nicht überzeugt aus.

»So, er hat also im Laufe der letzten anderthalb Stunden telefoniert, und beide Male wurden die Signale von Basisstationen in Sydney aufgefangen?« fragte er. »Und wir sind jetzt abhängig davon, daß er weiter sein blödes Telefon benutzt, um ihn zu finden? Und was, wenn er nicht telefoniert?«

»Wir können ihn doch anrufen?« schlug Lebie vor.

»Genau!« sagte Wadkins. Er war aufgebracht und hatte rote Flecken im Gesicht. »Eine Superidee! Wir rufen ihn jede Viertelstunde an und geben uns als Rotkäppchen und die liebe Großmutter aus! Und nur, um ihm klarzumachen, daß es vielleicht nicht schlau ist, sein Telefon zu benutzen?«

»Das ist nicht nötig«, sagte Yong. »Er braucht nicht zu telefonieren.«

»Wie …«

»Es reicht, daß sein Telefon eingeschaltet ist«, sagte Harry.

»Toowoomba ist sich ganz offensichtlich nicht darüber im klaren, aber solange ein Handy nicht abgeschaltet ist, sendet es automatisch jede halbe Stunde kleine Signale aus. Einfach um zu zeigen, daß es noch empfangsbereit ist. Diese Signale werden von den Basisstationen genauso empfangen wie richtige Gespräche.«

»Dann …«

»Dann schalten wir also diese offene Leitung hierher, kochen Kaffee, setzen uns hin und hoffen.«

21

Ein gutes Ohr, eine linke Gerade und drei Schüsse

Eine metallische Stimme erklang durch das an einen Lautsprecher angeschlossene Telefon:

»Wir empfangen sein Signal an Basisstation 3 und 4.«

Yong zeigte auf die Karte von Sydney, die an der Tafel aufgehängt worden war. Dort waren numerische Kreise eingezeichnet, die die Deckungsbereiche der einzelnen Basisstationen angaben.

»Pyrmont, Glene und ein Stück von Baimain.«

»Scheiße!« sagte Wadkins. »Ein zu großes Gebiet. Wieviel Uhr ist es? Hat er versucht, bei sich zu Hause anzurufen?«

»Es ist sechs Uhr«, sagte Lebie. »Er hat in der letzten Stunde zweimal versucht, in seiner Wohnung anzurufen.«

»Er wird bald ahnen, daß da etwas faul ist«, sagte McCormack und stand wieder auf.

»Noch nicht«, sagte Harry leise. Er hatte während der letzten zwei Stunden still und ruhig auf einem Stuhl ganz hinten an der Wand gesessen.

»Etwas Neues vom Wetterbericht?« fragte Wadkins.

»Nur, daß es noch schlimmer werden soll«, sagte Lebie. »In der Nacht soll der Sturm noch schlimmer werden, Orkanböen.«

Die Minuten rannen ihnen durch die Finger. Yong holte neuen Kaffee.

»Hallo!« Die Stimme aus dem Telefon meldete sich.

Wadkins sprang auf. »Ja?«

»Der Abonnent hat soeben ein Gespräch begonnen. Wir haben sein Signal in den Stationen 3, 4 und 7 aufgefangen.«

»Warten Sie!« Wadkins warf einen Blick auf die Karte. »Das bedeutet ein Stück von Pyrmont und Darling Harbour, nicht wahr?«

»Richtig.«

»Scheiße! Wenn doch noch ein bißchen an den Stationen 9 oder 10 aufgefangen worden wäre, dann hätten wir ihn!«

»Wenn er sich nicht bewegen würde, ja«, sagte McCormack. »Wen hat er angerufen?«

»Die Störungsstelle der Telefongesellschaft«, sagte die metallische Stimme. »Er wollte wissen, was für ein Problem es mit seiner Nummer gibt.«

»Scheiße, Scheiße, Scheiße!« Wadkins hatte einen krebsroten Kopf. »Er entwischt uns! Wir müssen Alarm schlagen! Mit Mann und Maus ausrücken!«

»Halt's Maul!«. Es wurde plötzlich still. »Entschuldigen Sie die Wortwahl, Sir«, sagte Harry. »Aber ich schlage vor, daß wir auf das nächste Signal warten, bevor wir etwas überstürzen.«

Wadkins starrte Harry mit hervorstehenden Augen an.

»Holy hat recht«, sagte McCormack. »Setzen Sie sich, Wadkins. In weniger als einer Stunde wird die Telefonsperre aufgehoben. Das heißt, wir werden ein oder maximal zwei Signale von Toowoomba empfangen, bis er herausbekommen wird, daß nur sein Telefon blockiert ist. Pyrmont und Darling Harbour sind nicht gerade große Gebiete, aber wir reden hier immerhin von den Teilen der City, in denen abends und nachts die meisten Menschen sind. Einen Haufen Wagen dorthin zu schicken, würde nur zu einem gewaltigen Chaos führen, in dem Toowoomba verschwinden könnte. Wir warten.«

Zehn nach halb sieben ertönte eine neue Mitteilung durch den Lautsprecher.

»Das Signal wird noch immer von den Stationen 3, 4 und 7 aufgefangen.«

Wadkins stöhnte.

»Danke«, sagte Harry und schaltete den Lautsprecher ab. »Das gleiche Gebiet wie beim letzten Mal, das kann bedeuten, daß er sich nicht mehr bewegt. Also, wo kann er sein?«

Sie stellten sich vor die Karte.

»Vielleicht trainiert er«, sagte Lebie.

»Eine gute Idee!« meinte McCormack. »Gibt es da in der Gegend einen Boxclub? Weiß jemand, wo er normalerweise trainiert?«

»Ich überprüfe das, Sir«, sagte Yong und verschwand durch die Tür.

»Andere Vorschläge?«

»In der Gegend gibt es ja massenhaft Touristenattraktionen, die den ganzen Abend geöffnet sind«, schlug Lebie vor. »Vielleicht ist er in den chinesischen Gärten.«

»Bei dem Wetter wird er sich wohl eher drinnen aufhalten«, sagte McCormack.

Yong kam zurück und schüttelte den Kopf.

»Ich habe seinen Trainer angerufen. Er wollte zuerst nichts sagen, also hab ich gesagt, ich sei Polizist. Sein Trainingslokal liegt draußen in Bondi Junction.«

»Na wunderbar!« fluchte Wadkins. »Was meinst du, wie lange es dauert, bis sein Trainer Toowoombas Handynummer wählt, um zu fragen, warum zum Teufel er von der Polizei gesucht wird?«

»Es wird brenzlig«, sagte Harry. »Ich rufe Toowoomba an.«

»Um zu sehen, wo er ist?« sagte Wadkins.

»Um zu sehen, was passiert«, erwiderte Harry und nahm den Telefonhörer. »Lebie, check noch einmal ab, ob das Tonbandgerät auch läuft, und alle halten jetzt die Klappe!«

Alle erstarrten. Lebie warf einen Blick auf das alte Aufzeichnungsgerät, nickte mit dem Kopf und machte ein Zeichen mit dem Daumen. Harry schluckte. Seine Finger fühlten sich auf der Tastatur ganz taub an. Es klingelte dreimal, bevor Toowoomba antwortete.

»Hallo?«

Stimmen … Harry hielt den Atem an. Im Hintergrund waren Menschen zu hören.

»Wer ist am Apparat?« fragte Toowoomba leise.

Im Hintergrund war ein Geräusch zu hören, gefolgt von fröhlichem Kinderlachen. Dann hörte er Toowoombas tiefes, ruhiges Lachen.

»Aber nein, bist du das, Harry? Das ist ja witzig, daß du jetzt anrufst, ich habe nämlich gerade an dich gedacht. Mit meinem Telefon zu Hause scheint etwas nicht in Ordnung zu sein, und ich frage mich, ob du nicht etwas damit zu tun hast. Ich hoffe doch, ich irre mich da, Harry?«

Da war noch ein Geräusch. Harry konzentrierte sich, aber es gelang ihm nicht, es zu identifizieren.