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„Ihr werdet Euch nicht allein mit ihr schlagen müssen, sondern im Bündnis mit dem mächtigen eisernen Ritter Tilli-Willi. Er ist sehr stark, aber wie soll ich's Euch sagen", das Mädchen suchte nach den passenden Worten, „ihm fehlt noch Flinkheit und Geschicklichkeit, um Arachna zu besiegen." Nach dieser Erklärung sagte der Adler: „Wir wollen keine Zeit mit Worten verlieren und lieber aufbrechen. Du brauchst nicht auf diesem Lappen zu fliegen, auf meinem Rücken ist es viel bequemer. Nur weiß ich nicht, wie du auf meinen Rücken steigst - in unserem Adlertal gibt es nämlich keine Leitern." „Das soll Euch keine Sorge machen", lächelte Ann. Sie setzte sich auf den Teppich, nahm Arto auf die Knie und sagte leise: „Teppich, Teppich, heb mich auf den Rücken des Karfax!"

Im selben Augenblick saß das Mädchen mit dem Hündchen dort, wo sie es gewünscht hatte.

„Oh, dieser Lappen scheint doch noch zu etwas gut zu sein", wunderte sich der Adler. Er befahl seinem Jungen, artig auf die Rückkehr der Mutter zu warten, die nach Beute ausgeflogen war, und erhob sich geräuschvoll in die Luft.

DIE SCHLACHT DER RIESEN

Die Ankunft Karfax' im Lager Charlie Blacks bewies, daß Ann ihren wichtigen Auftrag erfüllt hatte. Als der kleine Teppich sie vom Rücken des Adlers zur Erde getragen hatte, streckte sie Tim die Zunge heraus und frohlockte: „Jetzt staunst du, was?" „Ich gebe mich geschlagen", brummte Tim.

Charlie Black und sein kleiner Trupp begrüßten freudig den Riesenadler. Tilli-Willi sagte höflich: „Es freut mich, Euch zu sehen, ehrwürdiger Vogel! Ich hoffe, wir beide werden der bösen Hexe den Garaus machen!" Karfax war überrascht über das grimmige Gesicht des eisernen Riesen, doch als kluger und höflicher Vogel ließ erJls sich nicht anmerken und lobte sogar dessen große schräge Augen. „Die sehen wahrscheinlich ausgezeichnet", sagte der Adler, worüber Tilli-Willi sehr stolz war. „Ich bin eine außergewöhnliche Schönheit, bei allen Eisbergen!" rief er strahlend. „Das weiß jedermann im Zauberland." Jetzt, wo die ganze Streitmacht beisammen war, konnte man die Kampfhandlungen aufnehmen. Doch bevor der Zug zur Höhle Arachnas aufbrach, mußte man sich vergewissern, ob die Hexe noch dort war. Den letzten Kundschafterauftrag erhielt Tim, obwohl Ann ihm diesen strittig machte. Doch da sie von niemandem, Arto nicht ausgenommen, unterstützt wurde, mußte sie sich dreinfinden. Tim und Arto flogen mit dem kleinen Zauberteppich davon und kehrten nach zwei Stunden enttäuscht zurück. Die Hexe sei verschwunden, meldete der Junge. Er hatte versucht, berichtete er, wenigstens einen der Zwerge aufzustöbern, um ihn auszufragen, doch es war, als hätte der Erdboden sie alle verschlungen. Nichtsdestoweniger war das Unternehmen nicht ganz nutzlos gewesen, denn Arto sagte, wenn man ihm gestatte, die Spur aufzunehmen, werde er die Hexe bestimmt ausfindig machen, wo immer sie sich auch versteckt haben mag.

Der Scheuch bemerkte: „Du hast wahrscheinlich ein sehr scharfes Auge, wenn du so sicher bist, die Spur der Hexe zu erspähen. Wie aber, wenn auf den Steinen nichts zu sehen sein wird?"

Arto mußte lachen. „Wir Hunde haben einen Sinn, der es uns ermöglicht, selbst in stockfinsterer Nacht Spuren zu verfolgen. Das ist unser Spürsinn." Der Scheuch schüttelte ungläubig den Kopf. Weil das Hündchen die Spur nur dort aufnehmen konnte, wo sie begann, beschlossen die Gefährten, sich gemeinsam zur Höhle zu begeben. Tim, der das Gelände mehrmals mit dem Teppich überflogen hatte, sagte, es sei schwer passierbar, da komme der Wagen einfach nicht durch. Wie sehr es unseren Freunden auch leid tat, sie mußten ihre fahrbare Festung zurücklassen. Also zogen sie den Wagen in die Büsche und deckten ihn zur Tarnung mit Zweigen zu. Schon bei den ersten Schritten auf dem felsigen Steg zeigte es sich, daß ein Verfolgungsmarsch mit Rafalooblättern vor dem Mund viel schwerer ist, als eine Fahrt im bequemen Wohnwagen. Charlie Black war jetzt sehr zufrieden, die Kanone mit dem Vorrat an Pulver und Kugeln nicht mitgenommen zu haben - ein solcher Gedanke war ihm nämlich gekommen, und er hatte ihn verworfen. Wie hätte man auch mit so schwerem Gerät die wendige Hexe über Engpässe und Schluchten verfolgen können? Flinten hätten gleichfalls nichts genutzt, selbst wenn sie noch so groß wären, denn gegen Arachna konnte man damit ebenso wenig ausrichten wie mit Knallfröschen. Der Marsch war auch ohne Kanone nicht leicht. Noch ein Glück, daß mehr als zwei Dutzend Holzköpfe mit Lan Pirot an der Spitze mit dabei waren. Die kräftigen Holzkerle hatten den ganzen Wageninhalt - Bettzeug, Proviant und Werkzeug - auf ihre Schultern geladen, und jetzt schritten sie dem Zug voran, hielten Ausschau, suchten das Gelände nach Hinterhalten und Fallen ab und räumten große Steine aus dem Wege. In der zweiten Reihe schritten Charlie Black und Tim, der Arto auf dem Arm hielt (das Hündchen mußte seine Kräfte für den kommenden Kampf mit Arachna schonen). Ihnen folgte der Eiserne Holzfäller, der den Scheuch stützte, weil der Ärmste fortwährend taumelte und oft hinfiel, was den ganzen Zug aufhielt. Din Gior und Faramant schritten an der Seite des dicken Doktor Boril, dem die Arzneitasche wie gewöhnlich an der Hüfte baumelte. Din Gior trug den Zauberfernseher, den man den Holzköpfen nicht anvertraute, und auf der Schulter Faramants hockte die Krähe Kaggi-Karr. Das Ende des Zuges und seine Rückendeckung bildete der majestätisch stampfende eiserne Ritter Tilli-Willi. Die Luftstreitkraft der kleinen Armee repräsentierte Karfax. Er trug Ann auf dem Rücken und hielt nach allen Seiten Ausschau. Unsere Helden freuten sich ungemein, als sie die Grenze der Besitzungen Arachnas überschritten. Uber ihnen spannte sich ein blauer Himmel, den kein einziges Wölkchen trübte, ein Himmel, wie sie ihn schon lange nicht gesehen hatten. Die Sonne sandte freigebig ihre Strahlen auf sie herab, und belebende frische Luft strömte in ihre Lungen, die schon lange nicht so frei geatmet hatten. Die Menschen nahmen die Rafalooblätter, die sie schon längst satt hatten, vom Mund und beglückwünschten sich gegenseitig. Selbst die Holzköpfe jauchzten vor Freude, denn sie fühlten, daß ihre nassen Körper, die so viele Tage die Sonne entbehren mußten, schnell trocken wurden. Nur Tilli-Willi blickte verständnislos zum Himmel - er hatte in seinem kurzen Leben eine solch herrlich strahlende Sonne noch nicht gesehen. Nach mehreren Wegstunden, als es auf den Abend zuging, beschloß man, Rast zu machen und den Morgen abzuwarten, weil man nicht im Dunkeln bei der Höhle Arachnas ankommen wollte, wo vielleicht Fallen vorhanden waren. Wie herrlich war diese Nacht in der frischen warmen Luft unter den großen funkelnden Sternen am tiefblauen Himmel!

Auf seinem harten Lager ausgestreckt, betrachtete Charlie Black den Himmel. „Diese Pracht hat die verdammte Hexe dem Zauberland geraubt! Schon allein deswegen verdient sie den Tod!" sagte er. Ann, Tim und Arto verbrachten unter den flauschigen Schwingen Karfax' eine sehr angenehme Nacht. Als der Morgen graute, machte sich der bunte Zug wieder auf die Beine, und in drei Stunden erreichte er die Höhle Arachnas. Sie war leer, und auch die Zwerge waren spurlos verschwunden. Bevor man in den letzten, entscheidenden Kampf zog, wollte der Scheuch sich noch einmal die Hexe im Fernseher angucken. Man stellte den Zauberkasten auf einen flachen Stein, und alle drängten sich vor den Bildschirm. Der Scheuch sprach die Zauberworte, der Schirm leuchtete auf, und bald war auf ihm auch Arachna zu sehen. Sie stand, in ihr blaues Gewand gehüllt, geduckt zwischen wilden Felsen. Das Gesicht der Hexe war vor Wut und Angst verzerrt. Sie hielt nach allen Seiten Ausschau, und man konnte erkennen, daß sie sich fürchtete, in ihrem Schlupfwinkel entdeckt zu werden. Neben ihr lag griffbereit eine gewaltige Keule. „Oho, die liebe Person hat sich aber schwer bewaffnet!" sagte Faramant. Tilli-Willi rief: