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›Es geht zu langsam‹, rief er mir zu. ›Sie tun zu wenig!‹ ›Entschuldigung‹, sagte ich, ›die Zeitschrift ‘Galaxy’ erscheint heute in zehn Sprachen, der erste europäische Science-Fiction-Club ist gegründet worden, in den östlichen Ländern haben wir staatliche Unterstützung —‹

Er unterbrach mich.

›Alles zu wenig!‹ rief er. ›Wie konnte es heute zu einer Panik kommen, als fliegende Untertassen über Sydney kreisten?‹

Ich hatte nichts davon gehört, obwohl ich stets gut informiert bin. Woher wußte das der Mann?

Die Angelegenheit kam mir immer merkwürdiger vor. Mein Auftraggeber rannte hin und her, als habe er Angst. Ja, das ist das richtige Wort – Angst! Und dann erscholl das seltsame Knarren aus dem Nebenzimmer. Er lief zur Tür, trat hindurch, ohne sie einen Zoll weiter zu öffnen als notwendig. Trotzdem aber spürte ich die feuchte Hitze und den säuerlichen Geruch, der aus dem Nebenraum ins Zimmer kam. Da schlich ich mich hin und warf einen Blick durchs Schlüsselloch... ich hätte es nicht tun sollen...

Als er wiederkam, versprach ich ihm alles, was er verlangte. Ich wollte nichts als fort, und er entließ mich auch bald. Im Auto wurde mir dann schwarz vor den Augen. Mein Chauffeur hat mich wohl hierhergebracht.

Was ich im Nebenraum gesehen habe? In einem Lehnsessel saß eine Gestalt, größer als ein Mann, aber kein Mensch – sein Leib bestand aus einer weißen Masse von verschlungenen Schläuchen, die Gliedmaßen sahen wie Krebsscheren aus, und der Kopf war ein glockenförmiger Körper mit einem Saugnapf und einer Reihe glotzender Augen rundherum. Es war kein Wesen von dieser Welt...«

Der Kranke schloß die Augen. Obwohl er schwieg, zitterten seine Lippen noch immer. Aber er reagierte auf keine Frage mehr.

»Lassen wir ihn ruhn!« meinte der Oberarzt. »... typische Erschöpfungszustand nach einem nervösen Herzinfarkt. Oder, um verständlich zu reden, Managerkrankheit. Ungewöhnlich sind lediglich die Halluzinationen. Er wird nicht wieder auf den Posten kommen. Wie gut, daß sein Sohn sein Lebenswerk weiterführt! Im Getriebe der Firma ist nicht die leiseste Stockung eingetreten!«

Die Herren verließen das Krankenzimmer und wandten sich dem nächsten Patienten zu.

6

Havarie

Das Unbekannte macht uns angst, besonders das bewegliche, lebende, handelnde Unbekannte. Es ist ein gesunder Trieb, der uns fremdes scheuen läßt. Aber – und das gilt genauso für andere Instinkte – hat er heute, hat er morgen noch Berechtigung?

Der Flugkörper verlor schnell an Höhe. Immer wieder lief ein Vibrieren durch den Rumpf, und dann wurden die Kreise der Kraterwälle auf dem Bildschirm ruckweise größer.

Der Ingenieur war auf den Absprung vorbereitet. Der Fallschirm saß fest an seinem Rücken, die Zellstoffhülle mit dem Handsender, den Sauerstoffkapseln und den Energontabletten lag neben der Luke zur Schleusenkammer.

Unbewegt hockte der Ingenieur am Schalttisch, über ein abgegriffenes Foto gebeugt – das Bild seiner Mutter. Er hatte keine Eile. Der steuerlose Flugkörper konnte noch lange treiben, ehe er Bodennähe erreichte. Vielleicht eine Viertelstunde, vielleicht auch noch viel länger.

Dann streiften die Blicke des Ingenieurs zufällig den Bildschirm, und mit einem unartikulierten, erschreckten Ruf sprang er auf. In das Sichtfeld schob sich langsam ein bewegter, glitzernder Keiclass="underline" eine Wasserfläche, ein unbekanntes Meer auf diesem fremden Weltkörper. Der Ingenieur riß den Nothebel nach vorn, der ihm beide Luken der Schleusen zugleich öffnete, und ließ sich in die Tiefe fallen. Das Bündel mit den eisernen Rationen blieb im Raumschiff zurück.

Unzählige Male hatte der Ingenieur das Abspringen geübt. Er überwand den Schock der Fallbewegung und legte mechanisch die Hand an die Reißleine.

Noch befand er sich über dem Meer, das eine Hälfte des Horizonts erfüllte. Doch der Wind wehte gegen das Land, und als sich der Fallschirm geöffnet hatte, trieb er stetig gegen das Ufer zu.

Der Ingenieur konzentrierte alle Gedanken auf seine Landung. Er setzte hart auf und kappte sofort den Tragriemen. Der Fallschirm blähte sich noch einmal auf und flatterte mit den Windstößen am Boden streifend, landeinwärts.

Mühsam erhob sich der Ingenieur vom Boden. Die Anziehungskraft dieses Planeten war ungewohnt stark – sie drohte ihn in die Knie zu zwingen. Und dann durchlief ihn der Schauer einer unaussprechlichen Angst. Die Finger seiner Linken, die durch die Schutzhülle hindurch bis jetzt das Stückchen Papier der Fotografie gehalten hatten, lösten sich, und das bunte Bild flatterte zur Erde. Um ihn herum bewegten sich in langsamen, kriechenden Bewegungen mattschimmernde, kuppelförmige Gehäuse, jedes etwa zwei Meter hoch, jedes mit einem Greifer ausgerüstet, und eines dieser Dinge steuerte direkt auf ihn zu. Zwei Sekunden zögerte er, dann wandte er sich zur Flucht.

Er stolperte über glatte Krusten eines rotbraunen, glasigen Materials, das unter seinen Füßen splitterte. Er übersprang Gräben, durch die eine dampfende, schwarze Flüssigkeit träge dem Meere entgegenschlich. Er wich schulterhohen Mauerstreifen aus, die ohne ersichtlichen Zweck kreuz und quer durch das Ödland liefen.

Aber er hielt es nicht lange aus. Viel zu schwach waren die Muskeln seines an andere Schwereverhältnisse gewöhnten Körpers. Er strauchelte, raffte sich wieder auf und schleppte sich schließlich auf allen vieren weiter.

Das dunkle, fahrzeugartige Gebilde folgte ihm lautlos, nicht schnell, doch unbeirrt wie eine Maschine.

Schließlich war der Ingenieur am Ende seiner Kräfte. An eine der niederen Mauern gelehnt, sah er das Ding herankommen, näher und näher. Und dann schwenkte der Greifer aus und richtete sich auf seinen Oberkörper. Dicht vor seiner Brust hielt die metallene Zangenhand. Der Ingenieur preßte sich an die Wand und wagte nicht aufzusehen. Doch es blieb alles still. Allmählich faßte er wieder Mut und öffnete die Augen. Etwas Helles, Buntes schimmerte in der Greiferhand. Instinktiv griff er danach und willig lösten sich die Kuppen der Metallfinger. Es war das Bildchen seiner Mutter, das er zuvor achtlos hatte zu Boden fallen lassen.

Da richtete er sich aus seiner verkrampften Stellung auf und schöpfte wieder Hoffnung.

7

Der Beweis

Soweit wir zurückdenken, gab es Kriege zwischen den Menschen. Soweit wir in die Zukunft blicken, wird es Kriege geben. Weder Leid noch Vernunft können daran etwas ändern. Das einzige Mittel, das hilft, ist Gewalt. Überlegene, todbringende Gewalt.

Die Sonne hing dicht über der Hügelkette, jede noch so geringfügige Erhebung warf einen langen Schattenstrich über die Sandwüste von Chorassan. Es war vollkommen windstill, die Stimmen vom Verhandlungsplatz drangen bis an das Leinenzelt, vor dem Kai in einem einfachen Feldstuhl saß. Sein Blick verlor sich dort, wo der Himmel die Erde berührte – er hörte die Worte der beiden Oberbefehlshaber, aber er verstand sie nicht. Eine große Müdigkeit lag über seinen Zügen wie eine Schicht Staub.

Das Widerspiel von Gelb und Blau über dem Horizont wechselte zu satteren Tönen. Matt stieg ein plastischer silberner Mond am wolkenlosen Himmel empor.

Mit einem Ruck schob Kai seinen Stuhl zurück und ging ohne Eile hinüber zu den verhandelnden Gegnern. Er wartete eine Gesprächspause ab, dann fragte er: »Haben Sie sich geeinigt, meine Herren?«

»... Haltung der Gegenseite machte dies leider unmöglich«, rief der kleine bewegliche Mann in der Khakiuniform, dem man es nicht angesehen hätte, daß er der Herr über Millionen von Menschen war.

»Es liegt nicht an uns«, entgegnete der ordengeschmückte Wortführer der anderen Hemisphäre mit unbewegtem Gesicht, »doch unser Sicherheitssystem erfordert...«

Mit einer Handbewegung beendete Kai die Erklärung. »... wissen, was der Erde droht, wenn Sie sich heute nicht einigen. Ich bedaure es zutiefst, aber es bleibt mir keine andere Wahl – ich werde die Einigung mit Gewalt erzwingen. Ich gebe Ihnen vierundzwanzig Stunden Zeit, damit Sie Ihre Rüstungszentren räumen können.« Er rückte den Ärmel zurück und warf einen Blick auf seine Armbanduhr. »Merken Sie sich die Zeit, meine Herren!«