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Das waren große Trottel, doch heute gibt es noch größere Trottel.

Es gibt eben solche und solche Trottel. Jesus wäre auf keinen Fall fähig gewesen, das Christentum zu organisieren. Er besaß kein Organisationstalent, er hatte keinen Einfluss auf die oberen Gesellschaftsschichten. Wie hätte er da eine Religion erschaffen sollen? Doch die Kreuzigung hat das alles bewirkt.

In dieser Welt funktionieren die Dinge auf seltsame Weise.

Nachdem er gekreuzigt worden war, verspürten Tausende von Menschen, die sich nie um ihn gekümmert hatten, Sympathie für ihn. Leute, die ihm nicht zugehört hätten, wenn er vorbeigekommen wäre, verspürten plötzlich Sympathie für ihn. Und das ist nur natürlich. Selbst die Juden hatten das Gefühl, dass es zu viel gewesen war. Der Mann war unschuldig ... er hatte vielleicht unverschämte Dinge gesagt, aber es war ja nur Gerede, heiße Luft und nichts dahinter. Dafür hätte man ihn nicht zu kreuzigen brauchen.

Dadurch entstand eine große Welle von Sympathie. Diese Art von Sympathie ist ein ganz natürliches Phänomen. Und die zwölf Trottel stellten fest, dass Leute, die nie auf ihren Meister gehört hatten, nun plötzlich auf sie hörten. Langsam begannen sich die Leute um sie zu sammeln. Sie schrieben die Bibel, sie gründeten die Kirche. Sie erfanden Geschichten und Wunder — und das ist einfacher, wenn die Person nicht mehr da ist. Damals waren es nur Gerüchte. Doch ein Gerücht, das von einem Ohr zum anderen geht, hat die Tendenz, immer größer zu werden, weil jeder etwas hinzufügt, es ein wenig ausschmückt. Im Verlauf von dreihundert Jahren wurde Jesus tausendmal größer, als er jemals gewesen war; inzwischen war er ein Mythos. Der wirkliche Mensch war einfach nur der Sohn eines Zimmermanns gewesen, der irgendetwas daherredete. Doch im Verlauf von dreihundert Jahren hat die Vorstellungskraft der Menschen ganze Arbeit geleistet.

Und dann kamen zweitausend Jahre lang Gelehrte, Professoren, Theologen, Philosophen — sie alle verstärkten den Mythos, sosehr sie konnten, und schrieben Jesus Worte, Bedeutungen, Philosophien und Ideologien zu, die diesem armen Kerl niemals bewusst gewesen waren.

Ich bin nicht gegen Gott oder gegen Jesus Christus – oder gegen sonst irgendjemanden.

Aber ich bin für die Wahrheit. Falls diese sich gegen irgendjemanden richtet, kann ich nichts dagegen tun.

Wenn du sagst, dass es keinen Gott gibt, bedeutet das dann, dass du ein Atheist bist?

Es gibt keinen Gott, doch das bedeutet nicht, dass ich ein Atheist bin. Ganz sicher bin ich kein Theist – ich sage ja, dass es keinen Gott gibt –, doch das bedeutet nicht, dass du zum Gegenteil springen solltest, zum Atheisten. Der Atheist sagt ebenfalls, dass es keinen Gott gibt, doch wenn ich dasselbe sage, besteht ein gewaltiger Unterschied zwischen meiner Aussage und der Aussage eines Atheisten – denn ich sage im gleichen Augenblick, dass es Göttlichkeit gibt.

Charvaka würde mir in diesem Punkt nicht zustimmen; Epikur, Marx und andere Atheisten würden mir in diesem Punkt nicht zustimmen. Gott zu leugnen bedeutet für sie, das Bewusstsein zu leugnen. Gott zu leugnen bedeutet für sie, dass die Welt nur aus Materie besteht und aus nichts weiter, und was immer an Bewusstsein erkennbar ist, entsteht für sie nur als Nebenprodukt, wenn bestimmte Aspekte der Materie zusammenkommen – es ist nur ein Nebenprodukt. Nimmt man diese Aspekte auseinander, verschwindet das Nebenprodukt.

Das ist wie mit einem Auto: Man kann die Räder wegnehmen, man kann andere Teile wegnehmen, und jedes Mal kann man fragen: »Ist das das Auto? « Wenn man die Räder wegnimmt, wird die Antwort natürlich lauten: »Nein, das ist nicht das Auto.« Kein Teil ist das Ganze. Man kann je des Teil wegnehmen, Stück für Stück, bis man alles auseinander genommen hat, und kein einziges Teil davon ist das Auto. Am Schluss kann man dann die Frage stellen: »Und wo ist nun das Auto? Wir haben es doch nicht entfernt; an keinem Punkt hieß es, dass wir das Auto entfernt hätten.«

Das »Auto« war nur die Kombination. Es besaß keine eigene Existenz, es war ein Nebenprodukt. Das ist es, was Marx meint, wenn er sagt, Bewusstsein sei ein Epiphänomen: Entfernt man den Körper, entfernt man das Gehirn, entfernt man alles, was einen Menschen ausmacht, dann wird man nichts finden, was dem Bewusstsein entspricht. Und sobald man alles entfernt hat, ist es auch nicht so, dass das Bewusstsein zurückbleibt; es war nur eine Kombination. Man hat die Kombination auseinander genommen.

Wenn ich also sage, dass es keinen Gott gibt, dann stimme ich nicht mit Marx oder Epikur überein. Ich stimme sicherlich auch nicht mit Jesus, Krishna, Moses oder Mohammed überein, wenn sie sagen, dass es einen Gott gibt, denn sie sehen Gott als eine Person.

Gott als Person ist einfach nur eure Vorstellung. Der Gott der Chinesen hat ein chinesisches Gesicht, der Gott der Afrikaner hat ein afrikanisches Gesicht, und der Gott der Juden muss natürlich eine jüdische Nase haben; es kann gar nicht anders sein. Aber das sind alles nur Projektionen. Gott eine Persönlichkeit zu geben ist eure Projektion.

Wenn ich sage, dass es keinen Gott gibt, dann meine ich damit, dass Gott keine Persönlichkeit hat. Ich sage, dass es keinen Gott gibt, doch eine gewaltige Göttlichkeit. Es ist eine unpersönliche Energie, reine Energie. Ihr eine Form aufzuzwingen ist hässlich. Ihr zwingt euch selbst dieser Energie auf.

Der christliche Gott wird in dem Augenblick verschwinden, in dem das Christentum verschwindet, die Hindu-Götter werden in dem Augenblick verschwinden, in dem der Hinduismus verschwindet. Erkennt ihr, was ich damit sagen will? Es handelt sich um eure Projektionen. Solange ihr weiter projiziert, ist euer Gott vorhanden. Wenn ihr nicht mehr projiziert, wenn der Projektor nicht mehr vorhanden ist, verschwindet euer Gott. Ich bin nicht für solche Götter, die vom winzigen menschlichen Verstand projiziert werden. Und natürlich wird der winzige menschliche Verstand Gott Qualitäten zuschreiben, die eigentlich seine eigenen Qualitäten sind.

Der Gott des Talmuds sagt: »Ich bin ein zorniger Gott. Ich bin nicht nett; ich bin nicht euer Onkel.« Das ist in einem jüdischen Kontext absolut passend, doch für einen Hindu wäre es vollkommen unmöglich, dass Gott sagt: »Ich bin ein zorniger Gott.« Zorn und Gott? – Das passt nicht zusammen. Der jüdische Gott ist zornig; er ist sehr menschlich. Und wenn man ihn nicht verehrt, wenn man sich ihm entgegenstellt, zerstört er einen. Das würde bei einem Hindu keinen Anklang finden, das wäre für ihn vollkommen unmöglich. Es würde auch einen Mohammedaner nicht ansprechen, denn der Mohammedaner betet jeden Tag: »Gott, der Barmherzige ...« Barmherzigkeit ist die essentielle Qualität, die er auf Gott projiziert. Gott kann für ihn nur Barmherzigkeit sein, nichts anderes. Mohammedaner sagen, dass es genügt, wenn man seine Sünden erkennt, denn Gott ist barmherzig. Er wird einem vergeben.

Omar Khayyam, einer der großen Dichter der persischen Literatur, sagt: »Haltet mich nicht davon ab, Wein zu trinken und Frauen zu genießen, denn Gott ist barmherzig. Sagt mir nicht, dass ich damit eine Sünde begehe; lasst mich so viele Sünden wie möglich begehen. Seine Barmherzigkeit ist größer als alle meine Sünden. Etwas aufzugeben aus Angst, dass Gott mich bestrafen könnte, würde bedeuten, nicht an seine Barmherzigkeit zu glauben.« Nun, das ist wieder eine andere Vorstellung – doch das sind alles menschliche Vorstellungen.

Wenn ich also sage, dass es keinen Gott gibt, dann sage ich, dass es keinen persönlichen Gott gibt; alles Persönliche ist menschliche Projektion. Ich möchte, dass ihr das Persönliche weglasst und Gott frei sein lässt, frei von der Sklaverei der Persönlichkeit, die ihr ihm auferlegt habt.

Ich bin kein Atheist. Das ganze Universum ist für mich erfüllt von der Energie Gottes und von nichts anderem.

Ihr müsst eines verstehen, und das ist absolut grundlegend. Die Welt besteht aus Verben, nicht aus Substantiven. Substantive sind eine menschliche Erfindung – sie sind notwendig, aber im Endeffekt nur eine menschliche Erfindung. Doch das Leben besteht aus Verben, nur aus Verben, nicht aus Substantiven und Pronomen.